Davor Šuker

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Davor Šuker
Šuker während eines Benefizspiels (2014)
Personalia
Geburtstag 1. Januar 1968
Geburtsort OsijekSFR Jugoslawien
Größe 183 cm
Position Sturm
Junioren
Jahre Station
1982–1984 NK Osijek
Herren
Jahre Station Spiele (Tore)1
1984–1989 NK Osijek 91 (40)
1989–1991 Dinamo Zagreb 60 (34)
1991–1996 FC Sevilla 153 (76)
1996–1999 Real Madrid 86 (38)
1999–2000 FC Arsenal 22 0(8)
2000–2001 West Ham United 11 0(2)
2001–2003 TSV 1860 München 25 0(5)
Nationalmannschaft
Jahre Auswahl Spiele (Tore)
1987 Jugoslawien U20 6 0(6)
1990 Jugoslawien 2 0(1)
1990–2002 Kroatien 69 (45)
1 Angegeben sind nur Ligaspiele.

Davor Šuker [ˈdaʋɔr ˈʃukɛr] (* 1. Januar 1968 in Osijek, SFR Jugoslawien) ist ein ehemaliger kroatischer Fußballspieler und zählt zu den bekanntesten Sportlern des Landes. Bei der WM 1998 wurde der Stürmer mit sechs Treffern Torschützenkönig und hatte maßgeblichen Anteil am Dritten Platz Kroatiens. Mit Real Madrid gewann Šuker u. a. die UEFA Champions League und die spanische Meisterschaft. Vom 5. Juli 2012 bis zum 29. Juli 2021 war er Präsident des kroatischen Fußballverbands HNS.[1]

Vereinskarriere

In Kroatien

Davor Šuker wurde am 1. Januar 1968 in Osijek geboren, einer Stadt im Osten der Teilrepublik Kroatien. Er wuchs in einem vom Leistungssport geprägten Umfeld auf, denn sein Vater Tomislav war zweifacher nationaler Meister im Kugelstoßen. Im Alter von 14 Jahren trat Davor in die neu gegründete Fußballakademie des NK Osijek ein, die mittlerweile zu den führenden Talentschmieden des Landes gehört. Šuker durchlief die Jugendmannschaften, bevor er 1984/85 von Trainer Ljupko Petrović in den Profikader berufen wurde und sein Debüt in der ersten Liga feierte. Der technisch versierte Šuker entwickelte sich zu einem der hoffnungsvollsten Nachwuchsstürmer Jugoslawiens und mit 18 Saisontreffern wurde er in der Saison 1988/89 Torschützenkönig. Obwohl Šuker in vier Jahren insgesamt 40 Ligatore für den NK Osijek erzielt hatte, kam der Klub nicht über Platzierungen im Tabellen-Mittelfeld hinaus.

1989 wechselte Šuker zu Dinamo Zagreb und bildete mit dem gleichaltrigen Zvonimir Boban ein kongeniales Duo. Der Stürmer stellte seine Torgefahr unter Beweis und erzielte für Dinamo in zwei Spielzeiten 34 Ligatore. Trotzdem konnte der Klub die nationale Dominanz von Roter Stern Belgrad nicht brechen und wurde zweimal in Folge Vizemeister (1989/90, 1990/91).

In Spanien

Nach dem politischen Zerfall Jugoslawiens und dem Ausbruch des Bürgerkrieges wechselte Šuker 1991 zum FC Sevilla in die Primera División. Die Ablösesumme lag bei rund zwei Millionen D-Mark.[2] Bereits in seinem zweiten Ligaspiel am 24. November 1991 deutete Šuker seine Qualitäten als Torjäger an, als ihm gegen Real Sociedad ein Doppelpack gelang (2:2).[3] Allerdings musste er sich in seiner Premierensaison (1991/92) zunächst an den spanischen Fußball gewöhnen und die Sorge um seine Familie belastete ihn zusätzlich. Nach dem mäßigen Start, zeigte Šukers Formkurve in der folgenden Saison 1992/93 nach oben und er profitierte vom Zusammenspiel mit dem Ausnahmsfußballer Diego Maradona. Unter dem neuen Trainer Luis Aragonés explodierte Šukers Form regelrecht und er war 1993/94 mit 24 Toren hinter Romário zweitbester Torjäger der La Liga (Pichichi-Trophäe). In den beiden folgenden Spielzeiten etablierte sich der Šukerman mit 17 bzw. 16 Saisontoren als einer der torgefährlichsten Mittelstürmer Spaniens. Insgesamt liegt Šuker mit 90 Toren auf Platz sechs der ewigen Torschützenliste des Klubs, war allerdings auch ein temperamentvoller Heißsporn, der als Spieler des FC Sevilla insgesamt sechs Platzverweise erhielt (dreimal Rot, dreimal Gelb-Rot).

Durch seinen starken Auftritt während der Europameisterschaft 1996 hatte Šuker endgültig das Interesse von Real Madrid auf sich gezogen und wechselte im Juli 1996 für umgerechnet sieben Millionen D-Mark Ablöse zu den Königlichen. Gleich in seiner Premierensaison erfüllte er die Erwartungen und zeigte starke Leistungen. Gemeinsam mit Predrag Mijatović und Raúl bildete Šuker eine der besten Sturmreihen Europas. Mit 24 Treffern war der spielstarke Kroate bester Torschütze seiner Mannschaft und hatte maßgeblichen Anteil am Gewinn der Meisterschaft 1996/97. Dabei war ihm sogar dreimal ein Hattrick gelungen. Mit Real gewann Šuker am 20. Mai 1998 durch ein 1:0 über Juventus Turin die Champions League, allerdings wurde im Endspiel erst zur 89. Minute eingewechselt. Trotz einer für ihn persönlich herausragenden WM 1998, fand sich Šuker in seiner dritten Saison häufig auf der Ersatzbank wieder und brachte es lediglich auf 19 Einsätze (vier Tore).[4] Gegen Ende seiner Zeit in Madrid wurde Šuker wegen undisziplinierten Verhaltens vom Trainingsbetrieb freigestellt.[5]

In England

Nach einer enttäuschenden Spielzeit suchte er einen sportlichen Neuanfang und wechselte als Teil des Rekordtransfers von Nicolas Anelka im Gegenzug für 10,4 Millionen D-Mark von Real Madrid zum FC Arsenal.[6] Im Angriff sah er sich einem harten Konkurrenzkampf ausgesetzt und unter Trainer Arsène Wenger, der einen schnellen One-Touch-Fußball bevorzugte, war der mittlerweile 31-jährige Šuker zumeist Reservist. Arsenal belegte in der Liga den zweiten Platz und erreichte das Finale des UEFA-Pokals, unterlag jedoch Galatasaray Istanbul im Elfmeterschießen. Obwohl der eingewechselte Šuker als guter Elfmeterschütze galt, traf er nur den Pfosten.[7]

Mit seiner Rolle als Ergänzungsspieler unzufrieden, zog Šuker zur Saison 2000/01 weiter und wechselte ablösefrei zu West Ham United. Doch er spielte in den Planungen von Trainer Harry Redknapp kaum eine Rolle und kam lediglich auf 11 Einsätze (2 Tore). Anschließend wurde der Vertrag einvernehmlich aufgelöst.

In Deutschland

Der vereinslose Šuker wurde am 15. November 2001 als Neuzugang des Bundesligisten 1860 München vorgestellt und erhielt einen leistungsbezogenen Vertrag bis Saisonende.[8] Zunächst erkämpfte er sich einen Stammplatz, wurde aber vom damaligen Jungstar Benjamin Lauth aus der Startelf verdrängt. 2002/03 war Šuker endgültig eine Randfigur im Kader der Löwen und beendete im März 2003 seine aktive Karriere. Insgesamt bestritt er 25 Bundesligaspiele (5 Tore).[9]

Nationalmannschaft

Im Oktober 1987 nahm der 19-jährige Šuker mit Jugoslawiens U-20 an der Junioren-WM in Chile teil. Mit Ausnahmetalenten wie Zvonimir Boban, Robert Prosinečki oder Predrag Mijatović waren die spielstarken Jugoslawen die überragende Mannschaft des Turniers und wurden souverän Weltmeister. Šuker erzielte in sechs Partien sechs Tore und gewann den Silbernen Schuh als zweitbester Torjäger. Bei der U-21-Fußball-Europameisterschaft 1990 belegte Jugoslawien den zweiten Platz, Šuker wurde mit drei Treffern Torschützenkönig.

Als eines der hoffnungsvollsten Talente seines Landes, gehörte Šuker 1990 zum Aufgebot für die Weltmeisterschaft in Italien, kam allerdings während des Turniers nicht zum Einsatz. Anschließend bestritt er noch zwei Länderspiele für das politisch zerfallende Jugoslawien, war jedoch auch schon in einer inoffiziellen Partie für Kroatien aufgelaufen.

Bei der EM 1996 in England spielte Šuker eine herausragende Rolle. Mit starken Leistungen erreichte Kroatien das Viertelfinale, in dem man dem späteren Titelträger Deutschland unterlag. Bei der darauffolgenden WM wurde er mit sechs Treffern Torschützenkönig der Weltmeisterschaft in Frankreich. Im Viertelfinale gelang mit einem 3:0 gegen Deutschland die Revanche für die Niederlage bei der Fußball-Europameisterschaft zwei Jahre zuvor. Gegen Gastgeber Frankreich im Halbfinale ging Kroatien zwar durch Šuker in Führung, aber Frankreich gelang durch zwei Thuram-Tore doch noch der Einzug ins Finale. Am Ende wurde Kroatien Dritter. Mit der kroatischen Nationalmannschaft nahm er noch an der Fußball-Weltmeisterschaft 2002 in Südkorea und Japan teil. Eine 0:1-Niederlage gegen Mexiko beim dortigen Turnier war sein letztes Länderspiel.[10] Die Mannschaft schied aber bereits in der Vorrunde aus. 2003 beendete er seine Fußballerkarriere.

Erfolge

Titel

Auszeichnungen

Sonstiges

  • Šuker besitzt die Ausrüstungsfirma S9, die mehrere kroatische Fußballclubs und Fußballprofis ausstattet. Er eröffnete 2001 eine Fußballschule in Zagreb und setzt sich – besonders in Kroatien – für wohltätige Zwecke ein. Er leitet zwei weitere Schulen in Kroatien und eine in Cleveland, USA. Außerdem berät er ausländische Touristikfirmen in Kroatien.
  • Einige Familienmitglieder sind in Deutschland auch im Fußball aktiv. Sein Cousin Siniša Šuker ist heute Jugendtrainer bei Fortuna Düsseldorf[11] und sein Cousin Damir Šuker spielte z. B. für Rot-Weiss Frankfurt.[12]

Kontroverses

  • Nach seinem Wechsel zu Real Madrid 1996 hatte Šuker vor dem Grab des Ustascha-Führers Ante Pavelić posiert, einem beliebten Wallfahrtsort kroatischer Faschisten und sich anschließend ablichten lassen. Er wurde dabei von prominenten Mitgliedern der Zagreber Unterwelt begleitet.[13][14] Die Aufnahmen wurden erst im Jahr 2010 öffentlich bekannt.
  • Im Oktober 2011 wurde Šuker vom Münchener Landgericht zu einer Geldstrafe von 8.000 Euro wegen Unterschlagung verurteilt, was einem Tagessatz von 80 Euro entspricht. Šuker hatte auf einem Linienflug von Mailand nach London vier antike griechische Goldmünzen im Wert von 25.000 Euro in einem Ablagefach gefunden. Statt den Fund zu melden, behielt er die Münzen und schenkte sie einer Freundin aus München. Als diese bei einem Goldhändler den Wert schätzen lassen wollte, erstattete dieser Anzeige. Der Münzfachmann hatte gewusst, dass der Vorbesitzer der Münzen sein Eigentum vermisst.[15]

Karrierestatistik

Verein Liga Saison Liga Nat. Pokal Europapokal Andere Gesamt
Spiele Tore Spiele Tore Spiele Tore Spiele Tore Spiele Tore
NK Osijek Prva Liga 1985/86 10 3 - - - - - - 10 3
1986/87 26 9 - - - - - - 26 9
1987/88 29 10 - - - - - - 29 10
1988/89 26 18 - - - - - - 26 18
Gesamt 91 40 - - - - - - 91 40
Dinamo Zagreb Prva Liga 1989/90 28 12 - - - - - - 28 12
1990/91 32 22 - - - - - - 32 22
Gesamt 60 34 - - - - - - 60 34
FC Sevilla Primera División 1991/92 22 6 4 3 - - - - 26 9
1992/93 33 13 2 0 - - - - 35 13
1993/94 34 24 7 3 - - - - 41 27
1994/95 32 17 2 3 - - - - 34 20
1995/96 32 16 3 1 6 4 - - 41 21
Gesamt 153 76 18 10 6 4 - - 177 90
Real Madrid Primera División 1996/97 38 24 5 5 - - - - 43 29
1997/98 29 10 1 1 7 4 - - 37 15
1998/99 19 4 2 0 5 1 - - 26 5
Gesamt 86 38 8 6 12 5 - - 106 49
FC Arsenal Premier League 1999/00 22 8 3 0 13 2 1 1 39 11
Gesamt 22 8 3 0 13 2 1 1 39 11
West Ham United Premier League 2000/01 11 2 - - - - 2 1 13 3
Gesamt 11 2 - - - - 2 1 13 3
TSV 1860 München Bundesliga 2001/02 14 4 3 2 - - - - 17 6
2002/03 11 1 2 1 - - - - 13 2
Gesamt 25 5 5 3 - - - - 30 8
Karriere Gesamt 448 203 34 19 31 11 3 2 516 235
Commons: Davor Šuker – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. welt.de: Suker neuer Präsident des kroatischen Verbandes, 5. Juli 2012
  2. Davor Suker - Transferhistorie | Transfermarkt. In: transfermarkt.de. Abgerufen am 23. März 2024.
  3. Davor Suker - Detaillierte Leistungsdaten | Transfermarkt. In: transfermarkt.de. Abgerufen am 23. März 2024.
  4. Davor Šuker verlässt Real Madrid. In: spiegel.de. Abgerufen am 8. Juli 2024.
  5. Trainingmuffel Šuker verlässt Real Madrid. In: spiegel.de. Abgerufen am 21. August 2024 (der).
  6. Arsenal tauscht Šuker gegen Anelka. In: spiegel.de. Abgerufen am 21. August 2024.
  7. https://www.kicker.de/galatasaray-gegen-arsenal-2000-europa-league-519617/spielbericht
  8. Šuker wird ein Löwe. In: spiegel.de. Abgerufen am 21. August 2024.
  9. Matthias Arnhold: Davor Suker - Matches and Goals in Bundesliga. RSSSF.org, 12. Februar 2020, abgerufen am 19. Februar 2020.
  10. Roberto Mamrud: Davor Suker - Goals in International Matches. RSSSF.org, 12. Februar 2020, abgerufen am 19. Februar 2020.
  11. Fortunas A-Jugend-Trainer Sinisa Suker (Cousin von Ex-Weltstar Davor Suker) (Memento vom 2. Dezember 2013 im Internet Archive)
  12. Damir Suker – Eintracht Frankfurt (Memento vom 2. Dezember 2013 im Internet Archive)
  13. Osnabrücker Zeitung: Jubel von Fußballer Simunic wühlt Kroatien auf
  14. Fußball in Kroatien: Stütze für den jungen Staat von Ronny Blaschke Deutschlandfunk 27. Juni 2021
  15. Geldstrafe für Ex-Fußballstar Davor Suker, Sueddeutsche.de