Berezanskit

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Berezanskit
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1996-041[1]

IMA-Symbol

Bzk[2]

Andere Namen

russisch Березанскит

Chemische Formel KTi4+2Li3Si12O30[3][1]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Silikate und Germanate – Ringsilikate
System-Nummer nach
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VIII/E.22-125[4]

9.CM.05
63.02.01a.15
Kristallographische Daten
Kristallsystem hexagonal
Kristallklasse; Symbol dihexagonal-dipyramidal; 6/m2/m2/m[5]
Raumgruppe P6/mcc (Nr. 192)Vorlage:Raumgruppe/192[6]
Gitterparameter a = 9,898 Å; c = 14,276 Å[6]
Formeleinheiten Z = 2[6]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 2,5 bis 3[3][7]
Dichte (g/cm3) gemessen: 2,66; berechnet: 2,674[3][7]
Spaltbarkeit vollkommen nach {0001}[3][7]
Farbe farblos[3][7]
Strichfarbe weiß[3][7]
Transparenz durchsichtig[3][7]
Glanz Glasglanz[3][7]
Kristalloptik
Brechungsindizes nω = 1,635[3][7]
nε = 1,630[3][7]
Doppelbrechung δ = 0,005
Optischer Charakter einachsig negativ, selten schwach zweiachsig[3][7]
Weitere Eigenschaften
Besondere Merkmale helle, bläulich weiße Fluoreszenz unter kurzwelligem UV-Licht[3][7]

Das Mineral Berezanskit ist ein sehr selten vorkommendes Ringsilikat aus der Milaritgruppe innerhalb der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ mit der Endgliedzusammensetzung K□2Ti4+2Li3Si12O30 (□: Leerstelle). Berezanskit ist damit chemisch gesehen ein Kalium-Titan-Lithium-Silikat.

Berezanskit kristallisiert mit hexagonaler Symmetrie und entwickelt Aggregate aus farblosen, plattigen Kriställchen von unter einem Millimeter Größe mit einem glasähnlichen Glanz auf den Oberflächen.

Das Mineral bildet sich in alkalireichen Pegmatiten bei niedrigem Druck (<2 kbar) und mittleren Temperaturen um 450–500 °C.

Etymologie und Geschichte

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Entdeckt wurde Berezanskit in einem Bruchstück eines kalium- und natriumreichen Pegmatites in den Moränen des Gletschers Dara-i-Pioz im Alaigebirge in Tadschikistan. Die Analyse und Erstbeschreibung erfolgte durch L. A. Pautow (russisch Л. А. Паутов) und A. A. Agachanow (russisch А. А. Агаханов), die das neue Mineral der Milaritgruppe zuordneten es nach dem russischen Geologen Anatolija Wladimirowitscha Beresanskogo (russisch Анатолия Владимировича Березанского, Anatolyi Vladimirovich Berezanskii; * 1948) benannten, der die Region kartiert hatte.[3][7]

Pautow und Agachanow sandten ihre Untersuchungsergebnisse und den gewählten Namen 1996 zur Prüfung an die International Mineralogical Association (interne Eingangs-Nummer der IMA: 1996-041[1]), die den Berezanskit als eigenständige Mineralart anerkannte. Die ebenfalls von der IMA/CNMNC anerkannte Kurzbezeichnung (auch Mineral-Symbol) von Berezanskit lautet „Bzk“.[2]

Da der Berezanskit erst 1996 als eigenständiges Mineral anerkannt wurde, ist er in der seit 1977 veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz noch nicht verzeichnet.

Im Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. VIII/E.22-125. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort der Abteilung „Ringsilikate“, wo Berezanskit zusammen mit Agakhanovit-(Y), Almarudit, Armenit, Brannockit, Chayesit, Darapiosit, Dusmatovit, Eifelit, Emeleusit, Faizievit, Friedrichbeckeit, Klöchit, Lipuit, Merrihueit, Milarit, Oftedalit, Osumilith, Osumilith-(Mg), Poudretteit, Roedderit, Shibkovit, Sogdianit, Sugilith, Trattnerit, Yagiit und Yakovenchukit-(Y) die Gruppe „Doppelte Sechserringe [Si12O30]12− – Milarit-Osumilith-Gruppe“ mit der System-Nr. VIII/E.22 bildet (Stand 2018).[4]

Die von der IMA zuletzt 2009 aktualisierte 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Berezanskit ebenfalls in die Abteilung der „Ringsilikate (Cyclosilikate)“ ein. Diese ist weiter unterteilt nach der Struktur der Ringe, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung „[Si6O18]12−-Sechser-Doppelringe“ zu finden ist, wo es zusammen mit Almarudit, Armenit, Brannockit, Chayesit, Darapiosit, Dusmatovit, Eifelit, Friedrichbeckeit, Klöchit, Merrihueit, Milarit, Oftedalit, Osumilith, Osumilith-(Mg), Poudretteit, Roedderit, Shibkovit, Sogdianit, Sugilith, Trattnerit und Yagiit die „Milaritgruppe“ mit der System-Nr. 9.CM.05 bildet.[8]

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Berezanskit in die Klasse der „Silikate und Germanate“, dort allerdings in die bereits feiner unterteilte Abteilung der „Ringsilikate: Kondensierte Ringe“ ein. Hier ist er in der „Milarit-Osumilith-Gruppe (Milarit-Osumilith-Untergruppe)“ mit der System-Nr. 63.02.01a innerhalb der Unterabteilung „Ringsilikate: Kondensierte, 6-gliedrige Ringe“ zu finden.

Berezanskit ist das Titan-Analog von Brannockit oder Sogdianit und die empirische Zusammensetzung aus der Typlokalität ist [12](K0,98Ba0,01) [9](□1,94Na0,06) [6](Ti1,94Nb0,04Fe0,02) [4](Li2,95Al0,02) [4]Si11,99O30, wobei in den eckigen Klammern die Koordinationszahl der jeweiligen Position in der Kristallstruktur angegeben ist.[3][6]

Berezanskit bildet Mischkristalle mit Brannockit, Sogdianit und Sugilith, was sich im Ersatz von Ti4+ durch Sn4+ und Zr4+ sowie dem gekoppelten Einbau von Fe3+ und Na+ äußert.

Kristallstruktur

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Berezanskit kristallisiert mit hexagonaler Symmetrie der Raumgruppe P6/mcc (Raumgruppen-Nr. 192)Vorlage:Raumgruppe/192 und den Gitterparametern a = 9,898 Å und c = 14,276 Å sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3][6]

Der schwache, optisch zweiachsige Charakter von Berezanskit deutet auf eine möglicherweise erniedrigte Symmetrie hin.

Berezanskit ist isotyp zu Milarit, d. h., es kristallisiert mit der gleichen Struktur wie Milarit. Die 12-fach koordinierte C-Position ist voll besetzt mit Kalium (K+) und die 9-fach koordinierte B-Position ist unbesetzt. Titan (Ti4+) sowie Spuren von Niob (Nb4+) und Eisen (Fe3+) füllen die 6-fach koordinierte A-Position. Die tetraedrisch koordinierten T2-Position enthält ausschließlich Lithium (Li+). Die T1-Position, die die 6er-Doppelringe aufbaut, enthält nur Silizium (Si4+).[6]

Bildung und Fundorte

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Berezanskit bildet sich in alkalireichen, H2O-untersättigten Pegmatiten bei niedrigem Druck (<2 kbar) und Temperaturen um 450–500 °C.[9]

Bislang wurde Berezanskit nur an seiner Typlokalität, dem Gletscher Dara-i-Pioz im Alaigebirge in Tadschikistan gefunden und dokumentiert,[10] wo es in pegmatitischen Gesteinen in den Moränen vorkommt. Berezanskit tritt hier zusammen mit Quarz, Mikroklin, dem Natrium-Pyroxen Ägirin, dem Lithium-Glimmer Polylithionit, Cs-Kupletskit, einem Kettensilikat aus der Astrophyllitguppe, den 4er-Ringsilikat Hyalotekit, den 5er-Kettensilikat Tadzhikit-(Y), dem 6er-Doppelkettensilikat Zektzerit, dem Inselsilikat Stillwellit-(Ce) dem Milaritgruppenmineral Dusmatovit[3] sowie Pyrophanit sowie dem verzweigten 6er-Ringsilikat Tienshanit auf.[7]

Dieser sehr mineralreiche Fundort stellt die Typlokalität von 43 Mineralen dar (Stand 2023), davon allein 5 aus der Milaritgruppe: Berezanskit, Darapiosit, Dusmatovit, Shibkovit und Sogdianit. Weiterhin wurden hier die Milaritgruppenminerale Milarit, Osumilith, und Sugilith nachgewiesen.[9]

  • Л. А. Паутов, А. А. Агаханов: Березанскит KLi3Ti2Si12O30Новый Минерал. In: Записки Всероссийского Минералогического Общества (ЗВМО). Band 126, Nr. 4, 1997, S. 75–80 (russisch, rruff.info [PDF; 310 kB; abgerufen am 5. November 2023] englische Kurzbeschreibung: L. A. Pautov, A. A. Agakhonov: Berezanskite, KLi3Ti2Si12O30, a new mineral. In: Zapiski Vserossijskogo Mineralogicheskogo Obshchestva.).
  • Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 714.

Einzelnachweise

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  1. a b c Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2024. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2024, abgerufen am 13. August 2024 (englisch).
  2. a b Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 351 kB; abgerufen am 5. November 2023]).
  3. a b c d e f g h i j k l m n o p Л. А. Паутов, А. А. Агаханов: Березанскит KLi3Ti2Si12O30Новый Минерал. In: Записки Всероссийского Минералогического Общества (ЗВМО). Band 126, Nr. 4, 1997, S. 75–80 (russisch, rruff.info [PDF; 310 kB; abgerufen am 5. November 2023] englische Kurzbeschreibung: L. A. Pautov, A. A. Agakhonov: Berezanskite, KLi3Ti2Si12O30, a new mineral. In: Zapiski Vserossijskogo Mineralogicheskogo Obshchestva.).
  4. a b Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  5. David Barthelmy: Berezanskite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 20. September 2020 (englisch).
  6. a b c d e Frank C. Hawthorne, Elena Sokolova, L. A. Pautov, A. A. Agakhanov and V. Yu. Karpenko: Prepublication: Refinement of the crystal structure of berezanskite, Ti22K Li3(Si12O30). In: Mineralogical Magazine. Band 80, Nr. 5, 2016, doi:10.1180/minmag.2016.080.022 (englisch, Volltext online verfügbar bei researchgate.net [abgerufen am 20. September 2020]).
  7. a b c d e f g h i j k l m John Leslie Jambor, Nikolai N. Pertsev, Andrew C. Roberts: New mineral names. In: American Mineralogist. Band 83, 1998, S. 907–911 (englisch, rruff.info [PDF; 71 kB; abgerufen am 20. September 2020]).
  8. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom Original am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
  9. a b Typlokalität Dara-i-Pioz Glacier (Dara-Pioz), Districts of Republican Subordination, Tajikistan. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 10. Dezember 2019 (englisch).
  10. Fundortliste für Berezanskit beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 5. November 2023.