Loriot ist eine von 1976 bis 1978 produzierte deutsche Comedy-Fernsehserie des Senders Radio Bremen. In jeder der sechs Folgen (nummeriert mit den römischen Zahlen I–VI) wurden Sketche und Zeichentrickfilme von und mit Loriot gezeigt. Diese erlangten zum Teil Kultstatus. In den 1990er Jahren wurden die kurzen Filme in 14 Sendungen zu je 25 Minuten neu zusammengestellt, ergänzt um Werke aus anderen Fernsehsendungen mit Loriot. Im Oktober 2007 wurden die sechs Folgen in weitgehend ursprünglicher Reihung und Länge auf der DVD-Box Loriot – Die vollständige Fernsehedition herausgegeben.[2]
Mitte der 1970er Jahre entschied sich Loriot, bei Radio Bremen eine Nachfolgesendung seiner beim Süddeutschen Rundfunk entstandenen Serie Cartoon (1967–1972; Sondersendung Telecabinet, 1974)[3] zu produzieren.[4] Er folgte damit dem Ruf Dieter Ertels, des damaligen Programmdirektors bei Radio Bremen, der ihm ideal erscheinende Arbeitsbedingungen bot, und schlug Angebote anderer, größerer Fernsehsender aus.[5] Ertel, der von 1968 bis Ende 1973 Leiter des Fernsehprogrammbereichs Kultur und Gesellschaft beim SDR gewesen war,[6][7] kannte Loriot bereits von ihrer in einer Freundschaft mündenden Zusammenarbeit an Cartoon.[8] Zum Redaktionsteam der neuen Serie zählten neben Loriot der Fernsehspielchef von Radio Bremen, Jürgen Breest, und Stefan Lukschy.[4] Loriot schrieb für sämtliche Folgen die Drehbücher und führte Regie.[1]
Aus Kostengründen waren als Darsteller vor allem Schauspieler vom Bremer Theater vorgesehen.[9] Die als Loriots Komoderatorin und Hauptdarstellerin vieler Sketche agierende Evelyn Hamann durchkreuzte bei ihrem ersten Zusammentreffen Loriots Vorstellungen von der weiblichen Hauptrolle. Ihm hatte eine mittelgroße, füllige, 50-jährige, blonde, dauergewellte Hausfrau vorgeschwebt, der die schlanke, hochgewachsene und noch junge Hamann mit brünetter Mähne überhaupt nicht entsprach. Sie überzeugte Loriot jedoch durch ihre Präzision und Wandlungsfähigkeit, ihre Ruhe und ihre Stimme, die ihn sein Konzept ändern ließen.[5]
Gedreht wurde überwiegend in Bremen. So entstand der Sketch Gran Paradiso in der sich damals noch im Bau befindlichen Großwohnsiedlung Tenever in Bremen-Osterholz. Der Sketch Parkgebühren wurde am Ulrichsplatz in der Bremer Innenstadt gedreht.
Loriot führt als Moderator durch die Sendung und parodiert gemeinsam mit anderen Schauspielern Alltagssituationen in Sketchen. Daneben stehen von Loriot gezeichnete kurze Trickfilme. Als Sitzgelegenheit dient ein grünes Sofa im Biedermeierstil. In Folge V und VI agiert Evelyn Hamann als Ko-Moderatorin.
In der ursprünglichen Fassung von Folge II war zusätzlich noch der Zeichentrickfilm The Mad Baker von Ted Petok enthalten, der eigentlich bereits für die Cartoon-Reihe vorgesehen war. Bei späteren TV-Wiederholungen und Veröffentlichungen auf VHS-Kassette und DVD entfiel dieser Film, da von Loriot nur die Synchronisation stammte.[13] Anstelle dieses sechsminütigen Films um einen menschenverschlingenden Schokoladenkuchen, den Loriot als eine Frankenstein-Adaption anmoderierte, wurden später der Trickfilm Der Kunstpfeifer und der Sketch Flötenkonzert in Folge II gesendet.
Stärker als in den vorhergehenden Folgen sind die Filme von Folge VI miteinander verschränkt und folgen einer aufeinander aufbauenden Handlung.[14]
Thematisch gibt es einen weihnachtlichen Schwerpunkt entsprechend der „stillen vorweihnachtlichen Zeit, in der wir uns jetzt befinden“ (Begrüßungstext Loriots bezogen auf das Datum der Erstausstrahlung). Für die erste Wiederholung am 17. August 1979 wurde mit Evelyn Hamann eine neue Anmoderation gedreht, die humorvoll auf die Diskrepanz zwischen dem Ausstrahlungstermin und dem Thema „Weihnachten“ hinweist.[15][16] Eine 1997 neu geschnittene, gekürzte Fassung von Folge VI wird seither unter dem Titel Weihnachten bei Hoppenstedts ausgestrahlt[17] und hat sich zu einem „Weihnachtsklassiker“ entwickelt, der jährlich an Heiligabend oder den Weihnachtsfeiertagen im Ersten oder einem der Dritten Programme gesendet wird. Ebenfalls unter dem Titel Weihnachten bei Hoppenstedts wird die Fassung von 1978 (ohne das Salamo-Konzert) als eigenständige DVD[18] und als Buch[19] vertrieben.
Für Folge VI war zunächst auch der Sketch Flötenkonzert vorgesehen. Aus dramaturgischen Gründen und aufgrund begrenzter Sendezeit wurde der bereits fertiggestellte Sketch aber gestrichen und erst in der Fernsehsendung anlässlich des 60. Geburtstags von Loriot uraufgeführt.[20] Der Zeichentrickfilm Advent stammt ursprünglich aus der Serie Cartoon (Folge 11) und wurde erstmals am 7. Dezember 1969 ausgestrahlt.[21] Auch Der Familienbenutzer war in ursprünglicher Fassung erstmals am 23. Dezember 1968 in Cartoon (Folge 7) zu sehen.[22] Für Loriot VI wurde eine Neufassung erstellt.
1997 strahlte Das Erste eine vierzehnteilige, stark überarbeitete Neufassung der Serie aus, die sowohl Sketche und Trickfilme aus der Originalserie als auch aus anderen Fernsehsendungen mit Loriot enthält. Unter anderem finden sich Rückgriffe auf Cartoon und Sondersendungen zu Loriots runden Geburtstagen. Einige Filme aus der Originalserie wurden weggelassen.
↑ abVicco von Bülow in Zusammenarbeit mit Stefan Lukschy (Hrsg.): Loriot I bis Loriot VI. In: Loriot. Die Vollständige Fernsehedition. 6 DVDs, Warner Home Video 2007, Disc 3 und Disc 4 (Angaben im Abspann).
↑Stefan Lukschy (2013), Der Glückliche schlägt keine Hunde. Ein Loriot-Porträt. Berlin, Aufbau-Verlag. S. 256.
↑ abcdefgFernsehen. In: loriot.de. Loriot Design GmbH, abgerufen am 24. November 2013 (Werkverzeichnis).
↑ abStefan Lukschy (2013), Der Glückliche schlägt keine Hunde. Ein Loriot-Porträt. Berlin, Aufbau-Verlag. S. 8.
↑ abVicco von Bülow: Loriot I–VI. Begleittext zu Disc 3. In: Loriot. Die Vollständige Fernsehedition. Herausgegeben von Vicco von Bülow in Zusammenarbeit mit Stefan Lukschy. 6 DVDs, Warner Home Video 2007.
↑Dieser kurze, die Einblendung des Folgentitels begleitende Sketch ist in der Vollständigen Fernsehedition von 2007 als Teil der zweiten Serienfolge enthalten, wird jedoch nicht im Inhaltsverzeichnis gelistet. Der hier verwendete Titel stammt aus folgender Quelle: Fernsehen. In: loriot.de. Abgerufen am 29. Dezember 2013.
↑Dieser aus dem Satz „Ich liebe dich!“ bestehende Teil der „Bruno W. Pannek“-Reihe ist in der Vollständigen Fernsehedition von 2007 als Teil der zweiten Serienfolge enthalten, wird jedoch nicht im Inhaltsverzeichnis gelistet.
↑Stefan Lukschy (2013), Der Glückliche schlägt keine Hunde. Ein Loriot-Porträt. Berlin, Aufbau-Verlag. S. 70f.
↑Stefan Lukschy (2013), Der Glückliche schlägt keine Hunde. Ein Loriot-Porträt. Berlin, Aufbau-Verlag. S. 144.
↑Stefan Lukschy (2013), Der Glückliche schlägt keine Hunde. Ein Loriot-Porträt. Berlin, Aufbau-Verlag. S. 159.
↑Vicco von Bülow in Zusammenarbeit mit Stefan Lukschy (Hrsg.): Sommerliche Ansage zu Loriot VI. In: Loriot. Die Vollständige Fernsehedition. 6 DVDs, Warner Home Video 2007, Disc 4.