Don Carlos

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Don Carlos (gemalt von Alonso Sánchez Coello, 1564)
Don Carlos (gemalt von Alonso Sánchez Coello zwischen 1555 und 1559)

Don Carlos, spanisch: Carlos de Austria (* 8. Juli 1545 in Valladolid; † 24. Juli 1568 in Madrid), war Infant von Spanien aus dem Haus Österreich und als solcher von 1560 bis zu seinem Tod 1568 Fürst von Asturien.

Don Carlos war der älteste Sohn König Philipps II. von Spanien und dessen erster Gemahlin, Philipps direkter Cousine Prinzessin Maria von Portugal.

Seine Mutter starb nach den tagelangen Komplikationen bei seiner Geburt. Als ältester legitimer Sohn seines Vaters war Carlos Thronfolger von Spanien. Infolge der nahen Verwandtschaft seiner Eltern – sie waren Cousin und Cousine sowohl auf mütterlicher wie auf väterlicher Seite[1] – und seines schweren Sturzes als Jugendlicher wurde immer wieder behauptet, Carlos sei geistesgestört gewesen. Don Carlos selbst äußerte sich zu diesem Befund anlässlich seiner Verhaftung im Jahre 1568 mit den Worten: „dass er nicht verrückt sei, sondern nur verzweifelt und dies allein die Schuld seines Vaters wäre“.[2]

1560 wurde Carlos vom spanischen Adel als Thronfolger (Fürst von Asturien) anerkannt, jedoch war sein Vater äußerst skeptisch hinsichtlich der Fähigkeiten seines Erstgeborenen. Als Don Carlos siebzehn Jahre alt war, gestand er auf entsprechende Fangfragen seines Beichtvaters, dass er seinen Vater tot sehen wolle. Dieser verriet diese Aussage an Philipp II., wodurch der etwas zurückgebliebene Don Carlos noch stärker unter klerikale Aufsicht gestellt wurde. Im April 1562 fiel er eine Treppe herunter und verletzte sich schwer am Kopf, was eine lange Krankheit auslöste, die man mit exzessivem Reliquienkult zu heilen suchte.[3]

Don Carlos hegte möglicherweise im Gegensatz zu seinem Vater gewisse Sympathien für die niederländischen Aufständischen im Achtzigjährigen Krieg.[4] Andererseits hoffte er, dass der König ihn nach einer gemeinsamen Reise in die Niederlande und einer friedlichen Lösung zum neuen Statthalter der Niederlande machen würde.[5] Es kam jedoch anders: Philipp II. machte keine Reise, und als neuer Statthalter der Niederlande wurde der Feldherr Fernando Álvarez de Toledo, der dritte Herzog von Alba, ausgewählt. Don Carlos stellte sich nun gegen den König, zumal ihm auch eine Reise nach Italien und ein Besuch bei seiner Verlobten Anna von Österreich in Wien verweigert wurden. Aus Wut tötete er das Lieblingspferd seines Vaters.

Um seinen Sohn zu beruhigen, ernannte ihn Philipp zum Minister des Staatsrats, in dem Carlos anfangs engagiert mitarbeitete. Er fiel jedoch bald in sein altes, kindisches Verhalten zurück, woraufhin ihm sein Vater die Aufgabe entzog. Als Carlos in die Niederlande flüchten wollte, ließ Philipp seinen Sohn unter dramatischen Umständen gefangen nehmen[6] und plante im Januar 1568 einen Hochverratsprozess gegen ihn. In der Haft verschluckte Carlos einen Diamantring in der Absicht, sich umzubringen.[7] Zu Ostern wünschte er, die Kommunion zu erhalten, was man ihm jedoch nach ausführlichen theologischen Erörterungen verweigerte.[8] Als der Sommer kam, wurde es in der Dachkammer, in der man ihn eingesperrt hatte, unerträglich heiß, so dass Carlos den Steinboden mit Wasser besprengen ließ und barfuß ging. Außerdem trank er große Mengen Eiswasser,[9] was zu Fieber und schweren Koliken führte. Er erkrankte schwer, und als er sich dem Tode nahe fühlte, verlangte er danach, seinen Vater zu sehen, um sich mit ihm zu versöhnen. Philipp verweigerte ihm jedoch eine letzte Begegnung.[10] Der Infant starb noch vor Beginn seines Prozesses an einer Verdauungsstörung.[11] Er wurde in Kapelle 9 des Pantheon der Infanten im Real Sitio de San Lorenzo de El Escorial begraben.

Der Verdacht, Philipp II. habe seinen Sohn ermorden lassen, wurde nie bestätigt. Dem Kaiserhof in Wien kam das Ende des Don Carlos verdächtig vor, und man wollte einen Sondergesandten schicken, um sich vor Ort kundig zu machen; Philipp II. konnte nur mit ausführlichen Briefen ungute Gefühle zerstreuen.

 
 
 
 
 
Philipp I. (Kastilien) (1478–1506)
 
 
 
 
Karl V. (HRR) (1500–1558)
 
 
 
 
 
Johanna von Kastilien (1479–1555)
 
 
 
Philipp II. (Spanien) (1527–1598)
 
 
 
 
 
 
Manuel I. (Portugal) (1469–1521)
 
 
 
Isabella von Portugal (1503–1539)
 
 
 
 
 
Maria von Aragón (1482–1517)
 
 
 
Don Carlos (1545–1568)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Manuel I. (Portugal) (1469–1521)
 
 
 
Johann III. (Portugal) (1502–1557)
 
 
 
 
 
Maria von Aragón (1482–1517)
 
 
 
Maria von Portugal (1527–1545)
 
 
 
 
 
 
 
 
Philipp I. (Kastilien) (1478–1506)
 
 
 
Katharina von Kastilien (1507–1578)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Johanna von Kastilien (1479–1555)
 
 

Literarische Verarbeitung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Don Carlos in der Schiller-Galerie, Stahlstich von Johann Leonhard Raab nach Vorlage von Friedrich Pecht

Das Schicksal des Infanten wurde auch literarisch verarbeitet. Berühmt geworden ist vor allem das Drama Don Karlos (1787) von Friedrich Schiller und die auf dessen Grundlage entstandene Oper Don Carlos (1867) von Giuseppe Verdi. Das Don Carlos nachgesagte Liebesverhältnis zu seiner gleichaltrigen Stiefmutter Elisabeth von Valois ist Legende, beruht aber möglicherweise darauf, dass sie mit Don Carlos verlobt gewesen war, ehe sie Philipp II. heiratete. Dies verarbeitete Abbé de Saint-Réal in einem Roman, den Schiller dann als Vorlage für sein berühmt gewordenes Drama benutzte.

Commons: Don Carlos – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Der Vater von Philipp II., Karl V., war der Bruder von Marias Mutter Katharina, und die Mutter von Philipp II., Isabella, war die Schwester von Marias Vater Johann III.
  2. Giardini 1994, S. 204.
  3. Giardini 1994, S. 109–115.
  4. Giardini 1994, S. 174–181.
  5. Giardini 1994, S. 182.
  6. Giardini 1994, S. 202–205.
  7. Giardini 1994, S. 227.
  8. Giardini 1994, S. 228–230.
  9. Cesare 1994, S. 231.
  10. Giardini 1994, S. 234.
  11. Guy Bechtel, Jean-Claude Carrière: Lexikon der Sonderlinge, Gustav Kiepenheuer Verlag, Leipzig 2001, S. 57, ISBN 3-378-01053-3
VorgängerAmtNachfolger
Philipp von Österreich und AvisFürst von Asturien
1560–1568
Ferdinand von Österreich