Natrouranospinit

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Natrouranospinit
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

2007 s.p.[1]

IMA-Symbol

Nusp[2]

Andere Namen
  • Natrium-Uranospinit[3] (ehemaliger Name; englisch Sodium-uranospinite oder auch Sodium uranospinite)
  • Natro-Uranospinit[4]
Chemische Formel
  • Na2(UO2)2(AsO4)2·5H2O[1]
  • (Na2,Ca)[UO2|AsO4]2·5H2O[5]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Phosphate, Arsenate und Vanadate
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VII/D.20a
VII/E.02-130[4]

8.EB.15
40.02a.06.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem tetragonal
Kristallklasse; Symbol ditetragonal-dipyramidal; 4/m2/m2/m
Raumgruppe P4/nmm (Nr. 129)Vorlage:Raumgruppe/129[6]
Gitterparameter a = 7,12 Å; c = 8,61 Å[5]
Formeleinheiten Z = 1[5]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 2,5[7]
Dichte (g/cm3) gemessen: 3,846; berechnet: [3,66][7]
Spaltbarkeit vollkommen nach {001}, deutlich nach {010}[7]
Farbe gelbgrün, zitronengelb, strohgelb[7]
Strichfarbe blassgelb[4]
Transparenz durchscheinend[7]
Glanz Glasglanz, Perlglanz auf Spaltflächen[7]
Kristalloptik
Brechungsindizes nω = 1,612[8]
nε = 1,585[8]
Doppelbrechung δ = 0,027[8]
Optischer Charakter einachsig negativ
Pleochroismus schwach: X = farblos, Y = Z = gelb[8]
Weitere Eigenschaften
Besondere Merkmale leuchtend gelblichgrüne Fluoreszenz unter UV-Licht[7]

Natrouranospinit (IMA-Symbol Nusp[2]) ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ mit der idealisierten chemischen Zusammensetzung Na2(UO2)2(AsO4)2·5H2O[1] und damit chemisch gesehen ein wasserhaltiges Natrium-Uranyl-Arsenat.

Natrouranospinit kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem und entwickelt unvollkommene, faserige bis leistenförmige Kristalle bis etwa 2 cm Größe mit einem glasähnlichen Glanz auf den Oberflächen. Er findet sich aber auch in Form von auseinanderstrebenden oder unregelmäßigen Kristall- und Mineral-Aggregaten sowie krustigen Überzügen. Das Mineral ist durchscheinend und von gelbgrüner oder zitronen- bis strohgelber Farbe bei blassgelber Strichfarbe.

Etymologie und Geschichte

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Entdeckt wurde das Mineral erstmals in der Uran-Lagerstätte „Bota-Burum“ im Almaty-Gebiet in Kasachstan. Die Erstbeschreibung erfolgte 1957 durch Je. W. Koptschenowa, K. W. Skworzowa (russisch Е. В. Копченова, К. В. Скворцова, wiss. Transliteration E. V. Kopčenova, K. V. Skvorcova), die das Mineral aufgrund der nahen chemischen Verwandtschaft mit dem Uranospinit und dem dominierenden Kation Natrium als Natrium-Uranospinit (russisch Натриевый Ураноспинит) bezeichneten.

Mit der Gründung der International Mineralogical Association (IMA) 1958 und der endgültigen Festschreibung der Regeln zur Nomenklatur von Mineralnamen 1998 wurden im Laufe der Zeit viele Minerale umbenannt, die diesen Regeln nicht entsprachen. Im Fall von Natrium-Uranospinit wurde die Vorgabe, dass Mineralnamen mit aufgezeigter Verwandtschaftsbeziehung nur aus einem Wort bestehen sollten, umgesetzt und das Mineral 2008 in Natrouranospinit umbenannt.[9] Da die Änderung der Nomenklatur zahlreicher Minerale bereits 2007 in der Publikation „Neue Minerale und Mineralnamen“ angekündigt wurde (IMA 07-C[10]), wird das Mineral seitdem in der „Liste der Minerale und Mineralnamen“ der IMA unter der Summenanerkennung „IMA 2007 s.p.“ (special procedure) geführt.[1]

Das Typmaterial des Minerals wird in der Sammlung des Mineralogischen Museums, benannt nach A. J. Fersman (englisch Fersman Mineralogical Museum, FMM) in Moskau (Russland) unter der Katalog-Nummer 72124-26 aufbewahrt.[11][12]

Bereits in der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Natrouranospinit zur Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort zur Abteilung der „Wasserhaltige Phosphate, Arsenate und Vanadate mit fremden Anionen“, wo er zusammen mit Autunit, Bassetit, Fritzscheit, Heinrichit, Kahlerit, Kirchheimerit, Nováčekit, Sabugalit, Saléeit, Torbernit (ehemals Uranit), Uramphit, Uranocircit, Uranospathit, Uranospinit und Zeunerit die „Uranit-Reihe“ mit der System-Nr. VII/D.20a bildete.

Im zuletzt 2018 überarbeiteten und aktualisierten Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. VII/E.02-130. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Abteilung „Uranyl-Phosphate/Arsenate und Uranyl-Vanadate mit [UO2]2+–[PO4]/[AsO4]3− und [UO2]2+–[V2O8]6−, mit isotypen Vanadaten (Sincositreihe)“, wo Natrouranospinit zusammen mit Abernathyit, Bassetit, Chernikovit, Lehnerit, Meta-Ankoleit, Meta-Autunit, Metaheinrichit, Metakahlerit, Metakirchheimerit, Metalodèvit, Metanatroautunit, Metanováčekit, Metarauchit, Metasaléeit, Metatorbernit, Metauranocircit, Metauranospinit, Metazeunerit, Ulrichit, Uramarsit und Uramphit die „Meta-Autunit-Gruppe“ mit der System-Nr. VII/E.02 bildet.[4]

Die von der IMA zuletzt 2009 aktualisierte[13] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Natrouranospinit in die Abteilung der „Uranylphosphate und Arsenate“ ein. Diese ist weiter unterteilt nach dem Stoffmengenverhältnis vom Uranyl- (UO2) zum Phosphat, Arsenat- bzw. Vanadatkomplex (RO4), so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „UO2 : RO4 = 1 : 1“ zu finden ist, wo es zusammen mit Abernathyit, Chernikovit, Meta-Ankoleit, Trögerit, Uramarsit und Uramphit die unbenannte Gruppe 8.EB.15 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Natrouranospinit in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Wasserhaltige Phosphate etc.“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 40.02a.06 innerhalb der Unterabteilung „Wasserhaltige Phosphate etc., mit A2+(B2+)2(XO4) × x(H2O), mit (UO2)2+“ zu finden.

Kristallstruktur

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Natrouranospinit kristallisiert in der tetragonalen Raumgruppe P4/nmm (Raumgruppen-Nr. 129)Vorlage:Raumgruppe/129[6] mit den Gitterparametern a = 7,12 Å und c = 8,61 Å sowie einer Formeleinheit pro Elementarzelle.[5]

Das Mineral ist durch seinen Urangehalt von bis zu 49,98 % sehr stark radioaktiv. Unter Berücksichtigung der Mengenanteile der radioaktiven Elemente in der idealisierten Summenformel sowie der Folgezerfälle der natürlichen Zerfallsreihen wird für das Mineral eine spezifische Aktivität von etwa 89,466 kBq/g[14] angegeben (zum Vergleich: natürliches Kalium 0,0312 kBq/g). Der zitierte Wert kann je nach Mineralgehalt und Zusammensetzung der Stufen deutlich abweichen, auch sind selektive An- oder Abreicherungen der radioaktiven Zerfallsprodukte möglich und ändern die Aktivität.

Unter UV-Licht zeigt Natrouranospinit eine leuchtend gelblichgrüne Fluoreszenz, ähnlich der von neonfarbenen Textmarkern.[7]

Bildung und Fundorte

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Natrouranospinit bildet sich sekundär in der Oxidationszone von primären hydrothermalen Lagerstätten mit karbonisierten devonischen Felsit-Porphyr und tuffhaltigen Brekzien. Als Begleitminerale können unter anderem Arsenopyrit, Galenit (auch Bleiglanz), Pyrit und Uraninit (auch Pechblende) auftreten. Durch Verwitterung (Oxidation) entstanden zudem Arseniosiderit, Auripigment, Mansfieldit, Metazeunerit, Realgar, Skorodit und Trögerit.[15]

Natrouranospinit ist das am häufigsten vorkommende sekundäre Uranmineral, das gelegentlich durch Uranophan verdrängt wird.[15]

Als seltene Mineralbildung konnte Natrouranospinit nur an wenigen Orten nachgewiesen werden, wobei weltweit bisher rund 20 Vorkommen dokumentiert sind (Stand 2023).[16] Seine Typlokalität, die Uran-Lagerstätte „Bota-Burum“ im Almaty-Gebiet, ist dabei der bisher einzige bekannte Fundort in Kasachstan.

In Deutschland kennt man das Mineral bisher nur aus dem ehemaligen Uranerz-Tagebau Ellweiler im Landkreis Birkenfeld und einer Uran-Prospektion bei Schweisweiler im Donnersbergkreis.

Weitere Fundorte liegen unter anderem in Argentinien, Frankreich, im Iran, Italien, Mexiko, Polen, Russland, Spanien, Tschechien und den Vereinigten Staaten (Colorado, Utah).[16]

Vorsichtsmaßnahmen

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Aufgrund der starken Radioaktivität des Minerals sollten Mineralproben nur in staub- und strahlungsdichten Behältern, vor allem aber niemals in Wohn-, Schlaf- und Arbeitsräumen aufbewahrt werden. Ebenso sollte eine Aufnahme in den Körper (Inkorporation, Ingestion) auf jeden Fall verhindert und zur Sicherheit direkter Körperkontakt vermieden sowie beim Umgang mit dem Mineral Mundschutz und Handschuhe getragen werden.

  • Е. В. Копченова, К. В. Скворцова: Натриевый Ураноспинит (Предсмавлено академиком Д. И. Щербаковым 13 XII 1956). In: Доклады Академии наук СССР. Band 114, Nr. 3, 1957, S. 634–636 (russisch, rruff.info [PDF; 350 kB; abgerufen am 11. September 2024] englische Übersetzung: E. V. Kopchenova, K. V. Skvortsova: Sodium Uranospinite. in: Doklady Akademii Nauk SSSR).
  • Michael Fleischer: New mineral names. In: American Mineralogist. Band 43, 1958, S. 378–387 (englisch, rruff.info [PDF; 709 kB; abgerufen am 11. September 2024]).
  • Ernst A. J. Burke: Tidying up Mineral Names: an IMA-CNMNC Scheme for Suffixes, Hyphens and Diacritical marks. In: Mineralogical Record. Band 39, Nr. 2, 2008, S. 133 (englisch, rruff.info [PDF; 2,8 MB; abgerufen am 11. September 2024]).

Einzelnachweise

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  1. a b c d Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2024. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2024, abgerufen am 13. August 2024 (englisch).
  2. a b Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 351 kB; abgerufen am 21. Juni 2023]).
  3. Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1987, ISBN 3-342-00288-3, S. 650.
  4. a b c d Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  5. a b c Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 526 (englisch, als Sodium-uranospinite).
  6. a b Crystallography of Natrouranospinite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 7. September 2024 (englisch).
  7. a b c d e f g h Sodium uranospinite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 53 kB; abgerufen am 7. September 2024]).
  8. a b c d Natrouranospinite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 22. Juni 2023 (englisch).
  9. Ernst A. J. Burke: Tidying up Mineral Names: an IMA-CNMNC Scheme for Suffixes, Hyphens and Diacritical marks. In: Mineralogical Record. Band 39, Nr. 2, 2008, S. 133 (englisch, rruff.info [PDF; 2,8 MB; abgerufen am 11. September 2024]).
  10. Ernst A. J. Burke, Frédéric Hatert: New Minerals approved in 2007. Nomenclature modifications approved in 2007 by the Commission on new minerals, nomenclature and classification. International Mineralogical Association. 2007, S. 13 (englisch, cnmnc.units.it [PDF; 91 kB; abgerufen am 11. September 2024]).
  11. Catalogue of Type Mineral Specimens – N. (PDF 160 kB) Commission on Museums (IMA), 10. Februar 2021, abgerufen am 11. September 2024.
  12. Catalogue of Type Mineral Specimens – Depositories. (PDF; 311 kB) Commission on Museums (IMA), 18. Dezember 2010, abgerufen am 7. September 2024.
  13. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom Original am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
  14. David Barthelmy: Natrouranospinite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 21. Juni 2023 (englisch).
  15. a b Michael Fleischer: New mineral names. In: American Mineralogist. Band 43, 1958, S. 378–387 (englisch, rruff.info [PDF; 709 kB; abgerufen am 28. Juni 2023]).
  16. a b Fundortliste für Natrouranospinit beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 11. September 2024.