Landschaftsarchitektur

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Plan Botanischer Garten Berlin Anfang des 20. Jahrhunderts

Unter Landschaftsarchitektur versteht man das Entwerfen, die Planung und Umgestaltung von nicht bebautem Raum. Dazu gehören sämtliche Außenräume, im Wesentlichen Parks, Sportplätze und Freizeitanlagen, öffentliche Plätze und Gärten, aber auch andere Freiflächen im ländlichen und urbanen Raum. Die aktuelle Landschaftsarchitektur definiert sich selbst als ästhetisch-künstlerische Disziplin auf naturwissenschaftlich-technischer Grundlage, deren zentrales Ziel es ist, ökologisch und sozial intakte Lebensumwelten zu schaffen.

Im urbanen Zusammenhang wird mitunter der Begriff der „Freiraumplanung“ als Synonym zu „Landschaftsarchitektur in der Stadt“ verwendet. Freiraumplanung bemüht sich auf allen für den Siedlungsbereich wichtigen Ebenen der räumlichen Planung auch um ein ausgewogenes Verhältnis von Siedlungsflächen und Freiräumen. Ihre gesetzliche Aufgabe wird durch die Ziele der Raumordnung und der Bauleitplanung unter Berücksichtigung des Natur- und Umweltschutzes begründet.

Eine immer größere Bedeutung kommt auch dem Bereich der Renaturierung zu. So werden vielerorts vorherige Gewässerbegradigungen und Deichbauten zurückgebaut. Dies dient sowohl der Wiederbelebung und Bereicherung des lokalen Ökosystems als auch dem Schutz vor Überflutung in bewohnten Gebieten, was wiederum durch die Festlegung geeigneter Retentionsflächen erreicht wird.

Historisch beruht die Landschaftsarchitektur auf der städtischen Grünplanung (künstlerischer Städtebau und rationalistische Stadtplanung) und der regionalen Landschaftsentwicklung (Landesverschönerung und Landschaftsplanung).

Im Unterschied zur Architektur sind die raumbildenden Elemente der Landschaftsarchitektur Pflanzen, Beläge, Oberflächen, Hecken, Mauern etc. sowie topographische Modellierungen. Terrassierungen, neu geschaffene Rondelle zur Staffage mit Treppenaufgängen gehören ebenfalls hierzu. Landschaftsarchitektonische Räume verändern sich durch den Einsatz von dynamischer Vegetation ständig und sind im Gegensatz zu architektonischen Räumen nie „fertig“ oder in ihrer Entwicklung abgeschlossen.

Orangerie des Schlosses Versailles

Außenräume, Grün- und Freiflächen hat es seit der Antike in allen europäischen Städten gegeben. Die historischen Wurzeln der Landschaftsarchitektur sind in der Kulturgeschichte der Landschaft verankert. Die Gartenkunst, die historische Vorläuferin der Landschaftsarchitektur, entwickelte sich im Laufe ihrer Geschichte zeitweise zu einer eigenständigen, vor allem im Barock höchst angesehenen Kunstform. Beispiele historisch bedeutender Parkanlagen sind der Park von Versailles, die Parkanlage von Stourhead südwestlich von London, der Englische Garten in München, der Central Park in New York oder der Parc de la Villette in Paris, die den jeweils geltenden Gesellschafts-, Landschafts- und Naturidealen entsprechend gestaltet wurden.

Auf Veranlassung des liberal eingestellten Adels, aber auch durch die Initiative von Bürgern (Peter Joseph Lenné, 1824) entstanden erste Volksgärten und Volksparks, die der Idee des englischen Landschaftsparks folgten und vor allem ästhetisches Vergnügen bereiten sollten.

Das Stadtwachstum im Zuge der Industriellen Revolution hat das allgemeine Verständnis von Natur und Landschaft allmählich tiefgreifend verändert. Die bäuerliche Landschaft außerhalb der Städte rückte in immer größere Entfernung und konnte nicht mehr ohne Mühe und jederzeit erreicht werden. Der einseitige Nutzungsanspruch des ästhetischen Vergnügens von Grün- und Freiflächen wurde zunehmend kritisiert. Das wirkte sich sehr auf die Entwicklung der Gartenkunst- und Gartenkultur aus, denn die funktionalen Ansprüche an Landschaft und Garten veränderten sich gravierend, während künstlerische Belange zunehmend in den Hintergrund traten. Es entstanden mit einer sozialpolitischen Zielsetzung differenziert nutzbare Grün- und Freiflächen.

In die von Wagner, Stadtbaurat von Berlin, geforderte Freiflächenpolitik wurden auch Aspekte der Stadthygiene und der Stadtgliederung einbezogen. Besonders ausgeprägt ist das Anliegen der Freiraumplanung bei der von Howard entwickelten Gartenstadt-Idee zu finden (Stadtstrukturplanung).

Spätestens seit der Charta von Athen ist die Freiraumplanung als ein wichtiger Bestandteil der Stadtentwicklungsplanung prinzipiell anerkannt.

Seit Anfang des 20. Jahrhunderts ist Freiraumplanung zunächst vorrangig als ein soziales, der menschlichen Gesundheit und der Stadtgliederung dienendes Anliegen verstanden worden. Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen landschaftsstrukturelle Ziele hinzu (Grünzüge) und das Berufsbild wandelte sich zur Landschaftsarchitektur.

Landschaftsarchitektur ist historisch gesehen vor allem im deutschen Sprachraum ein relativ junger Begriff, der sich von den historischen Bezeichnungen Gartenkunst oder Gartenarchitektur unterscheidet. Der englische Gartengestalter Humphry Repton bezeichnete sich als erster als Landschaftsarchitekt („Landscape architect“).[1] Der Gartenarchitekt Frederick Law Olmsted war – so ist es der Encyclopedia of Gardens zu entnehmen – wahrscheinlich der erste, der in den USA Mitte des 19. Jahrhunderts den Begriff Landscape Architect in Zusammenhang mit seiner Arbeit am Central Park in New York prägte. Angesichts der gewaltigen Planungs- und Bauaufgabe in New York war er der Ansicht, dass „Landscape Gardening“, zu Deutsch: Landschaftsgärtnerei, den Fokus zu sehr auf den Garten beschränke. 1899 wurde folglich die ASLA, die American Society of Landscape Architects gegründet und wenige Jahrzehnte danach setzte sich der Begriff Landschaftsarchitektur auch in Europa gegen die Bezeichnung Gartenarchitektur durch. Angesichts der tiefgreifenden Veränderungen des Landschaftsbildes in den 1930er und 1940er Jahren in Europa brauchte es nach Ansicht von Experten einen neuen Beruf, der nicht nur das rein Technische des Ingenieurs, das nur Bauliche des Architekten oder das rein Gärtnerische, sondern das Gesamte, die Landschaft und deren Gestaltung überblicken sollte. Gleiches gilt auch für den außereuropäischen Bereich.[2]

Landschaftsarchitektur heute

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Aktuelle Landschaftsarchitektur in historisch-urbanem Rahmen: Promenade (Linz)

Heute wird gerade den ästhetischen Qualitäten der Lebensumwelt wieder verstärkte Bedeutung beigemessen, was sich in der aktuellen Landschaftsarchitektur deutlich widerspiegelt. Es sind zwei weitere Vertiefungsrichtungen dazugekommen, zum einen das Ziel des Naturschutzes und der Landschaftspflege, zum anderen die kommunikative Bedeutung von Grün- und Freiflächen.

Freiraumplanung hat es weiterhin schwer, sich gegen andere kommunale Politikfelder durchzusetzen, denn die im Rahmen der Freiraumplanung geschaffenen oder gesicherten Grün- und Freiflächen bringen in der Regel kein Geld ein. Es ist jedoch ein marktorientierter Sinneswandel zu verzeichnen, da attraktive Freiflächen zunehmend als „weicher“ Standortfaktor und wertsteigerndes Moment für die Entwicklung städtischer Immobilien wahrgenommen werden.[3]

In Deutschland steht die Aufwertung öffentlicher Räume in staatlichen Förderprogrammen, wie dem der Bundestransferstelle „Aktive Stadt- und Ortsteilzentren“, an erster Stelle.[4] In einigen deutschen Städten (z. B. München) binden Freiflächengestaltungssatzungen die landschaftsarchitektonische Planung in den Genehmigungsprozess von Hochbauvorhaben ein.[5] Ausgelobt vom Bund Deutscher Landschaftsarchitekten (BDLA), wird seit 1993 der Deutsche Landschaftsarchitekturpreis verliehen – seit 2011 unter Schirmherrschaft des Bundesministers für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, der beispielhafte, im deutschsprachigen Raum realisierte Projekte der Disziplin würdigt.[6]

Studium und Ausbildung

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Die geschützte Berufsbezeichnung Landschaftsarchitekt bzw. Landschaftsarchitektin dürfen nur Personen führen, die eingetragenes Mitglied einer Architektenkammer sind. Die Eintragung setzt in der Regel ein abgeschlossenes einschlägiges Hochschulstudium voraus (Abschluss: Dipl.-Ing. bzw. Master). Andere Bezeichnungen wie z. B. Freiraumplaner, Gartengestalter oder -designer sind hingegen nicht gesetzlich geschützt und sagen somit nichts über die fachliche Qualifikation des Trägers aus.

Im deutschsprachigen Raum kann Landschaftsarchitektur (in der Regel zusammen mit der zweiten Vertiefungsrichtung Landschaftsplanung) an Universitäten und Fachhochschulen studiert werden. Daneben bieten auch mehrere Architekturstudiengänge und Kunsthochschulen Vertiefungsmöglichkeiten in der Landschaftsarchitektur an.

Universitäre Studiengänge

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Bachelor
Master
  • Technische Universität Berlin[14]
  • Technische Universität Dresden[15]
  • Hochschule Geisenheim[16]
  • Leibniz Universität Hannover[17]
  • Universität Kassel[18]
  • Technische Universität München[19]
  • Universität für Bodenkultur Wien[13] (Österreich)
  • ETH Zürich[20]
Diplom
  • Technische Universität Dresden (auslaufend)[21]

Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW)

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Bachelor


Master

  • Hochschule Weihenstephan-Triesdorf[29]

Zeitschriften für Landschaftsarchitektur

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  • Anthos – Zeitschrift für Landschaftsarchitektur. Une revue pour le paysage. Ast & Fischer Verlag Bern.
  • Arch+ – Zeitschrift für Architektur und Städtebau. Arch+ Verlag Aachen.
  • Freiraum Gestalten – Magazin für Planung, Bau und Ausstattung. Verlag Eugen Ulmer Stuttgart.
  • GÄRTEN – Magazin für Gartenarchitektur. Verlag Eugen Ulmer Stuttgart.
  • Garten + Landschaft – Zeitschrift für Landschaftsarchitektur (Die Gartenkunst). Callwey verlag München.
  • Journal of landscape architecture (JoLa)[31]. Callwey Verlag München.
  • nodium. Zeitschrift des Alumni-Clubs Landschaft der TU München[32]. Eigenverlag TU München.
  • Stadt + Grün (Das Gartenamt). Patzer Verlag Hannover, Berlin.
  • Topos – The international review of landscape architecture and urban design. Callwey Verlag München.

alphabetisch nach Autoren / Herausgebern geordnet

  • Bettina von Dziembowski, Dominik von König, Udo Weilacher (Hrsg.): NEULAND. Bildende Kunst und Landschaftsarchitektur. Birkhäuser Verlag, Basel/Berlin/Boston 2007, ISBN 978-3-7643-8619-1.
  • Christophe Girot: Landschaftsarchitektur gestern und heute. Eine Kulturgeschichte. Edition Detail, München 2016, ISBN 978-3-95553-331-1.
  • Hans Loidl, Stefan Bernard: Freiräumen. Birkhäuser, Basel/Berlin/Boston 2003, ISBN 3-7643-7012-2.
  • Claus Lange: Auf der Suche nach den Wurzeln – Die Gartenarchitektur zwischen Kontinuität und Neuanfang nach 1945 in der BRD. In: Die Gartenkunst 29 (1/2017), S. 155–180.
  • Günter Mader: Freiraumplanung. Hausgärten, Grünanlagen, Stadtlandschaften. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 2004, ISBN 3-421-03448-6.
  • Martin Prominski: Landschaft Entwerfen. Zur Theorie aktueller Landschaftsarchitektur. Dietrich Reimer, Berlin 2004, ISBN 3-496-01307-9.
  • Peter Reed, Libby Hruska (Hrsg.): Groundswell. Constructing the Contemporary Landscape. Birkhäuser, Basel/Berlin/Boston 2005, ISBN 3-7643-7240-0.
  • Udo Weilacher: In Gärten. Profile aktueller europäischer Landschaftsarchitektur. Birkhäuser, Basel/Berlin/Boston 2005, ISBN 3-7643-7084-X.
  • Udo Weilacher: Zwischen Landschaftsarchitektur und Land Art. Birkhäuser, Basel/Berlin/Boston 1999, ISBN 3-7643-6120-4.
  • Peter Zöch (Hrsg.): Europäische Landschaftsarchitektur. Ausgewählte Projekte von 2000 bis heute. Callwey, München 2003, ISBN 3-7667-1655-7.
  • Juliane Feldhusen, Sebastian Feldhusen, Hg.: Mensch und Landschaftsarchitektur, JOVIS Verlag Berlin 2019, ISBN 978-3-86859-405-8
Commons: Landschaftsarchitektur – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Mary Keen 1989, The Glory of the English Garden. London, Bulfinch, 118
  2. Vgl.: Dominik Geilker: Landschaftsarchitektur in Saudi-Arabien seit den 1970er Jahren am Beispiel der Arbeiten Richard Bödekers. In: Die Gartenkunst 17 (2/2005), S. 369–386.
  3. Anne Hoffmann, Dietwald Gruehn: Bedeutung von Freiräumen und Grünflächen in deutschen Groß- und Mittelstädten für den Wert von Grundstücken und Immobilien - Kurzfassung. Hrsg.: Dietwald Gruehn. Lehrstuhl für Landschaftsökologie und Landschaftsplanung, Technische Universität Dortmund, März 2010, ISSN 1866-9883 (galk.de).
  4. Archivierte Kopie (Memento vom 6. Januar 2012 im Internet Archive)
  5. http://www.muenchen.de/rathaus/Stadtverwaltung/Referat-fuer-Stadtplanung-und-Bauordnung/Lokalbaukommission/Kundeninfo/Freiflaechengestaltungssatzung.html
  6. http://www.deutscher-landschaftsarchitektur-preis.de/
  7. Landschaftsarchitektur (B.Sc.) Technische Universität Berlin
  8. Landschaftsarchitektur (B.Sc.) Technische Universität Dresden
  9. Landschaftsarchitektur (B.Eng.) Hochschule Geisenheim. 23. Januar 2024, abgerufen am 8. März 2024.
  10. Landschaftsarchitektur und Umweltplanung (B.Sc.) Leibniz Universität Hannover
  11. Landschaftsarchitektur und Landschaftsplanung (B.Sc.) Universität Kassel (Memento vom 13. April 2010 im Internet Archive)
  12. Landschaftsarchitektur und Landschaftsplanung (B.Sc.) Technische Universität München / Weihenstephan
  13. a b Universität für Bodenkultur Wien
  14. Landschaftsarchitektur (M.Sc.) Technische Universität Berlin
  15. Landschaftsarchitektur (M.Sc.) Technische Universität Dresden
  16. Landschaftsarchitektur und Landschaftsplanung (M.Sc.) Hochschule Geisenheim. 24. November 2023, abgerufen am 8. März 2024.
  17. Landschaftsarchitektur (M.Sc.) Leibniz Universität Hannover (Memento vom 13. September 2011 im Internet Archive)
  18. Landschaftsarchitektur/Landschaftsplanung (M.Sc.) Universität Kassel (Memento vom 30. Juli 2010 im Internet Archive)
  19. (M.A.) Technische Universität München
  20. Master Landschaftsarchitektur. Abgerufen am 28. Oktober 2022.
  21. Landschaftsarchitektur (Dipl.) Technische Universität Dresden (auslaufend)
  22. Hochschule Anhalt (Memento vom 17. November 2009 im Internet Archive)
  23. Beuth Hochschule für Technik Berlin
  24. Fachhochschule Erfurt
  25. Hochschule Ostwestfalen-Lippe
  26. Hochschule Neubrandenburg
  27. Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen
  28. Fachhochschule Osnabrück
  29. a b International Master of Landscape-Architecture. In: hswt.de. Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, 2023, abgerufen am 4. Oktober 2023.
  30. HSR Hochschule für Technik Rapperswil
  31. Journal of landscape architecture (JoLa)
  32. [1]