Kreis Greifenhagen

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Der Kreis Greifenhagen war bis 1945 ein preußischer Landkreis in Pommern. Seine Kreisstadt war die Stadt Greifenhagen. Bis 1939 lag der Kreis vollständig in Hinterpommern, bevor er um ein zu Vorpommern gehörendes Gebiet westlich der Oder vergrößert wurde. Nach Einstellung der Kampfhandlungen am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde der östliche Teil des Kreisgebiets – militärische Sperrgebiete ausgenommen – seitens der sowjetischen Besatzungsmacht der Volksrepublik Polen zur Verwaltung unterstellt.

Der Kreis in seiner Ausdehnung von 1939 bis 1945 hatte eine Fläche von 1454 km². Das Kreisgebiet lag beiderseits der Oder südlich von Stettin. Der Süden war geprägt von den ertragreichen Ackerböden des Bahner Landes, und im Nordosten bestimmten die Buchen- und Kiefernwälder der Buchheide die Landschaft. Das ehemalige Randower Kreisgebiet westlich der Oder bestand aus der fruchtbaren Randower Hochfläche, begrenzt von den Sumpfgebieten des Randowgrabens. Bei Greifenhagen mündet der Fluss Thue in die Oder.

Zum Ende des Zweiten Weltkrieges gehörten zum Kreis die fünf Städte Greifenhagen (1939: 9855 Einw.), Gartz (Oder) (4158), Bahn (2587), Fiddichow (2496) und Penkun (1892) sowie 105 Landgemeinden und ein gemeindefreier Gutsbezirk.[1] Mit 36 Prozent waren die meisten Beschäftigten in der Land- und Forstwirtschaft tätig. Nennenswerte Industrie war nur in der Kreisstadt Greifenhagen ansässig.

Heute liegt der Ostteil des ehemaligen Kreises in der polnischen Woiwodschaft Westpommern. Die in Deutschland verbliebenen Teile des Kreises gehören heute zum Landkreis Vorpommern-Greifswald in Mecklenburg-Vorpommern und zum Landkreis Uckermark in Brandenburg.

Der Kreis Greifenhagen im 18. Jahrhundert
Der Kreis Greifenhagen von 1818 bis 1939
Der Kreis Greifenhagen von 1939 bis 1945
Lage in Pommern von 1939 bis 1945

Verwaltungsgeschichte

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Das Gebiet des späteren Kreises Greifenhagen gehörte seit dem 12. Jahrhundert zum Herrschaftsbereich der pommerschen Herzöge. Als Grenzgebiet zu Brandenburg waren die südlichen Bereiche lange Zeit zwischen den beiden Herrschaftsgebieten Gegenstand von Grenzkriegen. Nach dem Dreißigjährigen Krieg kam das Gebiet zu Schwedisch-Pommern und später mit dem Frieden von Stockholm von 1720 zum preußischen Herzogtum Hinterpommern. In Hinterpommern wurde 1723/24 eine Kreisreform durchgeführt.[2] Die Zahl der Kreise und zugehörigen Landräte wurde fühlbar reduziert, um die starke territoriale Zersplitterung zu verringern, die durch die komplizierten adligen Besitzstände in Hinterpommern entstanden war. Der Kreis Greifenhagen umfasste nunmehr die Städte Bahn, Fiddichow und Greifenhagen, die königlichen Ämter Fiddichow und Wildenbruch sowie eine Reihe von adligen Dörfern und Gütern.[3][4]

Durch die Provinzialbehörden-Verordnung vom 30. April 1815 wurde der Kreis Greifenhagen Teil des Regierungsbezirks Stettin in der Provinz Pommern. Bei der Kreisreform von 1818 im Regierungsbezirk Stettin wurde der Kreis Greifenhagen um Teile des Kreises Pyritz, darunter das Amt Kolbatz, vergrößert:[5][6]

Der Kreis Greifenhagen umfasste 1871 drei Städte, 80 Landgemeinden und 38 Gutsbezirke.[7] Zum 30. September 1929 fand im Kreis wie im übrigen Preußen eine Gebietsreform statt, bei der alle selbstständigen Gutsbezirke bis auf einen aufgelöst und benachbarten Landgemeinden zugeteilt wurden.

Am 15. Oktober 1939 fand im Raum Stettin eine umfassende Gebietsreform statt:

Der östliche Teil des Kreis, darunter der gesamte Altkreis von vor 1939, militärische Sperrgebiete ausgenommen, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg seitens der sowjetischen Besatzungsmacht der Volksrepublik Polen zu Verwaltung unterstellt. In der Folgezeit wurden die einheimischen Bewohner des östlichen Kreisgebiets von der polnischen Administration vertrieben.

Aus dem westlich der Oder-Neiße-Linie liegenden Gebiet, das bis 1939 zum Kreis Randow gehört hatte, wurde ein neuer Landkreis Randow gebildet, der bei der DDR-Kreisreform von 1950 endgültig aufgelöst und auf den Landkreis Angermünde, den Landkreis Pasewalk und den Landkreis Prenzlau aufgeteilt wurde.

Einwohnerentwicklung

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Jahr Einwohner Quelle
1797 16.092 [8]
1816 18.501 [9]
1846 43.811 [10]
1871 53.162 [7]
1890 50.737 [1]
1900 48.258 [1]
1910 47.827 [1]
1925 52.273 1 [11]
1933 55.281 [1]
1939 57.794 [1]
1 
davon 101.436 Evangelische, 3632 Katholiken, 957 Freikirchliche und 260 Juden

Reichstagswahl 1933

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In Hinterpommern, insbesondere in den von der Landwirtschaft geprägten Gebieten waren die Menschen konservativ eingestellt. Trotz der Nähe zur Großstadt Stettin machte der Kreis Greifenhagen keine Ausnahme. Das zeigt das Ergebnis der letzten Reichstagswahl 1933, als allerdings schon unter dem Eindruck der verstärkten Nazipropaganda die linken Parteien SPD und KPD zusammen nur 22 Prozent (deutschlandweit 31 %) der Wählerstimmen erhielten. Insgesamt sah das Wahlergebnis vom März 1933 im Kreis folgendermaßen aus:

Wahlergebnisse vom März 1933
Wahlergebnisse vom März 1933

Kommunalverfassung

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Der Kreis Greifenhagen gliederte sich in Städte, in Landgemeinden und – bis zu deren nahezu vollständiger Auflösung im Jahr 1929 – in selbstständige Gutsbezirke. Mit Einführung des preußischen Gemeindeverfassungsgesetzes vom 15. Dezember 1933 gab es ab dem 1. Januar 1934 eine einheitliche Kommunalverfassung für alle preußischen Gemeinden. Mit Einführung der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 trat zum 1. April 1935 im Deutschen Reich eine einheitliche Kommunalverfassung in Kraft, wonach die bisherigen Landgemeinden nun als Gemeinden bezeichnet wurden. Eine neue Kreisverfassung wurde nicht mehr geschaffen; es galt weiterhin die Kreisordnung für die Provinzen Ost- und Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien und Sachsen vom 19. März 1881.

Amtsbezirke, Städte und Gemeinden

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Die Landgemeinden des Kreises waren in den 1930er Jahren in 20 Amtsbezirke gegliedert.[13] Die Städte des Kreises waren amtsfrei.

Städte und Gemeinden 1939

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Vor der Gebietsreform von 1939 im Raum Stettin umfasste der Altkreis Greifenhagen drei Städte, 72 Gemeinden und einen gemeindefreien Gutsbezirk.[1] Das gesamte Gebiet lag östlich der Oder und fiel 1945 vollständig an Polen.

Gebietsreform 1939

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Am 15. Oktober 1939 kamen die zwei Städte Gartz und Penkun sowie 37 weitere Gemeinden aus dem aufgelösten Kreis Randow zum Kreis Greifenhagen hinzu. Dieses Gebiet lag westlich der Oder und gehörte historisch zu Vorpommern. Bis auf sechs Gemeinden im sogenannten Stettiner Zipfel verblieb dieses Gebiet 1945 in Deutschland.

1 
1945 zu Polen

Vor 1939 aufgelöste Gemeinden

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  • Klütz, am 1. April 1934 zu Sydowsaue

Das anlautende C wurde 1910 in den folgenden Ortsnamen ersetzt:

  • Carolinenhorst → Karolinenhorst
  • Cladow → Kladow
  • Colbatz → Kolbatz
  • Colow → Kolow
  • Cranzfelde → Kranzfelde
  • Cunow → Kunow

Der Kreis Greifenhagen wurde 1846 von der Strecke Stettin – Stargard der Berlin-Stettiner Eisenbahn-Gesellschaft nur am Nordrand gestreift >111.0<. Erst seit 1877 durchzog ihn entlang der Oder die Hauptlinie Stettin – Küstrin der Breslau-Schweidnitz-Freiburger Eisenbahn-Gesellschaft >122.0<.

Die östlich davon gelegenen Teile des Kreises wurden von den Kleinbahnstrecken der AG Greifenhagener Kreisbahnen erschlossen, an der der Kreis maßgeblich beteiligt war. Den Anfang machte 1895 die Verbindung von der Kreisstadt nach der Kleinstadt Bahn und weiter bis Wildenbruch im Süden >113.h<. Von ihr zweigte 1898 in Klein Schönfeld eine Linie nach der Nachbarkreisstadt Pyritz ab >113.h²<. Gleichzeitig erreichte eine Strecke von Finkenwalde bei Stettin die Gemeinde Neumark >113.i<. Von dort schloss man 1905 die Lücke nach Woltersdorf an der Pyritzer Linie >113.h³<.

Ferner war der Kreis durch die Fernstraße von Stettin nach Landsberg (Reichsstraße 113) erschlossen. Dazu kam die Oder als wichtige Wasserstraße. An der nördlichen Kreisgrenze verlief ab 1936 die Reichsautobahn Berlin – Stettin.

(Die Zahlen in >< beziehen sich auf das Deutsche Kursbuch 1939).

Persönlichkeiten

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  • Ortschaftsverzeichnis des Regierungs-Bezirks Stettin nach der neuen Kreis-Eintheilung vom Jahr 1817 nebst alphabetischem Register. Stettin 1817, gedruckt bei Carl Wilhelm Struck. – VII. Greifenhagensche Kreis (Volltext in der Google-Buchsuche).
  • Gustav Neumann: Geographie des Preußischen Staats. 2. Auflage, Band 2, Berlin 1874, S. 118–119, Ziffer 7 (Volltext in der Google-Buchsuche).
  • Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogthums Stettin, von Kamin und Hinterpommern; oder des Verwaltungs-Bezirks der Königl. Regierung zu Stettin. Bearbeitet von Heinrich Berghaus. Zweiten Teils dritter Band: Kreise Greifenhagen und Piritz. Anklam 1868, S. 1–396 (Volltext in der Google-Buchsuche).
  • Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Pommern und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 32–39 (Volltext in der Google-Buchsuche).
  • Königliches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Stettin: 4. Kreis Greifenhagen. Berlin 1866, S. 1–27 (Volltext in der Google-Buchsuche).
  • Karl Friedrich Kohlhoff, Friedrich Kohlkoff (Hrsg.): Heimatbuch des Kreises Greifenhagen. C. Kundler & Sohn, Greifenhagen 1925, urn:nbn:de:gbv:9-g-5274259.
  • Rose: Die Ortsnamen, insbesondere die slawischen, des Kreises Greifenhagen. In: Monatsblätter der Gesellschaft für Pommersche Geschichte und Alterthumskunde. Elfter Jahrgang, Stettin 1997, No. 10, S. 145–152 (Volltext in der Google-Buchsuche). No. 11, S. 161–174 (Volltext in der Google-Buchsuche).
  • Michael Rademacher: Kreis Greifenhagen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
Commons: Landkreis Greifenhagen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g h Michael Rademacher: Kreis Greifenhagen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  2. Denkmäler der Preußischen Staatsverwaltung im 18. Jahrhundert. Behördenorganisation und allgemeine Staatsverwaltung. In: Königliche Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Acta Borussica. Band 4. Paul Parey, Berlin 1908, Neueintheilung und Verminderung der hinterpommerschen Kreise 1723/24, S. 171 (Digitalisat).
  3. Johann Ernst Fabri: Geographie für alle Stände. Schwickertscher Verlag, Leipzig 1793, Kap. Preußisch Vorpommern, S. 439 (Digitalisat).
  4. Fritz Curschmann, Ernst Rubow: Pommersche Kreiskarte Blatt 3. Die pommerschen Kreise vor und nach 1818. In: Landesgeschichtliche Forschungsstelle der Provinz Pommern (Hrsg.): Historischer Atlas von Pommern. 1935 (Digitalisat).
  5. Amtsblatt der Königlichen Preußischen Regierung zu Stettin: Verordnung zur neuen Kreiseintheilung vom 18. Januar 1816. Nr. 12, 1816, S. 42 (Digitalisat [abgerufen am 2. Februar 2017]).
  6. Ortschafts-Verzeichniß des Regierungs-Bezirks Stettin nach der neuen Kreis-Eintheilung. ca. 1818. Struck, Stettin (Digitalisat).
  7. a b Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Pommern und ihre Bevölkerung 1871
  8. Georg Hassel: Statistischer Umriss der sämtlichen europäischen Staaten. Die statistische Ansicht und Specialstatistik von Mitteleuropa. Vieweg, Braunschweig 1805, S. 44 (Digitalisat).
  9. Christian Gottfried Daniel Stein: Handbuch der Geographie und Statistik des preußischen Staats. Vossische Buchhandlung, Berlin 1819, Der Regierungsbezirk Stettin, S. 225 (Digitalisat [abgerufen am 5. Mai 2016]).
  10. Königliches Statistisches Bureau (Hrsg.): Mittheilungen des Statistischen Bureau's in Berlin, Band 2. Einwohnerzahlen der Kreise. S. 315 (Digitalisat).
  11. Statistisches Landesamt (Hrsg.): Gemeindelexikon für den Freistaat Preußen. Provinz Pommern. Nach dem endgültigen Ergebnis der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und anderen amtlichen Quellen unter Zugrundelegung des Gebietsstandes vom 1. Oktober 1932. Berlin 1932, S. XXVIII.
  12. Heimatkreis Greifenhagen: Kreisgeschichte
  13. Informationssystem Pommern: Kreis Greifenhagen (Memento vom 14. Januar 2013 im Internet Archive)