Nackenheim

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Wappen Deutschlandkarte
Nackenheim
Deutschlandkarte, Position der Ortsgemeinde Nackenheim hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 49° 55′ N, 8° 20′ OKoordinaten: 49° 55′ N, 8° 20′ O
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Landkreis: Mainz-Bingen
Verbandsgemeinde: Bodenheim
Höhe: 84 m ü. NHN
Fläche: 8,62 km2
Einwohner: 5650 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 655 Einwohner je km2
Postleitzahl: 55299
Vorwahl: 06135
Kfz-Kennzeichen: MZ, BIN
Gemeindeschlüssel: 07 3 39 039
Adresse der Verbandsverwaltung: Am Dollesplatz 1
55294 Bodenheim
Website: www.nackenheim.de
Ortsbürgermeister: René Adler (FWG)
Lage der Ortsgemeinde Nackenheim im Landkreis Mainz-Bingen
KarteBreitscheid (Hunsrück)BacharachManubachOberdiebachOberheimbachNiederheimbachWeiler bei BingenTrechtingshausenWaldalgesheimMünster-SarmsheimBingen am RheinIngelheim am RheinBudenheimGrolsheimGensingenHorrweilerAspisheimWelgesheimZotzenheimBadenheimSprendlingenSankt Johann (Rheinhessen)Wolfsheim (Gemeinde)OckenheimGau-AlgesheimAppenheimNieder-HilbersheimBubenheim (Rheinhessen)Ober-HilbersheimEngelstadtSchwabenheim an der SelzJugenheim in RheinhessenStadecken-ElsheimEssenheimOber-OlmKlein-WinternheimNieder-OlmSörgenlochZornheimBodenheimGau-BischofsheimHarxheimNackenheimLörzweilerMommenheim (Rheinhessen)HahnheimSelzenNiersteinOppenheimDienheimDexheimDalheim (Rheinhessen)KöngernheimFriesenheim (Rheinhessen)UndenheimUelversheimUelversheimLudwigshöheGuntersblumWeinolsheimDolgesheimEimsheimHillesheim (Rheinhessen)WintersheimDorn-DürkheimRhein-Lahn-KreisHessenMainzRhein-Hunsrück-KreisLandkreis Bad KreuznachDonnersbergkreisLandkreis Alzey-Worms
Karte
Luftaufnahme von Nackenheim

Nackenheim ist eine Ortsgemeinde und ein Weinbauort in Rheinhessen im Landkreis Mainz-Bingen und liegt ca. 10 Kilometer südlich von Mainz. Nackenheim ist die einzige Ortsgemeinde in der Verbandsgemeinde Bodenheim, die direkt am linken Ufer des Rheins liegt. Nackenheim ist gemäß Landesplanung als Grundzentrum ausgewiesen.[2]

DLRG-Anlandungsstelle auf der Insel Kisselwörth

Nackenheim ist eine zwischen Rebhügeln und dem Rhein gelegene Gemeinde, deren Weinberge vor mehr als 1.200 Jahren erstmals urkundlich erwähnt wurden. Die Inseln Kisselwörth (35 ha) und Sändchen trennen Nackenheim vom Rheinhauptstrom. Zwischen dem bewohnten Gebiet von Nackenheim und diesen beiden Inseln befindet sich der Nebenarm Mühlarm. Die beiden Binneninseln stehen unter Naturschutz und gehören zum FFH-Gebiet Rheinauen. Früher wurde das Gebiet landwirtschaftlich genutzt, heute befinden sich dort Streuobstwiesen. Im Zuge der Rheinbegradigung vergrößerte man die Inseln Kisselwörth und Sändchen durch Uferaufschüttungen und Stromleitwerke[3].

Nachbargemeinden

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nackenheim grenzt an die Gemeinden Bodenheim, Nierstein und Lörzweiler in Rheinland-Pfalz sowie Trebur in Hessen auf der anderen Rheinseite.

Zeittafel
2200 v. Chr. Jungsteinzeitliches Dorf der Rössener Kultur in der Fruchtgewann der Nackenheimer Gemarkung
1200 v. Chr. Urnenfelderfriedhof auf dem Oppenheimer Berg bezeugt bronzezeitliche Besiedlung der Gemarkung
600 v. Chr. In der älteren Eisenzeit bestand eine Siedlung der Hallstattkultur auf dem Vogelsreich
250 n. Chr. Römische Gutshöfe (villae rusticae) in den Fluren des Rudelheck und Thierhäupter
580 n. Chr. Fränkische Grabfunde aus diesen Jahren An der Heidenpforte bestätigen die Gründung des Dorfes im unteren Tal des Eichelbaches
630 n. Chr. Das fränkische Dorf scheidet durch königliche Schenkung aus dem Reichsgut und gelangt in den Besitz des Bistums Köln
Anfang 8. Jahrh. Der Kölner Erzbischof schenkt dem neu entstandenen St. Gereons-Stift seinen Nackenheimer Besitz
772 n. Chr. Erste urkundliche Erwähnung zwischen Oktober 771 und Oktober 772 mit einer Schenkung von Teudald und seiner Gemahlin Runtrud über vier Weinberge in Nackenheim an das Kloster Lorsch, (Urkunde 1448).
1024 n. Chr. Wahl Kaiser Konrads II. auf dem Königsstuhl
1100 n. Chr. Sunsweiler und Albisheim sind – später untergegangene – Weiler in der Nakheimer Mark.
1258 n. Chr. "Nachenn" geht vom Kölner St.-Gereons-Stift an das Mainzer St.-Stephans-Stift über
14. bis 16. Jahrh. Aus dem ortsansässigen Rittergeschlecht von Nackheim gingen bedeutende Priester hervor (Godefried von Nacknheim, Vikar von St. Stephan, Herbord von Nackheim, Kantor des Deutschen Ordens in Mainz)
1615 Nackenheim wird dem Mainzer Kurfürsten unterstellt
1714 In einem Vertrag zwischen Kurmainz und Kurpfalz wird der Verlauf der Mainzer Staatsgrenze südlich von Nackenheim festgelegt. In Nackenheim gibt es eine Zollstation. (Das Zollhaus auf dem Prof. Pierplatz stand bis 1938)
1792/1793 Die Bevölkerung leistet in der Nackenheimer Revolution den französischen Bürgereid
1816 Nackenheim kommt an das Großherzogtum Hessen. Die zwölf rechtsrheinischen Auen gehen verloren

Der Name Nackenheim

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Herkunft des Namens Nackenheim ist ungeklärt. Einer Theorie zufolge soll der Name von einem Häuptling mit dem Namen Nacho abgeleitet worden sein, also „Heim des Nacho“ bedeuten. Eine andere Hypothese besagt, dass der Name von der Lage Nackenheims im „Nacken des Berges“ abzuleiten ist. Beide Theorien sind bislang unbestätigt.

Bevölkerungsentwicklung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Entwicklung der Einwohnerzahl von Nackenheim; die Werte von 1871 bis 1987 beruhen auf Volkszählungen:[1][2]

Einwohnerentwicklung von Nackenheim von 1815 bis 2017 nach nebenstehender Tabelle
Jahr Einwohner
1815 826
1835 1.580
1871 1.295
1905 1.669
1939 2.215
1950 2.627
1961 2.759
Jahr Einwohner
1970 3.218
1987 3.891
1997 4.928
2005 5.024
2017 5.760
2022 5.686

Der Gemeinderat in Nackenheim besteht aus 22 Ratsmitgliedern, die bei der Kommunalwahl am 9. Juni 2024 in einer personalisierten Verhältniswahl gewählt wurden, und dem ehrenamtlichen Ortsbürgermeister als Vorsitzender.

Die Sitzverteilung im Gemeinderat:

Wahl SPD CDU FDP FWG Gesamt
2024 4 5 13 22 Sitze[4]
2019 3 9 2 8 22 Sitze[5]
2014 7 9 1 5 22 Sitze[6]
2009 8 9 1 4 22 Sitze
2004 8 10 0 4 22 Sitze
  • FWG = Freie Wählergruppe Nackenheim e. V.

Ortsbürgermeister von Nackenheim ist René Adler (FWG). Bei der Stichwahl am 16. Juni 2019 konnte er sich mit einem Stimmenanteil von 56,0 % gegen die bisherige Amtsinhaberin Margit Grub (CDU) durchsetzen.[7] Bei der Direktwahl am 9. Juni 2024 wurde er ohne Gegenkandidat mit einem Stimmenanteil von 90,2 % für weitere fünf Jahre in seinem Amt bestätigt.[8]

Folgende Personen waren ab 1948[9] Ortsbürgermeister:

  • Paul Lenz, 1948 – 1957
  • Richard Bauer, 1957 – 1968
  • Günter Ollig (SPD[10]), 1968 – 1974
  • Wilhelm Wöll (CDU[11]), 1974 – 1979
  • Günter Ollig (SPD), 1979 – 1994
  • Bardo Kraus (CDU[12]), 1994 – 2009
  • Heinz Hassemer (CDU[13]), 2009 – 2014
  • Margit Grub (CDU), 2014 – 2019
  • René Adler (FWG), seit 2019
Wappen von Nackenheim
Wappen von Nackenheim
Blasonierung: „Von Schwarz und Rot durch silberne Leiste geteilt, oben ein silberner Reichsapfel mit silbernem Kreuz, unten ein sechsspeichiges silbernes Rad.“

In einem Gutachten vom 25. Mai 1984 führt Oberarchivrat Karl-Heinz Debus vom Landesarchiv Speyer unter anderem folgendes aus:

„Über dem Rathauseingang von Nackenheim befindet sich ein Wappenstein, der von dem vorliegenden Wappen in folgenden Einzelheiten abweicht: Statt des Kreuzes ziert ein Haken mit spitzem Winkel den Reichsapfel und das Rad ist achtspeichig. … Der Schlussstein über dem Rathauseingang bringt, sicherlich in unbewußter Umwandlung, das stets sechsspeichige Mainzer Rad, denn nur um dieses kann es sich handeln, mit acht Speichen. Zum anderen war die Deutung des Reichsapfels unklar. Demandt-Renkhoff (Hessisches Ortswappenbuch, 1956, S. 124 f) legen dar, dass das Mainzer Rad ursprünglich Siegeldarstellungen mit der Steinigung des heiligen Stephanus – Hinweis auf das Mainzer Stephansstift als Patronatsherren der Nackenheimer Gereonskirche – verdrängte. Ebenso erfuhr das der Steinigung Stephans beigefügte Ortszeichen, das zunächst mehr einem Sester glich, immer mehr eine Umwandlung zu einem Reichsapfel hin, weshalb diese Form im nunmehrigen Ortswappen verwandt wird. Die von Demandt-Renkhoff vorgeschlagenen, nunmehr auch verbreiteten Farben Schwarz und Rot, wurden beibehalten, allerdings aus heraldischen Gründen und in Anlehnung an den schon mehrfach genannten Schlussstein mit einer Leiste versehen, deren silberne Farbe in Verbindung mit dem Rot der unteren Schildhälfte auf das Erzstift Mainz verweist. Das Wappen ist historisch wohl begründet und heraldisch einwandfrei; seine Genehmigung wird empfohlen.“

Gemeindepartnerschaft

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Französische Partnergemeinde ist Pommard, Département Côte-d’Or, Region Bourgogne-Franche-Comté; sie ist regelmäßig mit einem Weinstand auf dem jährlichen Weinfest vertreten.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Das Rathaus, ein spätbarocker Walmdachbau

Siehe auch: Liste der Kulturdenkmäler in Nackenheim

Das Rathaus von Nackenheim stammt von 1751. Der spätbarocke Krüppelwalmdachbau gilt als eines der schönsten Fachwerkhäuser in Rheinhessen. An der Fassade befindet sich eine Büste des aus Nackenheim stammenden Schriftstellers Carl Zuckmayer (1896–1977).

Pfarrkirche St. Gereon

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Pfarrkirche St. Gereon

Die katholische Pfarrkirche St. Gereon prägt das Ortsbild; sie wurde von 1716 bis 1731 erbaut und 1901 nach Westen erweitert. Der Glockenturm stammt von 1911. Im Innern sind der Hochaltar aus dem Mainzer Dom von 1697, die von Nikolaus Binterim geschnitzten Figuren von 1770, das Orgelgehäuse von 1739 und die einzigen Seccowandmalereien aus dem 18. Jh. im Bistum Mainz erwähnenswert.

Weitere Bauwerke

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Zehnthof des Mainzer St. Stephansstifts
  • Der Zehnthof des Mainzer St. Stephansstifts wurde um 1710 erbaut. Der stattliche barocke Krüppelwalmdachbau in der Langgasse 3 wurde teilweise mit Fachwerk errichtet und ist straßenbildprägend.
  • Direkt daneben befindet sich der Hof des Mainzer Reichklaraklosters, ein barockes Fachwerkhaus, das ebenfalls aus dem frühen 18. Jahrhundert stammt.
  • Die Bergkapelle wurde um 1616 südlich des Ortes als Wegekapelle inmitten der Weinberge erbaut, aber in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts komplett neugestaltet.

Regelmäßige Veranstaltungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Fastnachtssitzungen des Carneval-Verein Entenbrüder und der Katholischen Jugend Nackenheim. Am Fastnachtsdienstag Umzug durch die Ortsstraßen
  • Prozession mit Johannisfeuer am Rhein zu Ehren von Johannes Nepomuk
  • Rothenberglauf der TuS 06 Nackenheim im April (drei Wochen vor dem Gutenberg-Marathon in Mainz)
  • Wandertag der TuS 06 Nackenheim im April
  • Pfarrfest an Fronleichnam
  • Tag der offenen Tür der Freiwilligen Feuerwehr am letzten Wochenende im Juni
  • Inselfest der DLRG Ortsgruppe-Nackenheim e. V. am vorletzten Wochenende im Juli
  • Weinfest am letzten Wochenende im Juli
  • Kirchweihfest am vierten Sonntag im September
  • Freilicht-Theateraufführungen der Carl-Zuckmayer-Gesellschaft im Sommer
  • Backfischfest des Angelsportvereins am idyllischen Angelweiher
  • Stiftungsfest der TuS 06 Nackenheim am ersten Adventssonntag
  • Adventsmarkt am zweiten Adventswochenende
Weingut Gunderloch

Wirtschaft und Infrastruktur

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Weingut Gunderloch ist Mitglied des Verbandes Deutscher Prädikatsweingüter (VDP).

Das Gymnasium Nackenheim
Der Nackenheimer Bahnhof an der Bahnstrecke Mainz–Mannheim
Der fröhliche Weinberg in Nackenheim

Persönlichkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Söhne und Töchter der Gemeinde

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Erinnerung an Carl Zuckmayer

Persönlichkeiten, die am Ort gewirkt haben

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Christine Darmstadt war eine sehr bekannte Hebamme zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs und bis in die 1950er Jahre hinein. Ihr Haus steht am Fuße der Christine-Darmstadt-Straße, welche zum Neubaugebiet „Am Sprunk“ führt. Sie wurde in den 1960er Jahren zur Nackenheimer Ehrenbürgerin ernannt.
  • Carl Zuckmayer (1864–1947), Unternehmer
  • Hanna-Renate Laurien (1928–2010), deutsche Politikerin (CDU), ehemalige Kultusministerin des Landes Rheinland-Pfalz sowie ehemalige Präsidentin des Abgeordnetenhauses von Berlin, lebte in den 1970er Jahren in Nackenheim.
  • Marianne Grosse (* 1962), deutsche Politikerin (SPD), Dezernentin für Bauen, Denkmalpflege und Kultur der Landeshauptstadt Mainz, lebt in Nackenheim.
Commons: Nackenheim – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Bevölkerungsstand 31. Dezember 2023, Landkreise, Gemeinden, Verbandsgemeinden (Hilfe dazu).
  2. a b Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Regionaldaten
  3. webpräsentation Kisselwörth
  4. Nackenheim, Gemeinderatswahl 09.06.2024. In: Kommunalwahlergebnisse Nackenheim. Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz, abgerufen am 7. Juli 2024.
  5. Wahlergebnis Gemeinderat Nackenheim 2019
  6. Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Kommunalwahl 2014, Stadt- und Gemeinderatswahlen
  7. Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Direktwahlen 2019. siehe Bodenheim, Verbandsgemeinde, fünfte Ergebniszeile. Abgerufen am 29. September 2019.
  8. Nackenheim, Ortsbürgermeisterwahl (Gemeinde) 09.06.2024. In: Kommunalwahlergebnisse Nackenheim. Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz, abgerufen am 7. Juli 2024.
  9. Altbürgermeister, nackenheim.de, abgerufen am 31. März 2020
  10. Amtsblatt Sonderausgabe 40 Jahre VG Bodenheim, Seite 8
  11. Amtsblatt Sonderausgabe 40 Jahre VG Bodenheim, Seite 8
  12. Bardo Kraus auf der Seite der CDU Nackenheim
  13. Heinz Hassemer auf der Seite der CDU Nackenheim
  14. http://w.gymnasium-nackenheim.de/ gymnasium-nackenheim.de
  15. Fahrplan der Linie 662, Webseite des RNN