Pelztierfarm

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Nerzfarm in Wisconsin
Stallung einer ehemaligen deutschen Nerzfarm
Züchterin mit Nerzwelpen

Eine Pelztierfarm ist ein Betrieb der Pelzbranche, der Pelztiere zum Zwecke der Fellgewinnung zur Herstellung von Pelzbekleidung und anderen Fellprodukten züchtet. Pelztierfarmen verstehen sich selbst als landwirtschaftlicher Nutztierhalter. Vorwiegend Nerze, aber auch Füchse, Marderhunde, Iltisse, Kaninchen und Chinchillas werden gezüchtet.

Vorschriften in Deutschland

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Ein „Gutachten zur tiergerechten Haltung und Tötung von Pelztieren“ von 1986 und die Empfehlung des Europarates von 1999 gingen in nationales Recht ein. Sie enthielten Empfehlungen bezüglich Behausung, Farmhaltung, Gesundheitsuntersuchung, Forschung, Tötungsmethoden und Ausrüstung; sie sprachen sich gegen Substanzen aus, welche die Tiere schädigen könnten[1].

Haltung und Züchtung dort[2] definierter Pelztierarten oder ihrer Nachzuchten zur Erzeugung von Häuten oder Fellen oder zu sonstigen landwirtschaftlichen Zwecken regelt seit 2017 besonders das Tiererzeugnisse-Handels-Verbotsgesetz über die allgemeinen Anforderungen des Tierschutzgesetzes hinaus. Es ist grundsätzlich verboten, sofern vorher keine behördliche, auf zehn Jahre befristete Erlaubnis erteilt wurde. Strengere Regelungen versuchte die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung, die das Bundesverfassungsgericht jedoch als grundgesetzwidrig erkannt hatte. Der Begriff „Pelztierfarm“ fand und findet sich in den Regelungen allerdings nicht.

Vertreten werden die Pelztierzüchter in 16 Ländern durch den europäischen Pelztierzüchterverband (EFBA).[3]

In den USA gab es laut dem Deutschen Tierschutzbund rund 670 Pelztierfarmen, in der EU zirka 6000 (Stand 2008). In Deutschland gab es 2007 30 Farmen, zehn Jahre später nur noch sieben. Seit 2019 gibt es keine Nerzfarm mehr in Deutschland.[4] Dänemark, Europas größter Nerzproduzent, verzeichnete 2100 Farmen (Stand 2003), Finnland 1700, Norwegen 600 und Schweden 140. 58 % des weltweiten Nerzfellangebots kam 2007 aus europäischen Farmen, mit einem Wert von rd. 1,5 Milliarden Euro. Wichtigster Abnehmer der europäischen Felle ist China (weltweit zweitgrößter Nerzfelllieferant).[5]

Hier die Entwicklung für das Pelzland Kanada 1930 bis 1985:[6]

Jahr Nerzfelle Farmen Fuchsfelle Farmen
1930 3.284 793 64.098 5.070
1940 229.202 3.284 190.198 6.282
1950 589.352 2.557 63.062 985
1960 1.203.853 1.616 2.034 76
1970 1.499.211 837 1.305 45
1980 1.213.684 621 10.348 377
1985 1.422.084 596 53.998 938
2009[7] 2.500.000 820.000

Von der im Jahr 2020 aufgetretenen COVID-19-Pandemie waren auch verschiedene europäische und zwei amerikanische Nerzfarmen betroffen. Einzelne Farmmitarbeiter und die Tiere waren infiziert. Die Tiere der europäischen Farmen wurden daraufhin zumeist vorsorglich getötet.[8][9] Im niederländischen Parlament wurden am 23. Juni 2020 einige Anträge gestellt, die einen Stopp der Wiederinbetriebnahme der betroffenen Nerzfarmen vorsahen, die Aufrechterhaltung eines Transportverbotes für Nerze solange eine Infektionsgefahr besteht sowie einen Entschädigungsplan für die Nerzzüchter, damit der Ausstieg aus der Nerzhaltung schon zu Ende des Jahres 2020 und nicht erst, wie bereits beschlossen, 2024 vollzogen werden kann.[10][11][12] Im September 2020 haben die Regierungen in Polen und Frankreich angekündigt, Pelzfarmen verbieten zu wollen.[13] In Dänemark erklärte der sozialdemokratische Landwirtschaftsminister Mogens Jensen, die Nerzindustrie im Land sei nun zwar de facto für mehrere Jahre stillgelegt, werde aber nicht verboten. Die bürgerlichen Parteien unterstützen dies, womit es im Parlament keine Mehrheit für ein Verbot gibt.

Werbung für die Beteiligung an der Edelpelztierzüchtung als Kapitalanlage (1933)

Tierrechtler fordern seit längerer Zeit ein weltweites Verbot von Pelztierfarmen. Unter anderem mit der Begründung, dass für den Menschen keinerlei Notwendigkeit mehr bestehe, Pelze zu tragen (und einhergehend Tiere dafür zu töten), da mittlerweile hochwertige Webpelz-Artikel („Fake-Fur“) produziert werden. Dass Menschen Pelz aus reinen Prestigegründen tragen und eben hierfür Lebewesen sterben müssten, findet indes ebenfalls Eingang in die Argumentation der Tierschützer.

Ferner wird bemängelt, dass Tiere in Käfigen gehalten werden, die um ein Vielfaches kleiner sind als die natürlichen Streifgebiete der Tiere. Bei Nerzen zum Beispiel etwa um das Zehnmillionenfache.[14] In freier Natur würden Nerze, Marderhunde und Füchse ihren Artgenossen weiträumig aus dem Weg gehen und große Reviere für sich beanspruchen, laufen, klettern, schwimmen und sich mit der Nahrungssuche beschäftigen. Auf Pelztierfarmen wurden in der Vergangenheit oft Bedingungen festgestellt, bei denen die Tiere eng gedrängt bis zu ihrem Tod in ihrem Käfig dahin vegetieren mussten. Viele Tierrechtsorganisationen, wie unter anderem ARIWA und PETA, kritisieren die Pelzzucht.[15]

Im Mai 2022 wurde eine europäische Bürgerinitiative gestartet, die das Verbot von Pelztierfarmen und das Verbot von Zuchttier-Pelzen auf dem europäischen Markt zum Ziel hat. Anfang Dezember wurde das Quorum von einer Million Unterschriften erreicht, damit muss sich die Europäische Kommission mit der Initiative befassen.[16]

Commons: Pelztierfarm – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Vorschriften zur Pelztierhaltung (Memento des Originals vom 10. Oktober 2006 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.pelzinstitut.de
  2. § 3 Abs. 2
  3. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 4. November 2006 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.efbanet.com
  4. https://www.tierschutzbund.de/pelztierfarmen.html, abgerufen am 23. März 2017.
  5. Pelzmarkt 3: EFBA – European Fur Breeders' Association (Verband der europäischen Pelztierzüchter). Deutscher Pelzverband e. V., Dezember 2008
  6. Christian Franke/Johanna Kroll: Jury Fränkel’s Rauchwaren-Handbuch 1988/89. 10. überarbeitete und ergänzte Neuauflage, Rifra-Verlag Murrhardt, S. 80
  7. Oslo Fur Auction. Sekundärquelle: Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 22. November 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.furcommission.com Pelzmarkt 5/10
  8. Covid-19 und eine spanische Nerzfarm. - Covid-19 und die dänischen Nerzfarmen. In: Pelzmarkt - Newsletter des Deutschen Pelzverbandes. August 2020, S. 10.
  9. Nerze in Dänemark: Lockdown in dänischer Region wegen Corona-Mutation. In: rnd.de. 6. November 2020, abgerufen am 29. Februar 2024.
  10. taz: Corona in Nerzfarmen: Gefährliche Zoonose, geladen am 10. November 2020
  11. Nerze und Covid-19. In: Pelzmarkt - Newsletter des Deutschen Pelzverbandes. Juli 2020, S. 4.
  12. Positive Covid-19-Tests auf zwei Nerzfarmen in den U.S.A. In: Pelzmarkt - Newsletter des Deutschen Pelzverbandes. September 2020, S. 5.
  13. Österreichs Modegeschäfte im Check vom 20. Oktober 2020 in Kurier.at
  14. van Putten, in: Fölsch/Napholz, Ethologische Aussagen zur artgerechten Nutztierhaltung, 1982, S. 78ff
  15. Jürgen Foß: Pelz. In: www.ariwa.org. Abgerufen am 6. November 2016.
  16. Pelzfreies Europa. Abgerufen am 6. Dezember 2022.