Sachsenwald

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Sachsenwald
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Lage des Sachsenwaldes im Kreis Herzogtum Lauenburg,
hellrot das Amt Hohe Elbgeest
Art der Regionaleinheit:
Gemeindefreies Gebiet
Lage: östlich von Hamburg
Koordinaten: 53° 32′ 31,9″ N, 10° 22′ 23,3″ OKoordinaten: 53° 32′ 31,9″ N, 10° 22′ 23,3″ O
Land: Schleswig-Holstein
Kreis: Kreis Herzogtum Lauenburg
Amt: Amt Hohe Elbgeest
AGS: 01 0 53 105
Regionalschlüssel: 01 0 53 9105 105
Gemarkung: Sachsenwald
Fläche 58,49 km²
Bevölkerung offiziell unbewohnt
Postleitzahl 21521
Vorwahl 04104
Verwaltung Andreas Illgner
Gutsvorsteher[1]
Fürstlich von
Bismarck’sche Verwaltung
Am Schloßteich 1
21521 Friedrichsruh
Gliederung 3 Reviere
Die Schwarze Au östlich des Stangenteichs, der flussabwärts liegt
Die Bille am Nordrand des Sachsenwalds bei Witzhave

Der Sachsenwald ist mit knapp 70 km² Schleswig-Holsteins größtes zusammenhängendes Waldgebiet. Es ist ein dem Amt Hohe Elbgeest zugehöriges gemeindefreies Gebiet.

Der Sachsenwald liegt östlich von Hamburg im Südwesten des Kreises Herzogtum Lauenburg und grenzt an den Kreis Stormarn. Er gehört zum Mittelbereich Geesthacht und entspricht der Gemarkung Sachsenwald.

Der Sachsenwald wird in drei Reviere gegliedert:

  • Revier Aumühle (Westen)
  • Revier Wohltorf (Süden)
  • Revier Stangenteich (Osten)

Das Wohnplatzverzeichnis Schleswig-Holstein zum Stand 25. Mai 1987 (Volkszählung) listet in dem Gebiet sechs Wohnplätze auf, die jedoch nicht Teil des Sachsenwaldes sind, sondern als Exklaven zur Gemeinde Aumühle gehören und vom Gebiet des Sachsenwaldes nur umgeben sind:[2][3]

  • Am Riesenbett
  • Kupfermühle
  • Saupark
  • Stangenteich
  • Wildpark
  • Witzhaver Viert

Durch den Sachsenwald fließt in ostwestlicher Richtung die Schwarze Au, die bei Friedrichsruh in die Grundmoränen-Landschaft eingeschnitten ist. Entlang der nordwestlichen Grenze des Gebiets fließt die Bille, in die bei Aumühle die Schwarze Au mündet.

Der Sachsenwald besteht überwiegend aus Laubwald, jedoch nimmt die forstwirtschaftliche Prägung zu. Es findet sich noch ein seltener Bestand eines Eichen-Hutewaldes.

Das gesamte Tal der Bille ist Naturschutzgebiet und als FFH-Gebiet gemeldet.

Flächennutzung

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Das Gebiet besteht zu 94 Prozent aus Wald, zu knapp drei Prozent aus Landwirtschaftsfläche und zu drei Prozent aus Verkehrsfläche (einschl. Straßen, Wege und Plätze):[4]

Flächennutzung
31. Dez. 2004
Hektar Prozent
Wald 5490 93,9
Landwirtschaft (ohne Moor) 0145 02,5
Moor 0006 00,1
Verkehrsfläche (ohne Straßen, Wege, Plätze) 0022 00,4
Straßen, Wege, Plätze 0132 02,3
Gebäudefläche 0001 00,0
Freifläche 0001 00,0
Betriebsfläche 0008 00,1
Abbauland 0000 00,0
Gewässer 0023 00,4
Unland 0016 00,3
insgesamt 5849 100,00

Straßen und Wege

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Der Sachsenwald ist ein wichtiges Naherholungsgebiet für Hamburg. Im Norden, Osten und Süden ist er von viel befahrenen Straßen umgeben, und im Westen grenzt er an die Hamburger Außenbezirke.

Überörtliche Straßen im Sachsenwald sind:

Daneben gibt es benannte örtliche Wege und Forststraßen wie

  • Schlossweg
  • Witzhaver Viert
  • Lindenallee
  • Börnsener Weg
  • Königsallee
  • Börnsener Mühlenweg
  • Baumweg
  • Saupark
  • Stangenteich
  • Radekamp
  • Stangenteichshorst

sowie diverse Wanderwege.

Schienenverkehr

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Nachbargemeinden

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Die Nachbargemeinden in der Reihenfolge des Uhrzeigersinns sind:

Gemeindekarte des
Kreises Herzogtum Lauenburg
Kreis Herzogtum Lauenburg Gemeindekarte des
Kreises Stormarn
Kreis Stormarn

Der Stangenmühlengrund im Sachsenwald im XIX. Jahrhundert. Gemälde von Adolph Friedrich Vollmer (1852)
Weiher im Sachsenwald, Zeichnung um 1895

Der Sachsenwald ist der Rest eines riesigen Urwaldes, bestehend vorwiegend aus Eichen und Buchen, der sich von der Ostsee bis nach Niedersachsen erstreckte. Bereits seit der Steinzeit siedelten Menschen im Bereich des Urwaldes, indem sie kleine Lichtungen für Äcker schufen und den Wald zur Schweinemast nutzten.

Die ältesten Nachweise für eine feste Besiedelung des Sachsenwaldes und des Gebiets von Hamburg wurden auf das 4. Jahrhundert vor Christus datiert. Ebenso wie in Hamburg zeugen Megalithgräber für eine frühgeschichtliche Besiedelung.

Die Menschen fingen in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung an, den Urwald großflächig zu roden, so dass er im späten Mittelalter – bis auf den Sachsenwald – praktisch verschwunden war.[5]

Bereits im Mittelalter war das Eigentum am Sachsenwald begehrt und nach heftigem Streit mit den Herzögen von Sachsen-Lauenburg gelangte mit dem Vertrag von Perleberg im Jahr 1420 eine Hälfte des Sachsenwaldes an die Hansestädte Hamburg und Lübeck, die diesen Anteil mit Geesthacht und den Vierlanden von ihrem beiderstädtischen Amtssitz Bergedorf aus verwalteten.[6] Beim halben Sachsenwald handelte es sich jedoch nicht um die Hälfte des Gebietes, sondern um „die Hälfte der Nutzungen am Sachsenwalde, mit Ausschluss der Jagd“[7] bzw. „den halben Nießbrauch im Raume des ganzen Sachsenwaldes für ewige Zeiten“.[8]

Durch die Gasteiner Konvention gelangte Lauenburg und damit auch der Sachsenwald zu Preußen.

Kaiser Wilhelm I. schenkte Otto von Bismarck am 24. Juni 1871 den Sachsenwald in Anerkennung seiner Verdienste um die Reichsgründung (Dotation). Der Wald befindet sich heute noch überwiegend im Besitz seiner Nachfahren. Im Jahr 2003 erwarb der Reeder Eberhard von Rantzau ein Drittel des Sachsenwalds von der Familie von Bismarck.[9]

Vorläufer des gemeindefreien Gebietes Sachsenwald war der Forstgutsbezirk Schwarzenbek, so benannt nach der südöstlich davon gelegenen Gemeinde Schwarzenbek. Dieser Forstgutsbezirk gehörte früher zum Amtsbezirk Friedrichsruh, Kreis Herzogtum Lauenburg, und war mit 73,69 km² größer als das heutige Gebiet. Zur Volkszählung am 1. Dezember 1910 wurden im Forstgutsbezirk Schwarzenbek 916 Einwohner gezählt.[10] Am 1. Juli 1927 wurde der Gutsbezirk Schwarzenbek in Gutsbezirk Friedrichsruh umbenannt.

Im Zuge der Auflösung der Gutsbezirke in Preußen 1928/29 wurde mit Wirkung vom 30. September 1929 der Gutsbezirk Friedrichsruh aufgelöst. Eine Fläche von 14,46 km², darunter alle bewohnten Gebiete, wurden in umliegende Gemeinden eingegliedert, und aus dem verbleibenden Teil von 59,23 km² wurde der Forstgutsbezirk Sachsenwald gebildet.[11] Im Gemeindeverzeichnis von 1950 wird das Gebiet nur noch mit einer Fläche von 58,55 km² nachgewiesen und seit 1961 mit der aktuellen Fläche von 58,49 km².

Ab Sommer 1946 war Richard Baer, letzter Lagerkommandant des KZ Auschwitz, unter anderem als Forstarbeiter der Familie Bismarck im Sachsenwald angestellt.[12] Als solcher wurde er Ende 1960 aufgegriffen und festgenommen.

Der Sachsenwald wurde am 27. November 1967 in das neu gegründete Amt Aumühle-Wohltorf eingegliedert, das außerdem die Gemeinden Aumühle und Wohltorf umfasste. Das Amt Aumühle-Wohltorf wurde im Rahmen der Verwaltungsstrukturreform Schleswig-Holsteins am 1. Januar 2008 aufgelöst und seine Bestandteile in das Amt Hohe Elbgeest eingeamtet.

Der Gutsvorsteher des Sachsenwaldes ist wie Bürgermeister der Gemeinden des Amtes Hohe Elbgeest Mitglied des Amtsausschusses, hat aber kein Stimmrecht. Eine gerichtlich angestrebte Klärung der umstrittenen Frage des Stimmrechts erübrigte sich durch eine Änderung der Amtsordnung.[13]

Die Rote Armee Fraktion (RAF) hatte im Sachsenwald, keine 1000 Meter vom Sägewerk entfernt, das geheime Depot „Daphne“ eingerichtet, darin Revolver, Maschinenpistolen, gefälschte Ausweise. Am 16. November 1982 wurde der RAF-Terrorist Christian Klar bei Friedrichsruh im Sachsenwald verhaftet, als er das der Polizei bekannt gewordene Erddepot aufsuchte.[14]

→ Siehe auch: Gregor von Bismarck#Steueraffäre

Im Oktober 2024 berichteten das ZDF Magazin Royale und FragDenStaat von mehreren Firmensitzen mit Bezügen zu Gregor von Bismarck sowie weiteren Fremdfirmen wie Aves One in einem abgeschiedenen Waldhaus des Sachsenwaldes, was unter anderem angesichts des geringen Gewerbesteuerhebesatzes den Verdacht mehrerer „Briefkastenfirmen“ sowie des Waldes als inländischer „Steueroase“ erwecke.[15] Die paradoxe Steuererhebung des gemeindefreien Gebiets mit beidseitiger Involviertheit der Familie Bismarck fand bereits 1990 politische Aufmerksamkeit.[16]

Sehenswürdigkeiten

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  • Schloss Friedrichsruh mit Bismarck-Museum und -Mausoleum (Schloss nicht öffentlich)
  • Garten der Schmetterlinge in Friedrichsruh (jahreszeitlich geöffnet)
  • Klettergarten
  • Bundesunmittelbare Otto-von-Bismarck-Stiftung im Bahnhof von Friedrichsruh
  • Der Sachsenwald ist ein beliebtes Naherholungsgebiet für Hamburger, aber auch eine Sehenswürdigkeit für Touristen.
  • Hünenbetten „Alter Hau“
  • Eisenbahnmuseum Lokschuppen Aumühle mit historischen Bahnen
  • Hans Jürgen von Arnswaldt: Der Sachsenwald. Die Forstwirtschaft in der Vergangenheit und Gegenwart. 1951
  • Rolf Hennig: Der Sachsenwald. Schriftenreihe der Stiftung Herzogtum Lauenburg, Band 6. Wachholtz, Neumünster 1983, ISBN 3-529-06180-8
  • Kurt-Dietmar Schmidtke, Rolf Hennig: Rund um den Sachsenwald. Bildergrüße aus Schleswig-Holstein. Wachholtz, Neumünster 1994, ISBN 3-529-05513-1
  • L. Uphoff: „Der Kampf der Hansestädte Hamburg und Lübeck um den Sachsenwald“. In: Lichtwark Nr. 4, Hrsg. Lichtwark-Ausschuß, Bergedorf, 1951. Siehe jetzt: Verlag HB-Werbung, Hamburg-Bergedorf, ISSN 1862-3549.
Commons: Sachsenwald – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. ALLRIS - Auszug. Abgerufen am 12. Oktober 2024.
  2. Bodenflächen in Schleswig-Holstein und Hamburg am 31. Dezember 2011 nach Art der tatsächlichen Nutzung (PDF; 3,8 MB), S. 2
  3. Statistisches Landesamt Schleswig-Holstein: Wohnplatzverzeichnis Schleswig-Holstein 1987. Amtliches Verzeichnis der Ämter, Gemeinden und Wohnplätze, Kiel 1992, S. 26
  4. Bodenflächen in Schleswig-Holstein und Hamburg am 31. Dezember 2011 nach Art der tatsächlichen Nutzung (PDF; 3,8 MB)
  5. Umweltatlas Hamburg, Stadt und Landschaft, Kapitel 1.1 (Der Naturraum – Geographische Charakteristik), Dezember 1991
  6. Sachsenwald – konfliktloesung im 17. Jhdt (MS Word; 51 kB)@1@2Vorlage:Toter Link/www.dassendorf.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im September 2022. Suche in Webarchiven)
  7. C. A. L. v. Binzer: Geschichtliches vom Sachsenwalde und von Friedrichsruh. In: Archiv des Vereins für die Geschichte des Herzogthums Lauenburg, Jahresband 1889. S. 1889/1 – 8 (kmrz.de [abgerufen am 29. September 2020]).
  8. Nehl: Der Sachsenwald. In: Archiv des Vereins für die Geschichte des Herzogthums Lauenburg, Jahresband 1895. S. 1895/1 - 2 (herzogtumlauenburgmuseum.de [PDF; abgerufen am 13. März 2023]).
  9. Verkauf 2003
  10. Gemeindeverzeichnis 1900 (private Seite)
  11. E-Mail-Auskunft von Gemeindeverzeichnis am 25. September 2009 (private Seite)
  12. Urteil des Landgerichts Frankfurt am Main in der Strafsache gegen Mulka und andere vom 19./20. August 1965, Blatt 14.917/S. 313f. In: Raphael Gross, Werner Renz (Hrsg.): Der Frankfurter Auschwitz-Prozess (1963–1965). Kommentierte Quellenedition, Wissenschaftliche Reihe des Fritz Bauer Instituts, Band 2, Frankfurt am Main / New York 2013, S. 281.
  13. Ämterzusammenlegung ist kostenintensiv: Kurt Viebranz Verlag. 12. April 2013, abgerufen am 15. Oktober 2024.
  14. https://www.bergedorfer-zeitung.de/archiv/reinbek/article112493859/Top-Terrorist-sass-in-Reinbeker-Zelle.html
  15. Das Geisterbüro im Bismarckwald. In: ZDF Magazin Royale. ZDF, 11. Oktober 2024, abgerufen am 12. Oktober 2024.
  16. Aiko Kempen, Laurenz Schreiner, Finn Starken: Bismarcks Hütte im Wald: Die absurdeste Steueroase Deutschlands. In: FragDenStaat. 11. Oktober 2024, abgerufen am 12. Oktober 2024.