Verschiedene: Die Gartenlaube (1885) | |
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14 200 Mark erhalten. Für die durch die Sturmfluth des Jahres 1872 Beschädigten in Kiel wurden seiner Zeit über 20 000 Mark bereit gestellt; behufs Gewährung von warmem Frühstück an arme Kinder während der Wintermonate (in der Volksküche) sind seit zwei Jahren die Mittel hergegeben worden etc. Es giebt kaum eine einzige Bestrebung von wahrhaft gemeinnützigem Charakter in Kiel, der die Gesellschaft nicht hilfreich beigetreten ist. Insgesammt sind solchergestalt bis jetzt rund 1 125 000 Mark zur Verwendung gelangt! Für außerordentliche Fälle hält die Gesellschaft noch einen besonderen Reservefonds bereit, der nichts mit demjenigen der Sparkasse gemein hat und zur Zeit 90 000 Mark beträgt.
In dieser Art ist die Gesellschaft freiwilliger Armenfreunde in Kiel während der „neuen Aera“, seit 1871 thätig gewesen. Sie versteht eine große Zahl brauchbarer Kräfte in den Dienst des Gemeinsinnes, der christlichen Liebesarbeit zu stellen. In einzelnen Kommissionen, so in der Helfer-, Arbeits- und Volksküchen-Kommission erweisen sich Frauen als die treuen Mithelferinnen auf diesem Gebiete. Von der Gesellschaft im Ganzen darf endlich gesagt werden, daß in ihrem Kreise kein Unterschied der politischen Parteistellung und des Bekenntnisses gilt, daß als Mitglied Jeder willkommen, der an diesem schönen Werke mit arbeiten will.
Die Stadt Kiel mag mit Recht stolz darauf sein, ihren von nah und fern kommenden Gästen nicht allein die Naturschönheiten in nächster Umgegend, sondern auch die in der dortigen „Gesellschaft freiwilliger Armenfreunde“ verkörperten herrlichen Früchte fast ein Jahrhundert hindurch bewährter humanitärer Bestrebungen, die auf der Grundlage durchaus freier Initiative aufgebaut sind, zeigen zu können. Glücklich die Gemeinde, die in der Erfüllung der vielfachen wichtigen Aufgaben, welche unsere Zeit stellt, eine solch’ werthvolle Stütze findet!
Johann Dzierzon.
Zu den „Unsterblichen“ unseres deutschen Vaterlandes gehört ohne Zweifel der hochehrwürdige und verdienstvolle Mann, dessen Bildniß wir unseren Lesern hier vorführen, der Mann, dessen fünfzigjähriges Jubiläum als Bienenzüchter die Imkerwelt im Monat September dieses Jahres feiert. Wo immer in der ganzen Welt Bienen gezüchtet werden, da hat der Name Dzierzon den schönsten und besten Klang, da weiß man die hohen Verdienste des Trägers dieses Namens um die Bienenzucht zu schätzen. Letztere ist nun zwar ein Zweig der Landwirthschaft, der noch immer eine untergeordnete Rolle zu spielen scheint, in der That aber reichen Segen verbreitet und in nicht zu unterschätzender Weise zum Volkswohlstand ein Schärflein mit beiträgt. Die Zucht der Bienen, der so nützlichen Insekten, die mit Recht als Sinnbild unverdrossenen Fleißes, peinlichster Ordnung und höchsten Kunstsinnes hingestellt werden, ist durch ihren indirekten und direkten Nutzen, den sie gewährt, von großer Bedeutung. Wer weiß es denn heutzutage nicht, daß die Biene einen hervorragenden Faktor im Haushalte der Natur bildet, daß sie es ist, welche im Verein mit den übrigen Honigsammlerinnen die Befruchtung der Blüthen vermittelt und die Entartung der Pflanzen in den meisten Fällen verhütet? Wem ist es nicht bekannt, daß das wundervoll ausgerüstete und veranlagte Insekt die nach vielen Millionen Mark zu schätzenden süßen Vorräthe aus den Blüthen der Pflanzenwelt sammelt, Schätze, die ursprünglich Niemand gehören und die ohne seinen Sammelfleiß verloren wären? Wer hat noch nicht davon gehört, wie so reichlich die Bienenzucht unter Aufwand eines geringen Anlagekapitals lohnt, wie sie jetzt vielfach für manche Bienenwirthe eine Hauptbeschäftigung bildet, welche ihren Mann ernährt und unendlich Vielen einen namhaften Nebenverdienst sichert. Daß die Bienenzucht selbst unter den heutigen durch die fortschreitende Kultur so sehr veränderten Verhältnissen so rentabel betrieben werden kann, das eben haben wir in erster Reihe dem Großmeister der Imker, Dr. Dzierzon, zu verdanken. Er war es, der hierzu den ersten Anstoß gegeben hat, der so recht der Pfadfinder und Bahnbrecher der Imker war. Denn was alles seit mehr als vierzig Jahren für den Fortschritt der Bienenzucht Hervorragendes, Werthvolles erfunden, entdeckt und geschaffen wurde, das hat er entweder selbst erfunden, entdeckt und geschaffen, oder er war es, der die Anfänge dazu lieferte, so daß es seinen Schülern nicht schwer fallen konnte ihm zu helfen, das Gebäude der neuen Bienenwirthschaftslehre in seinem Geiste weiter auszuführen. Dr. Dzierzon’s Hauptverdienste um die Bienenzucht gipfeln vornehmlich darin, daß es seinem Scharfsinn gelang, eine neue Bienenwohnung zu erfinden, die es möglich machte, den Bau der Bienen in leichter Weise und ohne Schädigung aus einander zu nehmen und wieder zusammen zu setzen. Infolge dessen ward es leicht, eine Einsicht in die geheime Werkstätte der Bienen zu gewinnen, das hochinteressante Bienenleben zu durchforschen und den Züchter vollständig zum Herrn des kleinen leicht erregbaren Insektes zu machen. Von jetzt an ging es Schlag auf Schlag weiter auf der Bahn des Fortschrittes.
Eine der wichtigsten Entdeckungen des Dr. Dzierzon war die durch die berühmten Professoren Leuckart in Leipzig und von Siebold in München später wissenschaftlich begründete Thatsache, daß die männlichen Bienen, die Drohnen, aus unbefruchteten Eiern hervorgehen, also keinen Vater, sondern nur einen Großvater haben.
Johann Dzierzon wurde am 11. Januar 1811 in dem ober schlesischen Dorfe Lowkowiz bei Kreuzburg geboren, studirte Theologie in Breslau und wurde im Jahre 1835 als katholischer Pfarrer in Karlsmarkt in Schlesien angestellt. 1869 ließ er sich pensioniren, lebte hier seit der Zeit bis vor einem Jahre ganz seinen Bienen und zog dann nach seinem Geburtsorte Lowkowiz, woselbst er sich ein eigenes Häuschen erbaute und wo er nun in Verbindung mit seinem Neffen fernerhin Bienenzucht betreibt. Rüstig an Geist und Körper, nimmt er den regsten Antheil an Allem, was auf dem Gebiete der Bienenzucht sich ereignet. So wird er auch der Wanderversammlung des deutschen Centralvereins für Bienenzucht, der circa 20 000 Mitglieder zählt, Anfangs September d. J. in Charlottenburg bei Berlin beiwohnen und einen Vortrag halten. Auch als Bienenschriftsteller ist er fortwährend noch thätig. Er ist ständiger Mitarbeiter der Gravenhorst’schen „Deutschen illustrirten Bienenzeitung“, welche im Septemberhefte eine mit mehreren Illustrationen geschmückte ausführliche, höchst interessante, von Dr. Dzierzon selbst verfaßte Beschreibung seines Lebens bringen wird.
Daß es einem so verdienstvollen Manne an Auszeichnungen nicht fehlen konnte, ist selbstverständlich. Wir beschränken uns jedoch darauf, dies hier nur zu erwähnen, können aber nicht umhin, noch zu bemerken, daß die deutschen Imker ihn als ihren Bismarck auf bienenwirthschaftlichem Gebiete betrachten und beschlossen haben, eine Dzierzon–Spende zu seinem fünfzigjährigen Imker–Jubiläum zu sammeln, um damit thatsächlich zu beweisen, wie sehr sie die Verdienste ihres Großmeisters anerkennen. C. J. H. Gravenhorst.
Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands.
Wir wenden uns wieder einmal an unsern weiten Leserkreis, um im deutschen Volke „Freiwillige“ für einen Ehrendienst bei der Wissenschaft zu werben. Wie dies schon wiederholt bei meteorologischen Beobachtungen etc. geschehen ist, wenden sich jetzt Gelehrte an das Volk, mit der Bitte um Hilfe bei der Erforschung unserer heimischen Vogelwelt. Der Kreis der Freunde und Kenner der gefiederten Sänger ist bekanntlich ungemein weit, und so können wir wohl hoffen, daß die nachfolgenden Worte eines unserer hervorragendsten Ornithologen nicht ungehört verhallen.
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Seit Anfang dieses Jahrhunderts sind hervorragende Naturforscher, durch tüchtige Mitarbeiter unterstützt, unablässig bemüht gewesen, auf Grund systematischer Forschung die vaterländische Vogelkunde zu fördern, unsere Kenntniß der einheimischen Vogelwelt zu erweitern und zu vervollständigen. Die Namen „Bechstein“, „Brehm“ und „Naumann“ sind die leuchtenden Vorbilder, nach welchen auch gegenwärtig an dem Ausbaue des von diesen ausgezeichneten Forschern begonnenen Werkes unermüdlich gearbeitet wird. Trotzdem hat die europäische, insonderheit die deutsche Ornithologie, noch zahlreiche Lücken aufzuweisen.
Verschiedene: Die Gartenlaube (1885). Leipzig: Ernst Keil, 1885, Seite 573. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1885)_573.jpg&oldid=- (Version vom 17.10.2024)