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Seite:HansBrassTagebuch 1945-11-19 001.jpg

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ein Rad nachweisen würde. Ich sagte ihm, er müsse sich selber ein Rad suchen ich könnte ihm keins nachweisen. Wahrscheinlich handelte es sich bei der ganzen Sache eben um dieses. Der Offizier wußte jedenfalls von meinem Zettel, den ich gestern dem Sergeanten gegeben habe u. auf dem ich ihm bescheinigte, daß mir streng verboten sei, irgend etwas herauszugeben. Er sagte mir, daß er dringend zum „Generalmajor“ fahren müsse, – u. zwar wahrscheinlich wegen dieser Sache. Ich konnte dem Mann nicht helfen. Er war nicht unfreundlich, aber doch begreiflicherweise sehr unzufrieden, denn er hatte nun einmal den Befehl seines Generalmajors, sich hier ein Rad zu besorgen u. sofort nach Prerow zu kommen. Es gab ein langes Verhandeln. Ich sagte ihm, daß ich nicht anders könnte, weil ich sonst Gefahr liefe, auf Befehl des Ribnitzer Kommandanten eingesperrt zu werden u. er erwiderte, daß sein Generalmajor ihn einsperren würde, wenn er seinen Befehl nicht ausführe. Schließlich zog er sehr unzufrieden ab. Ich fürchte, daß aus dieser ganzen Sache noch große Unannehmlichkeiten entstehen werden. Wie ich höre, gehen die Russen jetzt einfach zu Hagedorn u. holen sich Brot. Aber auch aus Althagen höre ich ähnliches, obgleich die Russen dort doch unter dem direkten Kommando von Ribnitz stehen.

     Uebrigens sollen die Baracken der Batterie nun abgerissen u. nach Rostock geschafft werden. Damit wäre dann wenigstens dieser Schandfleck beseitigt u. es kann keine große Besatzungstruppe mehr dort untergebracht werden.

An Fritz eine Karte geschrieben als erster Versuch über das Rote Kreuz in Freiburg. Ob sie ihn erreicht?

     Heute morgen habe ich seit meiner Erkrankung zum ersten Male wieder eine Andacht mit Ansprache gehalten, aber es hat mich so angestrengt, daß ich mehrmals versucht wurde, die Andacht abzubrechen.

Montag, 19. November 1945.     

     Kleines Begleitschreiben gedichtet für das „Bunte=Stuben=Allerlei“, welches Martha für Freunde der BuStu. als kleine Weihnachtsgabe sehr hübsch zusammengestellt hat.

     Brief an den Bürgermeister von Wustrow geschrieben, der der Gemeinde gedroht hat, das Krankenhaus für Ahrenshooper Kranke zu sperren, falls wir keine Lebensmittel liefern. Wie kommt der Mann zu dieser Anmaßung?

     Gestern am Nachmittag im Dunklen noch Paul + Grete für kurzen Besuch. Sie waren vorher bei dem Dentisten Risch, – eine sehr anspruchslose Freundschaft.

     Heute geht es mir wieder etwas besser, nachdem ich sehr gut geschlafen habe, gestern war es nicht gut mit mir. Es dauert sehr lange, bis ich mich erhole. In der Nacht vom 12 – 13 Okt. wurde ich ins Krankenhaus gebracht – übrigens wieder am Freitag Abend, als die Krankheit ausbrach, am 13ten früh wurde ich eingeliefert, am Sonntag den 14 Okt. operiert. Es ist nun also schon über 4 Wochen her, und immer noch bin ich nicht wieder gesund.

Dienstag, 20. November 1945.     

     Frau Schuster berichtete gestern Abend, daß Herr v. Achenbach bei ihr gewesen sei, um sich als „Stützpunktleiter“ der antifaschistischen Front vorzustellen. Diese sog „Antifa“ soll aus Herrn v. A. für die KPD, aus Frau Burgartz für die SPD (Dr. B. selbst ist dazu wahrscheinlich zu töricht) und Dr. Ziel für die Liberal-Demokratische Partei bestehen. Herr v. A. hat in Aussicht gestellt, daß auch noch ein Vertreter der Christlich-Demokratischen Union dazu kommen würde, aber er hat den Namen nicht genannt. Nach dem, was Herr Dr. Burgartz

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Hans Brass: TBHB 1945-11-18. , 1945, Seite 002. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HansBrassTagebuch_1945-11-19_001.jpg&oldid=- (Version vom 26.8.2024)