Psychologischer Effekt
"Darüber schlafen" hilft bei richtigen Entscheidungen
Aufwühlende Erlebnisse beeinflussen uns im ersten Moment stark. Doch wenn wir "darüber schlafen" sehen wir alles distanzierter, zeigt eine Studie.
Von Vorstellungsgesprächen bis hin zu ersten Verabredungen prägt der erste Eindruck oft unsere Wahrnehmung. Eine Studie der Duke University legt jedoch nahe, dass es manchmal am besten ist, eine Nacht darüber zu schlafen, wenn es darum geht, ausgewogene Urteile zu fällen. In einer Reihe von Experimenten gingen die Forscher der Frage nach: Ist es besser, mit einem guten ersten Eindruck zu beginnen oder mit einem Höhepunkt zu enden?
Im Mittelpunkt der Studie stand ein virtueller Flohmarkt, bei der die Teilnehmer digitale Kisten mit Haushaltsgegenständen unterschiedlichen Werts durchwühlten. Die Schnäppchenjäger wussten nicht, dass jede Kiste den gleichen Gesamtwert an Gegenständen enthielt. Der Haken? Die wertvollen Gegenstände waren immer unterschiedlich in den Kisten verteilt. Unten, in der Mitte oder oben.
Wie wir beurteilen
Als die Teilnehmer gebeten wurden, die Kisten unmittelbar zu bewerten, bevorzugten und überschätzten sie jene Kisten mit den wertvollen Gegenständen oben. "Wir haben festgestellt, dass Menschen stark durch den ersten Eindruck beeinflusst werden", erklärt die Hauptautorin Allie Sinclair. Diese Voreingenommenheit war so stark, dass die Teilnehmer nicht nur Kisten bevorzugten, die "stark" anfingen (also mit den wertvollen Gegenständen oben), sondern auch ihren Wert um etwa 10 Prozent höher einschätzten als sie wirklich waren.
Jetzt wird es interessant: Als die Teilnehmer am nächsten Tag zu ihren Präferenzen befragt wurden, änderte sich das Bild schlagartig. Sie trafen rationalere Entscheidungen und bevorzugten gleichermaßen alle Kisten mit wertvollen Gegenständen – unabhängig davon, ob sie unten, oben oder in der Mitte platziert waren.
Wie unser Gehirn arbeitet
Diese Verschiebung lässt darauf schließen, dass unser Gehirn Erinnerungen an bereichernde Erlebnisse im Laufe der Zeit unterschiedlich verarbeitet und festigt, was möglicherweise zu ausgewogeneren Entscheidungen führt.
"Dies ist ein spannender erster Blick darauf, wie unser Gehirn eine lohnende Erfahrung zusammenfasst. Wenn es vorbei ist, fasst unser Gehirn alles im Gedächtnis zusammen, um uns zu helfen, bessere Entscheidungen zu treffen – das geschieht über Nacht". Diese Ergebnisse widersprechen der Vorstellung, dass jüngste Erfahrungen oder "Höhepunkt"-Momente unsere Präferenzen dominieren. Stattdessen zeichnen sie ein nuancierteres Bild: Unsere unmittelbaren Vorlieben werden stark von ersten Eindrücken beeinflusst, aber wenn wir Zeit haben, uns zu erinnern, entwickeln wir ausgewogenere Vorlieben, die auf der Gesamtdichte positiver Erlebnisse basieren.
Was bedeutet das im Alltag?
Diese Ergebnisse lassen sich gut auf den Alltag übersetzen, etwa in der Geschäftswelt, wo der erste Eindruck oft entscheidend ist. Ein Bewerber, der stark beginnt, kann in der unmittelbaren Erinnerung eines Interviewers gleich qualifizierte Konkurrenten in den Schatten stellen. Wenn der Interviewer jedoch eine Nacht darüber schläft, bevor er eine Entscheidung trifft, entwickelt er möglicherweise eine differenziertere Sichtweise und berücksichtigt herausragende Momente aus jedem Interview.
Auf den Punkt gebracht
- Eine Studie der Duke University zeigt, dass der erste Eindruck unsere Entscheidungen stark beeinflusst, jedoch rationalere und ausgewogenere Urteile getroffen werden, wenn man eine Nacht darüber schläft
- Dies deutet darauf hin, dass unser Gehirn Erinnerungen im Laufe der Zeit unterschiedlich verarbeitet, was zu besseren Entscheidungen führt, wie etwa in Vorstellungsgesprächen oder bei der Bewertung von Gegenständen