Derschau, Christoph Friedrich von

Lebensdaten
1714 – 1799
Geburtsort
Königsberg (Preußen)
Sterbeort
Wilhelminenholz bei Aurich (Ostfriesland)
Beruf/Funktion
preußischer Regierungspräsident ; Schriftsteller ; Regierungsbeamter
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 11763266X | OGND | VIAF: 57397394
Namensvarianten

  • Derschau, Christoph Friedrich von
  • Derschau, Christoph Friederich von

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Zitierweise

Derschau, Christoph Friedrich von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11763266X.html [12.11.2024].

CC0

  • Derschau, Christoph Friedrich von

    preußischer Regierungspräsident und Schriftsteller, * 12.1.1714 Königsberg (Preußen), 14.12.1799 Wilhelminenholz bei Aurich (Ostfriesland). (evangelisch)

  • Genealogie

    Zum gleichen Zweig der Fam. gehört auch der Erzähler Aug. Egbert (Ps. Egbert Carlssen [1845–83], s. ADB XLVII) wie auch der Kunstsammler Hans Albrecht (1755–1824), er sammelte vor allen Dingen Dürer;
    V Albr. Frdr. (1674–1743), Vizepräsident des Oberhofgerichts in Königsberg, S des Bernhard (1634–76), Hofgerichtsrat (S des Reinhold, s. Genealogie 1), u. der Kaufmanns-T Anna Hörn;
    M Luisa Christine (1692–1736), T des Christoph Aegid v. Negelein (1668–1742), Oberbürgermeister in Königsberg, u. der Christine Falke;
    Ov Reinhold Christian (1679–1742), preußischer Gen. (s. Priesdorff I, S. 212 f., P); Vettern Karl Frdr. (1697–1752), preußischer Gen. (s. Priesdorff I, S. 349 f., P), Frdr. Wilh. (1723–79), seit 1769 preußischer Wirklicher Geh. Staats- u. Kriegsrat, Min. im GenDirektorium, verdient um die innere Konsolidierung Preußens unter Friedrich d. Gr.;
    1759 Juliane Sophie, T des Gf. Franz v. Wedel; kinderlos.

  • Biographie

    Schon mit 12 Jahren bezog D. die Universität Königsberg, an der er Französisch, Mathematik, Philosophie, später auch Jura studierte. Nach 8jährigem Studium begab er sich auf Reisen, die ihn auch ins Ausland führten. In Leipzig trat er in nähere Beziehungen zu Johann Chr. Gottsched, der auf sein späteres dichterisches Schaffen großen Einfluß ausübte. Gegen seinen Wunsch, in die Verwaltung oder Justiz einzutreten, wurde er von Friedrich Wilhelm I. für den Militärdienst bestimmt und als Fähnrich in das Regiment seines Onkels Reinhold von D. eingestellt. Er machte zunächst den ersten Schlesischen Krieg mit, nahm aber schon 1742 seinen Abschied und suchte um Beschäftigung im Zivildienst nach. Im Juli wurde er Konsistorialrat und Assessor bei der Oberamtsregierung in Glogau, 1749 als Geheimer Regierungsrat nach Cleve versetzt und 1751 zum ersten Regierungs- und Konsistorialpräsidenten von Ostfriesland in Aurich befördert. Hier fand er sein eigentliches Wirkungsfeld und erwarb sich als Chef der obersten Justizbehörde große Verdienste. Insbesondere hat er durch geschickte Verhandlungen die schwierige Situation, in die Ostfriesland durch drei französische Invasionen während des 7jährigen Krieges geriet, gemeistert und für das Land erträglich gestaltet. Als er den Forderungen des berüchtigten französischen Befehlshabers Conflans Widerstand leistete, drohte dieser, ihn erschießen zu lassen. Durch die Aufregung dieser Zeit in seiner Gesundheit sehr angegriffen, reichte D. sehr früh Verabschiedungsgesuche ein, die aber erst 1785 zu seiner Pensionierung führten, nachdem ihm zuvor ein Ministerposten in Berlin angeboten worden war. Er setzte sich auf dem von ihm erworbenen Landgut Wilhelminenholz in der Nähe von Aurich zur Ruhe und lebte hier ganz seinen literarischen und bibliophilen Neigungen. In seiner Freizeit beschäftigte sich D. vorwiegend mit literarischen und wissenschaftlichen Arbeiten, die nach dem Muster des von ihm sehr verehrten Gottsched einen stark lehrhaften und moralisierenden Charakter haben. Von seinen Werken sind zu nennen aus der Frühzeit die dramatischen Versuche „Orestes und Pylades“ (Liegnitz 1747) und „Papinian“, aus der Auricher Zeit die „Lutheriade“ (Aurich 1760/61), ein religiöses Lehrgedicht und die „Betrachtungen eines Greisen über die Religion“ (Aurich 1785). Besonders hervorzuheben ist ein in einer anonym herausgegebenen Gedichtsammlung erschienener Hymnus auf die zu Emden 1751 errichtete Handlungskompagnie, der wahrscheinlich Friedrich den Großen veranlaßt hat, den Anonymus in seiner Schrift „De la littérature allemande“ als einen der vorzüglichsten Vertreter der deutschen Literatur zu bezeichnen. In Ostfriesland ist D.s Name noch heute bekannt durch die von ihm der Regierung in Aurich testamentarisch vermachte große Bibliothek (6-7000 Bände), die den Grundstock zu einer entgegen dem Wunsch des Stifters nie ins Leben getretenen öffentlichen Bücherei bilden sollte.

  • Werke

    Weitere W u. a. Kleine theol. Aufsätze e. Layen, Stendal 1792;
    Der Tempel d. Gerechtigkeit I, o. O. 1758, II, Berlin 1777;
    Neue Muthmaßung v. d. an d. Kirche zu Marienhafe in Ostfriesland befindl. steinernen Bildern, 1787;
    Über Verminderung d. Kriege, Dessau 1782.

  • Literatur

    ADB V;
    T. D. Wiarda, Ostfries. Gesch. VIII u. IX, Aurich u. Leer 1798;
    Ph. Kohlmann, Chr. Fr. v. D., d. erste preuß. Reg.Präs. v. Ostfriesland, in: Emder Jb. V, 1, 1882;
    Fabricius, Die v. D.sche Bibl. in Aurich nebst urkundl. Nachträgen zu d. früher veröff. Lebensbeschreibung ihres Stifters, ebd. VIII, H. 2, 1889, S. 1-147 (P);
    A. Hottenrott, C. Fr. v. D., s. Leben u. s. Werke, Diss. Marburg 1911;
    Goedeke III, S. 372. - Zu Ov Reinhold Christian:
    Altpreuß. Biogr.

  • Autor/in

    Günther Möhlmann
  • Zitierweise

    Möhlmann, Günther, "Derschau, Christoph Friedrich von" in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 610-611 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11763266X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Derschau, Christoph Friedrich von

  • Biographie

    Derschau: Christoph Friedrich v. D., Dichter, ein Neffe des Christian Reinholds; geb. 12. Jan. 1714 zu Königsberg in Preußen, studirte auf der dortigen Universität besonders Philosophie und Mathematik und wurde Mitglied der dortigen deutschen Gesellschaft, ging nach achtjährigem Aufenthalte nach Berlin und begab sich dann in den Jahren 1735 und 1736 auf Reisen, namentlich nach Holland. Nach seiner Zurückkunft begegnete er in Berlin dem König Friedrich Wilhelm auf der Straße, erhielt den Befehl, sich ihm zu nähern, und wurde zum Fähndrich ernannt; als solcher machte er die ersten Feldzüge des schlesischen Krieges mit. Ging 1742 als Lieutenant ab und wurde Consistorialrath und Assessor der Oberamtsregierung zu Glogau, 1749 geheimer Regierungsrath zu Cleve, 1751 Regierungspräsident zu Aurich und erhielt auf sein Ansuchen 1785 seine Dienstentlassung, worauf er sich auf sein Landgut zu Wilhelminenholz bei Aurich zurückzog und daselbst am 14. Dec. 1799 starb. Er machte sich durch mehrere gedruckte Dichtungen bekannt. Friedrich d. Gr. zählte ihn in seiner Schrift „Ueber die teutsche Litteratur“, Berlin 1750, wegen seines Gedichtes über die zu Emden errichtete Handelscompagnie zu den vorzüglichsten Dichtern seiner Zeit. Unter seinen Schriften ist zu nennen: „Orest und Pylades", ein Trauerspiel, 1757; „Lutheriade", 1769, 2. Auflage unter dem Titel: „Die Reformation", 1781, 3. Aufl. 1797; „Poetisches Andenken an meine Freunde", 1772; „Betrachtungen eines Greises über die Religion“, 1785; „Kleine theologische Aufsätze eines Layen“, 1792 etc.

  • Literatur

    Vgl. Goedeke, Grundriß S. 552 und 553; Goldbeck, Litterarische Nachrichten von Preußen I, 150. II, 131—133 etc. Rotermund, Gel. Hannover, I. 450.

  • Autor/in

    Kelchner.
  • Zitierweise

    Kelchner, Ernst, "Derschau, Christoph Friedrich von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 5 (1877), S. 67 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11763266X.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA