Francis Koene (* 11. März 1899 in Weltevreden bei Batavia, Niederländisch-Indien (heute: Jakarta, Indonesien); † 29. Januar 1935 in Amsterdam) war ein niederländischer Violinist und Konzertmeister.
Leben
BearbeitenFrancis Koene wurde als einer von drei musikbegabten Söhnen einer javanischen Mutter und eines holländischen Vaters geboren. Früh erhielt er Violinunterricht von einem tschechischen Geiger. Die Familie zog dann nach Holland, wo er von 1909 bis 1913 am Koninklijk Conservatorium Den Haag studierte. Von 1917 bis 1920 erhielt er Violinunterricht bei Louis Zimmermann in Amsterdam. Ab 1908 unternahm er Konzertreisen nach Indien und Europa. 1920 musizierte er beim legendären internationalen Mahler-Fest in Amsterdam. 1921 wurde er 2. Konzertmeister des Utrechts Symfonie Orkest.
Im Jahr 1926 wurde er bei der Musikalischen Kapelle der Sächsischen Staatstheater unter Fritz Busch Nachfolger des Violinisten Karl Thomann. Er setzte sich dort unter 24 (internationalen) Bewerbern um eine 1. Konzertmeisterstelle durch. Seit Beginn seiner Dresdner Verpflichtung gab er auch Violinunterricht bei der Orchesterschule der Staatskapelle.
Außerdem trat er als Solist und Kammermusiker auf. Mit der Staatskapelle spielte er u. a. Beethovens Violinkonzert und Mendelssohns Violinkonzert e-Moll. Außerdem gastierte er als Solist bei der Tschechischen Philharmonie mit der Phantasie für Violine und Orchester von Josef Suk. 1926 war er an der deutschen Erstaufführung des Doppelkonzertes für 2 Violinen und Orchester von Gustav Holst beteiligt. Auch trat er bei der Konzertreihe Neue Musik Paul Aron in Erscheinung, wo er mit der Dresdner Philharmonie unter Fritz Busch und dem Pianisten Paul Aron das Kammerkonzert für Klavier und Geige mit 13 Bläsern von Alban Berg interpretierte. Im Rahmen eines Konzerts des Dresdner Tonkünstlervereines 1930 spielte er mit der Sächsischen Staatskapelle das von Sam Franko bearbeitete Violinkonzert g-Moll von Antonio Vivaldi. Ferner spielte er bei Veranstaltungen des Richard-Wagner-Verbands deutscher Frauen, beim Akademischen Ferienkurs des Sächsischen Lehrervereins und bei einer Schubert-Feier 1928.
1927 gründete er mit dem Pianisten Paul Aron und dem Cellisten Karl Hesse das Ensemble Neues Dresdner Trio, das in Sachsen und Holland Konzerte gab und vor allem ein klassisch-romantisches Repertoire (Beethoven, Schubert usw.) pflegte. Außerdem führte das Klaviertrio Werke von Maurice Ravel und Ildebrando Pizzetti auf.
Aufgrund gesundheitlicher Probleme beendete er 1932 (offiziell am 1. März 1933) sein Engagement in Dresden. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten zog er zurück nach Holland, wo er sich 1934 mit der Komponistin Henriëtte Bosmans, mit der er auch zusammenarbeitete, verlobte.
Literatur
Bearbeiten- Erich H. Müller (Hg.): Deutsches Musiker-Lexikon. W. Limpert-Verlag, Dresden 1929.
- Agata Schindler : Francis Koene. In: Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde (Hrsg.): Sächsische Biografie.
- Sie schrieben Dresdner Musikgeschichte mit. Musiker, die wegen ihrer jüdischen Herkunft oder wegen ihrer Ablehnung des nationalsozialistischen Regimes verfemt wurden. In: Agata Schindler (Bearb.): Aktenzeichen „unerwünscht“. Dresdner Musikerschicksale und nationalsozialistische Judenverfolgung 1933–1945 (= Lebenszeugnisse – Leidenswege. H. 9). Stiftung Sächsische Gedenkstätten zur Erinnerung an die Opfer Politischer Gewaltherrschaft, Dresden 1999, S. 135 ff.
- Der Erste Konzertmeister der Sächsischen Staatskapelle. Francis Koene. In: Agata Schindler: Dresdner Liste. Musikstadt Dresden und nationalsozialistische Judenverfolgung 1933–1945 in Wort und Bild. Ein Beitrag zur Dresdner Musikgeschichte. A. Schindler, Dresden 2003, S. 81 ff.
Weblinks
Bearbeiten- Literatur von und über Francis Koene im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Eintrag zu Francis Koene in Kalliope
Personendaten | |
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NAME | Koene, Francis |
KURZBESCHREIBUNG | niederländischer Violinist |
GEBURTSDATUM | 11. März 1899 |
GEBURTSORT | Weltevreden bei Batavia, Niederländisch-Indien (heute: Jakarta, Indonesien) |
STERBEDATUM | 29. Januar 1935 |
STERBEORT | Amsterdam |