Musiklehre: Rhythmik
Der musikalische Rhythmus ist eine Aneinanderreihung verschieden langer Töne nach einem bestimmten Muster. In der heutigen westlichen Musik unterscheidet man zwei Arten von Rhythmen: Metrum und Phrasierung.
Als Metrum bezeichnet man einen wiederkehrenden Grundrhythmus, der in einem Takt angeordnet ist. Die beiden Begriffe Metrum und Takt müssen allerdings voneinander differenziert werden, was folgendes Beispiel verdeutlicht: Das Metrum "Walzer" ist im 3/4-Takt angeordnet. Der Takt gibt die Anzahl der Grundschläge eines Metrums sowie ihre Zähleinheit an (beim 3/4-Takt sind es 3 Grundschläge, die auf der rhythmischen Zähleinheit Viertel stattfinden). Der Begriff Metrum hingegen präzisiert diese Angabe: Er ergänzt eine Information über die Betonung dieser Schläge sowie meistens eine ungefähre Tempoangabe.
Die Phrasierung ist ein freier Rhythmus, der für sich stehen kann oder in einem Metrum stattfindet. Eine Phrasierung, die mit einem Metrum korrespondiert, kann auf diese Weise eine große rhythmische Spannung erzeugen, beispielsweise durch Synkopen, also Verschiebungen der Betonungen der Phrasierung gegenüber der Betonungen des Metrums.
Unser heutiges Notationssystem basiert auf einem festgelegten Taktschlag, nach welchem sich die notierten Rhythmen in ihrer Geschwindigkeit der Ausführung orientieren. Das hat Vorteile, sowie Nachteile: Mit unserem Notationssystem, das hauptsächlich auf die exakte Notation von Mehrklängen ausgelegt ist, lassen sich kleine rhythmische Ostinati (wiederkehrende Elemente) ohne Probleme notieren - ein komplexer Rhythmus, der sich eventuell noch über einen Takt hinaus ausdehnt, erfordert aber eine fast unüberschaubare Menge an Pausen oder Überbindungen, sodass der Überblick verloren geht und der Rhythmus schwer zu lesen ist. Da die europäische Kulturmusik aber mit der Entwicklung der Harmonie groß geworden ist, sind die Rhythmen in dieser Musik verhältnismäßig einfach gehalten. In vielen anderen Kulturen, im Jazz und teilweise in der Unterhaltungsmusik sowie in manchen Formen zeitgenössischer europäischer und amerikanischer Musik spielt Rhythmus eine größere Rolle.
Dass es einen festgelegten Puls in der europäischen Kulturmusik gab, war nicht immer der Fall: Um 800 und früher orientierten sich die Ausführenden von Musik an dem Fluss des Textes, den sie gesungen oder begleitet haben (z.B. der gregorianische Choral). Solche komplexen Rhythmen wurden mittels von Neumen, einer frühen Notenschrift, festgehalten. Tonhöhen konnte man mit diesem System aber nicht wiedergeben.
Ab der Zeit der Renaissance hat sich mit der Mehrstimmigkeit auch ein fester Puls in die Musik eingeschlichen (mehr Musiker müssen ja auch irgendwie koordiniert werden). Dieser Puls kann in seiner Geschwindigkeit variieren, wie es oft bei romantischer Musik der Fall ist, oder recht starr bleiben, was Zeitgeschmack des Barock war.
Notenwerte
[Bearbeiten]Notenwerte geben immer ein zeitliches Verhältnis zum Taktschlag an. Beispiel: Dauert ein gesamter Takt 4 Sekunden, so dauert eine in diesem Takt notierte Viertelnote 1 Sekunde, also ein Viertel so lang.
Für die Zeitwerte der Noten und Pausen gelten folgende Symbole:
Takte
[Bearbeiten]Beim Zählen von Schlägen entsteht auf ganz natürliche Weise eine Abwechslung betonter und unbetonter Schläge. Gibt es abwechselnd einen betonten und einen unbetonten Schlag, dann spricht man von einem 2-teiligen Takt, wie in einem Marsch. Wird jeder betonte Schlag von zwei unbetonten Schlägen gefolgt, entsteht ein 3-teiliger Takt, wie in einem Walzer. Versucht man einen betonten Schlag von mehr als zwei unbetonten Schlägen folgen zu lassen, dann gelingt das nicht ohne dass einer oder mehrere der folgenden Schläge einen Nebenakzent bekommen. Man nennt deshalb 2- und 3-teilige Takte einfache Takte; Takte mit mehr als drei Schläge nennt man zusammengesetzt.
Wie viele Grundschläge (Zählzeiten) in einem Takt vorgesehen sind, gibt "die obere Zahl" der Taktart an. Diese Zahl bestimmt also den rhythmischen Aufbau des Taktes. Die untere Zahl der Taktart zeigt welche Note einen Schlag repräsentiert, und dient lediglich dazu das Tempo zu bestimmen.
Man unterscheidet noch gerade Takte und ungerade Takte, mit einer geraden beziehungsweise ungeraden Anzahl Schläge im Takt.
gerade Takte
[Bearbeiten]Gerade Takte sind entweder einfach, d.h. 2-teilig, oder zusammengesetzt. Weil man grundsätzlich einer Viertelnote eine bestimmte Dauer zurechnet, werden langsame Tempi als 2/2 notiert und schnelle als 2/8, usw.
ungerade Takte
[Bearbeiten]Es gibt zahlreiche Rhythmen, die eine ungerade Anzahl von Grundschlägen pro Takt benötigen. Das Paradebeispiel dafür ist der Walzer, welcher einen 3/4-Takt zur Grundlage hat.
Taktart
[Bearbeiten]Die Taktart wird angezeigt mittels zweier Zahlen übereinander.
- Die untere Zahl der Taktart gibt an, welcher Notenwert mit einem Grundschlag (Zählzeit) übereinstimmt.
- Die obere Zahl der Taktart gibt nicht nur an, wie viele Grundschläge den Takt vervollständigen, sondern bestimmt auch den rhythmischen Aufbau eines Taktes.
So ergibt sich für einen 3/4-Takt, dass der Takt ein 3-teiliger Takt ist, also mit einem Hauptakzent auf der ersten Note und kein Nebenakzent, und dass genau drei Viertelnoten einen vollständigen Takt ergeben. Das wären grundsätzlich drei Viertelnoten oder deren Unterteilungen, oder auch mal eine Halbe- und eine Viertelnote oder eine punktierte Halbnote. Auch zwei punktierte Viertelnoten könnten gelegentlich vorkommen, aber ein solcher Takt ist eigentlich 2-teilig.
Dreiteilige Takte notiert man wie folgt:
wobei der Unterschied nur darin besteht, dass andere Noten zum Notieren benutzt werden, was beim Musiker schon einen Eindruck des Tempos hervorruft.
zusammengesetzte Takte
[Bearbeiten]Der 9/8 Takt | Der 6/8 Takt |
3/4 Takt]] |
kombinierte Takte
[Bearbeiten]Der 5/4 Takt | Der 7/4 Takt |
Polyrhythmik
[Bearbeiten]Mischarten aus geraden und ungeraden Takten, die gestackt werden, was sehr häufig in der afrikanischen und südamerikanischen Musik vorkommt.
Zählweise der Notenwerte
[Bearbeiten]Jetzt wollen wir ein Kapitel ansprechen, das man sehr leicht unterschätzen kann. Es ist zwar einfach zu lernen, wie viele Noten eines bestimmten Notenwertes einen Takt vervollständigen, das richtige Zählen dieser Rhythmen ist aber etwas ganz anderes!