Physik Oberstufe/ Schwingungen und Wellen/ Mechanische Wellen
Grundbegriffe
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Experiment: Eine Welle auf einer Wasseroberfläche wird untersucht.
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Eindimensionale harmonische Wellen
[Bearbeiten]Betrachten wir die eindimensionale Welle (Bild). Die Welle breitet sich mit der Ausbreitungsgeschwindigkeit aus. Davon zu unterscheiden ist die Geschwindigkeit jedes einzelnen Massenpunktes, die man als Schnelle bezeichnet.
Jeder Massepunkt macht eine harmonische Schwingung in vertikaler Richtung. Mit der Frequenz bzw. der Periodendauer dieser Schwingung folgt die wichtige Beziehung:
Grundgleichung:
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Mathematische Beschreibung harmonischer Wellen
[Bearbeiten]Wir wollen die Welle durch eine von Ort und Zeit abhängige Funktion beschreiben:
Die Masse an der Stelle schwinge nach der Gleichung:
Dann schwingt eine Masse an der Stelle gemäß:
mit der von abhängigen Phasenverschiebung . Die Funktion muss linear mit den folgenden Eigenschaften sein:
Damit folgt:
Beschreibung mit Zeigern
[Bearbeiten]Harmonische Wellen an festem Ort oder zu fester Zeit können mit rotierenden Zeigern beschrieben werden. Wie aus dem Bild ersichtlich, entspricht eine Periode an festem Ort einer Rotation des Zeigers um . Das selbe gilt bei festgehaltener Zeit für eine Wellenlänge. Diese Beschreibung ist insbesondere bei der Überlagerung von Wellen vorteilhaft (siehe unten).
Longitudinale und transversale Wellen
[Bearbeiten]Man unterscheidet zwei grundsätzliche Wellenarten:
Transversale Wellen (Querwellen)
[Bearbeiten]- Die Auslenkung/Schnelle steht senkrecht auf der Ausbreitungsrichtung:
Longitudinale Wellen (Längswellen)
[Bearbeiten]- Die Auslenkung/Schnelle erfolgt parallel zur Ausbreitungsrichtung:
Überlagerung von Wellen
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Experiment: Auf einem Wellenträger (Seil, Feder, Wellenmaschine) werden einzelne Wellenberge und/oder -Täler in entgegengesetzter Richtung erzeugt, die anschließend kollidieren. |
Spezialfälle
[Bearbeiten]Ein nach rechts laufender Wellenberg trifft auf einen identischen, nach links laufenden Wellenberg. Im Moment der vollständigen Überlagerung:
- entsteht ein Wellenberg doppelter Auslenkung,
- ist die Schnelle überall identisch Null.
Ein nach rechts laufender Wellenberg trifft auf ein entsprechendes, nach links laufendes Wellental. Im Moment der vollständigen Überlagerung:
- entsteht ein Zustand ohne jede Auslenkung,
- verdoppelt sich die Schnelle.
Interferenzprinzip
[Bearbeiten]Wellen überlagern sich auf dem selben Wellenträger. Man erhält die Auslenkung der resultierenden Welle, indem man an jeder Stelle die Auslenkungen der ursprünglichen Wellen addiert. Die Schnelle der resultierenden Welle erhält man, indem man an jeder Stelle die Schnellen der ursprünglichen Wellen addiert. |
Schwebung
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Experiment: Zwei leicht gegeneinander verstimmte Stimmgabeln werden gleichzeitig angeschlagen:
Beobachtung: Man hört einen periodisch an- und abschwellenden Ton. |
Stehende Wellen
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Experiment: Auf einem Wellenträger (Seil, Feder, Wellenmaschine) werden entgegengesetzt laufende harmonische Wellen gleicher Wellenlänge überlagert. Beobachtungen: Es entsteht eine stehende Welle mit Knoten und Bäuchen. Der Abstand zwischen zwei benachbarten Knoten beträgt jeweils die halbe Wellenlänge. |
Reflexion von Wellen
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Experiment: Auf einem Wellenträger (Seil, Feder, Wellenmaschine) wird ein Wellenberg gestartet und das Verhalten am Ende des Wellenträgers beobachtet. Beobachtungen: Abhängig von der Art des Endes beobachtet man:
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Stehende Wellen durch Reflexion
[Bearbeiten]Wenn wir statt eines einzelnen Wellenbergs eine kontinuierliche, harmonische Welle auf dem Wellenträger starten, so wird diese ebenfalls am Ende reflektiert:
- Am losen Ende hat die reflektierte Welle die gleiche Phase wie die einlaufende Welle. Durch Überlagerung der einlaufenden mit der reflektierten Welle bildet sich eine stehende Welle mit einem Schwingungsbauch am losen Ende des Wellenträgers.
- Am festen Ende hat die reflektierte Welle eine Phasenverschiebung um relativ zur einlaufenden Welle. Man spricht von einem Phasensprung um am festen Ende. Wieder bildet sich eine stehende Welle, diesmal mit einem Knoten am festen Ende.
Experiment: Messung der Schallwellenlänge von Ultraschall durch Messung der Schallamplitude (Knoten und Bäuche) vor einer reflektierenden Wand. |
Eigenschwingungen (Eigenmoden)
[Bearbeiten]Wir betrachten nun einen eindimensionalen, in beiden Richtungen begrenzten Wellenträger der Länge .
Zwei feste Enden
[Bearbeiten]Typisches Beispiel ist die gespannte Saite eines Musikinstruments. Man beobachtet stehende Wellen unterschiedlicher Wellenlänge, die stets einen Knoten an den Enden vorweisen. Für die Grundschwingung, die Schwingung mit der kleinsten bzw. tiefsten Frequenz, findet man mit :
- .
Die nächste mögliche stehende Welle, die die Bedingung der Knoten an den Enden erfüllt, ist die erste Oberschwingung. Dabei passt genau eine Wellenlänge auf den Wellenträger und es gilt:
- .
In der Akustik entspricht dieser Frequenzunterschied einer Oktave. Für die zweite Oberschwingung gilt entsprechend:
- .
Ein festes und ein loses Ende
[Bearbeiten]Der Fall eines festen und eines losen Endes liegt u.a. bei vielen Blasinstrumenten und Pfeifen vor. Für die Grundschwingung gilt:
- ,
für die ersten beiden Oberschwingungen:
- und
Aufgabe |
Bei Musikinstrumenten werden Grund- und Oberschwingen eines Wellenträgers (Saite, Luftsäule, …) gleichzeitig angeregt. Die Grundschwingung bestimmt die Tonhöhe, die Oberschwingungen sind für die Klangfarbe/Klangcharakteristik ausschlaggebend. |
Die Kundsche Röhre
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Experiment: Eigenmoden der Luftsäule in einer mit Korkmehl präparierten Glasröhre werden angeregt.
→ Wir können aus Frequenz und Wellenlänge die Schallgeschwindigkeit bestimmen. |