Schachendspiele/ Turmendspiele/ Turm gegen 3 verbundene Bauern
Stehen die drei verbundenen Bauern bereits auf der 6.(3.Reihe) und werden von ihrem König unterstützt, dann kann die Turmpartei nicht mehr gewinnen. Damit man überhaupt noch Remis halten kann, muss der König vor den Bauern stehen.
Ist in dieser Stellung Schwarz am Zug, kann Weiß aufgeben:
1...h3-h2 2.Tg7-h7+ Kh4-g5 3.Th7-h8 g3-g2+
Weiß am Zug hält Remis:
1.Kf1-g1 f3-f2+ 2.Kg1-f1 h3-h2 3.Tg7-h7+ Kh4-g5 4.Kf1-g2
Stehen die drei verbundenen Bauern auf der 5.(4.Reihe), dann kann sie der Turm allein nicht mehr aufhalten. In Abwesenheit beider Könige verliert die Turmpartei:
1.Tc1-c4 g4-g3 2.Tc4xf4 h4-h3
2 Bauern auf der 6.(3.) Reihe: Diese Bauernstellung ist bereits aus dem Abschnitt Turm gegen 2 verbundene Bauern bekannt. Schwarz gewinnt.
In der abgebildeten Stellung nützt auch ein Spiel auf Matt nichts mehr:
1.Ka2-b3 g4-g3 2.Kb3-c4 g3-g2 3.Kc4-c5 f4-f3 (h4-h3 wäre dasselbe Motiv)
4.Kc5-b6 Ka8-b8 5.Tc1-e1 Kb8-c8 6.Kb6-c6 Kc8-d8
7.Kc6-d6 f3-f2 8.Te1-a1 Kd8-e8 9.Kd6-e6 Ke8-f8
Weiß kann mit 10.Ke8-f8 die Mattdrohung nicht aufrecht erhalten, weil dann 10...f2-f1D+ folgt.
Im Unterschied zur vorigen Stellung steht hier der Turm auf b1. Dadurch gewinnt Weiß durch ein Schachgebot ein Tempo. Das reicht zum Remis. Das Motiv ist sehenswert.
1.Ka2-b3 g4-g3 2.Kb3-c4 g3-g2 3.Kc4-c5 f4-f3 (auch hier ist h4-h3 dasselbe Motiv)
4.Kc5-b6 Ka8-b8 5.Kb6-c6+ Das zusätzliche Tempo!
5...Kb8-c8 6.Tb1-a1 Kc8-d8 7.Kc6-d6 Kd8-e8
8.Kd6-e6 Ke8-f8 9.Ke6-f6 Kf8-g8
Bis jetzt wurden die Mattdrohungen auf der 8. Reihe aufgestellt, jetzt wechselt Weiß auf die h-Linie. Schwarz kann nicht gewinnen, weil das Tempo für f3-f2 fehlt!
10.Ta1-a8+ Kg8-h7 11.Ta8-a7+ Kh7-h6 12.Ta7-a8 Kh6-h5 13.Kf6-f5 Remis
In dieser Stellung wirken die weißen Figuren optimal zusammen. Der König blockiert die Bauern von vorn, der Turm greift von hinten an.
Weiß am Zug gewinnt leicht:
1.Kf2-g2 h4-h3+ 2.Kg2-h2 Kh5-h4 3.Tg8-h8+ Kh4-g5 4.Th8-f8 f4-f3
5.Kh2-g3 Kg5-g6 6.Tf8-g8+ Kg6-f5 7.Tg8xg4 h3-h2 8.Tg4-h4
Mit Schwarz am Zug ist der Gewinn für Weiß ebenfalls möglich:
1...h4-h3 2.Tg8-h8+ Kh5-g5 3.Kf2-g1 der Schlüsselzug!
3...Kg5-f5 4.Kg1-h2 Kf5-e4 5.Th8-g8
Schwarz hat jetzt mehrere Möglichkeiten:
5...Ke4-f5 6.Tg8-g7 f4-f3 7.Kh2-g3
5...f4-f3 6.Tg8xg4+ Ke4-e3 7.Kg3xh3 f3-f2 8.Kh3-g2 Ke3-e2 9.Tg4-f4
5...Ke4-f3 6.Tg8-g7 Kf3-e2 (oder 6...g4-g3+ 7.Kh2xh3 Ke2-f2 8.Tg7-a7) 7.Tg7xg4 f4-f3 8.Tg4-e4+ Ke2-f1 9.Kh2-g3 f3-f2 10.Te4-f4
Stehen die Bauern nicht auf einer Reihe, kann sich der König zwischen ihnen festsetzen. In diesem Beispiel sind die Bauern allerdings sehr weit vorgerückt und der schwarze König ist weit entfernt. Weiß am Zug gewinnt natürlich leicht mit 1.Ta6-d6. Aber Schwarz am Zug hält Remis:
1...d4-d3! 2.Ta6-d6 d3-d2 3.Kb1-c2 Kh5-g5!
Der einzige Zug. Kg4 verliert, weil Weiß das notwendige Tempo gewinnt, um mit 4.Td6-g6+ und Tg6-g1 auf die erste Reihe zu wechseln. Danach schlägt Weiß den Bc3 und gewinnt.
4.Td6-d8 Kg5-f4 5.Td8-f8+ Kf4-e3 6.Tf8-f1 Ke3-d4
Der weiße Turm kann nicht gleichzeitig den schwarzen König abdrängen und die erste Reihe bewachen. Remis.
Weiß kann einen zweiten Plan probieren:
2.Td6-f6 Kh5-g4! Es drohte Tf6-f3. z.B.: 2...Kh5-g5? 3.Tf6-f3 d3-d2 4.Tf3-f1 Kg5-g4 5.Kb1-c2 Kg4-g3 6.Kc2xc3 Kg3-g2 7.Tf1-d1 und Weiß gewinnt.
3.Tf6-f1 Kg4-g3 4.Kb1-a2 Kg3-g2 5.Tf1-d1 b2-b1D+! Nur dank dieser Pointe hält Schwarz Remis. (5...c3-c2? 6.Td1-d2+ Kg2-f1 7.Ka2xb2+-)
6.Td1xb1 c3-c2 7.Tb1-c1 Kg2-f3 8.Ka2-b2 d3-d2 9.Kb2xc2 Remis
Diese Stellung ist eine Endspielstudie. Ich bezweifle, dass ein durchschnittlicher Vereinsspieler in einer Partie auf alle angegeben Züge kommen würde. Aber da dasselbe ebenfalls auf potentielle Gegner zutrifft, ergibt sich vielleicht doch durch die folgende Analyse ein kleines Plus für den Leser.
Ist Schwarz am Zug, dann gewinnt Weiß leicht:
Entweder 1...Kh6-h7 2.Tg8-g5 Kh7-h6 3.Tg5xf5 h3-h2 4.Tf5-f1 g4-g3 5.Ke3-f3
Oder 1...Kh6-h5 2.Ke3-f4 Kh5-h6 3.Kf4xf5
Ist Weiß am Zug, dann besteht der einzige Gewinnweg darin, die Zugpflicht auf Schwarz abzuwälzen, was nicht ganz einfach ist:
1.Ke3-e2!!! Der einzige Gewinnzug
1...Kh6-h5 2.Ke2-f2 Schwarz hat jetzt die Wahl zwischen mehreren Möglichkeiten:
2...Kh5-h6 3.Kf2-e3 und Schwarz ist wie gewünscht am Zug
2...Kh5-h4 3.Tg8-g7 Kh4-h5 (oder 3...g4-g3+ 4.Tg7xg3 h3-h2 5.Tg3-g8) 4.Kf2-g3 Kh5-h6 5.Tg7-g8
2...f5-f4 3.Tg8-h8+ Kh5-g5 4.Kf2-g1 Dieser Stellungstyp wurde oben bereits besprochen.
Die vielen Studien zum Thema Turm gegen 3 verbundene Bauern in den Endspielbüchern haben mir keine Ruhe gelassen. Ich habe ob der vielen studienhaften einzigen Züge fast die Krise gekriegt. Einziger Ausweg: Ein paar normale Stellungen aufbauen und probieren was passiert. Es sind in vielen Fällen nicht die schnellsten (Computer-) Lösungen, vermutlich aber die einfachsten. Hier ist das Ergebnis:
1.Ta1-a5+ Ke5-e6 2.Ta5-b5
Weiß will mit dem König zwischen die Bauern gelangen, dazu muss deren Reihe aufgebrochen werden. Mit dem Textzug wird genau das erzwungen. Zieht der König nach d6 oder f6, dann stellt sich der Turm nach f5 oder d5 und der angegriffene Bauer muss ziehen. Ganz schlecht ist jetzt 2...e4-e3 wegen 3.Tb5-a5
2...f4-f3+ 3.Ke2-f2 Ke6-d6
Schlechter ist 3...d4-d3 weil der schwarze König zusehen muss, wie alle seine Bauern verspeist werden: 4.Kf2-e3 Ke6-d6 5.Ke3xe4 f3-f2 6.Tb5-b1 d3-d2 7.Ke4-e3
4.Tb5-b8 Kd6-e5 5.Tb8-d8 d4-d3 6.Kf2-e3
Nachdem der Turm in den Rücken der Bauern überführt wurde, muss Schwarz einen zweiten Bauern ziehen, der weiße König steht jetzt optimal.
6...Ke5-f5 7.Td8-e8
Jetzt fällt der erste Bauer. Schwarz darf ihn sich aussuchen:
- 7...Kf5-g5 8.Te8xe4 Kg5-f5 9.Ke3xf3
- 7...f3-f2 8.Te8-f8+
- 7...d3-d2 Die technisch schwierigste Variante, weil der schwarze König einbrechen kann.
8.Ke3xd2 Kf5-f4 9.Te8-f8+ Kf4-g3 10.Kd2-e3 Kg3-g2
11.Tf8-f4! Hier konnte man das Endspiel noch zum Remis vermurksen: 11.Ke3xe4? fe-f2! mit Remis- 11...Kg2-g3 12.Ke3xe4 f3-f2 13.Ke4-e3
- 11...Kg2-g1 12.Tf4-g4+ Kg1-f1 13.Tg4xe4 f3-f2 14.Te4-f4
1.Ta1-a5+ Kd5-c4 Im Unterschied zur vorigen Stellung kann Schwarz vor seine Bauern gelangen.
2.Ta5-f5 f4-f3+ 3.Ke2-f2 Kc4-c3 4.Tf5-e5
Schwarz hat zwei Möglichkeiten:
- 4...d4-d3 5.Kf2-e3 Kc3-c2 6.Te5xe4 d3-d2 7.Te4-c4+ Kc2-b3 8.Tc4-d4
- 4...Kc3-d3 5.Te5-e8 e4-e3+ 6.Kf2xf3 Kd3-d2 7.Te8-a8!
Der Turm muss jetzt seitlich angreifen, weil Schwarz sonst nur noch mit seinem König hin- und herzieht.
7...Kd2-d3 8.Ta8-a2 Kd3-c4 9.Kf3-e4 Kc4-c3 10.Ta2-h2 d4-d3 11.Ke4xe3
Hier reicht der Platz nicht mehr für seitliche Manöver des Turms. Obendrein ist der schwarze König noch weiter vorgerückt. Trotzdem führt hier dieselbe Strategie wie in den vorangegangenen Stellungen zum Erfolg:
- Der Turm greift die Bauern von hinten an und erzwingt die Auflockerung der Bauernstellung.
- Der König setzt sich zwischen den Bauern fest, wonach Schwarz den Bauernverlust nicht mehr verhindern kann.
1.Ta1-b1+ Kb4-c5 2.Tb1-b8 Kc5-d5 3.Tb8-e8 e4-e3+ 4.Kd2-e2 Kd5-c6 5.Te8-d8 Kc6-c5 6.Td8-d7 c4-c3 7.Ke2-d3
Hier kann die Analyse beendet werden, da dieser Stellungstyp bereits ausgiebig betrachtet wurde.
Weitere interessante Motive ergeben sich, wenn sich Schwarz auf die a-Linie abdrängen lässt:
1...Kb4-a4 2.Tb1-b8 Ka4-a3 3.Tb8-e8 e4-e3+ 4.Kd2-e2 Ka3-b3
Der Gewinn ist noch nicht gesichert. Auf 5.Te8-b8+? folgt 5....Kb3-c2! mit Remis
5.Te8-d8 Kb3-c3 6.Td8-d7 d4-d3+ 7.Ke2xe3 Kc3-c2
8.Td7-a7 c4-c3 9.Ta7-a1 d3-d2 10.Ke3-e2
8.Ta7 ist ein bereits bekanntes Verfahren gewesen. Der Turm wurde zurück beordert.
10...Kc2-b2 11.Ta1-h1 Kb2-c2 12.Th1-g1
In den letzten Zügen wurde Schwarz letztendlich noch austempiert. Es gab aber einige Möglichkeiten, die Partie zum Remis zu verderben, z.B. mit 11.Ta1-d1, was ja auch recht plausibel aussah.