„Taurus-Kontroverse“ – Versionsunterschied

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{{Dieser Artikel|behandelt den Marschflugkörper Taurus, zur US-amerikanischen Taurus-Trägerrakete siehe [[Taurus (Rakete)]].}}
{{Dieser Artikel|behandelt den Marschflugkörper Taurus, zur US-amerikanischen Taurus-Trägerrakete siehe [[Taurus (Rakete)]].}}
{{Infobox Angetriebene Lenkwaffe
{{Infobox Angetriebene Lenkwaffe
| Name = Taurus KEPD 350
| Name = Taurus KEPD-350
| Bild = Taurus ILA2006.JPG
| Bild = Taurus ILA2006.JPG
| Hersteller = [[LFK-Lenkflugkörpersysteme]] / [[Saab|Saab Bofors Dynamics AB]]
| Typ = [[Marschflugkörper]]
| Entwicklung = Taurus Systems GmbH (TSG)
| Hersteller = Taurus Systems GmbH
| Stückpreis = 950.000 €
| Entwicklung = 1998 2004
| Indienststellung = 2005
| Länge = 5,10 m
| Durchmesser = 1,08 m
| Stückpreis = 950.000
| Gefechtsgewicht = 1360 kg
| Länge = 5,1 m
| Geschwindigkeit = max. Mach 0,95 (1164 km/h)
| Durchmesser = 1,08 m
| Reichweite = über 500 km
| Spannweite = 2,06 m
| Gefechtsgewicht = 1400 kg
| Gefechtskopf = Doppelhohlladungssprengkopf „Mephisto“, 481 kg
| Antrieb = Williams P8300-15 Turbofan
| Waffenplattformen = [[Panavia Tornado|Tornado]], [[McDonnell Douglas F/A-18|EF-18]], [[Saab 39|Saab JAS-39 ''Gripen'']]
| Zweite Stufe =
| Funktion = Luft-Boden-[[Marschflugkörper]]
| Erstflug = 1999
| Dritte Stufe =
| Geschwindigkeit = Mach 0,6 – 0,95
| Stufe2 =
| Stufe3 =
| Reichweite = nominal 350 km
| Gefechtsgewicht alt =
| Zielortung = Abbildendes Infrarot
| Gefechtskopf = „Mephisto“ 495 kg<br />
| Länge alt =
| Durchmesser alt =
| Zünder =
| Waffenplattformen = • [[Panavia Tornado]]<br /> • [[F/A-18 Hornet]]<br />• [[Eurofighter]] (geplant) <br/>• [[Saab 39|Saab 39 ''Gripen'']] (geplant)<br />
| Flügelspannweite = 2,06 m
| Flügelspannweite alt =
| Geschwindigkeit alt =
| Reichweite alt =
| Einsatzbereich =
| Einsatzbereich alt =
| Maximale Dienstgipfelhöhe =
| Maximale Dienstgipfelhöhe alt =
| Auslöser = voreinstellbarer, semi-intelligenter Zündmechanismus „PIMPF“
| Triebwerk = Williams P8300-15 Turbofan-Triebwerk
| Navigation = [[Inertiales Navigationssystem|INS]], GPS, [[Terrain Referenced Navigation|TRN]], Image Based Navigation
}}
}}
Der '''Taurus KEPD 350''' ist ein moderner Luft-Boden-[[Marschflugkörper]] für große Distanzen. Der Name ist eine Abkürzung für '''''T'''arget '''A'''daptive '''U'''nitary and Dispenser '''R'''obotic '''U'''biquity '''S'''ystem / '''K'''inetic '''E'''nergy '''P'''enetrator and '''D'''estroyer'' mit einer Reichweite von mindestens
Der '''Taurus''' ist ein moderner Luft-Boden-[[Marschflugkörper]] für große Distanzen. Der Name ist eine Abkürzung für '''''T'''arget '''A'''daptive '''U'''nitary and Dispenser '''R'''obotic '''U'''biquity '''S'''ystem''. Er wurde als ''Modulare Abstandswaffe'' (MAW) für verschiedene Nutzlasten und Missionen entwickelt. Der Marschflugkörper ist das [[Deutschland|deutsch]]-[[Schweden|schwedische]] Gegenstück zur parallel entwickelten [[Vereinigtes Königreich|britisch]]-[[Frankreich|französischen]] [[Storm Shadow (Marschflugkörper)|Storm Shadow]].
'''350''' Kilometern. Er wurde als ''Modulare Abstandswaffe'' (MAW) mit verschiedenen Anforderungsprofilen entwickelt.</br> Der Marschflugkörper ist das [[Deutschland|deutsch]]-[[Schweden|schwedische]] Gegenstück zur parallel entwickelten [[Vereinigtes Königreich|britisch]]-[[Frankreich|französischen]] [[Storm Shadow (Marschflugkörper)|Storm Shadow]].


== Entwicklung und Geschichte ==
==Geschichte==
Der Marschflugkörper Taurus KEPD 350 wird von der 1998 gegründeten deutsch-schwedischen ''Taurus Systems GmbH'' (TSG) hergestellt und ist eine Weiterentwicklung des Gleit-Streumunitionsbehälters ''Dispenser Weapon System 39'' (DWS-39)<ref name="stst1">[http://typhoon.starstreak.net/common/AG/dws39.html ''starstreak.net'' mit Angaben zum CWS-39 (engl., abgerufen am 14.&nbsp;September 2010)]</ref>. Die Anteilseigner der TSG sind die [[LFK-Lenkflugkörpersysteme]] GmbH ([[MBDA]]) mit 67&nbsp;Prozent und die [[Bofors|Saab Bofors Dynamics AB]] (SBD) mit 33&nbsp;Prozent Anteil. Die Entwicklungszeit begann 1998 und endete im März 2004. Das Projekt befindet sich in der Serienproduktion.


Während des Kalten Krieges wollte die Bundesrepublik ursprünglich die französische [[Apache (Lenkwaffe)|Apache]] beschaffen, um im Kriegsfall Start- und Landebahnen des [[Warschauer Pakt]]es zerstören zu können. Mit dem Fall der Mauer änderten sich die Prioritäten, welche nun auf der Bekämpfung von gehärteten Punktzielen lagen. Die andauernden Verhandlungen zwischen Deutschland und Frankreich über einer Weiterentwicklung der Apache scheiterten letztlich an Frankreich. Die Kürzung der Apache-Bestellungen und das Hinauszögern der Entwicklung einer Punktzielwaffe hätten für die Bundesrepublik eine Kostensteigerung bedeutet, weshalb man sich aus der Apache-Entwicklung zurückzog.<ref name="typhoon">[http://typhoon.starstreak.net/common/AG/taurus.html#undefined typhoon.starstreak.net – EADS/Bofors TAURUS]</ref>
Bereits im Bundeswehrplan 1997 wurde der Bedarf einer abstandsfähigen Präzisionswaffe für unterschiedliche Ziele ausgewiesen. Die Luftwaffe stellte dabei die Anforderung nach Versionen für die Flächenzielbekämpfung, wie die Bekämpfung von Flugplätzen oder die nachhaltige Lähmung des Flugbetriebes des Gegners, und die Bekämpfung von Punktzielen, beispielsweise gegen Bunker oder Brücken oder quasi stationäre Ziele.<ref name="apcon">[http://www.apcon.aero/news/Taurus_allg-info.pdf ''Apcon.aero'' mit Daten zum Taurus (pdf-Datei, abgerufen am 25.&nbsp;Januar 2009)]</ref> Die derzeit zur Verfügung stehende Variante wurde entwickelt, um gehärtete und eingegrabene Ziele (engl.: ''Hard and Deep Buried Targets'', kurz HDBTs), wie Bunker und andere wertvolle Einzelziele wie Brücken, Flugzeugschutzbauten, Landebahnen oder Schiffe in Häfen, punktgenau zu bekämpfen.


Im Bundeswehrplan 1997 wurde die Entwicklung einer Familie modularer Abstandwaffen (MAW) für den [[Panavia Tornado]] ausgewiesen. Geplant war die Beschaffung von insgesamt 1.200 Waffen für unterschiedliche Aufgabenstellungen zur Bekämpfung von Bodenzielen. Nach den Bedürfnissen der Luftwaffe soll die Waffensystemfamilie ein breites Spektrum an Punkt- oder Flächenzielen wirksam bekämpfen können.
Der Erstflug einer Vorentwicklung, die von LFK-Lenkflugkörpersysteme GmbH (seinerzeit Teil von [[DASA (Luft- und Raumfahrtkonzern)|DASA]]) stammte, gekoppelt an einem [[Panavia Tornado|Tornado IDS]] und ohne Abwurf, fand im Dezember 1996 statt. Im Oktober 1999 folgte der erste Selbstflug, von ''Taurus Systems GmbH'' durchgeführt, in Nordschweden. Im September 2000 wurde das System in mehreren Flügen in [[Südafrika]] erprobt.
[[File:Taurus KEPD 350.jpg|thumb|left|Taurus KEPD 350 Marschflugkörper unter einem [[Eurofighter Typhoon]]]]
Zur selben Zeit entwickelten DASA und Bofors den Gleitdispenser DWS-24, der später als DWS-39 bezeichnet wurde um die Nähe zur [[Saab 39]] zu verdeutlichen. Auf dessen Basis schlugen beide Firmen eine Version mit Turbojet und Einzel- oder Tandemgefechtskopf vor, welche als ''Kinetic Energy Penetrator and Destroyer'' (KEPD) 350 bezeichnet wurde. 1996 wurde weitere Versionen angeboten, eine leichtere KEPD 150 und eine Version mit Submunitionen MAW PDWS 2000. 31. März 1998 verkündete das [[Bundesministerium der Verteidigung]] die Finanzierung der Entwicklung sowie den Bau von 28 Prototypen. Dabei sollte eine Version mit Submunitionen entwickelt werden (Taurus 350A), eine andere mit Penetrationsgefechtskopf (Taurus 350P). Die Waffe sollte auch die Anforderungen der Briten an eine ''Conventionally Armed Stand Off Missile'' (CASOM) erfüllen, dabei wurde die Waffe als TAURUS beworben.<ref name="typhoon"/> Auch nachdem sich die Briten für die [[Storm Shadow (Marschflugkörper)|Storm Shadow]] auf Apache-Basis entschieden, wurde der Name beibehalten und die Entwicklungsfirma Taurus Systems GmbH danach benannt. Diese Firma wurde von [[LFK-Lenkflugkörpersysteme]] und [[Saab|Saab Bofors Dynamics AB]] eigens für die Realisierung des Taurus KEPD-350 sowie eventueller weiterer Varianten gegründet.<ref name="pitsch">[http://www.europaeische-sicherheit.de/alt/Archiv/ES_Archiv_2001ff/ES01-10-04.htm Europäische Sicherheit – Modulare Abstandswaffe Taurus]</ref>


Am 8.&nbsp;August 2002 hatte das [[Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung]] (BWB) der TSG den Auftrag zur Serienvorbereitung der Flugkörper erteilt. Die Verifikation für die deutsche [[Luftwaffe (Bundeswehr)|Luftwaffe]] wurde von der [[Wehrtechnische Dienststelle 61|Wehrtechnischen Dienststelle 61]] (WTD 61) durchgeführt und fand am 15.&nbsp;März und 18.&nbsp;März 2004 in [[Overberg (Testgelände)|Overberg]] (Overberg Test Range, OTR), Südafrika, statt.<ref name="eads-tk350">[http://www.eads.net/1024/de/pressdb/archiv/2004/2004/de_20040319_taurus.html Bericht auf der Webseite der ''EADS'' über die Verfikation des Taurus (abgerufen am 25.&nbsp;Januar 2009)]</ref><ref name="gd-otr">[http://www.global-defence.com/2003/test_ranges.htm ''GlobalDefence'' mit Daten zu den Taurus-Tests und Overberg (engl., abgerufen am 25.&nbsp;Januar 2009)]</ref>
Die Entwicklungsarbeiten verliefen danach recht schnell: Da bereits 1996, zwei Jahre vor Vertragsabschluss Tragversuche an einem [[Panavia Tornado]] der Luftwaffe stattfanden, konnte der Erstflug des Systems schon am 4. Oktober 1999 im schwedischen Testgebiet Visdel stattfinden.<ref name="pitsch"/> Im September 2000 wurde das System in mehreren Flügen in [[Südafrika]] erprobt, dabei konnte die Funktion der Navigationssysteme unter Beweis gestellt werden. Parallel dazu wurde der Gefechtskopf „MEPHISTO“ gegen Betonziele getestet. Am 8.&nbsp;August 2002 hatte das [[Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung]] (BWB) der TSG den Auftrag zur Serienvorbereitung der Flugkörper erteilt. Die Verifikation für die deutsche [[Luftwaffe (Bundeswehr)|Luftwaffe]] wurde von der [[Wehrtechnische Dienststelle 61|Wehrtechnischen Dienststelle 61]] (WTD 61) durchgeführt und fand am 15. und 18.&nbsp;März 2004 in der [[Overberg (Testgelände)|Overberg Test Range]] in Südafrika statt. Die neuen Versionen des Waffensystems Taurus wurden auf der [[Pariser Luftfahrtschau]] 2005 enthüllt. Die ursprüngliche A und P Bezeichnung wird praktisch nicht mehr verwendet.


2005 bestellte die [[Bundeswehr]] 600 Flugkörper zum Gesamtpreis von 570 Millionen [[Euro]]. Die Lieferung an die Luftwaffe begann offiziell mit der Übergabe des ersten Flugkörpers an das [[Jagdbombergeschwader 33]] in [[Büchel (Eifel)|Büchel]] am 21.&nbsp;Dezember 2005 und ist im November 2010 abgeschlossen worden.<ref name="lw-üb-tk350">[http://www.luftwaffe.de/portal/a/luftwaffe/kcxml/04_Sj9SPykssy0xPLMnMz0vM0Y_QjzKLNzKId_cJAclB2QH6kZiiXs5IokEpqfre-r4e-bmp-gH6BbmhEeWOjooAVm-y1A!!/delta/base64xml/L2dJQSEvUUt3QS80SVVFLzZfMjBfSDlC?yw_contentURL=/01DB060000000001/W26KAMDU879INFODE/content.jsp Webseite der ''Luftwaffe'' mit Information zur Übergabe des Taurus (abgerufen am 25.&nbsp;Januar 2009)]</ref><ref>[http://www.griephan.de/news/produkte-technik/single-view/view/10/mbda_liefert_den_600_taurus_kepd_350_an_luftwaffe.html Griephan: MBDA liefert den 600. TAURUS KEPD 350 an Luftwaffe (abgerufen am 14.&nbsp;Januar 2011)]</ref> Die Tragetests mit der [[Gripen]] fanden im Mai 2008 statt, im Februar 2009 folgten die Tragetests am Eurofighter im [[Jagdgeschwader 74]]. Die Integration in die spanischen [[McDonnell Douglas F/A-18]] wurde im Juni 2009 erfolgreich beendet.
Ein weiterer Flugtest fand Ende 2004, wiederum gekoppelt an einen Tornado, ebenfalls in Südafrika statt. 2005 bestellte die [[Bundeswehr]] 600 Flugkörper zum Gesamtpreis von 570 Millionen [[Euro]]. Die Endtests sind inzwischen abgeschlossen und die Produktion aufgenommen.
Am 8.&nbsp;November 2005 hat Taurus KEPD 350 seine Präzision auf der OTR bei Arniston, Südafrika, erneut bewiesen, als der Taurus seine Ziele, beispielsweise eine Brücke, mit hoher Genauigkeit traf.<ref name="eads-tk350_2">[http://www.eads.com/1024/de/investor/News_and_Events/news_ir/2005/2005/de_20051108_taurus.html Bericht über die Serienlieferung des Taurus auf der ''EADS.com'' (abgerufen am 25.&nbsp;Januar 2009)]</ref><ref name="lw-tk350">[http://www.luftwaffe.de/portal/a/luftwaffe/kcxml/04_Sj9SPykssy0xPLMnMz0vM0Y_QjzKLNzKI9zAJAMmB2e4-QDaY5WnqhBD1coaKgtQGpaTq-3rk56bqe-sH6BfkhkaUOzoqAgC6nVBU/delta/base64xml/L2dJQSEvUUt3QS80SVVFLzZfMjBfSDRQ?yw_contentURL=%2F01DB060000000001%2FW26K9AQE665INFODE%2Fcontent.jsp Bericht auf der Webseite der ''Luftwaffe'' zu den Testflügen des Taurus (abgerufen am 25.&nbsp;Januar 2009)]</ref>


==Konzept==
Die Lieferung an die Luftwaffe begann offiziell mit der Übergabe des ersten Flugkörpers an das [[Jagdbombergeschwader 33]] in [[Büchel (Eifel)|Büchel]] am 21.&nbsp;Dezember 2005 und ist im November 2010 abgeschlossen worden.<ref name="lw-üb-tk350">[http://www.luftwaffe.de/portal/a/luftwaffe/kcxml/04_Sj9SPykssy0xPLMnMz0vM0Y_QjzKLNzKId_cJAclB2QH6kZiiXs5IokEpqfre-r4e-bmp-gH6BbmhEeWOjooAVm-y1A!!/delta/base64xml/L2dJQSEvUUt3QS80SVVFLzZfMjBfSDlC?yw_contentURL=/01DB060000000001/W26KAMDU879INFODE/content.jsp Webseite der ''Luftwaffe'' mit Information zur Übergabe des Taurus (abgerufen am 25.&nbsp;Januar 2009)]</ref><ref>[http://www.griephan.de/news/produkte-technik/single-view/view/10/mbda_liefert_den_600_taurus_kepd_350_an_luftwaffe.html Griephan: MBDA liefert den 600. TAURUS KEPD 350 an Luftwaffe (abgerufen am 14.&nbsp;Januar 2011)]</ref>
[[File:Tomahawk with F-14.jpg|thumb|right|Eine ''TacTom'' in Begleitung einer [[Grumman F-14|Tomcat]]]]
Marschflugkörper (''engl. cruise missiles'') besitzen gegenüber bemannten Fluggeräten Vorteile: Sie müssen die Distanz zum Ziel nur einfach zurücklegen und sind klein, was das Entdecken und Abfangen erschwert. Zusätzlich wird durch das Unterfliegen des Radars die Bekämpfung weiter erschwert. Da Marschflugkörper früher sehr teuer und relativ ungenau waren, wurden diese in der Regel mit Nuklearsprengköpfen bestückt. Die [[AGM-28 Hound Dog]] besaß beispielsweise einen [[Streukreisradius]] (CEP) von 3,7&nbsp;km. Dies besserte sich im Laufe der Entwicklung, die ersten [[BGM-109 Tomahawk]]-Flugkörper von 1980 hatten beispielsweise einen CEP von 80&nbsp;m, was immer noch eine Nuklearbewaffnung notwendig machte. Erst in den 90er Jahren konnte die Technik soweit verbessert werden, das auch konventionell bestückte Marschflugkörper mit genügend Präzision und vertretbaren Kosten in großen Stückzahl gebaut werden konnten.


Marschflugkörper werden dabei gegen strategische Einrichtungen des Gegners wie Flugplätze, Befehlsstände, Industrieanlagen und Häfen eingesetzt. Diese Ziele sind im Kriegsfall zwar stark verteidigt, aber stationär. Um die Einsatzmöglichkeiten zu erweitern wird versucht, Marschflugkörpern auch zur Bekämpfung von mobilen Zielen wie Schiffen oder Panzerverbänden über sehr große Entfernungen einzusetzen. Des weiteren macht die zunehmende Mobilität der gegnerischen Luftverteidigung, zum Beispiel durch [[SA-15|SA-15 Gaunlet]]-Systeme zu schaffen. Während früher spezialisierte Marschflugkörper wie die [[AGM-136 Tacit Rainbow]] dagegen entwickelt wurden, werden modernste Flugkörper wie die ''Tactical Tomahawk'' mit einer 2-Wege-Satellitenverbindung ausgestattet, um Zielupdates und Kurskorrekturen vorzunehmen. Der Datenlink ermöglicht es dabei von der Aufklärung entdeckte Flugabwehrstellungen zu umfliegen, ein mobiles Ziel anzugreifen, auf Alternativziele auszuweichen oder durch Senden des letzten Sucherbildes eine Trefferanalyse durchzuführen.
== Technik, Aufbau und Einsatz ==
Der ''Taurus KEPD 350'' ist ein Luft-Boden-Lenkflugkörper mit einer Reichweite von mehr als 500&nbsp;Kilometern.<ref name="TD TSG">[http://www.taurus-systems.de/html/kepd350.html Technische Daten auf der Webseite der ''Taurus Systems GmbH'' (engl., abgerufen am 26.&nbsp;Dezember 2009)]</ref> Angetrieben von einem [[Williams International|Williams]]-[[Turbofan]]-Triebwerk erreicht er eine Geschwindigkeit von [[Mach]] 0,6 - 0,95. Das Gesamtsystem hat ein Gewicht von rund 1400&nbsp;kg.<ref name="TD TSG"/>


Mit der zunehmenden Verbreitung von [[Antisatellitenrakete]]n (oder der Fähigkeit diese zu entwickeln) und leistungsstarken [[GPS-Störsender]]n rückt auch die Fähigkeit in den Focus, über weite Strecken eine präzise Navigation ohne [[globales Navigationssatellitensystem]] zu ermöglichen. Dies war nicht nur bei der Taurus, sondern ist auch bei der [[Long Range Anti-Ship Missile]] ein Schwerpunkt der Entwicklung.
Der Körper des Marschflugkörpers besteht aus einem gut fünf&nbsp;Meter langen Aluminiumrumpf, der von der Firma Tital im [[Feingießen|Feingussverfahren]] hergestellt wird. Der Infrarotsuchkopf wurde von der LFK GmbH in Zusammenarbeit mit [[Diehl BGT Defence]] entwickelt, während die Konzeption des Sprengkopfes vom [[DASA (Luft- und Raumfahrtkonzern)|DASA]]-Werk Schrobenhausen (heute LFK GmbH) stammt.<ref name="apcon" />


==Technik==
=== Navigationssysteme ===
[[File:ILA 2008 PD 445.JPG|thumb|right|Taurus im Transportgestell]]
Zur Navigation verfügt der Taurus über Systeme zur [[Inertiales Navigationssystem|Trägheitsnavigation]], [[Terrain Referenced Navigation]] (TRN) in Verbindung mit dem [[Radarhöhenmesser]] und zur [[Image Based Navigation]] (IBN), bei der vorher ausgewählte Wegpunkte mit im Flug aufgenommenen, hochaufgelösten [[Infrarotstrahlung|Infrarotabbildern]] abgeglichen werden, ausgerüstet. Durch Kopplung der Systeme erreicht er eine hohe Genauigkeit auf der Flugstrecke und bei der Feinkorrektur des Endanflugs auf das Ziel. Zusätzlich können [[Global Positioning System|GPS]]-Daten genutzt werden.<ref>[http://www.taurus-systems.de/Taurus_1-page.pdf Informationsbroschüre der Taurus System GmbH (PDF, 92 kB)]</ref><ref name="MDBA-T">[http://www.mbda-systems.com/mbda/site/ref/scripts/siteFO_contenu.php?lang=EN&noeu_id=176&page_id=280 ''MBDA''-Webseite mit Daten zum Taurus (engl., abgerufen am 25.&nbsp;Januar 2009)]</ref>
Der Taurus ist ein modularer Marschflugkörper, welcher mit verschiedenen Nutzlasten ausgeliefert werden kann. Die Grundform wurde dabei vom Munitionsdispenser DWS-39 übernommen. Der etwa 5 Meter lange Rumpf besteht dabei aus [[Feinguss|Aluminiumfeinguss]] und ist rechteckig aufgebaut. Auf der Oberseite sind zwei ausklappbare Tragflächen angebracht, zur Steuerung befindet sich ein X-Leitwerk am Heck. Die Pitoteinläufe des Triebwerkes sind starr links und rechts des Rumpfes angebracht.


Der vordere Bereich enthält wie bei jedem Marschflugkörper das Navigationssystem, welches einen autonomen Tiefflug durch gegnerisches Gebiet ermöglicht. Das für den Taurus entwickelte Navigationssystem besteht aus einem [[GPS]]-Empfänger, einem Inertialnavigationssystem (''engl. inertial navigation system, INS''), einer Geländereferenznavigation (''engl. Terrain Reference Navigation, TRN'') und einem bildverarbeitenden Navigationssystem (''engl. Image Based Navigation, IBN''). Der 12-kanalige, mit P-Code arbeitende GPS-Empfänger wurde gegen Störversuche gehärtet (''engl. anti-jamming, AJ'') und wird im Regelfall zur Navigation eingesetzt.<ref name="taurus">[http://www.dtic.mil/ndia/2008psa_apr/drevstad.pdf Taurus-Systems – TAURUS KEPD 350 The Modular Stand Stand-off Missile for Precision Strike against HDBT]</ref> Wenn dies zu ungenau oder nicht verfügbar ist, stützt sich die Positionsbestimmung auf das Tri-Tec-Navigationssystem. Das Inertialnavigationssystem besteht dabei aus Laserkreiseln und wird von [[Northrop Grumman LITEF]] gefertigt. Zur Korrektur der Daten misst ein Radarhöhenmesser im K<sub>u</sub>-Band das Höhenprofil des überflogenen Gebietes und vergleicht dieses kontinuierlich mit den zuvor eingespeicherten Geländedaten des Soll-Flugpfades, um daraus eine Kurskorrektur zu berechnen.<ref name="taurus"/> Da die Geländereferenznavigation grundsätzlich nur über ausreichend profiliertem Gelände verwertbare Navigationsdaten liefern kann, verfügt der Taurus mit der bildverarbeitenden Navigation über ein weiteres System zur Navigationsstützung. Für den Flugweg werden dabei zwischen fünf und zehn Navigations-Aufdatpunkte bestimmt, deren vereinfachte Signaturen im Bordcomputer abgespeichert werden. Beim Überfliegen der Aufdatpunkte sucht der Infrarotsuchkopf die zuvor eingespeicherten Strukturen und vermisst deren Lage im Raum. Durch eine Vergleichsrechnung zwischen Soll- und vermessener Position wird dann eine Kurskorrektur errechnet.<ref name="pitsch"/>
Das Navigationssystem unterstützt [[Terrainfolgeflug]] mit einem abschließendem „High-Pop-Up-Manöver“ mit Scheitelhöhen bis 3500&nbsp;m.<ref name="eads-tk350" />


Der Infrarotsucher besteht dabei aus einem [[Focal Plane Array]] aus [[Indiumantimonid]] mit einer Auflösung von 256 x 256 Pixeln.<ref>[http://spie.org/x648.html?product_id=445304 IR focal plane array seekers for ground-to-ground and air-to-ground missiles]</ref> Wenn der Flugkörper im Zielgebiet ankommt sucht der IR-Suchkopf das Ziel und schaltet es auf. Wenn mehrere Ziele entdeckt und angegriffen werden sollen, vermisst der Sucher ihre Position im Raum und der Waffenrechner ermittelt dazu den optimalen Zeitpunkt zum Auslösen der Nutzlast.<ref name="pitsch"/> Diese befindet sich in der Mitte des Rumpfes, direkt hinter dem Sucher. Der Bediener kann dabei zwischen fünf verschiedenen Angriffsmodi wählen, je nach Ziel und Variante:<ref name="taurus"/>
=== Sprengkopf „Mephisto“ ===
Der '''Mephisto''' ('''M'''ulti-'''E'''ffect '''P'''enetrator, '''HI'''gh '''S'''ophisticated and '''T'''arget '''O'''ptimised)<ref name="mephisto-janes1">[http://www.janes.com/extracts/extract/jalw/jalw3624.html Bezeichnung des Sprengkopfes auf ''Janes'' (engl., eingesehen am 6.&nbsp;April 2009)]</ref> genannte Doppelsprengkopf ermöglicht ein Durchschlagen von mehreren Metern [[Stahlbeton]]. Der 481&nbsp;kg schwere [[Gefechtskopf]] besitzt eine [[Hohlladung|Vorhohlladung]], die ein Loch in die Panzerung des Ziels oder Oberfläche sprengen soll, durch das der Penetrator mit mehr als 250&nbsp;Meter pro Sekunde (rund 900&nbsp;km/h) eindringen kann. Der Mephisto erfüllt den MIL-STD 2105 für ''insensitive Munition'', kann also relativ gefahrlos gehandhabt werden.<ref name="MDBA-T" />


*'''Pop-Up:''' Der Flugkörper fliegt dabei im Tiefflug an, geht in den Steigflug über und führt dann einen senkrechten [[Sturzflug]] auf das Ziel aus. Wird beispielsweise gegen Bunker eingesetzt.
=== Zünder „Pimpf“ ===
*'''Low Level Pop-Up:''' Der Flugkörper fliegt im Tiefflug an, geht in den Steigflug über und schlägt schräg von oben im Ziel ein. Wird zum Beispiel gegen [[Hardened Aircraft Shelter]], Brücken oder Schiffe im Hafen eingesetzt.
Der Penetrator selbst hat einen voreinstellbaren, semi-intelligenten Zündmechanismus (''P''rogrammable ''I''ntelligent ''M''ulti-''P''urpose ''F''uze/PIMPF), der bereits zerstörte Gebiete der Struktur erkennt, Stockwerke zählen kann und die Ladung auf der voreingestellten Ebene zur Explosion bringt. PIMPF ist dafür ausgelegt, auch in modernen Anti-Schiff-Raketen Verwendung zu finden. Er besitzt einen Durchmesser von 150&nbsp;mm und eine Länge von 175&nbsp;mm bei einem Gewicht von etwa 5&nbsp;kg. Die TDW Gesellschaft für verteidigungstechnische Wirksysteme mbH arbeitet daran, den Zünder auf einen Durchmesser von 2&nbsp;Zoll (rund 50,8&nbsp;mm) zu verkleinern.<ref>''[http://www.dtic.mil/ndia/2002fuze/muthig.pdf PIMPF]''</ref>
*'''Dive Attack:''' Der Taurus fliegt das Zielgebiet in großer Höhe an und geht dann in einen schrägen Sturzflug über. Gleiches Zielspektrum wie beim ''Low Level Pop-Up'', aber mehr Durchschlagskraft und weniger Überlebensfähigkeit.
*'''Air Burst:''' Das Zielgebiet wird im Tiefflug angeflogen. Kurz vor dem Ziel geht der Flugkörper auf eine größere Marschflughöhe parallel zum Boden und löst die Nutzlast über dem Ziel aus. Wird gegen Truppenansammlungen eingesetzt.
*'''Horizontal "Cave Type":''' Der Taurus fliegt das Zielgebiet in geringer Höhe an. Kurz vor dem Ziel geht der Flugkörper in einen extremen Tiefflug flach über dem Boden und schlägt ins Ziel ein. Wird gegen [[Flugzeugkaverne]]n oder ähnliches eingesetzt.


Das Antrieb kommt ein Turbofantriebwerk P8300-15 von [[Williams International]] zum Einsatz. Es entwickelt etwa 6,67 kN Schub in Bodennähe und beschleunigt den Marschflugkörper auf eine Geschwindigkeit von Mach 0,6 bis Mach 0,95. Das Triebwerk entwickelt somit signifikant mehr Schubkraft als das Williams F107-WR-402 der BGM-109 Tomahawk mit 3,1 kN. Das bessere [[Schub-Gewicht-Verhältnis]] ermöglicht einen härteren [[Konturenflug]], da engere Kurven und größere Steigwinkel erfolgen werden können, was das Abfangen erschwert.<ref name="pitsch"/> Die Treibstofftanks befinden sich auf beiden Seiten der Nutzlast zwischen Sucher und Triebwerk. Um die Überlebensfähigkeit zu steigern können optional eine „[[Täuschkörper|aktive Selbstverteidigungsfähigkeit]]“ und ein 2-Wege-Datenlink eingerüstet werden.<ref>http://www.taurus-systems.de/Taurus_4-pages.pdf</ref> Durch den 2-Wege-Datenlink können auch bewegliche Ziele wie Schiffe oder Panzerverbände bekämpft werden, außerdem kann auch ein Bild des Zieles übermittelt werden um eine Schadensanalyse durchzuführen (''engl. battle damage indication'').<ref name="deagel">[http://www.deagel.com/Land-Attack-Cruise-Missiles/Taurus-KEPD-350_a001100001.aspx Deagel.com – Taurus KEPD]</ref>
[[Bild:Taurus KEPD 350.jpg|thumb|KEPD 350 unter dem Flügel eines Eurofighters Typhoon]]


==Varianten==
== Bestellungen und Einsatzplattformen ==
Die momentan einzige Serienversion ist die Variante KEPD-350. Auf Basis dieses Modells wurde von der Taurus Systems Gmbh eine Familie von Marschflugkörpern vorgeschlagen. Die folgenden Versionen wurden auf der [[Pariser Luftfahrtschau]] 2005 präsentiert. In einer [[PDF]]-Präsentation des Herstellers von 2008 wird zusätzlich zwischen der Version „M“ und „MP“ unterschieden. Ob diese Varianten verwirklicht werden ist allerdings unklar.
Der Taurus KEPD 350 wurde primär für den deutschen [[Panavia Tornado|Tornado]] entwickelt. In der Zwischenzeit hat er auch die Zulassung für die Adaption an der spanischen [[F/A-18 Hornet|EF-18]] und der [[Saab 39|Saab JAS-39 Gripen]].
=== Taurus KEPD-350 ===
[[File:ILA 2010 Samstag 124.JPG|thumb|right|Die Laserentfernungsmesser über dem Infrarotsucher <small>(zum Vergrößern auf das Bild klicken)</small>]]
Die ''Taurus KEPD-350'' „Kinetic Energy Penetrator and Destroyer“ trägt den Gefechtskopf MEPHISTO (Multi-Effect Penetrator High Sophisticated and Target Optimized). Es handelt sich dabei um einen Tandem-Gefechtskopf, bestehend aus einer Vorhohlladung und dem Penetrator mit integriertem intelligentem Zünder. Zwei [[Laserentfernungsmesser]] messen dabei die Distanz zum Ziel und lösen die [[Hohlladung|Vorhohlladung]] im optimalen Abstand zum Ziel aus. Diese ist etwa 95&nbsp;kg schwer, hat einen Durchmesser von fast 0,36 m und 0,53 m Länge. Der Hohlladungsstachel durchschlägt dabei das Ziel, um dem nachfolgenden Penetrator das Eindringen zu erleichtern. Dieser besitzt etwa denselben Durchmesser wie die Vorhohlladung, eine Länge von fast 2,3 Meter und eine Masse von 400 kg.<ref name="taurus"/> Am Heck befindet sich der intelligente Zünder PIMPF (Programmable Intelligent Multi Purpose Fuze), welcher auch in der [[Naval Strike Missile]] eingesetzt wird. Er verfügt über eine Verzögerungssensorik, welche den Durchgang durch unterschiedlich dichte Medien feststellen kann. Anhand der gemessenen Verzögerung kann berechnet werden, an welcher Stelle des Zieles sich der Penetrator gerade befindet. Durch Vorprogrammierung ist es deshalb möglich den Penetrators an der gewünschten Position im Ziel, zum Beispiel einem bestimmten Stockwerk explodieren zu lassen. PIMPF wiegt 5 kg, kann Beschleunigungskräften bis zu 10.000g wiederstehen und wird über einen [[Lithium-Ionen-Akkumulator]] mit Energie versorgt.<ref>[http://www.dtic.mil/ndia/2002fuze/muthig.pdf PIMPF – Gesellschaft für verteidigungstechnische Wirksysteme mbH]</ref>


Bei Anflug im ''Air Burst'' kann die Vorhohlladung zuerst gezündet werden, da diese mit einem Splittermantel umgeben ist. Aufgrund seiner Masseträgheit fliegt der Penetrator dann noch ein Stück weiter, bevor er selbst gezündet wird. Damit können bei Bedarf zwei Luftdetonationen in kurzen Abständen verursacht werden.<ref name="taurus"/>
Derzeit liegen die folgenden Bestellungen vor:
* {{DEU}}: 600 (Lieferung im November 2010 abgeschlossen)<ref name="EADS-PM">[http://www.eads.com/1024/de/pressdb/archiv/2002/de_20020808_taurus_d.html Pressemitteilung auf der Webseite der ''EADS'' zur Beschaffung des Taurus durch die Bundeswehr (abgerufen am 25.&nbsp;Januar 2009)]</ref>
* {{ESP}}: 43<ref>[http://www.mde.es/dgam/principalesprogramasaym.htm#M3 Ministerio de Defensa de España - DGAM Dirección General de Armamento y Material - Principales Programas de Armamento - MISIL A/S TAURUS (span., abgerufen am 9.&nbsp;August 2009)]</ref><ref>[http://www.ejercitodelaire.mde.es/ea/pag?idDoc=EBC78C748C0A18F9C125744800291A7D#BA206F266F415C3FC12575C8001E6FB6 Ejército del Aire - Aeronaves - Armamento - Aire-superficie - Misil KEPD-350 TAURUS (span., abgerufen am 9.&nbsp;August 2009)]</ref>


===Taurus KEPD-150===
== Konzepte/Planungen ==
Die Variante ''KEPD-150'' wird auch manchmal als ''Taurus L'' bezeichnet.<ref name="taurus"/> Es handelt sich dabei um eine massereduzierte Version der ''KEPD-350'' mit kleinerem Penetrator und weniger Treibstoff.<ref>[http://www.deagel.com/Land-Attack-Cruise-Missiles/Taurus-KEPD-350-L_a001100005.aspx Deagel.com – Taurus KEPD 350 L]</ref> Der Erstflug des [[Mock-up]]s fand am 27. August 1998 in [[Linköping]] in Schweden statt.<ref>http://www.flightglobal.com/articles/1998/09/16/42857/sweden-tests-kepd-150-mockup-on-gripen.html</ref>
Die Verwendung am [[Eurofighter|Eurofighter ''Typhoon'']] ist in Planung.<ref name="PF TSG">[http://www.taurus-systems.de/html/platforms.html Plattformen auf der Webseite der ''Taurus Systems GmbH'' (engl., abgerufen am 25.&nbsp;Januar 2009)]</ref>


===Taurus M===
Eine erweiterte Nutzung an [[McDonnell Douglas F-15|F-15K]] der [[Südkoreanische Luftwaffe|südkoreanischen]] und [[Boeing B-52|B-52-Bombern]] der [[United States Air Force|US-Luftstreitkräfte]] befinden sich ebenso in der Konzeptphase wie die Möglichkeit für einen Abwurf aus Transportflugzeugen wie der [[McDonnell Douglas C-17|C-17]] und dem Einsatz vom Boden bzw. von Schiffen aus. Hierfür werden Varianten entwickelt, die eine Gewichtsreduzierung und eine Containerlösung<ref>[http://www.taurus-systems.de/html/missilesystem.html Taurus-Varianten auf der Herstellerhomepage; eingesehen am 26. Dezember 2009]</ref> vorsehen.
[[File:GMLRS effect with SMArt.jpg|thumb|right|SMArt-Auswurf am Beispiel GMLRS]]
Die ''Taurus M'' (Multiple Warhead) dient zum Transport von Submunitionen um gegnerische Flugplätze, Flugabwehrstellungen und Panzerverbände zu zerstören. Eine frühere Bezeichnung ist MAW PDWS 2000. Die Zahl der Submunitionen ist unklar, aus schematischen Bildern des Herstellers sollen aber 8 Stück hintereinander im Rumpf Platz finden.<ref name="taurus"/> Bei zwei Reihen ergäben sich damit 16 Stück. Dabei wurden drei Munitionsarten angedacht:<ref name="missile">[http://www.missilethreat.com/cruise/id.17/cruise_detail.asp Missilethreat – Taurus 350A/P]</ref>
*'''MUSJAS 1/2:''' [[Streumunition]] (''engl. Dual Purpose Improved Conventional Munition, DPICM)'' gegen leicht- und ungepanzerte Ziele.<ref name="missile"/> Da Deutschland dem [[Übereinkommen über Streumunition]] begetreten ist, entfällt diese Version.
*'''STABO:''' Anti-Runway-Munition gegen [[Start- und Landebahn]]en, ein Projektil soll etwa 16 kg wiegen.<ref name="missile"/> Die Submunitionen werden nach unten ausgeworfen, beschleunigen mit einem Raketenmotor auf die Bahn, durchschlagen diese und detonieren darunter. Gegenstück zur französischen [[Apache (Lenkwaffe)|Apache]].
*'''SMArt:''' Soll [[Suchzünder-Munition für die Artillerie]] ins Zielgebiet tragen, um Flugabwehrstellungen und Panzerverbände zu bekämpfen. Ermöglicht dann eine wesentlich größere Reichweite als [[MLRS|GMLRS-SMArt]] oder die [[Panzerhaubitze 2000]]. Die Munition wird nach dem Ausstoßen mit einem Bremsschirm verzögert, dann öffnet sich der Fallschirm und die Munition beginnt mit ihrer Dreifach-Suchsensorik das Gebiet autonom nach Zielen abzusuchen. Dabei wird Infrarot und aktives wie passives Millimeterwellenradar im Frequenzbereich von 94 GHz eingesetzt, um Gefechtsfahrzeuge zu finden. Die Zerstörung dieser erfolgt über eine [[projektilbildende Ladung]] aus [[Tantal]].<ref>[http://www.dtic.mil/ndia/2007gun_missile/GMWedAM2/WichPresentation.pdf Diehl – Rocket Artillery in Future Scenarios, First Answer]</ref><ref>[http://www.airwar.ru/weapon/kr/taurus.html Airwar.ru – KEPD-150/350 TAURUS]</ref>


===Taurus MP===
Im Rahmen zukünftiger Kampfwertsteigerungen soll der Taurus [[datenlink]]fähig gemacht werden.<ref name="MDBA-T" />


''Taurus MP'' steht für „Modular Payload“.<ref name="taurus"/> Hierzu wurden noch keine näheren Angaben gemacht, denkbar ist der Einbau von Systemen zu [[Elektronische Kampfführung|elektronischen Kampfführung]] in Verbindung mit einem 2-Wege-Datenlink zum Satelliten.
== Kritik in Deutschland ==
Von Kritikern wird der Nutzen der Taurus-Marschflugkörper bezweifelt. Sie führen an, dass das Waffensystem für das Zeitalter des Kalten Krieges entwickelt worden sei und zur Erfüllung seiner primären Aufgabe - dem Ausschalten von Bunkern - die entsprechenden Ziele brauche. Sie stellen die Frage, wo die Luftwaffe eine Zahl von 600 Bunkern finden könne, wenn nicht auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion oder der osteuropäischen Staaten des ehemaligen Warschauer Paktes. Gerade diese Staaten spielten aber mit dem Ende des Kalten Krieges als Ziel keine vordergründige Rolle zur Verteidigung der NATO mehr oder seien inzwischen sogar teilweise NATO-Mitglieder geworden. Auch wird bezweifelt, dass der Kauf von 600 bunkerbrechenden Marschflugkörpern zu einem Preis von nahezu 600 Millionen Euro in der heutigen Bedrohungssituation sinnvoll ist.<ref>[{{Der Spiegel|34076843|Titel=Bunker gesucht|Text=}} DER SPIEGEL 46/2004 vom 8. November 2004, Seite 52 (abgerufen am 9.&nbsp;August 2009)]</ref>


===Taurus HPM===
Im Weiteren stellen diese Kritiker fest, dass der deutschen Luftwaffe ein entsprechendes Trägersystem mit der weiteren Ausmusterung der Tornado-Kampfflugzeuge fehle und ein Umrüsten des Eurofighters, der dafür bisher nicht ausgelegt sei, weitere 520 Millionen Euro kosten würde. <ref>[http://www.welt.de/print-welt/article320717/Eurofighter_der_Bundeswehr_bleibt_viel_zu_oft_am_Boden.html DieWelt.de 16. Juni 2004 (abgerufen am 9.&nbsp;August 2009)]</ref>


Die Variante ''Taurus HPM'' soll [[Elektromagnetischer Puls|Hochleistungs-Mikrowellenstrahlung]] (''engl. High Power Microwave, HPM'') zur Zerstörung gegnerischer Elektronik einsetzen.<ref>[http://www.deagel.com/Land-Attack-Cruise-Missiles/Taurus-HPM_a001100003.aspx Deagel.com – Taurus HPM]</ref> Diese Version orientiert sich ebenfalls an der britisch-französischen [[Storm Shadow (Marschflugkörper)|Storm Shadow]]. Die Briten testeten bereits im Juli 2002 erfolgreich einen HPM-Gefechtskopf für diesen Marschflugkörper.<ref>[http://books.google.de/books?id=4S3h8j_NEmkC&pg=PA518&lpg=PA518&dq=HPM-Technologie+taurus+kepd&source=bl&ots=hIRvQOY-aY&sig=z2zoCswIc1T6wBqdwRQSY_YWTCs&hl=de&ei=GPvUTa30AY7MswbM2dSnDA&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=3&ved=0CDAQ6AEwAg#v=onepage&q=hpm&f=false The Naval Institute guide to world naval weapon systems, Seite 518]</ref> In neueren Publikationen wird die HPM-Version meist als Variante der ''Taurus MP'' abgehandelt.
Dem steht entgegen, dass der Taurus nicht nur den klassischen Bunker zerstören kann, sondern auch andere Ziele, deren Bekämpfung eine hohe Präzision erfordert, wie Brücken, Gebäude, Kraftwerke oder Umspannwerke oder andere für den Gegner wertvolle Ziele.


== Weblinks ==
===Taurus CL===

{{Commons|Taurus (missile)|Taurus (Marschflugkörper)}}
Die Variante ''Taurus CL'' für „Container Launched“ soll von Schiffen und Lastkraftwagen gestartet werden. Dafür wird der Marschflugkörper mit einem Tragegestell versehen und in einen Startbehälter gesteckt. Das Tragegestell führt den Flugkörper innerhalb des Containers und beschleunigt diesen mit einem [[Booster (Raketenantrieb)|Feststoffbooster]] auf Marschgeschwindigkeit und -höhe, um danach abgeworfen zu werden.<ref name="taurus"/>

===Taurus T===

Diese Version geht auf die ''Future Offensive Air System''-Studie der [[Royal Air Force]] zurück. Damals wurde untersucht ob es sinnvoll sei, mit einem Transportflugzeug ([[A400M]] oder [[C-130]]) Marschflugkörper wie die [[Storm Shadow (Marschflugkörper)|Storm Shadow]] über die Laderampe zu starten. Der Grundgedanke dabei war das Unterschallflugzeuge ohne Tarnkappeneigenschaften eine zu geringe Überlebensfähigkeit in feindlichem Luftraum besitzen. Bomber wie die [[Boeing B-52]] werden deshalb mit Marschflugkörpern bewaffnet, um Abstandsfähigkeit zu erzielen. Der Start dieser Marschflugkörper von einer Transportmaschine aus hätte dasselbe Resultat, jedoch zu wesentlich geringeren Kosten. Die Lenkwaffen werden dabei mit einem [[Bremsschirm]] aus der Laderampe gezogen, dieser wird danach abgeworfen und die Marschphase beginnt.

==Technische Daten==
Die offizielle Reichweitenangabe von 250+ km (MBDA), 350+ km (Bundeswehr) oder 500+ km (Taurus Systems) besitzt einen gewissen Unterhaltungswert, da eine [[BGM-109 Tomahawk|RGM/UGM-109C Tomahawk]] ein Gewicht von 1310 kg ohne Booster besitzt und mit dem 450 kg schweren WDU-25/B Gefechtskopf eine Reichweite von etwa 1250 km erzielt. Der Gefechtskopf der KEPD-350 ist mit 495 kg etwas schwerer, das Startgewicht des Flugkörpers mit 1400 kg aber auch. Die Reichweite wird damit ähnlich sein. Konkurrenzprodukte wie [[Storm Shadow (Marschflugkörper)|Storm Shadow]] und [[AGM-158 JASSM]] sind nicht nur leichter, sondern setzen auch preiswertere [[Strahltriebwerk#Einstrom-Strahltriebwerk_.28Turbojet.29|Turbojettriebwerke]] mit höherem spezifischen Treibstoffverbrauch ein. Erst die Version JASSM-ER soll ein sparsameres [[Mantelstromtriebwerk|Turbofantriebwerk]] erhalten.

{| class="wikitable"
|-
!style="width: 25em"|
!style="width: 12em"|TAURUS KEPD-350
!style="width: 12em"|TAURUS KEPD-150
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!style="width: 12em"|TAURUS MP
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!style="width: 12em"|TAURUS T
|-
|Indienststellung || 2005 || || || || || ||
|-
|Navigationsysteme || colspan="7" align=center| GPS, Trägheitsnavigation (TRN), bildverarbeitende Navigation (IBN), Geländereferenznavigation (TRN)
|-
|Suchkopf ||colspan="7" align=center| Abbildendes Infrarot (IIR)
|-
|Triebwerk ||colspan="7" align=center| [[Williams International]] P8300-15 Turbofan
|-
!colspan="8"|Flugleistungen
|-
|nominale Reichweite ||350+ km||150+ km|| || || || ||
|-
|geschätzte Reichweite ||1250 km|| || || || || ||
|-
|Fluggeschwindigkeit ||colspan="7" align=center|Mach 0,6 — 0,95
|-
!colspan="8"|Maße und Gewicht
|-
|Länge ||colspan="7" align=center|5100 mm
|-
|Breite ||colspan="7" align=center|1080 mm
|-
|Höhe ||colspan="7" align=center|805 mm
|-
|Spannweite ||colspan="7" align=center|2064 mm
|-
|Gewicht ||1400 kg|| 1060 kg || || || || ||
|-
!colspan="8"|Nutzlast
|-
|Gefechtskopf|| '''MEPHISTO:'''<br/> Vorhohlladung und <br/> Penetrator||'''MEPHISTO:''' <br/> Vorhohlladung und <br/> leichterer Penetrator|| '''STABO:'''<br/> Anti-Runway-Munition<br/>'''SMArt:'''<br/>Selbstzielsuchende <br/> Munition|| Unbekannt || Hochleistungsmikrowelle || vermutlich alle Versionen || vermutlich alle Versionen
|-
|dito Gewicht ||495 kg|| || || || || ||
|-
!colspan="8"| Kompatibilität
|-
|Plattformen
| colspan="5" align=center| [[Panavia Tornado]], [[F/A-18 Hornet]]<br /> geplant: [[Saab JAS 39 Gripen]], [[Eurofighter Typhoon]] || LKW oder Schiff||Transportflugzeuge
|-
! colspan="8" | Kosten
|-
|Stückpreis||€950.000 || || || || ||
|}

==Nutzer==
* {{DEU}}: 600
* {{ESP}}: 43

==Weblinks==
{{Commons|Category:Taurus missile|Taurus missile}}
* [http://www.taurus-systems.de Webseite der ''Taurus Systems GmbH'' (engl.)]
* [http://www.taurus-systems.de Webseite der ''Taurus Systems GmbH'' (engl.)]
* [http://www.youtube.com/watch?v=CWaTMntx_xI Film zum Einsatz des Taurus auf ''Youtube'']
* [http://www.youtube.com/watch?v=CWaTMntx_xI Film zum Einsatz des Taurus auf ''Youtube'']


== Einzelnachweise ==
==Einzelnachweise==
<references />
<references \>



[[Kategorie:Marschflugkörper]]
[[Kategorie:Marschflugkörper]]

Version vom 21. Mai 2011, 20:22 Uhr

Taurus KEPD-350
Allgemeine Angaben
Typ Marschflugkörper
Hersteller Taurus Systems GmbH
Entwicklung 1998 – 2004
Indienststellung 2005
Stückpreis 950.000 €
Technische Daten
Länge 5,1 m
Durchmesser 1,08 m
Gefechtsgewicht 1400 kg
Spannweite 2,06 m
Antrieb Williams P8300-15 Turbofan
Geschwindigkeit Mach 0,6 – 0,95
Reichweite nominal 350 km
Ausstattung
Zielortung Abbildendes Infrarot
Gefechtskopf „Mephisto“ 495 kg
Waffenplattformen Panavia Tornado
F/A-18 Hornet
Eurofighter (geplant)
Saab 39 Gripen (geplant)
Listen zum Thema

Der Taurus ist ein moderner Luft-Boden-Marschflugkörper für große Distanzen. Der Name ist eine Abkürzung für Target Adaptive Unitary and Dispenser Robotic Ubiquity System. Er wurde als Modulare Abstandswaffe (MAW) für verschiedene Nutzlasten und Missionen entwickelt. Der Marschflugkörper ist das deutsch-schwedische Gegenstück zur parallel entwickelten britisch-französischen Storm Shadow.

Geschichte

Während des Kalten Krieges wollte die Bundesrepublik ursprünglich die französische Apache beschaffen, um im Kriegsfall Start- und Landebahnen des Warschauer Paktes zerstören zu können. Mit dem Fall der Mauer änderten sich die Prioritäten, welche nun auf der Bekämpfung von gehärteten Punktzielen lagen. Die andauernden Verhandlungen zwischen Deutschland und Frankreich über einer Weiterentwicklung der Apache scheiterten letztlich an Frankreich. Die Kürzung der Apache-Bestellungen und das Hinauszögern der Entwicklung einer Punktzielwaffe hätten für die Bundesrepublik eine Kostensteigerung bedeutet, weshalb man sich aus der Apache-Entwicklung zurückzog.[1]

Im Bundeswehrplan 1997 wurde die Entwicklung einer Familie modularer Abstandwaffen (MAW) für den Panavia Tornado ausgewiesen. Geplant war die Beschaffung von insgesamt 1.200 Waffen für unterschiedliche Aufgabenstellungen zur Bekämpfung von Bodenzielen. Nach den Bedürfnissen der Luftwaffe soll die Waffensystemfamilie ein breites Spektrum an Punkt- oder Flächenzielen wirksam bekämpfen können.

Taurus KEPD 350 Marschflugkörper unter einem Eurofighter Typhoon

Zur selben Zeit entwickelten DASA und Bofors den Gleitdispenser DWS-24, der später als DWS-39 bezeichnet wurde um die Nähe zur Saab 39 zu verdeutlichen. Auf dessen Basis schlugen beide Firmen eine Version mit Turbojet und Einzel- oder Tandemgefechtskopf vor, welche als Kinetic Energy Penetrator and Destroyer (KEPD) 350 bezeichnet wurde. 1996 wurde weitere Versionen angeboten, eine leichtere KEPD 150 und eine Version mit Submunitionen MAW PDWS 2000. 31. März 1998 verkündete das Bundesministerium der Verteidigung die Finanzierung der Entwicklung sowie den Bau von 28 Prototypen. Dabei sollte eine Version mit Submunitionen entwickelt werden (Taurus 350A), eine andere mit Penetrationsgefechtskopf (Taurus 350P). Die Waffe sollte auch die Anforderungen der Briten an eine Conventionally Armed Stand Off Missile (CASOM) erfüllen, dabei wurde die Waffe als TAURUS beworben.[1] Auch nachdem sich die Briten für die Storm Shadow auf Apache-Basis entschieden, wurde der Name beibehalten und die Entwicklungsfirma Taurus Systems GmbH danach benannt. Diese Firma wurde von LFK-Lenkflugkörpersysteme und Saab Bofors Dynamics AB eigens für die Realisierung des Taurus KEPD-350 sowie eventueller weiterer Varianten gegründet.[2]

Die Entwicklungsarbeiten verliefen danach recht schnell: Da bereits 1996, zwei Jahre vor Vertragsabschluss Tragversuche an einem Panavia Tornado der Luftwaffe stattfanden, konnte der Erstflug des Systems schon am 4. Oktober 1999 im schwedischen Testgebiet Visdel stattfinden.[2] Im September 2000 wurde das System in mehreren Flügen in Südafrika erprobt, dabei konnte die Funktion der Navigationssysteme unter Beweis gestellt werden. Parallel dazu wurde der Gefechtskopf „MEPHISTO“ gegen Betonziele getestet. Am 8. August 2002 hatte das Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung (BWB) der TSG den Auftrag zur Serienvorbereitung der Flugkörper erteilt. Die Verifikation für die deutsche Luftwaffe wurde von der Wehrtechnischen Dienststelle 61 (WTD 61) durchgeführt und fand am 15. und 18. März 2004 in der Overberg Test Range in Südafrika statt. Die neuen Versionen des Waffensystems Taurus wurden auf der Pariser Luftfahrtschau 2005 enthüllt. Die ursprüngliche A und P Bezeichnung wird praktisch nicht mehr verwendet.

2005 bestellte die Bundeswehr 600 Flugkörper zum Gesamtpreis von 570 Millionen Euro. Die Lieferung an die Luftwaffe begann offiziell mit der Übergabe des ersten Flugkörpers an das Jagdbombergeschwader 33 in Büchel am 21. Dezember 2005 und ist im November 2010 abgeschlossen worden.[3][4] Die Tragetests mit der Gripen fanden im Mai 2008 statt, im Februar 2009 folgten die Tragetests am Eurofighter im Jagdgeschwader 74. Die Integration in die spanischen McDonnell Douglas F/A-18 wurde im Juni 2009 erfolgreich beendet.

Konzept

Eine TacTom in Begleitung einer Tomcat

Marschflugkörper (engl. cruise missiles) besitzen gegenüber bemannten Fluggeräten Vorteile: Sie müssen die Distanz zum Ziel nur einfach zurücklegen und sind klein, was das Entdecken und Abfangen erschwert. Zusätzlich wird durch das Unterfliegen des Radars die Bekämpfung weiter erschwert. Da Marschflugkörper früher sehr teuer und relativ ungenau waren, wurden diese in der Regel mit Nuklearsprengköpfen bestückt. Die AGM-28 Hound Dog besaß beispielsweise einen Streukreisradius (CEP) von 3,7 km. Dies besserte sich im Laufe der Entwicklung, die ersten BGM-109 Tomahawk-Flugkörper von 1980 hatten beispielsweise einen CEP von 80 m, was immer noch eine Nuklearbewaffnung notwendig machte. Erst in den 90er Jahren konnte die Technik soweit verbessert werden, das auch konventionell bestückte Marschflugkörper mit genügend Präzision und vertretbaren Kosten in großen Stückzahl gebaut werden konnten.

Marschflugkörper werden dabei gegen strategische Einrichtungen des Gegners wie Flugplätze, Befehlsstände, Industrieanlagen und Häfen eingesetzt. Diese Ziele sind im Kriegsfall zwar stark verteidigt, aber stationär. Um die Einsatzmöglichkeiten zu erweitern wird versucht, Marschflugkörpern auch zur Bekämpfung von mobilen Zielen wie Schiffen oder Panzerverbänden über sehr große Entfernungen einzusetzen. Des weiteren macht die zunehmende Mobilität der gegnerischen Luftverteidigung, zum Beispiel durch SA-15 Gaunlet-Systeme zu schaffen. Während früher spezialisierte Marschflugkörper wie die AGM-136 Tacit Rainbow dagegen entwickelt wurden, werden modernste Flugkörper wie die Tactical Tomahawk mit einer 2-Wege-Satellitenverbindung ausgestattet, um Zielupdates und Kurskorrekturen vorzunehmen. Der Datenlink ermöglicht es dabei von der Aufklärung entdeckte Flugabwehrstellungen zu umfliegen, ein mobiles Ziel anzugreifen, auf Alternativziele auszuweichen oder durch Senden des letzten Sucherbildes eine Trefferanalyse durchzuführen.

Mit der zunehmenden Verbreitung von Antisatellitenraketen (oder der Fähigkeit diese zu entwickeln) und leistungsstarken GPS-Störsendern rückt auch die Fähigkeit in den Focus, über weite Strecken eine präzise Navigation ohne globales Navigationssatellitensystem zu ermöglichen. Dies war nicht nur bei der Taurus, sondern ist auch bei der Long Range Anti-Ship Missile ein Schwerpunkt der Entwicklung.

Technik

Taurus im Transportgestell

Der Taurus ist ein modularer Marschflugkörper, welcher mit verschiedenen Nutzlasten ausgeliefert werden kann. Die Grundform wurde dabei vom Munitionsdispenser DWS-39 übernommen. Der etwa 5 Meter lange Rumpf besteht dabei aus Aluminiumfeinguss und ist rechteckig aufgebaut. Auf der Oberseite sind zwei ausklappbare Tragflächen angebracht, zur Steuerung befindet sich ein X-Leitwerk am Heck. Die Pitoteinläufe des Triebwerkes sind starr links und rechts des Rumpfes angebracht.

Der vordere Bereich enthält wie bei jedem Marschflugkörper das Navigationssystem, welches einen autonomen Tiefflug durch gegnerisches Gebiet ermöglicht. Das für den Taurus entwickelte Navigationssystem besteht aus einem GPS-Empfänger, einem Inertialnavigationssystem (engl. inertial navigation system, INS), einer Geländereferenznavigation (engl. Terrain Reference Navigation, TRN) und einem bildverarbeitenden Navigationssystem (engl. Image Based Navigation, IBN). Der 12-kanalige, mit P-Code arbeitende GPS-Empfänger wurde gegen Störversuche gehärtet (engl. anti-jamming, AJ) und wird im Regelfall zur Navigation eingesetzt.[5] Wenn dies zu ungenau oder nicht verfügbar ist, stützt sich die Positionsbestimmung auf das Tri-Tec-Navigationssystem. Das Inertialnavigationssystem besteht dabei aus Laserkreiseln und wird von Northrop Grumman LITEF gefertigt. Zur Korrektur der Daten misst ein Radarhöhenmesser im Ku-Band das Höhenprofil des überflogenen Gebietes und vergleicht dieses kontinuierlich mit den zuvor eingespeicherten Geländedaten des Soll-Flugpfades, um daraus eine Kurskorrektur zu berechnen.[5] Da die Geländereferenznavigation grundsätzlich nur über ausreichend profiliertem Gelände verwertbare Navigationsdaten liefern kann, verfügt der Taurus mit der bildverarbeitenden Navigation über ein weiteres System zur Navigationsstützung. Für den Flugweg werden dabei zwischen fünf und zehn Navigations-Aufdatpunkte bestimmt, deren vereinfachte Signaturen im Bordcomputer abgespeichert werden. Beim Überfliegen der Aufdatpunkte sucht der Infrarotsuchkopf die zuvor eingespeicherten Strukturen und vermisst deren Lage im Raum. Durch eine Vergleichsrechnung zwischen Soll- und vermessener Position wird dann eine Kurskorrektur errechnet.[2]

Der Infrarotsucher besteht dabei aus einem Focal Plane Array aus Indiumantimonid mit einer Auflösung von 256 x 256 Pixeln.[6] Wenn der Flugkörper im Zielgebiet ankommt sucht der IR-Suchkopf das Ziel und schaltet es auf. Wenn mehrere Ziele entdeckt und angegriffen werden sollen, vermisst der Sucher ihre Position im Raum und der Waffenrechner ermittelt dazu den optimalen Zeitpunkt zum Auslösen der Nutzlast.[2] Diese befindet sich in der Mitte des Rumpfes, direkt hinter dem Sucher. Der Bediener kann dabei zwischen fünf verschiedenen Angriffsmodi wählen, je nach Ziel und Variante:[5]

  • Pop-Up: Der Flugkörper fliegt dabei im Tiefflug an, geht in den Steigflug über und führt dann einen senkrechten Sturzflug auf das Ziel aus. Wird beispielsweise gegen Bunker eingesetzt.
  • Low Level Pop-Up: Der Flugkörper fliegt im Tiefflug an, geht in den Steigflug über und schlägt schräg von oben im Ziel ein. Wird zum Beispiel gegen Hardened Aircraft Shelter, Brücken oder Schiffe im Hafen eingesetzt.
  • Dive Attack: Der Taurus fliegt das Zielgebiet in großer Höhe an und geht dann in einen schrägen Sturzflug über. Gleiches Zielspektrum wie beim Low Level Pop-Up, aber mehr Durchschlagskraft und weniger Überlebensfähigkeit.
  • Air Burst: Das Zielgebiet wird im Tiefflug angeflogen. Kurz vor dem Ziel geht der Flugkörper auf eine größere Marschflughöhe parallel zum Boden und löst die Nutzlast über dem Ziel aus. Wird gegen Truppenansammlungen eingesetzt.
  • Horizontal "Cave Type": Der Taurus fliegt das Zielgebiet in geringer Höhe an. Kurz vor dem Ziel geht der Flugkörper in einen extremen Tiefflug flach über dem Boden und schlägt ins Ziel ein. Wird gegen Flugzeugkavernen oder ähnliches eingesetzt.

Das Antrieb kommt ein Turbofantriebwerk P8300-15 von Williams International zum Einsatz. Es entwickelt etwa 6,67 kN Schub in Bodennähe und beschleunigt den Marschflugkörper auf eine Geschwindigkeit von Mach 0,6 bis Mach 0,95. Das Triebwerk entwickelt somit signifikant mehr Schubkraft als das Williams F107-WR-402 der BGM-109 Tomahawk mit 3,1 kN. Das bessere Schub-Gewicht-Verhältnis ermöglicht einen härteren Konturenflug, da engere Kurven und größere Steigwinkel erfolgen werden können, was das Abfangen erschwert.[2] Die Treibstofftanks befinden sich auf beiden Seiten der Nutzlast zwischen Sucher und Triebwerk. Um die Überlebensfähigkeit zu steigern können optional eine „aktive Selbstverteidigungsfähigkeit“ und ein 2-Wege-Datenlink eingerüstet werden.[7] Durch den 2-Wege-Datenlink können auch bewegliche Ziele wie Schiffe oder Panzerverbände bekämpft werden, außerdem kann auch ein Bild des Zieles übermittelt werden um eine Schadensanalyse durchzuführen (engl. battle damage indication).[8]

Varianten

Die momentan einzige Serienversion ist die Variante KEPD-350. Auf Basis dieses Modells wurde von der Taurus Systems Gmbh eine Familie von Marschflugkörpern vorgeschlagen. Die folgenden Versionen wurden auf der Pariser Luftfahrtschau 2005 präsentiert. In einer PDF-Präsentation des Herstellers von 2008 wird zusätzlich zwischen der Version „M“ und „MP“ unterschieden. Ob diese Varianten verwirklicht werden ist allerdings unklar.

Taurus KEPD-350

Die Laserentfernungsmesser über dem Infrarotsucher (zum Vergrößern auf das Bild klicken)

Die Taurus KEPD-350 „Kinetic Energy Penetrator and Destroyer“ trägt den Gefechtskopf MEPHISTO (Multi-Effect Penetrator High Sophisticated and Target Optimized). Es handelt sich dabei um einen Tandem-Gefechtskopf, bestehend aus einer Vorhohlladung und dem Penetrator mit integriertem intelligentem Zünder. Zwei Laserentfernungsmesser messen dabei die Distanz zum Ziel und lösen die Vorhohlladung im optimalen Abstand zum Ziel aus. Diese ist etwa 95 kg schwer, hat einen Durchmesser von fast 0,36 m und 0,53 m Länge. Der Hohlladungsstachel durchschlägt dabei das Ziel, um dem nachfolgenden Penetrator das Eindringen zu erleichtern. Dieser besitzt etwa denselben Durchmesser wie die Vorhohlladung, eine Länge von fast 2,3 Meter und eine Masse von 400 kg.[5] Am Heck befindet sich der intelligente Zünder PIMPF (Programmable Intelligent Multi Purpose Fuze), welcher auch in der Naval Strike Missile eingesetzt wird. Er verfügt über eine Verzögerungssensorik, welche den Durchgang durch unterschiedlich dichte Medien feststellen kann. Anhand der gemessenen Verzögerung kann berechnet werden, an welcher Stelle des Zieles sich der Penetrator gerade befindet. Durch Vorprogrammierung ist es deshalb möglich den Penetrators an der gewünschten Position im Ziel, zum Beispiel einem bestimmten Stockwerk explodieren zu lassen. PIMPF wiegt 5 kg, kann Beschleunigungskräften bis zu 10.000g wiederstehen und wird über einen Lithium-Ionen-Akkumulator mit Energie versorgt.[9]

Bei Anflug im Air Burst kann die Vorhohlladung zuerst gezündet werden, da diese mit einem Splittermantel umgeben ist. Aufgrund seiner Masseträgheit fliegt der Penetrator dann noch ein Stück weiter, bevor er selbst gezündet wird. Damit können bei Bedarf zwei Luftdetonationen in kurzen Abständen verursacht werden.[5]

Taurus KEPD-150

Die Variante KEPD-150 wird auch manchmal als Taurus L bezeichnet.[5] Es handelt sich dabei um eine massereduzierte Version der KEPD-350 mit kleinerem Penetrator und weniger Treibstoff.[10] Der Erstflug des Mock-ups fand am 27. August 1998 in Linköping in Schweden statt.[11]

Taurus M

SMArt-Auswurf am Beispiel GMLRS

Die Taurus M (Multiple Warhead) dient zum Transport von Submunitionen um gegnerische Flugplätze, Flugabwehrstellungen und Panzerverbände zu zerstören. Eine frühere Bezeichnung ist MAW PDWS 2000. Die Zahl der Submunitionen ist unklar, aus schematischen Bildern des Herstellers sollen aber 8 Stück hintereinander im Rumpf Platz finden.[5] Bei zwei Reihen ergäben sich damit 16 Stück. Dabei wurden drei Munitionsarten angedacht:[12]

  • MUSJAS 1/2: Streumunition (engl. Dual Purpose Improved Conventional Munition, DPICM) gegen leicht- und ungepanzerte Ziele.[12] Da Deutschland dem Übereinkommen über Streumunition begetreten ist, entfällt diese Version.
  • STABO: Anti-Runway-Munition gegen Start- und Landebahnen, ein Projektil soll etwa 16 kg wiegen.[12] Die Submunitionen werden nach unten ausgeworfen, beschleunigen mit einem Raketenmotor auf die Bahn, durchschlagen diese und detonieren darunter. Gegenstück zur französischen Apache.
  • SMArt: Soll Suchzünder-Munition für die Artillerie ins Zielgebiet tragen, um Flugabwehrstellungen und Panzerverbände zu bekämpfen. Ermöglicht dann eine wesentlich größere Reichweite als GMLRS-SMArt oder die Panzerhaubitze 2000. Die Munition wird nach dem Ausstoßen mit einem Bremsschirm verzögert, dann öffnet sich der Fallschirm und die Munition beginnt mit ihrer Dreifach-Suchsensorik das Gebiet autonom nach Zielen abzusuchen. Dabei wird Infrarot und aktives wie passives Millimeterwellenradar im Frequenzbereich von 94 GHz eingesetzt, um Gefechtsfahrzeuge zu finden. Die Zerstörung dieser erfolgt über eine projektilbildende Ladung aus Tantal.[13][14]

Taurus MP

Taurus MP steht für „Modular Payload“.[5] Hierzu wurden noch keine näheren Angaben gemacht, denkbar ist der Einbau von Systemen zu elektronischen Kampfführung in Verbindung mit einem 2-Wege-Datenlink zum Satelliten.

Taurus HPM

Die Variante Taurus HPM soll Hochleistungs-Mikrowellenstrahlung (engl. High Power Microwave, HPM) zur Zerstörung gegnerischer Elektronik einsetzen.[15] Diese Version orientiert sich ebenfalls an der britisch-französischen Storm Shadow. Die Briten testeten bereits im Juli 2002 erfolgreich einen HPM-Gefechtskopf für diesen Marschflugkörper.[16] In neueren Publikationen wird die HPM-Version meist als Variante der Taurus MP abgehandelt.

Taurus CL

Die Variante Taurus CL für „Container Launched“ soll von Schiffen und Lastkraftwagen gestartet werden. Dafür wird der Marschflugkörper mit einem Tragegestell versehen und in einen Startbehälter gesteckt. Das Tragegestell führt den Flugkörper innerhalb des Containers und beschleunigt diesen mit einem Feststoffbooster auf Marschgeschwindigkeit und -höhe, um danach abgeworfen zu werden.[5]

Taurus T

Diese Version geht auf die Future Offensive Air System-Studie der Royal Air Force zurück. Damals wurde untersucht ob es sinnvoll sei, mit einem Transportflugzeug (A400M oder C-130) Marschflugkörper wie die Storm Shadow über die Laderampe zu starten. Der Grundgedanke dabei war das Unterschallflugzeuge ohne Tarnkappeneigenschaften eine zu geringe Überlebensfähigkeit in feindlichem Luftraum besitzen. Bomber wie die Boeing B-52 werden deshalb mit Marschflugkörpern bewaffnet, um Abstandsfähigkeit zu erzielen. Der Start dieser Marschflugkörper von einer Transportmaschine aus hätte dasselbe Resultat, jedoch zu wesentlich geringeren Kosten. Die Lenkwaffen werden dabei mit einem Bremsschirm aus der Laderampe gezogen, dieser wird danach abgeworfen und die Marschphase beginnt.

Technische Daten

Die offizielle Reichweitenangabe von 250+ km (MBDA), 350+ km (Bundeswehr) oder 500+ km (Taurus Systems) besitzt einen gewissen Unterhaltungswert, da eine RGM/UGM-109C Tomahawk ein Gewicht von 1310 kg ohne Booster besitzt und mit dem 450 kg schweren WDU-25/B Gefechtskopf eine Reichweite von etwa 1250 km erzielt. Der Gefechtskopf der KEPD-350 ist mit 495 kg etwas schwerer, das Startgewicht des Flugkörpers mit 1400 kg aber auch. Die Reichweite wird damit ähnlich sein. Konkurrenzprodukte wie Storm Shadow und AGM-158 JASSM sind nicht nur leichter, sondern setzen auch preiswertere Turbojettriebwerke mit höherem spezifischen Treibstoffverbrauch ein. Erst die Version JASSM-ER soll ein sparsameres Turbofantriebwerk erhalten.

TAURUS KEPD-350 TAURUS KEPD-150 TAURUS M TAURUS MP TAURUS HPM TAURUS CL TAURUS T
Indienststellung 2005
Navigationsysteme GPS, Trägheitsnavigation (TRN), bildverarbeitende Navigation (IBN), Geländereferenznavigation (TRN)
Suchkopf Abbildendes Infrarot (IIR)
Triebwerk Williams International P8300-15 Turbofan
Flugleistungen
nominale Reichweite 350+ km 150+ km
geschätzte Reichweite 1250 km
Fluggeschwindigkeit Mach 0,6 — 0,95
Maße und Gewicht
Länge 5100 mm
Breite 1080 mm
Höhe 805 mm
Spannweite 2064 mm
Gewicht 1400 kg 1060 kg
Nutzlast
Gefechtskopf MEPHISTO:
Vorhohlladung und
Penetrator
MEPHISTO:
Vorhohlladung und
leichterer Penetrator
STABO:
Anti-Runway-Munition
SMArt:
Selbstzielsuchende
Munition
Unbekannt Hochleistungsmikrowelle vermutlich alle Versionen vermutlich alle Versionen
dito Gewicht 495 kg
Kompatibilität
Plattformen Panavia Tornado, F/A-18 Hornet
geplant: Saab JAS 39 Gripen, Eurofighter Typhoon
LKW oder Schiff Transportflugzeuge
Kosten
Stückpreis €950.000

Nutzer

Commons: Taurus missile – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

<references \>

  1. a b typhoon.starstreak.net – EADS/Bofors TAURUS
  2. a b c d e Europäische Sicherheit – Modulare Abstandswaffe Taurus
  3. Webseite der Luftwaffe mit Information zur Übergabe des Taurus (abgerufen am 25. Januar 2009)
  4. Griephan: MBDA liefert den 600. TAURUS KEPD 350 an Luftwaffe (abgerufen am 14. Januar 2011)
  5. a b c d e f g h i Taurus-Systems – TAURUS KEPD 350 The Modular Stand Stand-off Missile for Precision Strike against HDBT
  6. IR focal plane array seekers for ground-to-ground and air-to-ground missiles
  7. http://www.taurus-systems.de/Taurus_4-pages.pdf
  8. Deagel.com – Taurus KEPD
  9. PIMPF – Gesellschaft für verteidigungstechnische Wirksysteme mbH
  10. Deagel.com – Taurus KEPD 350 L
  11. http://www.flightglobal.com/articles/1998/09/16/42857/sweden-tests-kepd-150-mockup-on-gripen.html
  12. a b c Missilethreat – Taurus 350A/P
  13. Diehl – Rocket Artillery in Future Scenarios, First Answer
  14. Airwar.ru – KEPD-150/350 TAURUS
  15. Deagel.com – Taurus HPM
  16. The Naval Institute guide to world naval weapon systems, Seite 518