„Charles Trenet“ – Versionsunterschied

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Charles Trenet war der Sohn des Notars Lucien Trenet (1882–1966) und von Marie-Louise Trenet, geborene Caussat (1889–1979), die im Januar 1909 heirateten.<ref>[https://gw.geneanet.org/garric?lang=fr&p=lucien&n=trenet Genealogie der Familie Trenet] auf geneanet.org (französisch).</ref> Seine familiären Wurzeln sind in [[Perpignan]] und Narbonne in Südfrankreich; Letzterem blieb er ein Leben lang verbunden, die Straße, in der aufwuchs wurde schon zu seinen Lebzeiten nach ihm benannt (Avenue Charles Trenet). Bis heute ist dort sein Geburtshaus zu besichtigen.<ref>[https://www.youtube.com/watch?v=4iafYcpwnoY], abgerufen am 6. Juli 2024.</ref> Seine künstlerischen Anfänge machte er als Sänger und Entertainer in Cafés und Cabarets in Marseille.
Charles Trenet war der Sohn des Notars Lucien Trenet (1882–1966) und von Marie-Louise Trenet, geborene Caussat (1889–1979), die im Januar 1909 heirateten.<ref>[https://gw.geneanet.org/garric?lang=fr&p=lucien&n=trenet Genealogie der Familie Trenet] auf geneanet.org (französisch).</ref> Seine familiären Wurzeln sind in [[Perpignan]] und Narbonne in Südfrankreich; Letzterem blieb er ein Leben lang verbunden, die Straße, in der aufwuchs wurde schon zu seinen Lebzeiten nach ihm benannt (Avenue Charles Trenet). Bis heute ist dort sein Geburtshaus zu besichtigen.<ref>[https://www.youtube.com/watch?v=4iafYcpwnoY], abgerufen am 6. Juli 2024.</ref> Seine künstlerischen Anfänge machte er als Sänger und Entertainer in Cafés und Cabarets in Marseille.


Nach seiner Ankunft in Paris im Jahr 1930 arbeitete Trenet zunächst in den Filmstudios von [[Joinville-le-Pont]]. Er frequentierte Künstlerkreise in [[Quartier du Montparnasse|Montparnasse]] um [[Jean Cocteau]] und [[Max Jacob (Malerdichter)|Max Jacob]] und veröffentlichte seine ersten [[Chanson]]texte (Musik zum Film ''Bariole)''. Er lernte den jungen Schweizer Musiker [[Johnny Hess]] kennen, mit dem er das Duo ''Charles et Johnny'' bildete, das mit Liedern wie ''Vous qui passez sans me voir'' schnell erste Erfolge feierte.
Nach seiner Ankunft in Paris im Jahr 1930 arbeitete Trenet zunächst in den Filmstudios von [[Joinville-le-Pont]]. Er frequentierte Künstlerkreise in [[Quartier du Montparnasse|Montparnasse]] um [[Jean Cocteau]] und [[Max Jacob (Malerdichter)|Max Jacob]] und veröffentlichte seine ersten [[Chanson]]texte (Musik zum Film ''Bariole)''. Er lernte den Schweizer Musiker Johnny Hess<ref>[https://www.luzernerzeitung.ch/kultur/johnny-hess-aus-engelberg-wurde-zum-star-ld.2237512?reduced=true], abgerufen am 6. Juli 2024.</ref> kennen, mit dem er das Duo ''Charles et Johnny'' bildete, das mit Liedern wie ''Vous qui passez sans me voir'' schnell erste Erfolge feierte.


Das Duo wurde getrennt, als Trenet im [[Deutsche Besetzung Frankreichs im Zweiten Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] zum Wehrdienst einberufen wurde. Nach der Besetzung Frankreichs durch deutsche Truppen trat Trenet sowohl in Frankreich vor den Besatzern als auch in Deutschland vor französischen Kriegsgefangenen auf. Eine angebliche jüdische Herkunft widerlegte er durch die Vorlage seines Familienstammbaums. Nach der [[Libération|Befreiung Frankreichs]] wurde gegen ihn eine Untersuchung wegen des Verdachts auf [[Kollaboration]] durchgeführt, die mit einer Rüge, aber ohne Verurteilung endete. 1963 wurde Trenet unter dem Vorwurf der Verführung eines Minderjährigen gerichtlich angeklagt, in zweiter Instanz jedoch freigesprochen.
Das Duo trennte sich, als Trenet im [[Deutsche Besetzung Frankreichs im Zweiten Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] zum Wehrdienst einberufen wurde. Nach der Besetzung Frankreichs durch deutsche Truppen trat Trenet sowohl in Frankreich vor den Besatzern als auch in Deutschland vor französischen Kriegsgefangenen auf. Eine angebliche jüdische Herkunft widerlegte er durch die Vorlage seines Familienstammbaums. Nach der [[Libération|Befreiung Frankreichs]] wurde gegen ihn eine Untersuchung wegen des Verdachts auf [[Kollaboration]] durchgeführt, die mit einer Rüge, aber ohne Verurteilung endete. 1963 wurde Trenet unter dem Vorwurf der Verführung eines Minderjährigen gerichtlich angeklagt, in zweiter Instanz jedoch freigesprochen.


In den 1940er und 1950er Jahren entstanden [[Evergreen]]s des französischen Chansons wie ''[[Douce France]]'', ''Que reste-t-il de nos amours?'', ''[[L’âme des poètes]]'' und ''La Mer''. Mit ihnen konnte Trenet an seine Erfolge der Vorkriegszeit (''[[Je chante]]'', ''[[Boum!]]'' u. a.) anknüpfen; er schuf sogar einige Welthits. Zahlreiche seiner Lieder wurden in Frankreich wie auch in den USA und Deutschland von prominenten Sängern, darunter [[Juliette Gréco]] und [[Johnny Mathis (Popsänger)|Johnny Mathis]], neu interpretiert. Trenet ging auf mehrere Welttourneen. Die erhoffte Aufnahme in die [[Académie française]] blieb ihm verwehrt, doch wurde er 1999 in die [[Académie des Beaux-Arts]] gewählt.
In den 1940er und 1950er Jahren entstanden [[Evergreen]]s des französischen Chansons wie ''[[Douce France]]'', ''Que reste-t-il de nos amours?'', ''[[L’âme des poètes]]'' und ''La Mer''. Mit ihnen konnte Trenet an seine Erfolge der Vorkriegszeit (''[[Je chante]]'', ''[[Boum!]]'' u. a.) anknüpfen; er schuf sogar einige Welthits. Zahlreiche seiner Lieder wurden in Frankreich wie auch in den USA und Deutschland von prominenten Sängern, darunter [[Juliette Gréco]] und [[Johnny Mathis (Popsänger)|Johnny Mathis]], neu interpretiert. Trenet ging auf mehrere Welttourneen. Die erhoffte Aufnahme in die [[Académie française]] blieb ihm verwehrt, doch wurde er 1999 in die [[Académie des Beaux-Arts]] gewählt.

Version vom 6. Juli 2024, 18:37 Uhr

Charles Trenet, 1951
Trenets Grab auf dem Cimetière de l’Ouest in Narbonne

Charles Trenet [ʃaʁl tʁɛ'nɛ] (* 18. Mai 1913 in Narbonne, Département Aude; † 19. Februar 2001 in Créteil) war ein französischer Sänger, Schauspieler, Komponist, Dichter und Maler. Zu seinen bekanntesten Chansons gehören Que reste-t-il de nos amours? und La Mer. Viele spätere Musiker bezogen sich auf Trenets Werk und betrachteten ihn als einen wegweisenden Neuerer des unterhaltenden französischen Chansons, neben das seit den 1940er Jahren das eher intellektuelle nachdenklich-poetische Chanson trat, das insbesondere in den 1950er und 1960er Jahren internationale Anerkennung genoss und bis heute außerhalb des französischen Sprachraums oft sinnbildlich für das französische Chanson als Gattung steht. Trenet gilt als hervorragender Repräsentant der „variétés françaises“ des 20. Jahrhunderts. In Frankreich ist er seit seinen Marseiller Jahren unter dem Spitznamen le Fou chantant, der verrückte Sänger, bekannt.[1]

Leben und Werk

Charles Trenet war der Sohn des Notars Lucien Trenet (1882–1966) und von Marie-Louise Trenet, geborene Caussat (1889–1979), die im Januar 1909 heirateten.[2] Seine familiären Wurzeln sind in Perpignan und Narbonne in Südfrankreich; Letzterem blieb er ein Leben lang verbunden, die Straße, in der aufwuchs wurde schon zu seinen Lebzeiten nach ihm benannt (Avenue Charles Trenet). Bis heute ist dort sein Geburtshaus zu besichtigen.[3] Seine künstlerischen Anfänge machte er als Sänger und Entertainer in Cafés und Cabarets in Marseille.

Nach seiner Ankunft in Paris im Jahr 1930 arbeitete Trenet zunächst in den Filmstudios von Joinville-le-Pont. Er frequentierte Künstlerkreise in Montparnasse um Jean Cocteau und Max Jacob und veröffentlichte seine ersten Chansontexte (Musik zum Film Bariole). Er lernte den Schweizer Musiker Johnny Hess[4] kennen, mit dem er das Duo Charles et Johnny bildete, das mit Liedern wie Vous qui passez sans me voir schnell erste Erfolge feierte.

Das Duo trennte sich, als Trenet im Zweiten Weltkrieg zum Wehrdienst einberufen wurde. Nach der Besetzung Frankreichs durch deutsche Truppen trat Trenet sowohl in Frankreich vor den Besatzern als auch in Deutschland vor französischen Kriegsgefangenen auf. Eine angebliche jüdische Herkunft widerlegte er durch die Vorlage seines Familienstammbaums. Nach der Befreiung Frankreichs wurde gegen ihn eine Untersuchung wegen des Verdachts auf Kollaboration durchgeführt, die mit einer Rüge, aber ohne Verurteilung endete. 1963 wurde Trenet unter dem Vorwurf der Verführung eines Minderjährigen gerichtlich angeklagt, in zweiter Instanz jedoch freigesprochen.

In den 1940er und 1950er Jahren entstanden Evergreens des französischen Chansons wie Douce France, Que reste-t-il de nos amours?, L’âme des poètes und La Mer. Mit ihnen konnte Trenet an seine Erfolge der Vorkriegszeit (Je chante, Boum! u. a.) anknüpfen; er schuf sogar einige Welthits. Zahlreiche seiner Lieder wurden in Frankreich wie auch in den USA und Deutschland von prominenten Sängern, darunter Juliette Gréco und Johnny Mathis, neu interpretiert. Trenet ging auf mehrere Welttourneen. Die erhoffte Aufnahme in die Académie française blieb ihm verwehrt, doch wurde er 1999 in die Académie des Beaux-Arts gewählt.

Charles Trenet trat noch bis ins hohe Alter auf und wurde auch von einem jüngeren Publikum noch gefeiert. Seine Urne wurde im Grab seiner Mutter in Narbonne beigesetzt.

Rezeption

Statue für Trenet in Narbonne

Auch nach seinem Tod ist die Popularität von Trenets Liedern in Frankreich ungebrochen. Diese beschäftigen sich häufig in einem heiteren oder melancholischen, immer aber eleganten Ton mit Urlaub, der Kindheit oder der Liebe. Sie gehören im französischen Sprachraum zum kulturellen Allgemeingut. Der belgische Comic-Autor Hergé griff zum Beispiel 1939 das ein Jahr zuvor erfolgreiche Chanson Boum! auf und variierte es als thematischen Einstieg von Tim und StruppiIm Reiche des Schwarzen Goldes.[5]

Im Film Ein gutes Jahr von Ridley Scott schauen sich beim ersten Rendezvous im Freiluftkino Max (Russell Crowe) und Fanny (Marion Cotillard) Ausschnitte des Films La Route enchantée von 1938 an – mit dem Chanson Boum! Im James-Bond-Film Skyfall ertönt Boum! aus Lautsprechern bei der Begegnung mit dem Filmbösewicht Silva.[6] In dem Spielfilm Mr. Bean macht Ferien markiert das von allen Darstellern im Chor gesungene Chanson La Mer das Ende des Films.[7]

Eine Hommage an Charles Trenet veröffentlichte Benjamin Biolay, ein Vertreter der Nouvelle Chanson, mit dem Album Trenet im Jahr 2015. Die Hits La Mer und Boum! sind hier jedoch nicht enthalten.[8]

Filmografie (Auswahl)

Als Darsteller

  • 1938: Je chante
  • 1938: La Route enchantée
  • 1941: Romance de Paris
  • 1942: Frédérica
  • 1943: Adieu Léonard (La bourse ou la vie)
  • 1943: La Cavalcade des heures
  • 1952: Bouquet de joie
  • 1953: Les Chansons ont leur destin (Kurzfilm)
  • 1954: Boum sur Paris
  • 1957: C’est arrivé à 36 chandelles
  • 1957: Frühling in Paris (Printemps à Paris)

Chansons (Auswahl)

  • 1937: Je chante
  • 1937: Fleur bleue
  • 1938: Ménilmontant
  • 1938: J’ai ta main
  • 1938: La Polka du roi
  • 1938: Les Oiseaux de Paris
  • 1938: Y’a d’la joie
  • 1938: Boum!
  • 1939: Mam’zelle Clio
  • 1939: Le Soleil et la Lune
  • 1941: La Romance de Paris
  • 1942: Que reste-t-il de nos amours?
  • 1946: La Mer
  • 1947: Douce France
  • 1951: L’âme des poètes
  • 1955: Nationale 7
  • 1955: La Java du diable
  • 1957: Le Jardin extraordinaire
  • 1969: Il y avait des arbres
  • 1970: Le Revenant

Dokumentarfilm

  • Frankreichs Chanson-Legende Charles Trenet. (OT: L’ombre au tableau, Charles Trenet.) Dokumentarfilm, Frankreich 2013, 53:30 Min., Buch und Regie: Karl Zéro und Daisy d’Errata, Produktion: arte France, La mondiale de productions, Troisième Œil Productions, INA, deutsche Erstsendung am 16. Februar 2014 bei arte.
Commons: Charles Trenet – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. [1], abgerufen am 6. Juli 2024.
  2. Genealogie der Familie Trenet auf geneanet.org (französisch).
  3. [2], abgerufen am 6. Juli 2024.
  4. [3], abgerufen am 6. Juli 2024.
  5. Andreas Platthaus: Im Reich des Schwarzen Goldes. (Memento vom 10. Juli 2012 im Webarchiv archive.today) auf arte.tv
  6. Jon Burlingame: The Music of James Bond. Oxford University Press, 2012, E-Book Kap. 25.
  7. Maurizio Ascari: Literature of the Global Age. A Critical Study of Transcultural Narratives. Jefferson 2011, S. 155.
  8. Barbara Kostolnik: Hommage an den Chansonnier Charles Trenet. In: Deutschlandradio Kultur, Beitrag vom 31. Juli 2015.