„Geschichte Myanmars“ – Versionsunterschied
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** 1. Oktober: Die Sperren rund um die Shwedagon-Pagode wurden entfernt, jedoch sind an jedem der vier Zugänge Soldaten postiert. Auch die Stacheldraht-Barrikaden rund um die Sule-Pagode sind weggeräumt. Jedoch sind an vielen Straßenecken und Schlüsselpositionen weiterhin Soldaten postiert. Ansammlungen von Demonstranten werden dadurch verhindert. Mönche geben an, dass mindestens fünf ihrer Mitbrüder getötet worden seien <ref>http://in.reuters.com/article/southAsiaNews/idINIndia-29796020071001</ref>. Wegen der gekappten Internetverbindung und unterbrochenen Telefondienste dringen nur noch spärliche Informationen ins Ausland. Die patroullierenden Soldaten durchsuchen junge Männer nach Kameras, mit denen möglicherweise Bilder nach draußen geschmuggelt werden könnten. Etwa die Hälfte der Geschäfte in Rangun haben geöffnet, ihre Kunden sind jedoch im Vergleich zur Militärpräsenz nur eine Minderheit. Nur wenige Mönche sind unterwegs, etwa 3000 sind im Zuge der Überfälle auf ihre Klöster in behelfsmäßige Gefängnisse am Stadtrand verbracht worden. Berichten zufolge sind einige im Hungerstreik <ref>http://news.bbc.co.uk/1/hi/world/asia-pacific/7021402.stm</ref>. Andere Quellen berichten von 4000 internierten Mönchen. Der Sender Democratic Voice of Burma, der von Exilbirmanen in [[Oslo]] agiert, veröffentlicht ein Bild eines im Rangun-Fluss treibenden toten Mönchs zeigt <ref>http://news.bbc.co.uk/2/hi/asia-pacific/7022437.stm</ref>. Diese Bilder finden sich auch hier: <ref>http://ko-htike.blogspot.com/search?q=Ngwe+Kyar+Yan</ref>.<br>Der UN-Sondergesandte muss weiter auf ein Treffen mit Juntachef Than Shwe warten. Dieses wurde auf den 2. Oktober terminiert. Gambari reist derweil in den [[Shan-Staat]], um an einem Seminar über die Beziehungen zwischen der Europäischen Union zu Südostasien teilzunehmen <ref>http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,508899,00.html</ref>. Während seiner Rede vor dem Weltsicherheitsrat am 5. Oktober gibt er auf Anfrage an, dass er während dieses Aufenthalts an einer Propaganda-Veranstaltung für die Unterstützung der 'Road Map zur Demokratie' der Militärjunta teilgenommen hat<ref>http://www.innercitypress.com/unscgambari100507.html</ref>, was bereits zuvor gemutmaßt worden war <ref>http://www.mizzima.com/MizzimaNews/News/2007/Sep/today-demonstration.html</ref>.<br>Nachdem bereits mehrfach Demonstrationen im westlichen [[Rakhaing-Staat]] stattgefunden haben, marschieren 5000 Demonstranten in Man Aung. Sie fordern auf Transparenten die Freilassung aller politischen Gefangenen, die Herabsetzung der Lebensmittelpreise und die nationale Aussöhnung <ref>http://www.narinjara.com/details.asp?id=1471</ref>.<br>Auf der UN-Vollversammlung macht der myanmarische Außenminister [[Nyan Win]] 'politische Opportunisten', die von 'mächtigen Ländern unterstützt' würden, für die Eskalation der Vorgänge verantwortlich. Die von den Mönchen angeführten Demonstranten bezeichnet er als 'provozierenden Pöbel'. Das Regime habe 'äußerste Zurückhaltung' geübt <ref>http://www.welt.de/politik/article1229643/Auenminister_beschimpft_Mnche_als_Pbel.html</ref>.<br>Die Bewohner Ranguns üben sich in 'stillem Protest': im Rahmen der 'Lichter-aus-Kampagne' schalten Sie am Abend um 20.00 Uhr für eine Viertelstunde die Beleuchtung und das Fernsehen ab. Um diese Zeit beginnt die einstündige Nachrichtensendung des staatlichen Fernsehens<ref>http://www.mizzima.com/MizzimaNews/News/2007/oct/today-demonstration.html</ref> <ref>http://www.denverpost.com/headlines/ci_7065832</ref> <ref>http://www.irrawaddy.org/article.php?art_id=8860</ref>. |
** 1. Oktober: Die Sperren rund um die Shwedagon-Pagode wurden entfernt, jedoch sind an jedem der vier Zugänge Soldaten postiert. Auch die Stacheldraht-Barrikaden rund um die Sule-Pagode sind weggeräumt. Jedoch sind an vielen Straßenecken und Schlüsselpositionen weiterhin Soldaten postiert. Ansammlungen von Demonstranten werden dadurch verhindert. Mönche geben an, dass mindestens fünf ihrer Mitbrüder getötet worden seien <ref>http://in.reuters.com/article/southAsiaNews/idINIndia-29796020071001</ref>. Wegen der gekappten Internetverbindung und unterbrochenen Telefondienste dringen nur noch spärliche Informationen ins Ausland. Die patroullierenden Soldaten durchsuchen junge Männer nach Kameras, mit denen möglicherweise Bilder nach draußen geschmuggelt werden könnten. Etwa die Hälfte der Geschäfte in Rangun haben geöffnet, ihre Kunden sind jedoch im Vergleich zur Militärpräsenz nur eine Minderheit. Nur wenige Mönche sind unterwegs, etwa 3000 sind im Zuge der Überfälle auf ihre Klöster in behelfsmäßige Gefängnisse am Stadtrand verbracht worden. Berichten zufolge sind einige im Hungerstreik <ref>http://news.bbc.co.uk/1/hi/world/asia-pacific/7021402.stm</ref>. Andere Quellen berichten von 4000 internierten Mönchen. Der Sender Democratic Voice of Burma, der von Exilbirmanen in [[Oslo]] agiert, veröffentlicht ein Bild eines im Rangun-Fluss treibenden toten Mönchs zeigt <ref>http://news.bbc.co.uk/2/hi/asia-pacific/7022437.stm</ref>. Diese Bilder finden sich auch hier: <ref>http://ko-htike.blogspot.com/search?q=Ngwe+Kyar+Yan</ref>.<br>Der UN-Sondergesandte muss weiter auf ein Treffen mit Juntachef Than Shwe warten. Dieses wurde auf den 2. Oktober terminiert. Gambari reist derweil in den [[Shan-Staat]], um an einem Seminar über die Beziehungen zwischen der Europäischen Union zu Südostasien teilzunehmen <ref>http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,508899,00.html</ref>. Während seiner Rede vor dem Weltsicherheitsrat am 5. Oktober gibt er auf Anfrage an, dass er während dieses Aufenthalts an einer Propaganda-Veranstaltung für die Unterstützung der 'Road Map zur Demokratie' der Militärjunta teilgenommen hat<ref>http://www.innercitypress.com/unscgambari100507.html</ref>, was bereits zuvor gemutmaßt worden war <ref>http://www.mizzima.com/MizzimaNews/News/2007/Sep/today-demonstration.html</ref>.<br>Nachdem bereits mehrfach Demonstrationen im westlichen [[Rakhaing-Staat]] stattgefunden haben, marschieren 5000 Demonstranten in Man Aung. Sie fordern auf Transparenten die Freilassung aller politischen Gefangenen, die Herabsetzung der Lebensmittelpreise und die nationale Aussöhnung <ref>http://www.narinjara.com/details.asp?id=1471</ref>.<br>Auf der UN-Vollversammlung macht der myanmarische Außenminister [[Nyan Win]] 'politische Opportunisten', die von 'mächtigen Ländern unterstützt' würden, für die Eskalation der Vorgänge verantwortlich. Die von den Mönchen angeführten Demonstranten bezeichnet er als 'provozierenden Pöbel'. Das Regime habe 'äußerste Zurückhaltung' geübt <ref>http://www.welt.de/politik/article1229643/Auenminister_beschimpft_Mnche_als_Pbel.html</ref>.<br>Die Bewohner Ranguns üben sich in 'stillem Protest': im Rahmen der 'Lichter-aus-Kampagne' schalten Sie am Abend um 20.00 Uhr für eine Viertelstunde die Beleuchtung und das Fernsehen ab. Um diese Zeit beginnt die einstündige Nachrichtensendung des staatlichen Fernsehens<ref>http://www.mizzima.com/MizzimaNews/News/2007/oct/today-demonstration.html</ref> <ref>http://www.denverpost.com/headlines/ci_7065832</ref> <ref>http://www.irrawaddy.org/article.php?art_id=8860</ref>. |
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**2. Oktober: Nach dreitätigem Warten wird Ibrahim Gambari von Machthaber Than Shwe, dem zweiten Mann im Staate, [[Maung Aye]], dem kommissarischen Ministerpräsidenten Thein Sein und dem militärischen Stabschef General Thura Shwe Mann empfangen. Über die Unterredung in der Hauptstadt Naypyidaw, über die auch im Fernsehen berichtet wird <!-- ein geschickter Propagandatrick -->, wird zunächst nichts bekannt<ref>http://www.tagblatt.ch/index.php?artikelxml=1404422&ressort=tagblattheute/ausland&jahr=2007&ressortcode=&ms=</ref>. Bevor Gambari das Land in Richtung Singapur verlässt, trifft er ein zweites Mal Aung San Suu Kyi zu einem viertelstündigen Gespräch.<br>Der [[Menschenrechtsrat]] der Vereinten Nationen verabschiedet eine Resolution, in der die Junta aufgefordert wird, von Gewalt abzusehen und Beschränkungen für friedliche Demonstranten aufzuheben. Der Sondergesandte Paulo Sergio Pinheiro soll nach vier Jahren erneut nach Myanmar reisen <ref>http://www.zeit.de/news/artikel/2007/10/02/2392225.xml</ref>.<br>In Man Aung gehen - wie bereits am Vortag - erneut bis zu 10.000 Menschen auf die Straße <ref>http://english.dvb.no/news.php?id=504</ref>.<br>Frankreich unterstützt Sanktionen gegen die Militärjunta, relativiert diese Aussage jedoch gleich wieder. Sanktionen zeitigten 'keine sofortige Wirkung'. Der Ölkonzern [[Total]] ist seit 1992 in Myanmar tätig. Als Berater des Unternehmens fungierte ehemals [[Bernard Kouchner]], mittlerweise französischer Außenminister <ref>http://www.sueddeutsche.de/ausland/artikel/322/136055/</ref>. |
**2. Oktober: Nach dreitätigem Warten wird Ibrahim Gambari von Machthaber Than Shwe, dem zweiten Mann im Staate, [[Maung Aye]], dem kommissarischen Ministerpräsidenten Thein Sein und dem militärischen Stabschef General Thura Shwe Mann empfangen. Über die Unterredung in der Hauptstadt Naypyidaw, über die auch im Fernsehen berichtet wird <!-- ein geschickter Propagandatrick -->, wird zunächst nichts bekannt<ref>http://www.tagblatt.ch/index.php?artikelxml=1404422&ressort=tagblattheute/ausland&jahr=2007&ressortcode=&ms=</ref>. Bevor Gambari das Land in Richtung Singapur verlässt, trifft er ein zweites Mal Aung San Suu Kyi zu einem viertelstündigen Gespräch.<br>Der [[Menschenrechtsrat]] der Vereinten Nationen verabschiedet eine Resolution, in der die Junta aufgefordert wird, von Gewalt abzusehen und Beschränkungen für friedliche Demonstranten aufzuheben. Der Sondergesandte Paulo Sergio Pinheiro soll nach vier Jahren erneut nach Myanmar reisen <ref>http://www.zeit.de/news/artikel/2007/10/02/2392225.xml</ref>.<br>In Man Aung gehen - wie bereits am Vortag - erneut bis zu 10.000 Menschen auf die Straße <ref>http://english.dvb.no/news.php?id=504</ref>.<br>Frankreich unterstützt Sanktionen gegen die Militärjunta, relativiert diese Aussage jedoch gleich wieder. Sanktionen zeitigten 'keine sofortige Wirkung'. Der Ölkonzern [[Total]] ist seit 1992 in Myanmar tätig. Als Berater des Unternehmens fungierte ehemals [[Bernard Kouchner]], mittlerweise französischer Außenminister <ref>http://www.sueddeutsche.de/ausland/artikel/322/136055/</ref>. Bereits am 26. September hatte Frankreichs Staatspräsident [[Nicolas Sarkozy]] medienwirksam den Premierminister der Exilregierung [[National Coalition Government of the Union of Burma]] (NCGUB), Dr. Sein Win, empfangen und internationale Konzerne dazu aufgefordert, keine neuen Investitionen mehr in Myanmar vorzunehmen <ref>http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/aktuell/?sid=9d68e983c20ecb21c3147556a2f95263&em_cnt=1217695</ref>. |
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** 3. Oktober: In Rangun herrrscht gespannte Ruhe. Die Militärpolizei fährt mit Lautsprecherwagen durch die Stadt und droht: 'Wir haben Fotos, wir werden Verhaftungen vornehmen.'. Nach Beginn der Ausgangssperre führt das Militär im Schutze der Nacht Razzien durch. Menschen werden aus den Häusern gezerrt und auf Lastwagen fortgeschafft. Etwa 80 Mönche und 150 Nonnen wurden wieder freigelassen. Man habe sie nicht körperlich gefoltert, sie hätten allerdings ihre Roben gegen zivile Kleidung tauschen müssen, was einer Exkommunikation gleichkommt<ref>http://www.taz.de/index.php?id=start&art=5532&id=asien-artikel&src=AR&cHash=057b6c1ee7</ref>.Ein westlicher Diplomat vermutet hinter dem Vorgehen Taktik: 'Man überlässt die Straße zunächst den Demonstranten und greift dann gewaltsam ein, wenn alle identifiziert sind.'<ref>http://derstandard.at/?url=/?id=3059635</ref>.<br>Eine einheimische Mitarbeiterin des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNDP) wird mit Familienangehörigen festgenommen<ref>http://www.pr-inside.com/de/un-mitarbeiterin-in-birma-festgenommen-r232171.htm</ref>.<br>Derweil versuchen ungezählte Mönche die Millionenmetropole zu verlassen <ref>http://news.bbc.co.uk/1/hi/world/asia-pacific/7025357.stm</ref>.<br>Japan erwägt die gerichtliche Verfolgung der für die Ermordung des Fotojournalisten Kenji Nagai Verantwortlichen. Der stellvertrende Außenminister Yabunaka hatte in Naypyidaw gegen den Vorfall Protest eingelegt und eine umfassende Aufklärung des Vorfalls verlangt <ref>http://www.smh.com.au/news/world/japan-to-press-murder-charges-against-burma/2007/10/03/1191091184775.html</ref>.<br>Der Schauspieler Kyaw Thu soll sich in ein Flüchtlingslager an der thailändisch-birmanischen Grenze abgesetzt haben. Er hatte sich zu Beginn der Massenproteste mit seinem Kollegen Zarganar um die Versorgung der Demonstranten gekümmert.<ref>http://www.pattayadailynews.com/shownews.php?IDNEWS=0000003959</ref><ref>http://www.mizzima.com/MizzimaNews/News/2007/Oct/13-Oct-2007.html</ref>. |
** 3. Oktober: In Rangun herrrscht gespannte Ruhe. Die Militärpolizei fährt mit Lautsprecherwagen durch die Stadt und droht: 'Wir haben Fotos, wir werden Verhaftungen vornehmen.'. Nach Beginn der Ausgangssperre führt das Militär im Schutze der Nacht Razzien durch. Menschen werden aus den Häusern gezerrt und auf Lastwagen fortgeschafft. Etwa 80 Mönche und 150 Nonnen wurden wieder freigelassen. Man habe sie nicht körperlich gefoltert, sie hätten allerdings ihre Roben gegen zivile Kleidung tauschen müssen, was einer Exkommunikation gleichkommt<ref>http://www.taz.de/index.php?id=start&art=5532&id=asien-artikel&src=AR&cHash=057b6c1ee7</ref>.Ein westlicher Diplomat vermutet hinter dem Vorgehen Taktik: 'Man überlässt die Straße zunächst den Demonstranten und greift dann gewaltsam ein, wenn alle identifiziert sind.'<ref>http://derstandard.at/?url=/?id=3059635</ref>.<br>Eine einheimische Mitarbeiterin des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNDP) wird mit Familienangehörigen festgenommen<ref>http://www.pr-inside.com/de/un-mitarbeiterin-in-birma-festgenommen-r232171.htm</ref>.<br>Derweil versuchen ungezählte Mönche die Millionenmetropole zu verlassen <ref>http://news.bbc.co.uk/1/hi/world/asia-pacific/7025357.stm</ref>.<br>Japan erwägt die gerichtliche Verfolgung der für die Ermordung des Fotojournalisten Kenji Nagai Verantwortlichen. Der stellvertrende Außenminister Yabunaka hatte in Naypyidaw gegen den Vorfall Protest eingelegt und eine umfassende Aufklärung des Vorfalls verlangt <ref>http://www.smh.com.au/news/world/japan-to-press-murder-charges-against-burma/2007/10/03/1191091184775.html</ref>.<br>Der Schauspieler Kyaw Thu soll sich in ein Flüchtlingslager an der thailändisch-birmanischen Grenze abgesetzt haben. Er hatte sich zu Beginn der Massenproteste mit seinem Kollegen Zarganar um die Versorgung der Demonstranten gekümmert.<ref>http://www.pattayadailynews.com/shownews.php?IDNEWS=0000003959</ref><ref>http://www.mizzima.com/MizzimaNews/News/2007/Oct/13-Oct-2007.html</ref>. |
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** 4. Oktober: Der Leichnam des ermordeten japanischen Fotojournalisten wurde nach Tokio überführt und soll nun obduziert werden. Die Nachrichtenagentur APF News, für die Kenji Nagai gearbeitet hat, verlangt vom Militärregime Myanmars die Herausgabe der Kamera, mit der Nagai bis zum letzten Moment gefilmt hatte. Bislang wurde nur eine Ersatzkamera übergeben <ref>http://news.bbc.co.uk/1/hi/world/asia-pacific/7027237.stm</ref>.<br>Bis zu 10.000 Menschen, darunter viele Mönche, die die Proteste angeführt hatten, sollen in den vergangenen Tagen festgenommen und verhört worden sein. US-Diplomaten berichten, sie hätten fünfzehn Klöster aufgesucht, und alle seien menschenleer gewesen. Wieder andere seien verbarrikadiert und von Soldaten bewacht<ref>http://news.bbc.co.uk/1/hi/world/asia-pacific/7027493.stm</ref><ref>http://www.ftd.de/politik/international/:Juntachef%20Oppositionsf%FChrerin/261426.html</ref>.<br> Angesichts der bevorstehenden Behandlung der Vorfälle vor dem UN-Sicherheitsrat erklärt sich die Militärjunta überraschend zum Dialog mit Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi bereit. Sie müsse sich jedoch von ihrem Kurs der 'Konfrontation', 'Verwüstung' und 'Sanktionen' abwenden. Dass die Junta überhaupt ein Treffen mit der Friedensnobelpreisträgerin in Erwägung zieht, wird von Bebachtern als Zeichen von Flexibilität gewertet. UN-Generalsekretär [[Ban Ki Moon]] erklärt unterdessen, die Mission seines Gesandten könne 'sicherlich nicht als Erfolg gewertet werden'<ref>http://www.netzeitung.de/ausland/767110.html</ref>. |
** 4. Oktober: Der Leichnam des ermordeten japanischen Fotojournalisten wurde nach Tokio überführt und soll nun obduziert werden. Die Nachrichtenagentur APF News, für die Kenji Nagai gearbeitet hat, verlangt vom Militärregime Myanmars die Herausgabe der Kamera, mit der Nagai bis zum letzten Moment gefilmt hatte. Bislang wurde nur eine Ersatzkamera übergeben <ref>http://news.bbc.co.uk/1/hi/world/asia-pacific/7027237.stm</ref>.<br>Bis zu 10.000 Menschen, darunter viele Mönche, die die Proteste angeführt hatten, sollen in den vergangenen Tagen festgenommen und verhört worden sein. US-Diplomaten berichten, sie hätten fünfzehn Klöster aufgesucht, und alle seien menschenleer gewesen. Wieder andere seien verbarrikadiert und von Soldaten bewacht<ref>http://news.bbc.co.uk/1/hi/world/asia-pacific/7027493.stm</ref><ref>http://www.ftd.de/politik/international/:Juntachef%20Oppositionsf%FChrerin/261426.html</ref>.<br> Angesichts der bevorstehenden Behandlung der Vorfälle vor dem UN-Sicherheitsrat erklärt sich die Militärjunta überraschend zum Dialog mit Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi bereit. Sie müsse sich jedoch von ihrem Kurs der 'Konfrontation', 'Verwüstung' und 'Sanktionen' abwenden. Dass die Junta überhaupt ein Treffen mit der Friedensnobelpreisträgerin in Erwägung zieht, wird von Bebachtern als Zeichen von Flexibilität gewertet. UN-Generalsekretär [[Ban Ki Moon]] erklärt unterdessen, die Mission seines Gesandten könne 'sicherlich nicht als Erfolg gewertet werden'<ref>http://www.netzeitung.de/ausland/767110.html</ref>. |
Version vom 7. Oktober 2007, 14:26 Uhr
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Dies ist ein Überblick über die Geschichte Birmas (auch Burma, offiziell Myanmar).
Königreiche Bagan, Pegu, Ava und Arakan
- 1. Jahrhundert v. Chr.-9. Jahrhundert: Dominanz der Pyu-Fürstentümer in Nordbirma, deren Macht erst um 800 durch das Königreich Nánzhāo gebrochen wird. Im Süden dominieren die Mon.
- 5./6. Jahrhundert: Der Buddhismus gelangt in den Formen des Hinayana, des Mahayana und des Tantrayana nach Birma.
- 9. Jahrhundert: Die Schwächung der Pyu durch Nánzhāo erlaubt die Einwanderung der Birmanen und führt schließlich Mitte des 9. Jahrhundert zur Gründung der Stadt Bagan.
- 1044-1077: König Anawrahta gründet nach der Unterwerfung des Mon-Königs Manuha in der Mon-Hauptstadt Thaton (1058) und der Eroberung des Irawadi-Deltas das erste birmanische Reich (Reich von Bagan). Unter den verschiedenen buddhistischen Strömungen setzt sich der Theravada durch. Hochblüte der buddhistischen Kultur.
- 1273: König Narathihapate (1254-1287) verweigert Tribut-Zahlungen an das von den Mongolen beherrschte China und lässt eine Gesandtschaft des Mongolenherrschers Kublai Khan (* 1215, † 1294) hinrichten.
- 1277-1287: Vier chinesische Strafexpeditionen fallen in Birma ein und zerstören das Reich von Bagan. Der letzte ernstzunehmende König Bagans wird 1299 von den Shan getötet, die Stadt zerstört.
- 14. Jahrhundert: Entfaltung des südbirmanischen Reichs der Mon mit der Hauptstadt Bago. Erneute Blüte des Buddhismus.
- 16. bis 19. Jahrhundert: Ständige Auseinandersetzungen mit wechselseitiger Okkupation zwischen Birma und Siam
- ab 1607 treibt König Anaukpetlun die Wiedervereinigung des birmanischen Königreiches voran
- 1757: Zerstörung Bagos durch König Alaungpaya
- 7. April 1767: Birmanen zerstören die siamesische Hauptstadt Ayutthaya vollständig
- 1824-1826: Erster Britisch-Birmanischer Krieg. Birma muss Assam, Manipur, Arakan und Tenasserim an die Briten abtreten.
- 1852: Im Zweiten Britisch-Birmanischen Krieg muss Birma seine Küstengebiete an Großbritannien abtreten.
Britische Herrschaft
- 1885: Nach drei Kriegen (1824-1826, 1852 und 1885) wird Birma vollständig von Großbritannien unterworfen.
- 1886 (1. Januar): Birma wird Teil von Britisch-Indien. Dem massiven Widerstand der Birmanen begegnet die Kolonialverwaltung mit massiven Vernichtungszügen und der Ausrottung ganzer Dörfer und Städte.
- 1937 (1. April): Die Studentenbewegung der Thakin unter Führung von Aung San verzeichnet erste Erfolge der Birmanen im Kampf gegen die britische Kolonialherrschaft. Birma wird aus dem indischen Staatsverband (Britisch-Indien) herausgelöst und erhält als eigenständige Kronkolonie innere Autonomie.
- 1942 (16. Januar): Zweiter Weltkrieg: Japanische Offensive zur Eroberung Birmas.
Unabhängigkeit
- 1943 (1. August): Das japanisch besetzte Birma erklärt seine Unabhängigkeit (Regierungschef: Ba Maw ) und erklärt den USA und Großbritannien den Krieg.
- 1945 (März): Die birmanische Befreiungsarmee unter General Aung San verbündet sich mit den Alliierten gegen die japanische Besatzungsmacht. Nach Kriegsende Rückeroberung Birmas durch die Briten.
- 1946 (26. September): Aung San wird Ministerpräsident
- 1947 (19. Juli): Aung San fällt einem Attentat zum Opfer. U Nu (* 1907, † 1995) wird dessen Nachfolger (bis 1956).
- 1948 (4. Januar): Birma wird in die Unabhängigkeit entlassen. Sao Shwe Thaik († 1962) wird erster Präsident der Birmanischen Union.
- 1948-1949: Separatistische Bestrebungen ethnischer Minderheiten (vor allem der christlichen Karen) und Aufstände kommunistischer Gruppen erschweren eine Stabilisierung des Landes.
Demokratische Phase
- 1952 (August): U Nu entwirft Pläne für einen Wohlfahrtsstaat nach buddhistischem und sozialistischem Vorbild. Das Projekt scheitert in den folgenden Jahren an inneren Schwierigkeiten.
- 1954-1956: Sechstes buddhistisches Konzil der Theravada-Tradition in Rangun.
- 1958 (28. Oktober): U Nu übergibt das Amt des Ministerpräsidenten an General Ne Win (* 24. Mai 1911, † 5. Dezember 2002).
- 1960 (4. April): U Nu wird erneut Ministerpräsident.
- 1961: Der Birmane Sithu U Thant wird Generalsekretär der Vereinten Nationen (bis 1971).
Ne-Win-Regime
- 1962 (2. März): Nachdem anhaltende separatistische Bestrebungen der Shan die staatliche Einheit gefährden, unternimmt General Ne Win einen Staatsstreich. Ein Revolutionsrat unter seiner Führung übernimmt die Regierung. Ne Win umreißt in einer Deklaration den »birmanischen Weg zum Sozialismus« (soziale Gerechtigkeit, Gleichheit aller Volksgruppen, Kampf gegen Verwestlichung, Schaffung von Genossenschaften). Als Vorsitzender des Revolutionsrates amtiert Ne Win gleichzeitig als Staatspräsident (bis 1981).
- 1963 (15. Februar): Der Revolutionsrat beschließt die Verstaatlichung des Groß- und Einzelhandels, der Banken und der Industrie.
- 1967 (Juni): Der Versuch der chinesischen Botschaft in Rangun, die maoistische Kulturrevolution auch auf Birma auszudehnen, führt zu einem ernsthaften Konflikt mit der Volksrepublik China und zu Ausschreitungen gegen die in Birma ansässigen Chinesen.
- 1971 (15. Dezember): Von seinem thailändischen Exil ruft der frühere Ministerpräsident U Nu zum bewaffneten Widerstand gegen das Militärregime von Ne Win auf.
- 1972: Vereinbarung mit der Volksrepublik China über ein zinslosen Kredit in Höhe von 30 Milllionen britische Pfund für Birma bis zum Jahr 1990. Im April scheiden 21 Kabinettsmitglieder aus der Armee aus, darunter auch Staats- und Regierungschef Ne Win und Außenminister Hla Han.
- 1973: Die rund 70 Unternehmen der Textil-, Nahrungsmittel und Chemischen Industrie werden ab 1. Januar verstaatlicht. Nach Angaben des Oberkommandos der Streitkräfte wurden seit Sommer 1971 rund 3.000 Aufständische der National United Liberation Front (NULF) unter Führung von U Nu im Nordosten des Landes getötet und mehr als 500 gefangengenommen. Am 23. Februar 1973 erfolgt dei Aufnahme von diplomatischen Beziehungen mit der Deutschen Demokratischen Republik. Am 9. August 1973 unterzeichnet das Regime mit der Bundesrepublik Deutschland ein neues Kapitalunterstützungsabkommen.
- 1974 (4. Januar): General Ne Win ruft die Sozialistische Föderative Republik Birma aus. Er selbst wird Staatspräsident.
- 1979: Birma verläßt die Bewegung der blockfreien Staaten.
- 1981 (9. November): U San Yu (* 1919, † 28. Januar 1996) löst General Ne Win als Staatspräsident ab.
- 1983 9. Oktober: Bei einem Bombenanschlag im Norden der Hauptstadt Rangun werden 19 Personen getötet, darunter vier Kabinettsmitglieder aus Südkorea. Bei den Toten handelt es sich um Kim Jae Ik, Suh Sook Joon, Hahn Pyong Choon und Außenminister Lee Bum Suk. Nach Untersuchungen wurde Nordkorea offiziell beschuldigt den Anschlag verübt zu haben.
Rebellion und Militärregime
- 1987 (5. September): Die Regierung gibt die sofortige Entwertung der 25-, 35- und 75 Kyat-Banknoten bekannt. Ein Umtausch oder anderweitige Kompensation ist nicht vorgesehen. Auf einen Schlag werden 60 bis 80 Prozent des im Umlauf befindlichen Gelds wertlos, fast alle Ersparnisse sind verloren. Überall im Land gehen die Menschen protestierend auf die Straßen. In den Universitäten erheben sich die Studenten zu gewaltsamen Demonstrationen und wiegeln die Bevölkerung auf. Die Regierung schließt kurzfristig die Universitäten und verhängt schließlich das Kriegsrecht.
- 1988
- Juli: Nach sich ausweitenden Unruhen verliert General Ne Win seine Machtbasis; auch Staatspräsident U San Yu tritt zurück. Neuer Staatschef wird U Sein Lwin (27. Juli), der sich jedoch nur drei Wochen halten kann. Ihm folgt am 19. August – wiederum für nur einen Monat – Dr. Maung Maung (* 1925, † 2. Juli 1994) im Amt nach.
- 8. August: Hunderttausende demonstrieren in Birma für Demokratie. Die mit dem friedlichen Aufstand beginnenden Ereignisse bis zum Putsch am 18. September werden später als 8888 Uprising bekannt.
- 18. September: General Saw Maung (*1928, † 24. Juli 1997) putscht sich an die Macht und entmachtet Staatspräsident Dr. Maung Maung. Am 21. September übernimmt er auch das Amt des Ministerpräsidenten. Das neue Militärregime etabliert sich als "Staatsrat für die Wiederherstellung von Recht und Ordnung" SLORC (State Law and Order Restoration Council), verbietet u.a. jegliche Versammlungen von mehr als vier Personen und geht auf brutale Weise gegen Zuwiderhandlungen vor. Dabei werden nach Angaben von Menschenrechtsgruppen etwa 3000 Menschen getötet. Trotzdem gründet Aung San Suu Kyi, die Tochter des 1947 ermordeten Generals Aung San, eine Woche später die Nationale Liga für Demokratie (NLD), deren Führung sie Anfang 1989 übernimmt.
- 1989 (26. Mai): Birma wird in Myanmar und die Hauptstadt Rangun in Yangon umbenannt.
- 1990 (27. Mai): In ersten freien Wahlen erlangt die oppositionelle NLD einen überwältigenden Sieg. Die Militärs verweigern jedoch die Anerkennung des Wahlergebnisses, bleiben im Amt und verstärken die Repression.
- 1991 (14. Oktober): Die Regimegegnerin Aung San Suu Kyi erhält den Friedensnobelpreis.
- 1992 (23. April): General Than Shwe wird neuer Staats- und Regierungschef.
- 1995 (10. Juli): Der seit 1989 bestehende Hausarrest für Aung San Suu Kyi wird aufgehoben.
- 1996 (Mai): Das Militärregime lässt über 500 Funktionäre, Politiker und Anhänger der NLD verhaften.
- 1997
- 13. Februar: Die Militärs erobern das Hauptquartier der aufständischen »Karen National Union« (KNU), die seit 1948 im Grenzgebiet zu Thailand für einen eigenen Staat kämpft.
- 23. Juli: Myanmar wird Mitglied der »Association of Southeast Asian Nations« (ASEAN).
- 15. November: „Um die Entstehung eines geregelten demokratischen Systems zu gewährleisten und einen friedfertigen modernen Staat zu errichten“, wird der Staatsrat für die Wiederherstellung von Recht und Ordnung SLORC aufgelöst. Das Regime nennt sich von nun an SPDC (State Peace and Development Council).
- 2000
- Juli: Nach dreijähriger Schließung erlaubt die Militärregierung die Wiedereröffnung von 30 Universitäten und Hochschulen.
- August: Die vor fünf Jahren gelockerte Bewegungsfreiheit von Aung San Suu Kyi wird erneut eingeschränkt.
- 2003
- 31. Mai: Nach einer blutigen Auseinandersetzung zwischen Anhängern der NLD und regierungsnahen Schlägertrupps nahe dem Ort Depayin (Sagaing-Division) in der Nacht zuvor wird Aung San Suu Kyi 'zu ihrem eigenen Schutz' verhaftet.
- 25. August: Der bisherige Erste Sekretär des SPDC, General Khin Nyunt, wird Regierungschef.
- 2004
- 17. Mai: Die nach der Suspendierung am 31. März 1996 erneut einberufene Nationale Versammlung, bestehend aus vom Regime handverlesenen Mitgliedern, soll eine neue Verfassung ausarbeiten. Weder das Staatsoberhaupt noch der Premierminister nehmen an der Eröffnungsveranstaltung teil.
- 9. Juli: Nach nur knapp zwei Monaten wird die Nationale Versammlung erneut ausgesetzt.
- 18. September: Am Jahrestag der Machtübernahme durch das Militär werden bei der 15. Kabinettsumbildung in 16 Jahren Militärregime der seit 1998 amtierende Außenminister U Win Aung und sein Stellvertreter Khin Maung Win ihrer Posten enthoben. Neuer Außenminister wird Generalmajor Nyan Win, Stellvertreter ist nun Oberst Maung Myint. Nach Meinung von Analysten bedeutet dies eine Machtverschiebung zugunsten der Hardliner um Than Shwe und seinen Stellvertreter im State Peace and Development Council, General Maung Aye, gegenüber den gemäßigten Kräften um Premierminister Khin Nyunt. "Than Shwe macht die Schotten zur Außenwelt dicht."
- 19. Oktober: Nach Informationen der thailändischen Regierung wurde Premierminister Khin Nyunt am Vorabend seines Amtes enthoben und unter dem Vorwurf der Korruption unter Hausarrest gestellt. Zuvor hatte die regierende Militärjunta mehrere Unternehmen des militärischen Geheimdiensts, der formell noch von Khin Nyunt angeführt worden war, geschlossen.
Im staatlichen Fernsehen wird nach stundenlangen Gerüchten verkündet, der Premierminister habe "aus gesundheitlichen Gründen" sein Amt abgegeben. Nachfolger wird der bisherige erste Sekretär des SPDC, Generalleutnant Soe Win, der als Drahtzieher des Überfalls auf Aung San Suu Kyi im Mai 2003 gilt.
Eine Delegation der »Karen National Union«, die sich zur Verhandlung eines Waffenstillstandsabkommens in Rangun aufhält, muss nach Absage der Gespräche durch das Militär unverrichteter Dinge die Rückreise nach Thailand antreten. - 22. Oktober: Mit Gesetz Nr. 7/2004 setzt die Militärjunta das Gesetz über das National Intelligence Bureau von 1983 außer Kraft. Dieses Gesetz war die Grundlage für den Militärischen Geheimdienst, das Büro für Besondere Ermittlungen, sowie die Abteilung für Kriminalermittlungen. Mit der Abschaffung dieser Einrichtungen wird denjenigen Organisationen, die dem bisherigen Geheimdienstchef Khin Nyunt nahestanden, die gesetzliche Basis entzogen.
- 18. November: Das Militär lässt nach eigenen Angaben 3937 Strafgefangene frei. Die Strafen seien ausgesetzt, da bei der Überprüfung der Arbeit des Geheimdienstes, der erst im Oktober aufgelöst worden war, Unregelmäßigkeiten zutage getreten seien. Überwiegend handelt es sich bei den Freigelassenen um Kleinkriminelle, jedoch befindet sich unter ihnen auch Min Ko Naing, der Anführer der Studentenaufstände von 1988.
Mit derselben Begründung werden am 25. November 5311 und am 11. Dezember nochmals 5070 Strafgefangene aus den Gefängnissen entlassen. - 29. November: In das Treffen der ASEAN-Staaten im laotischen Vientiane platzt die Nachricht, dass das Militär den Hausarrest von Aung San Suu Kyi um ein Jahr verlängert hat. Premierminister Soe Win sieht sich außerstande, die Nachricht zu kommentieren.
- 2005
- 3. Januar: Aus Anlass des bevorstehenden 57. Jahrestags der Unabhängigkeit von Großbritannien amnestiert das Militär 5588 Strafgefangene. Ein Bezug zu Machenschaften des früheren Geheimdiensts wird diesmal nicht hergestellt. Wieder sind nur wenige politische Gefangene unter den Amnestierten.
- 31. März: Die Nationale Versammlung zur Erarbeitung einer neuen Verfassung geht erneut in die Pause. Sie hatte ihre Arbeit in einem Militärcamp in Nyaung Hnapin nördlich von Rangun am 17. Februar wiederaufgenommen. Die sechswöchige Sitzung war überschattet von der kurz davor erfolgten Inhaftierung mehrerer Anführer verschiedener Gruppen der Shan-Minderheit des Landes.
- 7. Mai: Bei drei nahezu gleichzeitig ausgelösten Bombenexplosionen in Einkaufszentren in der Hauptstadt Rangun kommen nach offizieller Darstellung 23 Menschen ums Leben, über 100 wurden verletzt. Eine offizielle Untersuchung der Anschläge findet nicht statt. Stattdessen bezichtigt das Militärregime noch am selben Tag die militärischen Minderheitenorganisationen Karen National Union (KNU), Karenni National Progressive Party (KNPP), Shan State Army (SSA), mehrere myanmarische Exilorganisationen, und Tage später noch Thailand sowie eine nicht näher benannte 'weltbekannte Organisation', nach Meinung von Analysten ist hiermit die CIA gemeint, der Mitwirkung an den Anschlägen.
- 6. Juli: Das Regime lässt nach eigenen Angaben 400 Inhaftierte frei. Im Gegensatz zu den Massenentlassungen Ende 2004 und zu Beginn des Jahres 2005 handelt es sich diesmal überwiegend um politische Gefangene. Unabhängige Organisationen können jedoch lediglich etwa 300 Freilassungen bestätigen.
- 21. Juli: Der ehemalige Premierminister General Khin Nyunt wird zu 44 Jahren Haft auf Bewährung verurteilt.
- 20. September: Der von dem ehemaligen tschechischen Präsidenten Václav Havel und dem südafrikanischen Erzbischof Desmond Tutu herausgegebene Bericht Bedrohung für den Frieden - Aufruf an den UN-Sicherheitsrat, in Myanmar tätig zu werden beschreibt auf 70 Seiten die Verschlechterung der Lebensverhältnisse und der politischen Lage in Myanmar seit der Machtübernahme durch das Militär. Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass Myanmar dadurch zu einer Bedrohung des Weltfriedens geworden ist und zieht Vergleiche zu ähnlichen Fällen, in denen der Weltsicherheitsrat in der Vergangenheit eingegriffen hat. Das Regime in Rangun reagiert über Wochen mit Artikeln, in denen die in diesem Bericht genannten Anschuldigungen als übertrieben und erfunden kritisiert werden.
- 20. Oktober: Der Kraftstoffpreis wird nach Ankündigung des Energieministeriums vom Vortag nahezu verzehnfacht. Eine Gallone kostet nun anstelle von 180 Kyat 1500 Kyat.
- 7. November: Die Militärs geben die schrittweise Verlegung des Regierungssitzes nach Pyinmana, ca. 320 km nördlich von Rangun, bekannt. Den Anfang machen die Bediensteten des Außen-, Innen-, Wirtschafts- und des Ministeriums für nationale Planung und wirtschaftliche Entwicklung. Sie hatten am vorhergehenden Freitag (4. November) den Marschbefehl in die halbfertigen Anlagen, in denen nicht einmal ausreichende Unterkünfte zur Verfügung stehen, erhalten. Nach Augenzeugenberichten setzte sich der erste Konvoi am Morgen des 6. November um genau 6:06 Uhr in Bewegung.
- 27. November: Unbeeindruckt von Appellen der internationalen Gemeinschaft verlängert das Militär den Hausarrest von Aung San Suu Kyi um weitere sechs Monate.
- 5. Dezember: Die Nationale Verfassungskonvention geht in die nächste Runde. Im Mittelpunkt wird dieses Mal die zukünftige Rolle des Militärs im Staat stehen.
- 12. Dezember: In Abweichung von der bislang vertretenen Politik der Nichteinmischung und des 'konstruktiven Engagements' geben die Regierungschefs auf dem 11. ASEAN-Gipfel im malaysischen Kuala Lumpur eine ungewöhnlich scharfe Erklärung zu Myanmar ab. Das Land wird aufgefordert, den sich dahinschleppenden Demokratisierungsprozess zu beschleunigen und alle politischen Gefangenen freizulassen. Nach Meinung des malaysischen Premierministers Abdullah Ahmad Badawi, Gastgeber des Gipfeltreffens, beginnt das Problem mit der Reformunwilligkeit des Regimes in Rangun ein Problem der ASEAN-Gemeinschaft im Gesamten zu werden. Der myanmarische Premierminister Soe Win willigt in den Besuch einer ASEAN-Delegation unter Führung des malaysischen Außenministers Syed Hamid Albar ein, die den Fortgang der Reformen bewerten wird. Ein Termin soll im Januar 2006 zustandekommen. ASEAN besteht in diesem Zuge auf einem Treffen der Delegation mit Aung San Suu Kyi.
- 16. Dezember: Auf Betreiben der Vereinigten Staaten von Amerika erhält der Weltsicherheitsrat ein informelles Briefing über die Lage in Myanmar. Untersekretär Ibrahim Gambari beschreibt unter Berufung auf den Bericht von Vaclav Havel und Desmond Tutu, wie Myanmar einer humanitären Krise entgegensteuert. Die Anhörung war zustandegekommen, nachdem 10 Mitglieder des Sicherheitsrats dafür votiert und die Veto-Mächte China und Russland letztendlich ihren Vorbehalt aufgegeben hatten. Im Gegensatz zu einer regulären Diskussion von Angelegenheiten im Weltsicherheitsrat wurden bei dem informellen Briefing jedoch keine Resolutionen mit bindender Wirkung für alle UN-Mitglieder verabschiedet.
- 2006
- 6. Januar: Außenminister Nyan Win gibt bei einem Empfang in der chinesischen Botschaft in Rangun bekannt, dass er die ASEAN-Delegation gebeten hat, ihren für Januar geplanten Besuch zu verschieben, da die Regierung mit dem Umzug der Ministerien in das neue Verwaltungszentrum Kyappyay nahe der Stadt Pyinmana beschäftigt sei. Ein neuer Termin wird nicht bekannt gegeben.
- 8. Januar: Der UN-Sondergesandte für Myanmar, Razali Ismail, gibt bekannt, dass er seinen Anfang des Jahres ausgelaufenen Vertrag nicht verlängert hat, da ihm das Regime im Rangun 22 Monate lang keine Einreise mehr ermöglicht hat.
- 31. Januar: Die Nationale Verfassungskonvention geht erneut in die Pause. Die Beratungen sollen nach der Erntezeit, die in Myanmar in die Monate Oktober und November fällt, fortgesetzt werden. Das Regime hat zwischenzeitlich damit begonnen, Massenversammlungen zu organisieren, mit denen die Unterstützung der Bevölkerung für den vom Militär aufgezeigten Weg zur Demokratie öffentlich zur Schau gestellt werden soll.
- 23. März: Der Sondergesandte der ASEAN-Staatengemeinschaft, der malaysische Außenminister Syed Hamid Albar, trifft zu dem am 12. Dezember 2005 vereinbarten Besuch in Rangun ein, bei dem er den Fortgang der Demokratisierung des Landes begutachten soll. Nach einem Galadinner mit Außenminister Nyan Win und einem 20-minütigen Gespräch mit Ministerpräsident Soe Win reist Albar bereits am darauffolgenden Tag wieder ab, einen Tag früher als geplant. Ein Treffen mit Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi wurde ihm mit dem Hinweis auf ihren Hausarrest verwehrt.
- 27. März: Am 61. 'Tag der Militärstreitkräfte' hält die Regierung erstmals eine Militärparade in der neuen Hauptstadt Pyinmana Naypyidaw ('Sitz der Könige') ab. Vor den überlebensgroßen Statuen der birmanischen Könige Anawratha, Bayint Naung und Alaungphaya nimmt General Than Shwe eine Parade von über 12.500 Soldaten ab. In seiner Rede bekräftigt er den Führungsanspruch des Militärs in einem künftigen demokratischen Myanmar und lässt durchblicken, dass eine Aussicht auf eine rasche Demokratisierung nicht besteht.
- 18. Mai: UN-Untersekretär Ibrahim Gambari trifft zu einem dreitägigen Besuch in Rangun ein. Im Gegensatz zu Syed Hamid Albar erhält er eine Audienz bei Juntachef Than Shwe in dessen Amssitz in Pyinmana Naypyidaw und trifft mit dessen Erlaubnis am 20. Mai auch mit der unter Hausarrest stehenden Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi zusammen. Gambari lässt vor der Presse verlauten, Myanmar sei "bereit, eine neue Seite aufzuschlagen" und sich wieder der internationalen Gemeinschaft zuzuwenden.
- 27. Mai: Trotz eines Appels von UN-Generalsekretär Kofi Annan verlängert das Regime den Hausarrest von Aung San Suu Kyi um ein weiteres Jahr.
- 27. September: Drei Angehörige der Widerstandsbewegung der '88er Studenten-Generation', darunter auch der Freiheitskämpfer Min Ko Naing, werden von der Polizei festgenommen und an einen unbekannten Ort zur 'Diskussion mit Regierungsbeamten' verbracht. Zwei weitere Mitglieder folgen am 29. September. Sie werden erst am 11. Januar 2007, einen Tag vor der Ablehnung eines Resolutionsantrags durch den UN-Weltsicherheitsrat freigelassen. Die Widerstandsbewegung organisiert mehrere Kampagnen, in denen die Bevölkerung gewaltlos ihre Unzufriedenheit mit den politischen Verhältnissen manifestiert.
- Oktober 2006: Ein Video [1] über eine Hochzeit im Luxus erregt die Gemüter der Menschen in Myanmar. Der Clip war über das Internet verbreitet worden. Die 10-minütige Aufzeichnung zeigt die Hochzeit von Thandar Shwe, der Tochter von Regimechef Than Shwe, und Major Zaw Phyo Win im Juli. Während die überwiegende Mehrheit der myanmarischen Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze lebt, zeigt sich die Hochzeitsgesellschaft im Champagnerrausch, während die Braut ein Collier aus ungezählten Diamanten trägt [2]. Der Besitz des Videos wird mit harschen Strafen geahndet [3].
- 12. November: Mit leeren Händen kehrt der UN-Untersekretär Ibrahim Gambari von seinem zweiten Besuch in Myanmar zurück. Neben Gesprächen mit Than Shwe und Maung Aye wurde ihm erneut erlaubt, für eine Stunde mit Aung San Suu Kyi und eine weitere Stunde mit Vertretern ihrer Partei National League for Democracy zusammenzutreffen. Gambari stattet des Weiteren der erneut tagenden Nationalen Versammlung, die über eine neue Verfassung berät, einen Besuch ab. In einem Schreiben von UN-Generalsekretär Kofi Annan, das er General Than Shwe übergibt, fordert dieser das Regime erneut zur Freilassung von Aung San Suu Kyi auf.
- 29 Dezember: Nach zweieinhalb Monaten vertagt sich die Nationale Versammlung zur Erarbeitung einer neuen Verfassung erneut. Sie hatte ihre Arbeit am 10. Oktober wieder aufgenommen.
- 2007
- 4. Januar: Erstmals seit seinem Aufrücken an die Spitze der Junta im Jahre 1992 nimmt General Than Shwe nicht an den Feierlichkeiten anlässlich der Unabhängigkeit Birmas von Großbritannien teil. Er hatte sich am 31. Dezember zur Behandlung von Krebs an inneren Organen nach Singapur begeben.
- 12. Januar: Der Weltsicherheitsrat der Vereinten Nationen stimmt über eine von den Vereinigten Staaten von Amerika eingebrachte Resolution ab, die das Regime aufforden soll, konkrete Schritte zur Herstellung von Rede- und Versammlungsfreiheit zu unternehmen, alle politischen Gefangenen einschließlich Aung San Suu Kyi freizulassen und die Oppositionsparteien ungehindert agieren zu lassen. Grundlage der Resolution war das am 20. September 2005 von Václav Havel und Desmond Tutu vorgelegte Dokument, in dem die Situation in Myanmar als eine Bedrohung für den Weltfrieden eingeschätzt worden war. Die USA hatten kurz vor der Abstimmung diese Passage aus dem Resolutionsentwurf gestrichen. [1] Obwohl die erforderliche Anzahl von neun 'Ja'-Stimmen erreicht wurde, weist der Weltsicherheitsrat den Antrag mit den Stimmen der Vetomächte China und Russland zurück. Als drittes Land hatte Südafrika gegen den Antrag gestimmt.
- 18. Juli: Die Nationale Versammlung zur Erarbeitung einer neuen Verfassung geht in die letzte Runde. Sie wird ihre Beratungen am 3. September abschließen.
Mönchsprotest und Volksaufstand
Siehe: Hauptartikel Demonstrationen in Myanmar 2007
- August
- 15. August: Ohne Vorankündigung werden die Preise für Treibstoffe um 66 bis 100 Prozent erhöht. Der Preis für Gas erhöht sich auf das fünffache [4]. Grund für die Erhöhung ist, dass die Militärregierung die bisherigen Subventionen aufgehoben hat. Leidtragende sind neben Fuhrunternehmern Pendler, die sich die in der Folge angehobenen Fahrpreise für die öffentlichen Verkehrsmittel noch weniger leisten können als zuvor.
- 19. August: Die Widerstandsbewegung 'Studenten der 88er-Generation', der auch die Widerstandskämpfer Min Ko Naing und Ko Ko Gyi angehören, führt einen Protestmarsch durch Rangun durch. Mehr als 400 Menschen nehmen daran teil [5].
- 21. August: Das Regime reagiert auf die Proteste mit der Verhaftung der Führung der 'Studenten der 88er-Generation' und weiterer Aktivisten [6]. Dennoch gehen die Proteste weiter und dehnen sich nach und nach auf weitere Städte aus. In einem Artikel des Regierungsblatts 'The New Light of Myanmar' beschuldigt die Regierung die Protestierenden der Sabotage der Nationalen Versammlung, die am 3. September ihre Arbeit an der neuen Verfassung abgeschlossen hatte [7].
- September
- 5. September: Eine Gruppe von 600 Mönchen demonstriert in der zentralbirmanischen Stadt Pakokku in der Magwe-Division gegen die schlechten Lebensverhältnisse. Mönche sind auf Gaben der Bevölkerung angewiesen. Durch die im Zuge der Preiserhöhungen gestiegenen Lebenshaltungskosten werden auch diese Almosen spärlicher. Der Protest wird von mehr als 1000 Zuschauern begleitet. Militär feuert mehrere Warnschüsse ab, mehrere Mönche werden verprügelt und inhaftiert, um den Protest aufzulösen [8].
- 6. September: Mönche des Mahavithutarama-Klosters in Pakokku setzen vorübergehend eine Gruppe von etwa 20 Regierungsbeamten fest und stecken vier ihrer Fahrzeuge in Brand. Die Regierungsangehörigen werden am Nachmittag wieder freigelassen [9]. In der Nacht verwüsten aufgebrachte Mönche ein Wohn- und ein Geschäftshaus von Regierungsanhängern [10].
- 9. September: Ein Angebot auf finanzielle Wiedergutmachung weisen die Mönche in Pakokku zurück. Sie beklagen stattdessen die bewusst falsche Darstellung der Vorfälle des 5. September in den Medien und verlangen eine förmliche Entschuldigung der Regierung [11].
- 12. September: Eine Gruppierung mit dem Namen 'Allianz aller birmanischen buddhistischen Mönche' fordert das Militärregime ultimativ auf, bis zum 17. September eine Entschuldigung für das Vorgehen gegen die Mönche in Pakokku abzugeben. Anderenfalls werde man von Militärangehörigen keine Almosen mehr annehmen [12]. Durch das Verteilen von Almosen versucht ein Buddhist, dem Zyklus der Wiedergeburt zu entrinnen und ins Nirwana zu gelangen. Die Weigerung, Almosen anzunehmen, hat daher eine ähnliche Bedeutung wie die Exkommunikation aus einer christlichen Glaubengemeinschaft.
- 17. September: Ein Protestzug von über 700 Mönchen in Kyaukpadaung (Mandalay-Division) markiert den Beginn einer Welle von Protesten im ganzen Land. Die Stadt Kyaukpadaung ist der Sitz von 40 buddhistischen Klöstern mit mehr als 1000 Mönchen. Eine offizielle Entschuldigung der Militärregierung ist nicht erfolgt. Am folgenden Tag gehen Mönche in den Städten Kyaukpadaung, Aung Lan und Pakokku (Magwe-Division), Sittwe (Rakhaing-Staat) und Rangun auf die Straße [13]. Außer in Sittwe bleiben die Demonstrationen zunächst friedlich.
- 22. September: Ein Demonstrationszug von etwa 1000 Mönchen wird in Rangun zum Haus der Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi durchgelassen, die dort unter Hausarrest steht. Aung San Suu Kyi erscheint für einige Minuten am Tor des Anwesens und grüßt die Demonstranten [14].
- 24. September: Die Demonstrationen haben sich auf das ganze Land ausgeweitet. In Rangun gehen zwischen 100.000 und 130.000 Menschen auf die Straße. Hatten die Mönche zu Beginn Zivilisten noch darum gebeten, an den Märschen nicht teilzunehmen, fordern sie sie nunmehr immer mehr auf, aktiv dabei zu sein. War es zunächst lediglich um die Forderung nach einer Entschuldigung des Regimes für die Übergriffe auf Mönche in Pakokku gegangen und hatten die Demonstranten sich auf religiöse Parolen und Gesänge beschränkt, werden immer mehr politische Parolen skandiert: 'Freiheit für Aung San Suu Kyi und alle politischen Gefangenen', 'Dreiseitiger Dialog', 'Runter mit den Preisen'[15].
Während Vertreter von verschiedenen ethnischen Gruppen Myanmars ihre Unterstützung für die Demonstrationen erklären, ist es für andere ein Kampf zwischen 'Bamar und Bamar' [16] - 25. September: Ungeachtet einer ersten Drohung des Regimes gehen die Demonstrationen weiter. Religionsminister Brigadegeneral Thura Myint Maung hatte am Vorabend religiösen Führern eine Warnung überbracht, nach der das Regime die Angelegenheit selbst in die Hand nehmen werde, wenn sie nicht innerhalb der Sangha-Gemeinschaft beigelegt werden würde [17]. Während die hohen buddhistischen Würdenträger regierungstreu sind, trotzen die untergebenen Mönche der Weisung. Obwohl die Regierung über Lautsprecherwagen davor gewarnt hatte, sich weiter an den Demonstrationen zu beteiligen, gehen erneut bis zu 100.000 Menschen alleine in Rangun auf die Straße. Das Militär zeigt zunehmend Präsenz. So werden um das Rathaus Militärfahrzeuge postiert. Am Abend verhängt das Regime eine nächtliche Ausgangssperre und erneuert das seit langem bestehende Versammlungsverbot [18]
In Rangun erscheinen Demonstranten, die Flaggen mit einem kämpfenden Pfau zeigen. Der Pfau ist das traditionelle Symbol der studentischen Widerstandsbewegung. Die National League for Democracy, die oppositionelle Partei von Aung San Suu Kyi, gibt eine Erklärung heraus, in der sie die Demonstrationen unterstützt und das Militärregime zum Dialog auffordert [19]. - 26. September: Die Demonstranten widersetzen sich dem Versammlungsverbot und gehen erneut zu tausenden auf die Straße. Das Militär versucht die Proteste mithilfe von Tränengas und Schlagstöcken aufzulösen und geht schließlich mit Waffengewalt vor. Nach Aussage des französischen Diplomaten Emmanuel Mouriez sollen zunächst Warnschüsse in die Luft abgefeuert worden sein, bevor Soldaten das Feuer gezielt auf Demonstranten eröffneten. Nach Informationen des Senders Democratic Voice of Burma in Oslo werden in Rangun acht Menschen getötet und zwischen 100 und 150 verletzt. Große Demonstrationen finden in den Städten Sittwe (Rakhaing-Staat) und Mandalay statt [20].
Nach Angaben des Regimes soll es lediglich ein Todesopfer und drei Verletzte gegeben haben. Die Nachrichtenagentur AFP berichtet unter Berufung auf offizielle Stellen dagegen von drei Toten [21].
Bereits in der Nacht zuvor hatte das Regime zwei Prominente verhaften lassen: den selbsternannten Nationalisten Win Naing und den Schauspieler Zarganar. Dieser hatte die protestierenden Mönche mit Lebensmittelgaben unterstützt [22].
Auf Betreiben der ständigen Mitglieder Großbritannien und Frankreich wird der Weltsicherheitsrat am Rande der UN-Vollversammlung zu einer Dringlichkeitssitzung einberufen. Eine förmliche Verurteilung Birmas scheitert am Veto seines engsten Verbündeten China. Das Gremium gibt lediglich eine Erklärung heraus, in der das Regime in Naypyidaw zur 'Zurückhaltung' aufgefordert wird [23]. - 27. September: Militärs stürmen mindestens fünf buddhistische Klöster in Rangun [24]. Über 200 Mönche werden verhaftet. Die Zufahrtsstraßen zur Sule-Pagode im Zentrum, traditionell das Ziel der bisherigen Proteste, werden mit Stacheldrahtbarrieren blockiert. Dennoch versammeln sich zwischen 40.000 und 50.000 Demonstranten rund um die Pagode. Das Militär eröffnet erneut das Feuer [25]. Unter den Toten ist diesmal ein Ausländer: der japanische Fotojournalist Kenji Nagai wird nach offiziellen Angaben von einem Querschläger getroffen. Nach offiziellen Angaben gibt es 9 Tote sowie 11 verletzte Demonstranten und 31 Soldaten [26]. Augenzeugen zufolge waren in Rangun insgesamt ungefähr 70.000 Demonstranten unterwegs, darunter jedoch kaum noch buddhistische Mönche [27].
China hatte am Vormittag erstmals alle Parteien im Lande zur Zurückhaltung aufgerufen, um die aufgetretenen Probleme nicht noch weiter zu verschärfen [28]. Die ASEAN-Staaten äußern sich ungewöhnlich scharf: in einer Erklärung am Rande der UN-Vollversammlung bekunden sie ihre Abscheu vor dem Vorgehen des Militärregimes [29].
In der Nacht hatte das Regime bereits mehrere Oppositionspolitiker verhaftet, darunter auch den Sprecher der National League for Democracy, Myint Thein [30]. - 28. September: Am dritten Tag der gewaltsamen Auseinandersetzungen gehen erneut mehrere Zehntausend Demonstranten auf die Straße. Das Regime setzt neben Soldaten und Angehörigen der Regierungsorganisation USDA nun auch ehemalige Häftlinge ein, um die Protestierenden zu bekämpfen. Da die Gefängnisse die zu hunderten Festgenommenen nicht mehr aufnehmen können, werden sie in eigene Internierungslager verbracht.
Augenzeugen berichten von ersten Auflösungserscheinungen der Regierungsmacht. Die lokalen Büros (Township Peace and Development offices) der unteren Verwaltung seien geschlossen, die Beamten erschienen nicht zum Dienst oder versteckten sich. [31].
Nachdem mehrere Klöster abgeriegelt wurden, sind nunmehr kaum noch Mönche unter den Demonstranten. Daher wird befürchtet, dass das Militär sich nun umso härter gegen die zivilen Demonstranten stellen wird, während es gegen buddhistische Mönche nur zögerlich vorgegangen war [32].
Am Vormittag werden die Internetverbindungen unterbrochen, Internetcafés bleiben geschlossen. Als Grund gibt die Behörde für Post und Telekommunikation den Bruch eines unterseeischen Kabels an [33]. Über das Internet waren die meisten Informationen aus dem Land geflossen.
Nach einem im japanischen Fernsehen ausgestrahlten Amateurvideo [34] wurde der am Vortag getötete japanische Journalist nicht von einem Querschläger getötet. Das Video scheint zu belegen, dass er von einem Militärangehörigen zu Boden gestoßen und regelrecht hingerichtet wurde [35]. Japan, das einer der größten Geldgeber Birmas auf humanitärem Gebiet ist, verlangt eine vollständige Aufklärung vom Regime. Der myanmarische Außenminister Nyan Win äußert in einem Gespräch mit seinem japanischen Amtskollegen Masahiko Komura am Rande der UNO-Vollversammlung sein Bedauern und kontert, die Proteste seien 'von ausländischen Elementen mit Blick auf die Vollversammlung organisiert worden'[36].
Mehrere private Zeitschriften stellen aus Protest gegen die Anordnung der Behörden, nach denen sie regimefreundliche Propaganda gegen die Protestmärsche abdrucken müssen, ihre Verbreitung ein [37].
In Mandalay weigern sich Soldaten der 33. Division, auf Protestierende zu schießen [38].
Selbst in den höheren Rängen sind die Lager gespalten: Im Gegensatz zu Than Shwe soll sich das Lager um die Nummer 2 des Regimes, General Maung Aye, gegen die gewaltsame Niederschlagung der Demonstrationen ausgesprochen haben [39]. Than Shwe soll die Truppen persönlich befehligen, da sich mehrere Militärkommandeure geweigert haben, Gewalt gegen die Demonstranten zu befehlen [40] [41]. - 29. September: Deutlich weniger Demonstranten als an den vorangegangenen Tagen wagen sich auf die Straßen. In Rangun werden nur noch kleine Gruppen beobachtet, die durch Militärs gewaltsam aufgelöst werden. Als der UNO-Sondergesandte Ibrahim Gambari in Rangun eintreffen soll, schwillt die Anzahl von Protestierenden auf tausend an, um sich kurz darauf wieder zu zerstreuen. Gambari fliegt jedoch sofort weiter in die neue Hauptstadt Naypyidaw.
In Pakokku, der Stadt, in der die Proteste ihren Anfang genommen hatten, demonstrieren dagegen Tausende von Menschen, angeführt von etwa 1000 Mönchen für zwei Stunden. Die Behörden hatten den Marsch angeblich toleriert, solange er friedlich bleiben würde [42] [43].
Weitere Protestdemonstrationen mit tausenden von Teilnehmern werden aus den Städten Mogok, Kyaukpadaung und Mandalay in der Mandalay-Division sowie Sittwe im Rakhaing-Staat gemeldet [44] [45].
Das Regime lässt verlauten, der Volksaufstand sei gescheitert und es herrsche wieder Ruhe und Ordnung[46]. In der nordbirmanischen Stadt Myitkyina (Kachin-Staat) gehen, von der regierungsfreundlichen Union Solidarity and Development Association (USDA) zusammengetrieben, Zehntausende auf die Straße, um für die vor kurzem vollendete Verfassung zu demonstrieren.[47]. In der Gemeinde Taung Tha in der Mandalay-Division kommt es zu einer Demonstration, in der gegen die 'Manipulation aus dem Ausland' protestiert wird [48]. - 30. September: Während das Regime verwüstete Klöster in Rangun wieder herrichten lässt [49], trifft der UN-Sondergesandte Ibrahim Gambari in einem staatlichen Gästehaus der ehemaligen Hauptstadt mit der weiterhin unter Hausarrest stehenden Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi zusammen. Zuvor war er in Naypyidaw mit Interims-Ministerpräsident Thein Sein, Informationsminister Kyaw Hsan, Kulturminister Khin Aung Myint und dem stellvertretenden Außenminister Kyaw Thu zusammengetroffen. Juntaführer Than Shwe hatte eine Nachricht überbringen lassen, nach der die 'Road Map' zur Demokratie, die als nächste Schritte ein Referendum über die erarbeitete Verfassung und danach Wahlen vorsieht, innerhalb eineinhalb Jahren abgeschlossen sein werde [50].
Hla Win, Chef der militärischen Aufklärung in der nördlichen Region von Rangun berichtet, von tausendenden getöteter Demonstranten. Hunderte von Mönchen seien hingerichtet und ihre Leichen in den Dschungel verbracht worden [51]. Der Offizier war nach Thailand geflohen, nachdem der Befehl erteilt worden war, auf die Mönche zu schießen [52].
Im Internet-Blog des Exil-Birmanen Ko Htike [53] beschreibt in Augenzeuge den Überfall des Militärs auf das Ngwe Kyar Yan-Kloster in Rangun [54]: 'Ein Trupp von bezahlten Schlägern (...) überfiel das Kloster, in dem 200 Mönche ihren Studien nachgingen. Systematisch forderten sie alle Mönche auf, sich in einer Reihe aufzustellen, und dann schlugen sie ihre Köpfe an die Backsteinwand des Klosters, bis sie zermalmt waren. Einer nach dem anderen (...) fiel, vor Schmerzen schreiend, zu Boden. Dann rissen sie ihnen die Roben vom Leib, warfen sie alle zusammen wie Reissäcke auf die Militär-Lastwagen und brachten sie weg. Den Vorsteher hängten sie in der Mitte des Klosters auf, verprügelten und misshandelten ihn. Er starb noch am selben Tag. Zehntausende sammelten sich außerhalb des Klosters, von Truppen (...) zurückgedrängt, unfähig, ihren hilflosen Mönchen zu helfen, während diese drinnen abgeschlachtet wurden. Als alles vorbei war, waren von 200 noch zehn übrig, die sich innerhalb des Klosters versteckt hielten. Überall an den Wänden und auf dem Boden war Blut.'
Die Proteste sind landesweit weiter zurückgegangen[55].
- Oktober
- 1. Oktober: Die Sperren rund um die Shwedagon-Pagode wurden entfernt, jedoch sind an jedem der vier Zugänge Soldaten postiert. Auch die Stacheldraht-Barrikaden rund um die Sule-Pagode sind weggeräumt. Jedoch sind an vielen Straßenecken und Schlüsselpositionen weiterhin Soldaten postiert. Ansammlungen von Demonstranten werden dadurch verhindert. Mönche geben an, dass mindestens fünf ihrer Mitbrüder getötet worden seien [56]. Wegen der gekappten Internetverbindung und unterbrochenen Telefondienste dringen nur noch spärliche Informationen ins Ausland. Die patroullierenden Soldaten durchsuchen junge Männer nach Kameras, mit denen möglicherweise Bilder nach draußen geschmuggelt werden könnten. Etwa die Hälfte der Geschäfte in Rangun haben geöffnet, ihre Kunden sind jedoch im Vergleich zur Militärpräsenz nur eine Minderheit. Nur wenige Mönche sind unterwegs, etwa 3000 sind im Zuge der Überfälle auf ihre Klöster in behelfsmäßige Gefängnisse am Stadtrand verbracht worden. Berichten zufolge sind einige im Hungerstreik [57]. Andere Quellen berichten von 4000 internierten Mönchen. Der Sender Democratic Voice of Burma, der von Exilbirmanen in Oslo agiert, veröffentlicht ein Bild eines im Rangun-Fluss treibenden toten Mönchs zeigt [58]. Diese Bilder finden sich auch hier: [59].
Der UN-Sondergesandte muss weiter auf ein Treffen mit Juntachef Than Shwe warten. Dieses wurde auf den 2. Oktober terminiert. Gambari reist derweil in den Shan-Staat, um an einem Seminar über die Beziehungen zwischen der Europäischen Union zu Südostasien teilzunehmen [60]. Während seiner Rede vor dem Weltsicherheitsrat am 5. Oktober gibt er auf Anfrage an, dass er während dieses Aufenthalts an einer Propaganda-Veranstaltung für die Unterstützung der 'Road Map zur Demokratie' der Militärjunta teilgenommen hat[61], was bereits zuvor gemutmaßt worden war [62].
Nachdem bereits mehrfach Demonstrationen im westlichen Rakhaing-Staat stattgefunden haben, marschieren 5000 Demonstranten in Man Aung. Sie fordern auf Transparenten die Freilassung aller politischen Gefangenen, die Herabsetzung der Lebensmittelpreise und die nationale Aussöhnung [63].
Auf der UN-Vollversammlung macht der myanmarische Außenminister Nyan Win 'politische Opportunisten', die von 'mächtigen Ländern unterstützt' würden, für die Eskalation der Vorgänge verantwortlich. Die von den Mönchen angeführten Demonstranten bezeichnet er als 'provozierenden Pöbel'. Das Regime habe 'äußerste Zurückhaltung' geübt [64].
Die Bewohner Ranguns üben sich in 'stillem Protest': im Rahmen der 'Lichter-aus-Kampagne' schalten Sie am Abend um 20.00 Uhr für eine Viertelstunde die Beleuchtung und das Fernsehen ab. Um diese Zeit beginnt die einstündige Nachrichtensendung des staatlichen Fernsehens[65] [66] [67]. - 2. Oktober: Nach dreitätigem Warten wird Ibrahim Gambari von Machthaber Than Shwe, dem zweiten Mann im Staate, Maung Aye, dem kommissarischen Ministerpräsidenten Thein Sein und dem militärischen Stabschef General Thura Shwe Mann empfangen. Über die Unterredung in der Hauptstadt Naypyidaw, über die auch im Fernsehen berichtet wird , wird zunächst nichts bekannt[68]. Bevor Gambari das Land in Richtung Singapur verlässt, trifft er ein zweites Mal Aung San Suu Kyi zu einem viertelstündigen Gespräch.
Der Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen verabschiedet eine Resolution, in der die Junta aufgefordert wird, von Gewalt abzusehen und Beschränkungen für friedliche Demonstranten aufzuheben. Der Sondergesandte Paulo Sergio Pinheiro soll nach vier Jahren erneut nach Myanmar reisen [69].
In Man Aung gehen - wie bereits am Vortag - erneut bis zu 10.000 Menschen auf die Straße [70].
Frankreich unterstützt Sanktionen gegen die Militärjunta, relativiert diese Aussage jedoch gleich wieder. Sanktionen zeitigten 'keine sofortige Wirkung'. Der Ölkonzern Total ist seit 1992 in Myanmar tätig. Als Berater des Unternehmens fungierte ehemals Bernard Kouchner, mittlerweise französischer Außenminister [71]. Bereits am 26. September hatte Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy medienwirksam den Premierminister der Exilregierung National Coalition Government of the Union of Burma (NCGUB), Dr. Sein Win, empfangen und internationale Konzerne dazu aufgefordert, keine neuen Investitionen mehr in Myanmar vorzunehmen [72]. - 3. Oktober: In Rangun herrrscht gespannte Ruhe. Die Militärpolizei fährt mit Lautsprecherwagen durch die Stadt und droht: 'Wir haben Fotos, wir werden Verhaftungen vornehmen.'. Nach Beginn der Ausgangssperre führt das Militär im Schutze der Nacht Razzien durch. Menschen werden aus den Häusern gezerrt und auf Lastwagen fortgeschafft. Etwa 80 Mönche und 150 Nonnen wurden wieder freigelassen. Man habe sie nicht körperlich gefoltert, sie hätten allerdings ihre Roben gegen zivile Kleidung tauschen müssen, was einer Exkommunikation gleichkommt[73].Ein westlicher Diplomat vermutet hinter dem Vorgehen Taktik: 'Man überlässt die Straße zunächst den Demonstranten und greift dann gewaltsam ein, wenn alle identifiziert sind.'[74].
Eine einheimische Mitarbeiterin des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNDP) wird mit Familienangehörigen festgenommen[75].
Derweil versuchen ungezählte Mönche die Millionenmetropole zu verlassen [76].
Japan erwägt die gerichtliche Verfolgung der für die Ermordung des Fotojournalisten Kenji Nagai Verantwortlichen. Der stellvertrende Außenminister Yabunaka hatte in Naypyidaw gegen den Vorfall Protest eingelegt und eine umfassende Aufklärung des Vorfalls verlangt [77].
Der Schauspieler Kyaw Thu soll sich in ein Flüchtlingslager an der thailändisch-birmanischen Grenze abgesetzt haben. Er hatte sich zu Beginn der Massenproteste mit seinem Kollegen Zarganar um die Versorgung der Demonstranten gekümmert.[78][79]. - 4. Oktober: Der Leichnam des ermordeten japanischen Fotojournalisten wurde nach Tokio überführt und soll nun obduziert werden. Die Nachrichtenagentur APF News, für die Kenji Nagai gearbeitet hat, verlangt vom Militärregime Myanmars die Herausgabe der Kamera, mit der Nagai bis zum letzten Moment gefilmt hatte. Bislang wurde nur eine Ersatzkamera übergeben [80].
Bis zu 10.000 Menschen, darunter viele Mönche, die die Proteste angeführt hatten, sollen in den vergangenen Tagen festgenommen und verhört worden sein. US-Diplomaten berichten, sie hätten fünfzehn Klöster aufgesucht, und alle seien menschenleer gewesen. Wieder andere seien verbarrikadiert und von Soldaten bewacht[81][82].
Angesichts der bevorstehenden Behandlung der Vorfälle vor dem UN-Sicherheitsrat erklärt sich die Militärjunta überraschend zum Dialog mit Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi bereit. Sie müsse sich jedoch von ihrem Kurs der 'Konfrontation', 'Verwüstung' und 'Sanktionen' abwenden. Dass die Junta überhaupt ein Treffen mit der Friedensnobelpreisträgerin in Erwägung zieht, wird von Bebachtern als Zeichen von Flexibilität gewertet. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon erklärt unterdessen, die Mission seines Gesandten könne 'sicherlich nicht als Erfolg gewertet werden'[83].
- 1. Oktober: Die Sperren rund um die Shwedagon-Pagode wurden entfernt, jedoch sind an jedem der vier Zugänge Soldaten postiert. Auch die Stacheldraht-Barrikaden rund um die Sule-Pagode sind weggeräumt. Jedoch sind an vielen Straßenecken und Schlüsselpositionen weiterhin Soldaten postiert. Ansammlungen von Demonstranten werden dadurch verhindert. Mönche geben an, dass mindestens fünf ihrer Mitbrüder getötet worden seien [56]. Wegen der gekappten Internetverbindung und unterbrochenen Telefondienste dringen nur noch spärliche Informationen ins Ausland. Die patroullierenden Soldaten durchsuchen junge Männer nach Kameras, mit denen möglicherweise Bilder nach draußen geschmuggelt werden könnten. Etwa die Hälfte der Geschäfte in Rangun haben geöffnet, ihre Kunden sind jedoch im Vergleich zur Militärpräsenz nur eine Minderheit. Nur wenige Mönche sind unterwegs, etwa 3000 sind im Zuge der Überfälle auf ihre Klöster in behelfsmäßige Gefängnisse am Stadtrand verbracht worden. Berichten zufolge sind einige im Hungerstreik [57]. Andere Quellen berichten von 4000 internierten Mönchen. Der Sender Democratic Voice of Burma, der von Exilbirmanen in Oslo agiert, veröffentlicht ein Bild eines im Rangun-Fluss treibenden toten Mönchs zeigt [58]. Diese Bilder finden sich auch hier: [59].
Quellen
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