„Adler von Lübeck“ – Versionsunterschied
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Die ''Adler von Lübeck'' hatte eine Länge über alles von 78,30 m, eine Breite von 14,50 m und eine Wasserverdrängung von ca. 2000 t.<ref name="Van der Horst(e), Peter (1676)">Van der Horst(e), Peter (1676): "Beschreibung von der Kunst der Schiffahrt – Zum andernmahl auffgeleget und mit einem Anhang vermehret, worin beschrieben wird der Anfang und Fortgang der Schiffahrt", 2. Auflage, Schmalhertzens Erven, Lübeck</ref> <ref>Das Artilleriebuch gibt eine Länge über alles von 64,90 m an. Frese, Hans (16.Jh.): "Artilleriebuch der Adler von Lübeck", Archiv der Hansestadt Lübeck</ref> <ref>Brennecke nennt 2000 t Wasserverdrängung. Jochen Brennecke: „Geschichte der Seefahrt“, Sigloch Edition, Künzelsau, 2000 ISBN 3-89393-176-7, S.163</ref> Andere Quellen nennen sogar 3000 t.<ref name="Fritze, Konrad & Krause, Günter (1997)"/> <ref name="Dollinger, Philippe (1998)">Dollinger, Philippe (1998): "Die Hanse", Alfred Kröner Verlag, Stuttgart</ref> Damit war die ''Adler'' zu ihrer Zeit nicht nur das größte Schiff Lübecks, sondern sogar der ganzen Welt.<ref>Erst in den 1630er Jahre wurden Schiffe mit größeren Dimensionen gebaut.</ref> Einige Autoren sprechen vom ersten [[Linienschiff]] der Geschichte, da ihre Größe ungefähr einem mittleren Linienschiff der späteren [[Horatio Nelson|Nelson-Ära]] entsprach,<ref name="Dollinger, Philippe (1998)"/> und ihre 2½ Geschützdecks den späteren Dreideckern bereits nahe kamen. Der [[Chronik|Stadtschreiber]] Detlef Dreyer äußerte sich um 1600 über die ''Adler von Lübeck'' und die gleichzeitig gebaute ''Fortuna'', dass er noch nie zwei so „wohlgestophierte Schiffe“ gesehen hätte.<ref name="Marquardt, Karl Heinz">Marquardt, Karl Heinz (ca. 1965): "Adler von Lübeck AD 1565", 35 S., 4 Pläne</ref> <ref name=“Fortuna“>Die Fortuna wurde zeitgleich mit der Adler 1565-1566 auf der Wallhalbinsel gebaut und war für Dänemark bestimmt, das mit der Hanse seit 1563 gegen Schweden verbündet war. Über dieses Schiff ist jedoch bisher fast nichts bekannt.</ref> Trotz fehlender konkreter Belege ist anzunehmen, dass die ''Adler'' in der damals üblichen [[Schiffsrumpf#Bausysteme|Skelettbauweise]] hergestellt wurde, bei der die [[Spant]]en nicht in einem Stück gefertigt und montiert werden, sondern mit der [[Beplankung]] des [[Schiffsrumpf|Rumpfes]] mitwachsen.<ref name="Busmann, Hendrik (seit 2006)"/> |
Die ''Adler von Lübeck'' hatte eine Länge über alles von 78,30 m, eine Breite von 14,50 m und eine Wasserverdrängung von ca. 2000 t.<ref name="Van der Horst(e), Peter (1676)">Van der Horst(e), Peter (1676): [http://gdz.sub.uni-goettingen.de/no_cache/dms/load/img/?IDDOC=294792 "Beschreibung von der Kunst der Schiffahrt – Zum andernmahl auffgeleget und mit einem Anhang vermehret, worin beschrieben wird der Anfang und Fortgang der Schiffahrt", 2. Auflage, Schmalhertzens Erven, Lübeck] (PDF)</ref> <ref>Das Artilleriebuch gibt eine Länge über alles von 64,90 m an. Frese, Hans (16.Jh.): "Artilleriebuch der Adler von Lübeck", Archiv der Hansestadt Lübeck</ref> <ref>Brennecke nennt 2000 t Wasserverdrängung. Jochen Brennecke: „Geschichte der Seefahrt“, Sigloch Edition, Künzelsau, 2000 ISBN 3-89393-176-7, S.163</ref> Andere Quellen nennen sogar 3000 t.<ref name="Fritze, Konrad & Krause, Günter (1997)"/> <ref name="Dollinger, Philippe (1998)">Dollinger, Philippe (1998): "Die Hanse", Alfred Kröner Verlag, Stuttgart</ref> Damit war die ''Adler'' zu ihrer Zeit nicht nur das größte Schiff Lübecks, sondern sogar der ganzen Welt.<ref>Erst in den 1630er Jahre wurden Schiffe mit größeren Dimensionen gebaut.</ref> Einige Autoren sprechen vom ersten [[Linienschiff]] der Geschichte, da ihre Größe ungefähr einem mittleren Linienschiff der späteren [[Horatio Nelson|Nelson-Ära]] entsprach,<ref name="Dollinger, Philippe (1998)"/> und ihre 2½ Geschützdecks den späteren Dreideckern bereits nahe kamen. Der [[Chronik|Stadtschreiber]] Detlef Dreyer äußerte sich um 1600 über die ''Adler von Lübeck'' und die gleichzeitig gebaute ''Fortuna'', dass er noch nie zwei so „wohlgestophierte Schiffe“ gesehen hätte.<ref name="Marquardt, Karl Heinz">Marquardt, Karl Heinz (ca. 1965): "Adler von Lübeck AD 1565", 35 S., 4 Pläne</ref> <ref name=“Fortuna“>Die Fortuna wurde zeitgleich mit der Adler 1565-1566 auf der Wallhalbinsel gebaut und war für Dänemark bestimmt, das mit der Hanse seit 1563 gegen Schweden verbündet war. Über dieses Schiff ist jedoch bisher fast nichts bekannt.</ref> Trotz fehlender konkreter Belege ist anzunehmen, dass die ''Adler'' in der damals üblichen [[Schiffsrumpf#Bausysteme|Skelettbauweise]] hergestellt wurde, bei der die [[Spant]]en nicht in einem Stück gefertigt und montiert werden, sondern mit der [[Beplankung]] des [[Schiffsrumpf|Rumpfes]] mitwachsen.<ref name="Busmann, Hendrik (seit 2006)"/> |
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Neu an diesem Schiff war die Unterteilung der [[Schiffsmast|Masten]]. Zusammengesetzt aus [[Untermast]], [[Marsstenge]], [[Bramstenge]] und [[Flaggenstock]] besaß der [[Großmast]] eine Gesamtlänge von 62,15 m (108 Ellen) über dem Kiel. Die große [[Rah]] war mit 34,0 m (57 Ellen) um einiges breiter als das Schiff selbst. Der ebenfalls zusammengesetzte [[Fockmast]] und der Großmast waren rahgetakelt, während die aus einem Stück gefertigten achterlichen [[Besansegel|Besan]]- und [[Bonaventuramast]]en ein [[Lateinersegel]] an einer langen, schrägen Rute führten. |
Neu an diesem Schiff war die Unterteilung der [[Schiffsmast|Masten]]. Zusammengesetzt aus [[Untermast]], [[Marsstenge]], [[Bramstenge]] und [[Flaggenstock]] besaß der [[Großmast]] eine Gesamtlänge von 62,15 m (108 Ellen) über dem Kiel. Die große [[Rah]] war mit 34,0 m (57 Ellen) um einiges breiter als das Schiff selbst. Der ebenfalls zusammengesetzte [[Fockmast]] und der Großmast waren rahgetakelt, während die aus einem Stück gefertigten achterlichen [[Besansegel|Besan]]- und [[Bonaventuramast]]en ein [[Lateinersegel]] an einer langen, schrägen Rute führten. |
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Image:Adler von Lübeck. Painting 01.jpg|Gemälde in der [[Schiffergesellschaft (Lübeck)|Schiffergesellschaft zu Lübeck]] |
Image:Adler von Lübeck. Painting 01.jpg|Gemälde in der [[Schiffergesellschaft (Lübeck)|Schiffergesellschaft zu Lübeck]] |
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Image:Adler von Lübeck. Clubmaster pack.jpg|Kopie auf Tabakwarenverpackung |
Image:Adler von Lübeck. Clubmaster pack.jpg|Kopie auf Tabakwarenverpackung |
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Image:Pintle and gudgeon rudder system scheme.svg|Heckrudertyp, den die ''Adler'' verwendete |
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*Dreyer, Detlef (um 1600) <small>Lübecker Chronist</small> |
*Dreyer, Detlef (um 1600) <small>Lübecker Chronist</small> |
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*Willbrand <small>Beruf unbekannt</small> |
*Willbrand <small>Beruf unbekannt</small> |
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*Van der Horst(e), Peter (1676): "Beschreibung von der Kunst der Schiffahrt – Zum andernmahl auffgeleget und mit einem Anhang vermehret, worin beschrieben wird der Anfang und Fortgang der Schiffahrt", 2. Auflage, Schmalhertzens Erven, Lübeck |
*Van der Horst(e), Peter (1676): [http://gdz.sub.uni-goettingen.de/no_cache/dms/load/img/?IDDOC=294792 "Beschreibung von der Kunst der Schiffahrt – Zum andernmahl auffgeleget und mit einem Anhang vermehret, worin beschrieben wird der Anfang und Fortgang der Schiffahrt", 2. Auflage, Schmalhertzens Erven, Lübeck] (PDF) |
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'''Archivunterlagen''' |
'''Archivunterlagen''' |
Version vom 22. April 2008, 17:14 Uhr
Schiffsdaten | ||
---|---|---|
Name: | Adler von Lübeck | |
Schiffstyp: | Galeone | |
Kiellegung: | 1565 | |
Stapellauf: | März 1566 | |
Fertigstellung: | 1567 | |
Bauwerft: | Wallhalbinsel in Lübeck | |
Besatzung: | 350 Mann | |
Marinesoldaten: | 650 Mann | |
Technische Eckdaten | ||
Wasserverdrängung: | ca. 2000 t | |
Länge über alles: | 78,30 m | |
Breite über alles: | 14,50 m | |
Höhe über alles: | 62,15 m 108,0 Ellen [1] | |
Mittlerer Tiefgang: | 5,30 m | |
Anzahl der Masten: | 4 | |
Segelfläche: | 1794 m² | |
Geschütze: | 138 | |
Technische Daten im einzelnen | ||
Kapazitäten [2] | ||
Ladefähigkeit | 1.250 t 625 Lasten | |
Tragfähigkeit | 1.530 t 800 Lasten | |
Gesamtgewicht | ca. 2.000 t | |
Längen [2] | ||
Länge der Galion | 10,45 m 18,0 Ellen | |
Länge der Kuhl (zwischen den Kastellen) | 15,30 m | |
Länge des Kiels | 36,00 m 62,0 Ellen | |
Länge von Steven zu Steven | 49,00 m 85,0 Ellen | |
Länge vom Galion bis zur Galerie | 64,00 m 111,0 Ellen | |
Länge über alles: | 78,30 m | |
Breiten [2] | ||
Lichte Breite binnenbords | 13,84 m 24,0 Ellen | |
Breite über alles: | 14,50 m | |
Höhen [2] | ||
Hol | 5,00 m | |
Höhe des Achterstevens | 11,55 m 20,0 Ellen | |
Höhe des Vorderstevens | 14,13 m 24,5 Ellen | |
Hintere Höhe von Kiel bis Heckbord | 21,50 m 37,5 Ellen | |
Masten, Stengen, Ruten [2] | ||
Länge des Flaggenstocks | 6,95 m 4,0 Faden | |
Breite der Grossrah | 34,00 m 57,0 Ellen | |
Großmast aus 3 Hölzern | ||
- darunter Untermast | 33,00 m 19,0 Faden | |
- darunter Marsstenge | 17,40 m 10,0 Faden | |
- darunter Bramstenge | 12,20 m 7,0 Faden | |
Höhe über alles: | 62,15 m 108,0 Ellen [1] | |
Segelflächen [3] [4] | ||
Blinde | 125 m² | |
Fock | 151 m² | |
- dazu mittleres Bonnet | 55 m² | |
- dazu unteres Bonnet | 47 m² | |
Fockmars-Segel | 140 m² | |
- dazu unteres Bonnet | 53 m² | |
Fockbram-Segel | 75 m² | |
Gross-Segel | 244 m² | |
- dazu mittleres Bonnet | 93 m² | |
- dazu unteres Bonnet | 95 m² | |
Grossmars-Segel | 189 m² | |
- dazu unteres Bonnet | 79 m² | |
Grossbram-Segel | 110 m² | |
Besan-Segel | 167 m² | |
- dazu unteres Bonnet | 55 m² | |
Bonaventur-Segel | 117 m² | |
Gesamtsegelfläche | 1794 m² | |
Marsen (Mastkörbe) | ||
Am Fockmast | 2 | |
Am Großmast | 2 | |
Am Besanmast | 2 | |
Am Bonaventuramast | 1 | |
Insgesamt | 7 | |
Bewaffnung [5] | ||
Bronzegeschütze | ||
48 Pfünder (ganze Kartaunen): |
8 | |
24 Pfünder (halbe Kartaunen): |
6 | |
10 Pfünder (Feldschlangen): |
26 | |
5 Pfünder (halbe Feldschlangen): |
4 | |
3 Pfünder (Quarterschlangen): |
8 | |
Eisengeschütze | ||
6 Pfünder (Dreiviertelschlangen): |
10 | |
1½ Pfünder (Barsen): |
40 | |
Steinbüchsen verschiedenen Kalibers: | 36 | |
Insgesamt | 138 |
Die Adler von Lübeck, auch Der Große Adler oder Lübscher Adler genannt, war ein Kriegsschiff der Hansestadt Lübeck im 16. Jahrhundert. Die Adler war mit einer Länge über alles von 78,30 m und einer Wasserverdrängung von ca. 2000 t das größte Schiff ihrer Zeit.
Die Deutsche Museumswerft plant einen originalgetreuen Nachbau der Adler von Lübeck im Maßstab 1:1 anzufertigen. Ziel der Rekonstruktion ist es, traditionelle Schiffbautechniken wiederzubeleben und an die Nachwelt weiterzugeben.
Quellenlage
Beschreibungen der Lübschen Adler sind in mehreren Quellen aus dem 16. und 17. Jahrhundert enthalten, namentlich in den Chroniken der lübecker Stadtschreiber Höveln (1565), Heinrich Rehbein (1568-1619/29) und Detlef Dreyer (um 1600). Auch ein Lübecker namens Willbrand äußerte sich über das Schiff.
Insgesamt konnten bislang nur wenige Unterlagen über die Adler von Lübeck ausfindig gemacht werden, obwohl in Stadt- und Museumsarchiven sich noch etliches unbekanntes Material über das Schiff befindet. Immerhin liegt das Artilleriebuch der Adler von Lübeck vor[5] sowie einige - freilich unterschiedliche - Angaben über die Ausmaße des Schiffs. Genaue Bauzeichnungen sind aber bisher nicht aufgetaucht, so dass nur die allgemein bekannten Merkmale der Schiffstypen der Karacke und der Galeone als Orientierungshilfe dienen können. Entsprechend stark weichen die bestehenden Modellnachbauten voneinander ab. Es ist auch fraglich, ob Bauzeichnungen damals überhaupt angefertigt wurden, da Schiffsbaumeister im 16. Jahrhundert sich in erster Linie auf ihre praktische Erfahrung und handwerklichen Fähigkeiten verließen.[6] Einzig aus der Bauzerter (Baukontrakt) lassen sich grobe Richtwerte für die Schiffsabmessungen gewinnen. Hierbei darf aber nicht vergessen werden, dass alte Maße wie Elle oder Fuß sich von Ort zu Ort unterscheiden konnten.[7]
Geschichte
Die Adler von Lübeck wurde 1565 von Schiffbaumeister Sylvester Franke (auch: Francke) auf einem Bauplatz an der Trave auf Kiel gelegt.[8] Auftraggeber war die Hansestadt Lübeck, die sich im Nordischen Krieg mit Schweden befand, und nach dem Verlust ihres bisherigen Flaggschiffs Engel[9] ein neues Führungsschiff benötigte.[10] Hauptaufgabe der Adler war es, Handelsschiffen der Hanse auf der Ost- und Nordsee Geleitschutz zu bieten.[11] Bereits im März 1566 konnte das Schiff vom Stapel gelassen werden und nach Fertigstellung im folgenden Jahr in Dienst gestellt werden. Den Oberbefehl übernahm bis 1569 der spätere Bürgermeister von Lübeck Johann Brockes (auch: Brokes) und ab 1570 der Ratsherr Johann von Wickede.[12] Da die Kriegsparteien sich aber mittlerweile am Verhandlungstisch befanden, kam die Adler nicht mehr zum vorgesehenen Einsatz. Ohne Kampfhandlungen gesehen zu haben, wurde das Schiff, dessen Kriegsausstattung nach dem Frieden von Stettin im November 1570 endgültig überflüssig wurde, zum Frachtsegler umgebaut und für Fahrten zur iberischen Halbinsel eingesetzt.[13] Nicht zuletzt durch die Wegnahme etlicher Geschütze konnte dabei die Ladekapazität der Adler von 1250 t (625 Lasten) auf etwa 1600 t (800 Lasten) erhöht werden.[14]
1581 schlug die Adler von Lübeck auf einer Rückfahrt von Spanien auf dem Tejo leck und musste nach Lissabon gebracht werden. Das Schiff wurde nach Begutachtung des Schadens verkauft und die hohen Aufbauten um vier Meter reduziert.[15] Trotzdem gelang es nicht, die Adler von Lübeck zu einem wirklichen Handelssegler umzufunktionieren, da sie für den Frachtbetrieb zu aufwendig gebaut war und sich für die damals übliche Salzbefrachtung als ungeeignet erwies. Zudem nahm das Schiff viel Wasser, was vermutlich damit zusammenhing, dass der Kielbalken sich mittschiffs nach oben durchbog und die gegebene Spantenkonstruktion für ein derart großes kraweel gebautes Schiff nicht geeignet war.[16] Die Adler von Lübeck wurde schließlich nach nur rund 20 Jahren Dienstzeit 1588 in Lissabon abgewrackt und ihre Hölzer einer anderen Nutzung zugeführt.[17]
Schiffstyp
Die Adler von Lübeck wurde in den (wenigen bisher gefundenen) Quellen unterschiedlich klassifiziert, darunter als Kogge, Holk, Karacke oder Galeone. Wie fast alle Schiffe jener Zeit war die Adler jedoch nicht genau einem bestimmten Schiffstyp zuzuordnen, da Schiffsbaumeister häufig gut befundene Elemente von anderen Bauarten übernahmen und so Mischformen entstanden. Zudem weisen eine Reihe von Konstruktionsmerkmalen die Adler als ein Schiff des Übergangs aus. So rührte etwa die Klinkerung am oberen Achterschiff noch aus der nordeuropäischen Bautradition des 15. Jahrhunderts her, wohingegen das Spiegelheck und das hinter den Vordersteven zurückgezogene vordere Kastell schon Entwicklungen des ausgehenden 16. und kommenden 17. Jahrhunderts vorwegnahmen.
Insgesamt aber lässt die Adler von Lübeck sich am ehesten dem Typus einer (späten) Karacke und einer Galeone zurechnen. Für die Karacke sprechen die karweele Beplankung, das Spiegelheck, die Gestaltung des vorderen Schiffsbereiches, die Masten und Stengen und die Art der Besegelung. Einige Details weisen aber auch auf eine (nordeuropäische) Galeone hin. So reichte z.B. bei einer Karacke das Vorderkastell über den Vordersteven hinaus, während bei der Adler wie bei einer Galeone die Back hinter den Vordersteven zurückgesetzt war und sich die Galion davor befand.
Baumerkmale im Überblick
Die Adler von Lübeck hatte eine Länge über alles von 78,30 m, eine Breite von 14,50 m und eine Wasserverdrängung von ca. 2000 t.[2] [18] [19] Andere Quellen nennen sogar 3000 t.[10] [20] Damit war die Adler zu ihrer Zeit nicht nur das größte Schiff Lübecks, sondern sogar der ganzen Welt.[21] Einige Autoren sprechen vom ersten Linienschiff der Geschichte, da ihre Größe ungefähr einem mittleren Linienschiff der späteren Nelson-Ära entsprach,[20] und ihre 2½ Geschützdecks den späteren Dreideckern bereits nahe kamen. Der Stadtschreiber Detlef Dreyer äußerte sich um 1600 über die Adler von Lübeck und die gleichzeitig gebaute Fortuna, dass er noch nie zwei so „wohlgestophierte Schiffe“ gesehen hätte.[3] [22] Trotz fehlender konkreter Belege ist anzunehmen, dass die Adler in der damals üblichen Skelettbauweise hergestellt wurde, bei der die Spanten nicht in einem Stück gefertigt und montiert werden, sondern mit der Beplankung des Rumpfes mitwachsen.[16]
Neu an diesem Schiff war die Unterteilung der Masten. Zusammengesetzt aus Untermast, Marsstenge, Bramstenge und Flaggenstock besaß der Großmast eine Gesamtlänge von 62,15 m (108 Ellen) über dem Kiel. Die große Rah war mit 34,0 m (57 Ellen) um einiges breiter als das Schiff selbst. Der ebenfalls zusammengesetzte Fockmast und der Großmast waren rahgetakelt, während die aus einem Stück gefertigten achterlichen Besan- und Bonaventuramasten ein Lateinersegel an einer langen, schrägen Rute führten.
Für den Seekrieg verfügte die Große Adler über eine Mannschaft von 350 Mann und über 138 Geschütze verschiedenen Kalibers für das immer wichtiger werdende Artilleriegefecht auf Entfernung. Für den Nah- und Enterkampf konnten zusätzlich 650 Marinesoldaten an Bord genommen werden.[23]
Baumerkmale im einzelnen
Rumpf und Aufbauten
Die Adler von Lübeck hatte von der Galion bis zur hinteren Galerie eine Länge von rund 64 m, wobei allein die Länge der Kuhl etwa 15 m betrug, was für damalige Verhältnisse ein ungewöhnlich großes Schiff ergab. Der Rumpf war vom Kiel bis zur Höhe der Kuhl komplett karweel beplankt. Nur im Achterschiff schloss sich darüber an beiden Schiffsseiten ein nach alter Machart hergestellter geklinkerter Bereich an, der sich im fünften Deck (Popp) aber wiederum als karweele Beplankung fortsetzte. Die Anzahl der geklinkert hergestellten Planken ist nicht genau verbürgt.
Die Adler von Lübeck hatte insgesamt sechs Decks, wobei die obersten, offenen Decks des Vorder- und des Achterkastells als fünftes und sechstes Deck fungierten. Im Achterschiff befanden sich aller Wahrscheinlichkeit nach zwei Gemächer. Eine Eigenart der Adler von Lübeck bestand in der Form ihrer Reling, deren Oberkante sich im Achterkastell von der fünften bis zur obersten offenen Decksebene in einem leichten Bogen nach hinten und gleichzeitig nach oben zog, wodurch es an der Vorderkante des sechsten Decks an seitlichem Schutz fehlte.
Eigentümlicherweise besaß der Lübsche Adler nach bisheriger Erkenntnis keinen eigenen Deckaufbau, aus dem heraus der Steuermann das Schiff vor der Unbill des Wetters geschützt hätte lenken können. Allerdings ist aus 16. Jahrhundert auch eine Positionierung bekannt, bei der der Mann am Kolderstock unterhalb des Decks stand und durch eine Gräting nach oben sah, um sich am Stand der Segel zu orientieren oder ggf. auf Zuruf von oben zu navigieren.
Über die genauen Abmessungen des Schiffs geben die bisher bekannten Quellen unterschiedliche Auskunft. Während der Chronist Peter van der Horst, der den Bauvertrag einsehen konnte, für die Adler von Lübeck eine Länge über alles von 78,30 m angibt (weitere Werte siehe rechte Spalte), lassen sich einem extra eingelegten Blatt im Artilleriebuch des damaligen Artilleriemeisters Hans Frese teilweise abweichende Werte entnehmen:[5]
- Länge über alles: 64,90 m (112,0 Ellen)
- Kiellänge: 36,40 m (62 ¾ Ellen)
- Breite: 14,50 m (25,0 Ellen)
- Ganze Höhe hinten: 20,90 m (36,0 Ellen)
- Tiefgang: 5,30 m (9,0 Ellen)
Warum die Werte unterschiedlich sind und welche letztlich zutreffen, konnte bisher nicht geklärt werden. [24]
Masten, Spieren, Stengen und Takelung
Die Adler von Lübeck war ein Viermaster. Die beiden vorderen Masten wiesen eine Volltakelung mit drei Rahsegeln auf, wohingegen die beiden hinteren Lateinersegel trugen.
Die Breite der Großrah festgehalten, die Höhe des aus Untermast, Mars- und Bramstenge zusammengesetzten Großmastes und die Länge des Flaggenstocks wurden von Peter van der Horst festgehalten (siehe rechte Spalte Masten, Stengen, Ruten).[2]
Das Artilleriebuch nennt dagegen folgende Abmessungen der Takelage:[5]
- Großmast: 34,80 m (60,0 Ellen)
- Stenge: 17,40 m (30,0 Ellen)
- Breite der Großrah: 34,20 m (59,0 Ellen)
Die Wanten führten als Tauwerk von der Stenge über Jungfern zu den Rüsten; die Kraft wurde dann über die Rüsteisen zur Bordwand geleitet. Anders als bei vielen modernen Schiffsmodellen dargestellt, besaß die Adler in Wirklichkeit noch dreieckige Jungfern und keine runden, die erst ab ca. 1620 aufkamen.[16]
Die Bugsprietzurrings bestanden aus zwei separaten Zurrings, die wiederum jeweils immer diagonal geführt waren.
Ungewöhnlich für die Zeit des 16. Jahrhunderts waren die gleich sieben Mastkörbe der Adler von Lübeck, die beim Enterkampf mit Schützen besetzt wurden.
Segel
Die Adler von Lübeck besaß mit rund 1800 m² eine für damalige Verhältnisse äußerst große Segelfläche. Die Segelgrößen in der rechten Spalte fußen auf Hochrechnungen der Dimensionen des Schiffmodells von Marquardt.[3]
Nach einer anderen Quelle soll die Breite des Großsegels sogar 31,3 m (54,0 Ellen) betragen haben, was eine noch größere Segelfläche bedeuten würde.[25]
Der Chronist Dreyer äusserte sich über die Segel bezüglich der Anzahl von Kleden (1 Kled = Segelbahn in einer Breite von 80-90 cm; meist aber schmaler):
- Großsegel: 36 Kleden (= 28,8 m bis 32,4 m Segelbreite)
- Fock: 26 Kleden (= 20,8 m bis 23,4 m Segelbreite)
- Blinde: 17 Kleden (= 13,6 m bis 15,3 m Segelbreite)
Bei den Segeln ist ebenfalls zu erkennen, dass ‚alte’ Elemente vorhanden sind, denn das Schiff verfügte bei mehreren Segeln noch über unten befindliche Bonnets (siehe rechte Spalte Segelfläche). Diese Bonnets dienten dem einfachen Verkleinern der Segelfläche.[26] Auch das Großegel ist noch sehr breit und überproportional groß.
Am Bugspriet der Adler von Lübeck befand sich nur die Blinde an einer Rah und noch keine Oberblinde, während am Besanmast höchstwahrscheinlich nur ein einziges Lateinersegel war, obwohl es auch Darstellungen gibt, die oben ein zweites Lateinersegel zeigen.[27]
Zur Besegelung jener Zeit muss hinzugefügt werden, dass die Schiffe auch mit den Segeln gesteuert wurden, indem die Wirkung des sehr schmalen Ruderblattes durch entsprechende Stellung der Segeln gerade an den achterlichen Masten unterstützt wurde.
Schiffsbemalung und -dekoration
Schiffe des 16. Jahrhundert waren nur verhalten bemalt, da dauerhafte Farben damals teuer waren und die Zweckbestimmung der Schiffe im Vordergrund stand. Der Große Adler besaß im Vorderteil und im geklinkerten Heckbereich einen waagerecht wechselnden Anstrich in rot und weiß, den Stadtfarben Lübecks.[28] Die oberen Seiten der Back und des Achterschiffes zierten Wappenschilder, die im Wechsel rot-weiß gehalten waren oder einen schwarzen, doppelköpfigen Adler auf goldenem Grund zeigten. Auch an den Mastkörben befanden sich diese Wappen, wo sie wechselweise nach hinten zeigten. Das Vorderteil der Galion wurde durch ein von zwei goldenen Engeln eingefaßtes Adlerwappen geschmückt. Die weitere Bemalung des Schiffs ist derzeit noch unklar.
Einige Abbildungen zeigen an beiden Seiten der Kuhl ein weißes Tuch, auf dem die beiden Wappen abwechselnd abgebildet waren, und das als Sichtschutz oder als Kugelfang für leichte Geschosse gedient haben soll.[29] Als einigermaßen gesichert kann gelten, dass die Innenseiten der Brüstungen und der Geschützpforten wie in jener Zeit üblich in rot gehalten waren. Weiter kann davon ausgegangen werden, dass die Adler von Lübeck über ein großes Repertoire an Flaggen, Wimpeln und Flammen verfügte.[30] [31] Die Farbe der Segel war vermutlich in einem hellen Braunton gehalten, der durch die damals gebräuchliche Imprägnierung mit Teerölen o.ä. entstand. Das vermutlich ebenfalls geteerte Unterwasserschiff besaß ein dunkelbraunes bis fast schwarzes Äußeres. Darstellungen der Adler mit einem weißen Unterwasserschiff dürfen als falsch angesehen werden.[32]
Sonstige Baulichkeiten
Über die sonstigen Baulichkeiten der Adler von Lübeck liegen bisher nur lückenhafte Informationen vor, so dass man sich zur Vervollständigung des Bildes an der Konstruktionsweise anderer Schiffe jener Zeit orientieren muss. Von folgenden Baulichkeiten wird trotz Mangel an konkreten Belegen angenommen, dass sie auf der Adler existierten: Spill, Reservespieren und -rahen, Speigatten, Latrinen, Viehställe, eine Laterne und ein unter Deck befindliches Glockengestell. Ein Kompaß befand sich vermutlich unter Deck vor dem Steuermann. Auch Klampen zur Fixierung von Tauen und Belegnägel für das laufende Gut waren auf dem Schiff sicherlich zahlreich vorhanden.
Die offene Reling der Adler von Lübeck zur Kuhl hin bestand noch aus einfach strukturierten viereckigen Hölzern und nicht aus runden, wie es zu der Zeit schon im Mittelmeerraum üblich war. Das Schiff besaß an den seitlichen Bordwänden auch noch keine Treppenstufen, die erst im folgenden Jahrhundert bei den Dreideckern aufkamen. Achtern befand sich nur eine Galerie und noch keine Seitentaschen wie bei späteren Großschiffen. Das Achterschiff hatte einen Spiegel, dessen unterer Teil auf Darstellungen mal mit waagerechten Plankengängen, mal mit diagonaler Beplankung abgebildet ist.
Was die Ausstattung mit Beibooten betrifft, so zeigen zahlreiche Darstellungen der Adler zwar ein größeres Beiboot auf oder an der Gräting in der Kuhl, aber eine derartige Platzierung eines solchen Bootes dürfte der Phantasie des Zeichners entsprungen sein, da so die Bedienung des Spills unmöglich gewesen wäre. Dort befand sich nur die kleinere Gig. Einige Abbildungen zeigen hinter dem Heck des Schiffs ein Segelboot, bei dem es sich der Größe nach zu urteilen um das im Schlepptau befindliche große Beiboot, die Pinasse handeln könnte, die damals unterwegs üblicherweise hinter dem Schiff hergezogen wurde. [30] [31]
Obwohl auf einigen Abbildungen ein Wehrgang in der Kuhl an Back- und Steuerbord zu finden ist, hatte die Adler von Lübeck wahrscheinlich keine Wehrgänge. Ein Sprietbaumwiderlager besaß das Schiff wohl noch nicht; Fender, mit denen man auch senkrechte Balken an den Außenplanken zwischen den Berkhölzern bezeichnete, waren vermutlich nicht mehr vorhanden.
Bewaffnung
Geschütztypen
Die Adler von Lübeck war eines der am stärksten bewaffneten Schiffe ihrer Zeit. Eine genaue Auflistung der Geschütze und sonstiger Waffen findet sich im Artilleriebuch des damaligen Artilleriemeisters Hans Frese (siehe rechte Spalte).[5] Demnach verfügte das Kriegsschiff über insgesamt 138 Geschütze.
Ein moderner Autor, der sich auf eine nicht genannte Artillerieliste beruft, listet 148 Bordgeschütze auf:[33]
Hauptbewaffnung:
- 8 Kartaunen (Bronze) für 40pfündige Eisenkugeln
- 6 Halbkartaunen (Bronze) für 20pfündige Eisenkugeln
- 26 Feldschlangen (Bronze) für 8-10pfündige Eisenkugeln
Des Weiteren zählten zur Schiffsartillerie 28 offenbar alte Steinbüchsen samt dazugehörigen Kammern, die Steinkugeln zwischen zehn und dreißig Pfund Gewicht verschießen konnten.
Zusätzliche Bewaffnung:
- 20 kleine Steinbüchsen für dreipfündige Steinkugeln
- 20 Quartierschlangen für fünfpfündige Steinkugeln
- 40 Quartierschlangen für einhalbpfündige Steinkugeln
Diese Geschütze waren Hinterlader mit den dazugehörigen Kammern.
Eine weitere moderne Quelle gibt sogar 180 Artillerierohre verschiedenen Kalibers an.[34]
In der Praxis griff man allerdings aus Kostengründen anfangs oft auf die Geschütze zurück, die gerade zur Verfügung standen, so daß sich an Bord die verschiedensten Kaliber zwischen 4 und 55 befinden konnten.
Geschützaufstellung
Die Adler von Lübeck wird als 2½-Decker klassifiziert, womit die Decks gemeint sind, die mit (großen) Geschützen bestückt waren. Das Schiff hatte zwei volle Decks mit Geschützen, über denen sich im Vorder- und Hinterkastell weitere Geschütze unter Deck befanden, während die in der Kuhl unter freiem Himmel standen. Bordwände und Aufbauten der Adler waren für die Schiffsgeschütze mit Stückpforten durchsetzt, die auf den beiden unteren Decks verschließbar waren. Die Kartaunen ruhten auf hölzernen Lafetten, wobei unklar ist, ob diese bereits mit Rädern ausgestattet waren, um den Rückstoß beim Feuern abzufangen. Je nach Notwendigkeit wurden damals die schweren Geschütze bei Gefechten nach Backbord oder Steuerbord umgesetzt.
Im Spiegel des Schiffs befanden sich außerdem vier Heckgeschütze, die ein 'Entfilieren' verhindern sollten, also den Beschuss durch Verfolger. Im Vorderkastell besaß die Adler von Lübeck für diesen Zweck zwei nach vorne gerichtete Jagdgeschütze.
Auf dem vierten Deck von Vorder- und Achterkastell waren jeweils zwei 'Deckfeger' aufgestellt, die auf die Kuhl gerichtet waren, um enternde Feinde wieder vom eigenen Deck vertreiben zu können. Zahlreiche schwenkbare Kleingeschütze befanden sich auch an der Schanz der Kastelle und an den Marsen. Anders als im 17. Jahrhundert waren die Geschütze der Adler vermutlich noch nicht verziert.
Zusätzlich zur Geschützbewaffnung hatte man an den Enden von Rahen und Ruten zehn sichelartige Metallteile, sogenannte "Scherhaken" montiert, mit denen die Takelage des Gegners im Vorbeifahren beschädigt werden sollte.[30] [31]
Schiffsmodelle
Eine wissenschaftliche fundierte Untersuchung der Adler von Lübeck, die als Basis für ein wirklichkeitsnahes Schiffsmodell dienen könnte, steht bislang aus. Existierende Modelle weichen nicht unerheblich voneinander ab, nicht zuletzt aufgrund der Neigung, sich unkritisch an älteren Modellen oder an ungesicherten Angaben in der Literatur zu orientieren.
Größere Modelle der Adler von Lübeck befinden sich im Deutschen Museum in München, beim Deutschen Schifffahrtsmuseum in Bremerhaven, im Lübecker Ratskeller, im Holstentor in Lübeck und im Hansa-Park in Sierksdorf. Die Modelle sind zumeist im Verhältnis von 1 zu 20 angefertigt worden.
Die Originaltreue des Schiffsmodells der Adler von Lübeck, das von der Firma Graupner von den 1960er bis 1990er Jahren vertrieben wurde, muss aufgrund neuerer Recherchen der Deutschen Museumswerft bei einer Reihe von Merkmalen angezweifelt werden. Dies wirft auch Fragen auf bzgl. der Realitätsnähe einiger neuerer Gemälde und Zeichnungen, die auf der Graupner-Version basieren.
Moderner Nachbau 1:1
Der gemeinnützige Förderverein Deutsche Museumswerft e.V. plant seit 2006 den Aufbau der Deutschen Museumswerft in Lübeck, deren erstes Projekt der Nachbau der Adler von Lübeck im Verhältnis 1 zu 1 sein soll. Ziel der Rekonstruktion ist es, traditionelle Schiffsbautechniken wiederzubeleben und für die Nachwelt zu bewahren. Zudem verspricht man sich durch experimentelle Archäologie wertvolle Erkenntnisse über die Schifffahrt in der Frühneuzeit zu gewinnen. Standort für den Bau der Replik wird die Hansestadt Lübeck sein. Arbeitseinleitend soll zwei große Konstruktivmodelle im Maßstab von 1:10 bis 1:15 hergestellt werden. Zur Zeit führt der Schifffahrtshistoriker Hendrik Busmann erste Recherchen zu Bau und Geschichte der Großen Adler durch.
Sonstiges
Nordkorea hat 1983 eine Briefmarke der Adler von Lübeck mit der Wertangabe 50 Chon in den Verkehr gebracht,[35] während in der Republik Togo 2001 eine 1000-Franc-Silbermünze des Hanseschiffs herausgegeben wurde. Von etwa 1976 bis Mitte 2007 war auf den Packungen einer bekannten Tabakfirma aus Bünde ein Abbild eines Schiffes zu sehen, das auf der Adler von Lübeck als Vorlage beruhte – was dem Unternehmen aber nicht bewußt war.
In Lübeck befindet sich über dem Eingang zur Schiffergesellschaft ein restauriertes Wappengemälde der Großen Adler aus dem 17. Jh., während hinter dem Lübecker Rathaus ein Relief des Schiffs im Straßenpflaster eingelassen ist. Eine 1990 vom Künster Alfred Evers hergestellte Fliese mit dem Abbild der Adler ist im Lübecker Schabbelhaus ausgestellt.
Gallerie
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Modell Nr.1 im Ratskeller zu Lübeck
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Modell Nr.2 im Ratskeller zu Lübeck
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Modell Nr.2 im Ratskeller zu Lübeck
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Modell im Deutschen Museum in München
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Gemälde in der Schiffergesellschaft zu Lübeck
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Kopie auf Tabakwarenverpackung
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Heckrudertyp, den die Adler verwendete
Quellenangaben & Anmerkungen
- ↑ a b Dieser Wert ist der, den Peter van der Horst ausdrücklich als Höhe über alles nennt. Ein anderer, leicht abweichender Wert ergibt sich aus der Höhe des Großmasts, die Peter van der Horst mit 62,51 m angibt, wobei die Addition seiner einzelnen Komponenten (Untermast, Marsstenge, Bramstenge und Flaggenstock) sogar eine Höhe des Schiffs von 68,95 m bedeuten würde.
- ↑ a b c d e f g Van der Horst(e), Peter (1676): "Beschreibung von der Kunst der Schiffahrt – Zum andernmahl auffgeleget und mit einem Anhang vermehret, worin beschrieben wird der Anfang und Fortgang der Schiffahrt", 2. Auflage, Schmalhertzens Erven, Lübeck (PDF)
- ↑ a b c Marquardt, Karl Heinz (ca. 1965): "Adler von Lübeck AD 1565", 35 S., 4 Pläne
- ↑ Alle Zahlen einschließlich der Gesamtsegelfläche gerundet.
- ↑ a b c d e Frese, Hans (16.Jh.): "Artilleriebuch der Adler von Lübeck", Archiv der Hansestadt Lübeck
- ↑ Wurden schriftliche Unterlagen in jener Zeit angefertigt, streuten die Meister häufig bewusst Fehler ein, um ein Nachbauen zu erschweren.
- ↑ So betrug etwa ein Fuß 28 cm in Hamburg, aber 30 cm in England. Der lübecker Fuß war laut Kirsch (1988) 29,2 cm lang.
- ↑ An den Standort dieses Werftplatzes, der sich auf der Wallhalbinsel gegenüber der Altstadt befand und zugleich auch Verladestelle war, erinnert noch heute eine Straße namens „Lastadie“.
- ↑ Die Engel hatte im Mai 1564 unter Befehlshaber Friedrich Knebel zehn Hanseschiffe an Seite der Dänen in den Kampf gegen Schweden geführt, flog aber 1565 bei der Vorbereitung zu weiteren Einsätzen aufgrund unsachgemässen Umgangs mit Schießpulver in die Luft.
- ↑ a b Fritze, Konrad & Krause, Günter (1997): "Seekriege der Hanse", Brandenburgisches Verlagshaus/Siegler, Berlin
- ↑ Derartige Kriegsschiffe wurden auch als „Fredekoggen“ bezeichnet, also als Schiffe, die den Frieden bewahren oder wieder herstellen sollten.
- ↑ Fehling, Emil Ferdinand (1925): "Lübecker Ratslinie Nr. 686 von den Anfängen der Stadt bis auf die Gegenwart", in: Veröffentlichungen zur Geschichte der Freien und Hansestadt Lübeck, 7, Heft 1, Lübeck [Nachdruck: Lübeck, 1978]
- ↑ Noch als Kriegsschiff hatte die Adler bereits im Jahr 1568 größere Reparaturen benötigt.
- ↑ Zudem wurde mindestens eins der Kastelle um ein Deck reduziert.
- ↑ Vermutlich im Achterschiff.
- ↑ a b c Laufende Recherchen der Deutsche Museumswerft durch Busmann, Hendrik (seit 2006), Köln
- ↑ Andere Quellen sprechen von 1582. Kirsch hingegen spricht der Adler „eine Lebensdauer von mehr als 60 Jahre“ zu (S.67), womit das Schiff bis ca. 1626 aktiv gewesen wäre.
- ↑ Das Artilleriebuch gibt eine Länge über alles von 64,90 m an. Frese, Hans (16.Jh.): "Artilleriebuch der Adler von Lübeck", Archiv der Hansestadt Lübeck
- ↑ Brennecke nennt 2000 t Wasserverdrängung. Jochen Brennecke: „Geschichte der Seefahrt“, Sigloch Edition, Künzelsau, 2000 ISBN 3-89393-176-7, S.163
- ↑ a b Dollinger, Philippe (1998): "Die Hanse", Alfred Kröner Verlag, Stuttgart
- ↑ Erst in den 1630er Jahre wurden Schiffe mit größeren Dimensionen gebaut.
- ↑ Die Fortuna wurde zeitgleich mit der Adler 1565-1566 auf der Wallhalbinsel gebaut und war für Dänemark bestimmt, das mit der Hanse seit 1563 gegen Schweden verbündet war. Über dieses Schiff ist jedoch bisher fast nichts bekannt.
- ↑ Nach Marquardt sollen für den Kriegsfall auf der Adler von Lübeck insgesamt 1000 Mann eingeplant gewesen sein, nach Ellacott 1050 Mann.
- ↑ Kirsch (1988) nennt wiederum abweichende Werte für die Schiffsbreite (14,24 m) und Kiellänge (35,5 m).
- ↑ Hagedorn, Bernhard (1914): Die Entwicklung der wichtigsten Schiffstypen bis zum 19. Jahrhundert, Karl Curtius, Berlin
- ↑ Segel mit Reffbändsel kamen erst später auf. Die Segel in jener Zeit wurden im übrigen nicht von der Rah aus geborgen, wo die Seeleute dazu in Fußpferden standen, sondern die Rah wurde zum vollständigen Bergen aufs Deck herabgelassen.
- ↑ Ellacott, Samuel Ernest (1954): "Komm mit an Bord - Vom Einbaum, von Segelschiffen und Ozeanriesen", Franckh’sche Verlagshandlung, Stuttgart, 1.Auflage
- ↑ Die Anzahl der Streifen ist in beiden Fällen nicht gesichert und weicht in den verschiedenen Darstellungen und Modellen stark voneinander ab, wie es auch Abbildungen mit ganz anderen Bemalungen gibt.
- ↑ Andere Quellen berichten allerdings, dass während des Gefechts das Tuch komplett entfernt wurde.
- ↑ a b c Künstler unbekannt (16.Jh.): "Adler von Lübeck", Stich (restauriert: 1608, 1612, 1632)
- ↑ a b c Künstler unbekannt (16.Jh.): "Adler von Lübeck", Gemälde (restauriert: 1708, 1821, 1901)
- ↑ Dies gilt auch für andere Schiffe jener Zeit. Übrigens ergab auch das später verwendete Bleiweiß nie einen weißen Farbton, wie bei etlichen Schiffsmodellen zu sehen ist.
- ↑ Kirsch, Peter (1988): "Die Galeonen. Große Segelschiffe um 1600", Bernard & Gräfe Verlag, Koblenz, S. 67
- ↑ Fritze, Konrad & Krause, Günter (1997): „Seekriege der Hanse – Das erste Kapitel deutscher Seekriegsgeschichte“, Brandenburgisches Verlagshaus/Siegler, Berlin, Erstaufl. 1989, S. 185
- ↑ Siehe letzte Reihe links bei www.seemotive.de
Literatur
Chronologisch geordnet
Primärquellen
Chroniken & Monographien
- Höveln (um 1565) Lübecker Stadtschreiber oder Bürgermeister Gotthard von Höveln (1544-1609)?
- Rehbein, Heinrich (* 1568; † 1619/29) Chronist, in: Hansische Geschichtsblätter (HBG), II 28 (1900), S.166
- Dreyer, Detlef (um 1600) Lübecker Chronist
- Willbrand Beruf unbekannt
- Van der Horst(e), Peter (1676): "Beschreibung von der Kunst der Schiffahrt – Zum andernmahl auffgeleget und mit einem Anhang vermehret, worin beschrieben wird der Anfang und Fortgang der Schiffahrt", 2. Auflage, Schmalhertzens Erven, Lübeck (PDF)
Archivunterlagen
- Frese, Hans (16.Jh.) Artilleriemeister der Adler von Lübeck: "Artilleriebuch der Adler von Lübeck", Archiv der Hansestadt Lübeck
- Autor unbekannt? (16.Jh.): "Akte Artillerie XIII zur Adler von Lübeck", Archiv der Hansestadt Lübeck
- Autor unbekannt? (16.Jh.): "Akte Acta Danica IX zur Adler von Lübeck", Archiv der Hansestadt Lübeck
Gemälde, Zeichnungen und Risse
- Künstler unbekannt? (16.Jh.): "Adler von Lübeck", Stich (restauriert: 1608, 1612, 1632) Backbordseite abgebildet
- Künstler unbekannt? (16.Jh.): "Adler von Lübeck", Gemälde (restauriert: 1708, 1821, 1901) befindet sich im Restaurant der „Schiffergesellschaft zu Lübeck“; Backbordseite abgebildet
- Künstler unbekannt? (17.Jh.): "Adler von Lübeck", Öl auf Kupferblech (restauriert von Josef Andrey Wieczorek: 1976) befindet sich über Eingang der Schiffergesellschaft in Lübeck; Steuerbordseite abgebildet
Sekundärliteratur
Fachartikel & Monographien
- Pâris, Charles François-Edmond (1882-1892): "Le Musée de Marine du Louvre", J. Rothschild, Paris
- Pâris, Charles François-Edmond (1962): "Souvenirs de Marine", Partie 1-5, Hinstorff, Rostock [Nachdruck]
- Nance, Robert Morton & Anderson, Roger Charles (1912): "A Sixteenth Century Ship of Lübeck", in: The Mariner's Mirror, Society for Nautical Research, London, S.152-153
- Arenhold, Lüder, (1913): "The Adler of Lübeck", in: The Mariner's Mirror, Society for Nautical Research, London, S. 152-153
- Anderson, Roger Charles (1913): "Guns of Adler of Lübeck", in: The Mariner's Mirror, Society for Nautical Research, London, S.153, 222, 250, 285 & 345
- Kloth, Herbert: "Lübecks Seekriegswesen in der Zeit des nordischen 7-jährigen Krieges 1563-1570", in: Zeitschrift des Vereines für lübeckische Geschichte und Altertumskunde, Bd. 21 (1923), S.1-51 & 185-256 sowie Bd. 22 (1923-25), S.121-152 & 325-379 Artikel enthält verstreut Vielzahl von Details zu Bauweise, Einrichtung, Takelage, Ausrüstung und Besatzung der Adler von Lübeck
- Reinhardt, Karl (1938): "Modellrekonstruktion der Adler von Lübeck", in: Zeitschrift des Vereines für lübeckische Geschichte und Altertumskunde, Bd. 29, Heft 2, S.293-332
- Anderson, Roger Charles (1939): "The Mars and the Adler", in: The Mariner's Mirror, Society for Nautical Research, London, S.296-299 [+Bildtafeln]
- Pietsch, Ulrich (1982): "Die Lübecker Seeschiffahrt vom Mittelalter bis zur Neuzeit", Katalog des Museums für Kunst und Kulturgeschichte der Hansestadt Lübeck, Lübeck ISBN 3-9800517-1-4
- Kirsch, Peter (1988): "Die Galeonen - Große Segelschiffe um 1600", Bernard & Gräfe Verlag, Koblenz, ISBN 3-7637-5470-9 S. 67
- Howard, Frank (1989): "Segel-Kriegsschiffe 1400-1860", Bernard & Gräfe Verlag, Koblenz, S. 42-88
Moderne Modellnachbauten in Text und Bild
- Reinhardt, Karl (1943): "Der Adler von Lübeck", in: Die Seekiste - Schiffsmodellbau, Berlin, Heft 12
- Marquardt, Karl Heinz (ca. 1965): "Adler von Lübeck AD 1565", 35 S. Beschreibung & vier Pläne zum Schiffsmodell der Firma Graupner
- Aarhuus, Norbert (1982): "Adler von Lübeck", in: Modellbauwerft, Verlag für Technik und Handwerk, Baden-Baden, Heft 6, S.496-500 Artikel über das Graupner-Modell
- Autor unbekannt (1984): "Adler von Lübeck. MBH-Miniplan 67", in: Modellbau-Heute (MBH), Militärverlag der DDR, Berlin, Heft 7, S.16-17 Text und Risse
- Autor unbekannt (1994): "Adler von Lübeck", in: Modellbauwerft, Verlag für Technik und Handwerk, Baden-Baden, Heft 8, S.27
Siehe auch
Internetverweise
- Deutsche Museumswerft - Verein zur Rekonstruktion der Adler von Lübeck
- Hanse
- Weltweite Schiffsnachbauten