„Aschera“ – Versionsunterschied

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'''Aschera''' (ˀAšerā) ist eine syrisch-kanaanäische [[Fruchtbarkeitsgottheit|Fruchtbarkeitsgöttin]]. Ihr Name ([[Ugaritische Sprache|ugaritisch]] ''{{Unicode|ˀ}}a{{Unicode|ṯ}}rt'', wohl als ''{{Unicode|ˀ}}A{{Unicode|ṯ}}iratu'' zu vokalisieren, [[Hebräische Sprache|althebräisch]] ''{{Unicode|ˀAš}}erā'') leitet sich wohl vom [[Semitische Sprachen|semitischen]] ''a{{Unicode|ṯ}}r'' ''(heiliger) Ort'' ab. Verehrt wurde sie unter anderem in Form eines Kultpfahls.
'''Aschera''' (ʿAšerā, auch Ascherah) ist eine syrisch-kanaanäische [[Fruchtbarkeitsgottheit|Fruchtbarkeitsgöttin]].
==Name==
Ihr Name ([[Ugaritische Sprache|ugaritisch]] ''{{Unicode|ˀ}}a{{Unicode|ṯ}}rt'', wohl als ''{{Unicode|ˀ}}A{{Unicode|ṯ}}iratu'' zu vokalisieren, [[Hebräische Sprache|althebräisch]] ''{{Unicode|ˀAš}}erā'') leitet sich wohl vom [[Semitische Sprachen|semitischen]] ''a{{Unicode|ṯ}}r'' ''(heiliger) Ort'' ab. Verehrt wurde sie unter anderem in Form eines Kultpfahls.
==Geschichte==
==Geschichte==
Die Göttin ist bereits aus den [[Ebla]]-Texten belegt<ref>P. Matthiae 1980. Ebla: An Empire rediscovered. London, Hodder & Stoughton, 187</ref>, spielte hier anscheinend aber keine wichtige Rolle. Wie Day herausstellt, wurde keiner dieser Texte bisher publiziert<ref>John Day 1986. Asherah in the Hebrew Bible and Northwest Semitic Literature. ''Journal of Biblical Literature'' 105/3, 386</ref>.
Die Göttin ist bereits aus den [[Ebla]]-Texten belegt<ref>P. Matthiae 1980. Ebla: An Empire rediscovered. London, Hodder & Stoughton, 187</ref>, spielte hier anscheinend aber keine wichtige Rolle. Wie Day herausstellt, wurde keiner dieser Texte bisher publiziert<ref>John Day 1986. Asherah in the Hebrew Bible and Northwest Semitic Literature. ''Journal of Biblical Literature'' 105/3, 386</ref>.
Day will die Göttin [[Ašratum]] altbabylonischer Texte mit ˀAšerā gleichsetzen<ref>John Day 1986. Asherah in the Hebrew Bible and Northwest Semitic Literature. ''Journal of Biblical Literature'' 105/3, 386</ref>.
Day<ref>John Day 1986. Asherah in the Hebrew Bible and Northwest Semitic Literature. ''Journal of Biblical Literature'' 105/3, 386</ref> und Hadley wollen die Göttin [[Ašratum]] altbabylonischer Texte mit ʿAšerā gleichsetzen
==Ugarit==
==Ugarit==
In [[Ugaritische Religion|ugaritischen]] Texten gilt ˀAšerā als Gattin des Schöpfergottes [[El (Gott)|El]] (''il''). Sie gebar ihm 70 [[Gott|Götter]] und [[Göttin]]nen und trug daher de Beinamen ''qnyt ilm'' („Erzeugerin der Götter“ oder „Herrin der Götter“).<ref>[[Otto Eissfeldt]]: ''El im ugaritischen Pantheon.'' Berichte über die Verhandlungen der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig. Philologisch-historische Klasse Band 98, Heft 4. Akademie-Verlag, Berlin 1951, S. 13</ref>
In [[Ugaritische Religion|ugaritischen]] Texten gilt Ugarit ʿAthirat als Gattin des Schöpfergottes [[El (Gott)|El]] (''il''). Sie gebar ihm 70 [[Gott|Götter]] und [[Göttin]]nen und trug daher de Beinamen ''qnyt ilm'' („Erzeugerin der Götter“ oder „Herrin der Götter“).<ref>[[Otto Eissfeldt]]: ''El im ugaritischen Pantheon.'' Berichte über die Verhandlungen der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig. Philologisch-historische Klasse Band 98, Heft 4. Akademie-Verlag, Berlin 1951, S. 13</ref>


== Aschera in der Bibel und in Israel ==
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Archäologische Funde lassen vermuten, dass Aschera in [[Israel]] als Ehefrau von [[JHWH]] verehrt wurde:
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So fand sich in [[Kuntillet 'Adschrud]] ein Vorratskrug aus dem 8. bis 7. Jahrhundert mit folgender Inschrift:
So fand sich in der Karawanenstation [[Kuntillet 'Adschrud|Kuntillet ʿAdschrud]] (auch Kuntillet ʿAjrud) ein Vorratskrug (Krug A) aus dem 8. bis 7. Jahrhundert mit folgender Inschrift:


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''und er möge sein mit meinem Herrn''
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Auf einer Wand in [[Chirbet el Kom]] (nahe [[Hebron]]) fand sich folgende Inschrift:
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* [[Israel Finkelstein]]/[[Neil A. Silberman]]: ''Keine Posaunen vor Jericho. Die archäologische Wahrheit über die Bibel'', C. H. Beck München 2002
* [[Israel Finkelstein]]/[[Neil A. Silberman]]: ''Keine Posaunen vor Jericho. Die archäologische Wahrheit über die Bibel'', C. H. Beck München 2002
* [[Christian Frevel]]: ''Aschera und der Ausschließlichkeitsanspruch YHWHs: Beiträge zu literarischen, religionsgeschichtlichen und ikonographischen Aspekten der Ascheradiskussion.'' Bonner biblische Beiträge 94, Weinheim 1995. ISBN 3-89547-061-9
* [[Christian Frevel]]: ''Aschera und der Ausschließlichkeitsanspruch YHWHs: Beiträge zu literarischen, religionsgeschichtlichen und ikonographischen Aspekten der Ascheradiskussion.'' Bonner biblische Beiträge 94, Weinheim 1995. ISBN 3-89547-061-9
* Judith M. Hadley 2000. ''The Cult of the Asherah in Ancient Israel and Judah: Evidence for a Hebrew Goddess''. University of Cambridge Oriental Publications 57. Cambridge: Cambridge University Press.

== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />

Version vom 14. Januar 2012, 16:24 Uhr

Aschera (ʿAšerā, auch Ascherah) ist eine syrisch-kanaanäische Fruchtbarkeitsgöttin.

Name

Ihr Name (ugaritisch Vorlage:UnicodeaVorlage:Unicodert, wohl als Vorlage:UnicodeAVorlage:Unicodeiratu zu vokalisieren, althebräisch Vorlage:Unicodeerā) leitet sich wohl vom semitischen aVorlage:Unicoder (heiliger) Ort ab. Verehrt wurde sie unter anderem in Form eines Kultpfahls.

Geschichte

Die Göttin ist bereits aus den Ebla-Texten belegt[1], spielte hier anscheinend aber keine wichtige Rolle. Wie Day herausstellt, wurde keiner dieser Texte bisher publiziert[2]. Day[3] und Hadley wollen die Göttin Ašratum altbabylonischer Texte mit ʿAšerā gleichsetzen

Ugarit

In ugaritischen Texten gilt Ugarit ʿAthirat als Gattin des Schöpfergottes El (il). Sie gebar ihm 70 Götter und Göttinnen und trug daher de Beinamen qnyt ilm („Erzeugerin der Götter“ oder „Herrin der Götter“).[4]

Aschera in der Bibel und in Israel

Der Begriff Aschera kommt etwa vierzig mal in der Bibel vor, als Name der Göttin und als Bezeichnung für ihren Kultpfahl.

In Ri 6,25 EU ist nachzulesen, wie der Engel des Herrn dem Gideon befiehlt, die Aschera seines Vaters Joasch umzuhauen und dem lebendigen Gott JHWH einen neuen Altar zu bauen. Erst anschließend wird Gideon von JHWH gebraucht, um das Volk Israel von der Last der Midianiter zu befreien. 1 Kön 15,13 EU erwähnt, dass Königinmutter Maacha der Aschera ein Standbild errichtet hat. Auch König Manasse (2 Kön 21,7 EU) stellte ein Kultbild der Aschera auf. 400 Propheten Ascheras aßen vom Tisch Isebels (1 Kön 18,19 EU). König Joschija entfernte aus dem Tempel (2 Kön 23,4 EU) Gegenstände, „die für den Baal, Aschera und das ganze Heer des Himmels angefertigt worden waren.“ 2 Kön 23 EU beschreibt die Beseitigung des Ascherakultes.

Archäologische Funde lassen vermuten, dass Aschera in Israel als Ehefrau von JHWH verehrt wurde:

So fand sich in der Karawanenstation Kuntillet ʿAdschrud (auch Kuntillet ʿAjrud) ein Vorratskrug (Krug A) aus dem 8. bis 7. Jahrhundert mit folgender Inschrift:

… Ich habe Euch gesegnet durch JHWH und seine Aschera.
Amaryo sprach zu seinem Herrn: …
Ich habe dich gesegnet durch JHWH und seine Aschera.
Er möge dich segnen,
und er möge dich behüten,
und er möge sein mit meinem Herrn Auf einem weiteren Pithos (B) wird Jahwe von Teman seine Aschera erwähnt.

Auf einer Wand in Chirbet el Kom (nahe Hebron) fand sich folgende Inschrift:

Uriyahu, der Reiche, hat dies geschrieben:
Ein Gesegneter ist Uriyahu durch JHWH -
aus seinen Bedrängnissen hat er ihn durch Aschera gerettet.
Durch Onyahu.[5]

In einer aramäischen Inschrift wird sie als Göttin von Teman bezeichnet. Dies ist interessant, weil es in Hab 3,3 EU heißt: „Gott kommt von Teman her.“ Folgt man Jer 49,7.20 EU, so ist mit Teman die gleichnamige Stadt in Edom gemeint.

Ikonographie

Aschera wurde ikonographisch mit der Göttin des Qudschu-Typs identifiziert. Diese hält in ihren abgewinkelt dargestellten Armen Papyrus- oder Lotosblüten als Symbole der Fruchtbarkeit. Ihr schulterlanges Haar erinnert an die Locken der ägyptischen Hathor. Sie wird stehend auf einem Tier, häufig einem Löwen, gelegentlich einem Pferd, dargestellt. Allerdings hat sich die Identifikation von Aschera und Qudschu als nicht haltbar erwiesen.[6]

Rezeption

Der Asteroid (214) Aschera ist nach ˀAšerā benannt.

Im Science-Fiction-Roman Snow Crash von Neal Stephenson ist Aschera für ein Meta-Virus verantwortlich, das in Sumer die Menschen wieder zurück in geistlose Lebewesen, die ferngesteuert mittels Me funktionieren, verwandelt. Ihr Gegenspieler ist der sumerische Gott En-Ki, bei Neal Stephenson ein Neurolinguistik-Hacker. Moderne Zungenrede wird dort mit einem wiedererweckten „Kult der Aschera“ assoziiert.

Des Weiteren erschien 2002 der Roman Maria Magdalena von Margaret George, in dem die junge Maria aus Magdala am Wegesrand ein Götzenbild findet und heimlich aufbewahrt. Im Laufe ihres Lebens gibt sich diese Gottheit als Aschera zu erkennen, spricht zu ihr, schenkt der scheinbar unfruchtbaren Maria ein Kind, verlangt ihre Treue und treibt Maria fast in den Wahnsinn.

Siehe auch

Literatur

  • K. H. Bernhardt: Aschera in Ugarit und im Alten Testament. In: Mitteilungen des Instituts für Orientforschung Nr. 13, 1967.
  • M. J. Dahood 1985. Ancient Semitic deities in Syria and Palestine. In: Sabatino Moscati (Hrsg.), Le antiche divinité semitiche. Rom, Centro di Studi Semitici, 65-94.
  • John Day 1986. Asherah in the Hebrew Bible and Northwest Semitic Literature. Journal of Biblical Literature 105/3, 385-408.
  • William G. Dever: Did God have a wife? : archaeology and folk religion in ancient Israel. Grand Rapids, Mich. [u. a.] Eerdmans, 2005. ISBN 0-8028-2852-3
  • Manfried Dietrich, Oswald Loretz: Jahwe und seine Aschera. Anthropomorphes Kultbild in Mesopotamien, Ugarit und Israel; das biblische Bilderverbot. Münster 1992. ISBN 3-927120-08-1
  • Israel Finkelstein/Neil A. Silberman: Keine Posaunen vor Jericho. Die archäologische Wahrheit über die Bibel, C. H. Beck München 2002
  • Christian Frevel: Aschera und der Ausschließlichkeitsanspruch YHWHs: Beiträge zu literarischen, religionsgeschichtlichen und ikonographischen Aspekten der Ascheradiskussion. Bonner biblische Beiträge 94, Weinheim 1995. ISBN 3-89547-061-9
  • Judith M. Hadley 2000. The Cult of the Asherah in Ancient Israel and Judah: Evidence for a Hebrew Goddess. University of Cambridge Oriental Publications 57. Cambridge: Cambridge University Press.

Einzelnachweise

  1. P. Matthiae 1980. Ebla: An Empire rediscovered. London, Hodder & Stoughton, 187
  2. John Day 1986. Asherah in the Hebrew Bible and Northwest Semitic Literature. Journal of Biblical Literature 105/3, 386
  3. John Day 1986. Asherah in the Hebrew Bible and Northwest Semitic Literature. Journal of Biblical Literature 105/3, 386
  4. Otto Eissfeldt: El im ugaritischen Pantheon. Berichte über die Verhandlungen der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig. Philologisch-historische Klasse Band 98, Heft 4. Akademie-Verlag, Berlin 1951, S. 13
  5. Israel Finkelstein/ Neil A. Silberman: Keine Posaunen vor Jericho, 2002, S. 262
  6. Othmar Keel, Christoph Uehlinger, Göttingen, Götter, Gottessymbole. Neue Erkenntnisse zur Religionsgeschichte Kanaans und ISraels aufgrund bislang unerschlossener ikonographischer Quellen. QD 134. Herder: Freiburg, Basel, Wien. 5. Auflage 2001, S. 74-76.