„Chemtrail“ – Versionsunterschied

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== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Version vom 2. August 2012, 14:53 Uhr

Himmel über Frankfurt am Main, Januar 2012: Solche Kondensstreifen werden von Vertretern dieser Verschwörungstheorie als „Chemtrails“ gedeutet

Als Chemtrails (von englisch Contrails, „Kondensstreifen“ und Chemie/Chemikalien, eingedeutscht etwa „Chemiestreifen“/„Chemikalienstreifen“, gelegentlich auch Giftwolken) werden entsprechend einer Verschwörungstheorie Kondensstreifen bezeichnet, die neben kondensierten Flugzeugabgasen noch weitere Chemikalien enthalten sollen, die den Abgasen zugesetzt würden. Chemtrails sollen sich von normalen Kondensstreifen durch ihre Langlebigkeit und flächige Ausbreitung unterscheiden.[1][2] Die Ausbringung der Chemikalien soll unter anderem dem Geoengineering, der Bevölkerungsreduktion oder militärischen Zwecken dienen.[3]

Die Existenz von Chemtrails wurde spätestens 1996 erstmals behauptet.[4] Die Anhänger der Verschwörungstheorie tauschen sich vor allem auf gegen die amerikanische Regierung gerichteten Internetseiten aus; zudem wird in Internetforen diskutiert und Bildmaterial auf Videoportalen veröffentlicht.[1][5] Aufgrund zahlreicher Anfragen nahmen Nichtregierungsorganisationen, Meteorologen und weitere Institutionen wiederholt Stellung. Mit [veraltet] Stand von 2012 gibt es weder für das massive Ausbringen von Chemikalien noch für auffällig geänderte Kondensstreifen wissenschaftliche Anhaltspunkte.[2]

Verschwörungstheorien

Begriff und Absichten

Der Begriff Chemtrail ist ein Kofferwort, zusammengesetzt aus der englischen Abkürzung Contrails für Kondensstreifen und Chemikalien.[5] Mit ihm werden bestimmte, langlebige und teils in Gittern auftretende Kondensstreifen bezeichnet.[6] Es soll sich bei Chemtrails nicht um normale, aus Eiskristallen bestehende Kondensstreifen handeln, sondern um Sprühspuren von diversen chemischen Substanzen. Über die vermutete Zusammensetzung dieser hypothetisch vorhandenen Stoffe besteht keine Einigkeit, oft nennen die Anhänger jedoch Barium und Aluminium als Bestandteil.[1]

Im Normalfall hängt die Ausbreitungsform und -geschwindigkeit sowie die Beständigkeit der Kondensstreifen von Faktoren wie Temperatur, lokaler Windgeschwindigkeit und Luftfeuchtigkeit ab. Bei geringer Luftfeuchtigkeit lösen sich Kondensstreifen rascher auf. Bei hoher Luftfeuchtigkeit hingegen können Abgaspartikel als Kristallisationskeime wirken, weiteren Wasserdampf binden und sich bei entsprechenden Strömungen weit ausbreiten. In der Meteorologie werden Kondensstreifen als eine Art „künstliche Cirruswolken“ angesehen und sind schon länger bekannt, als die nach der Verschwörungstheorie „organisierte Klimaänderung“ stattfindet. Kondensstreifen, die am Himmel stehen bleiben, sind der Wetterkunde zufolge Anzeichen für Wetteränderungen.[2][7]

Die beobachtete Zunahme in Häufigkeit und Ausbreitung von Kondensstreifen am Himmel hängt vor allem mit dem starken Wachstum des Flugverkehrs zusammen. Allein in Deutschland hat sich die Zahl der Beförderungsleistung durch Flüge seit den 1980er Jahren verfünffacht. Bei über zwei Millionen Starts und Landungen pro Jahr[8] kommt es dementsprechend zur Entwicklung einer deutlich größeren Zahl an Kondensstreifen als vor diesem Zeitpunkt. Diese künstliche Bildung von Wolken und deren Effekte werden wissenschaftlich untersucht, sie verändern die Sichtverhältnisse in der Atmosphäre. Andererseits stellen zunehmende Streifenstrukturen eine ästhetische Veränderung des sichtbaren Himmels dar.[9]

Technische Umsetzungen

Zu den technischen Voraussetzungen der Chemtrails gibt es verschiedene, zum Teil widersprüchliche und technisch nicht schlüssige Erklärungen. Gemäß einer Variante werden den Flugzeugtreibstoffen Chemikalien zugesetzt. Das würde eine Verbreitung von Polymeren, Mikroben oder pharmazeutisch wirksamen Substanzen, wie sie von einigen Verschwörungstheoretikern angenommen wird, ausschließen, da diese in den Brennkammern der Triebwerke zerstört werden.[10] Die Verbreitung reiner metallischer oder mineralischer Substanzen über diesen Weg würde hingegen zu hohem Verschleiß an den Turbinenschaufeln der Triebwerke führen.[10]

Andere Vermutungen gehen von einer Verbreitung der Substanzen mittels eingebauter Sprühvorrichtungen aus. Solche könnten etwa an der Flugzeugunterseite hinter verschlossenen Klappen verborgen sein.[10] Somit könnten spezielle Sprühmaschinen mit eingewiesenem Personal Chemtrails ausbringen oder die Substanzen würden automatisch, unbemerkt von den Piloten, während des Fluges von normalen Linienmaschinen durch hohle Drähte an den Tragflächenkanten versprüht. Diese Drähte dienen eigentlich der Ableitung statischer Ladungen und besitzen einen Mittelleiter, der aber entfernt worden sein soll. Modifizierte Spannungsableiter und ebenso zusätzliche Klappen oder Sprühsysteme würden aber spätestens bei der Vorflugkontrolle durch uneingeweihtes Personal entdeckt und reklamiert werden.[10]

Motive und Ziele

Von Vertretern der Chemtrailtheorie werden verschiedene Zielsetzungen angenommen. So sollen Substanzen versprüht werden, um Geo-Engineering zu betreiben. Damit solle der Treibhauseffekt durch Reflexion von Sonnenlicht abgeschwächt und so die globale Erwärmung reduziert werden.[3] Hierbei wird oft das Welsbach-Patent angeführt, in dem die Möglichkeit der Verminderung des Treibhauseffekts mittels großflächiger Verteilung von Partikeln in der Atmosphäre beschrieben wird.[1][11][3] Auch wird spekuliert, dass Chemtrails der Bevölkerungsreduktion dienen könnten. Die zugesetzten Chemikalien sollen dieser Theorie zufolge die Zeugungsfähigkeit der Bevölkerung senken oder sie schlicht vergiften.[3]

Stellungnahmen von Politik und Nichtregierungsorganisationen

Die Verschwörungstheorie rund um Chemtrails wird beispielsweise vom Kopp Verlag sowie von Angehörigen der NPD verbreitet. In Mecklenburg-Vorpommern startete die NPD eine kleine Anfrage im Landtag bezüglich Chemtrails, um der Regierung „Wettermanipulation“ zu unterstellen und sich als Umweltschützer darzustellen.[12] Alfred Steinleitner von der NPD referierte am 16. März 2011 in Deggendorf zum Thema „’Chemtrails’ – Globales Chemieverbrechen in der Atmosphäre!!!“.[13]

Aufgrund von Anfragen seitens Anhängern der Verschwörungstheorie nahmen Politik, Institutionen und Nichtregierungsorganisationen wiederholt Stellung.

2004 berichtete die Zeitschrift Raum & Zeit in dem Artikel „Die Zerstörung des Himmels” über angebliche Chemtrails. In der Folgezeit fragten Bürger beim Umweltbundesamt (UBA) an, was es damit auf sich habe. Das Amt veröffentlichte im März 2011 eine Stellungnahme, wonach die „im Artikel ‚Die Zerstörung des Himmels‘ aufgestellten Behauptungen nicht glaubwürdig sind“.[2] Auch wenn theoretische Vorstellungen des Klimaschutzes durch Ausbringen verschiedener Stoffe vorlägen, so gibt es demnach keine Hinweise darauf, dass diese bisher konkret umgesetzt würden. Das UBA beruft sich auf den Deutschen Wetterdienst, in dessen Beobachtungsdaten keine auffälligen Veränderungen des Verhaltens von Kondensstreifen verzeichnet sind. Auch dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) sind keine entsprechenden Phänomene bekannt, obwohl es seit vielen Jahren die Wirkung von Luftfahrtemissionen auf die Atmosphäre untersucht. Anfragen bei der Deutschen Flugsicherung und beim Deutschen Wetterdienst ergaben keine Hinweise auf auffällige Flugbewegungen und Kondensstreifen. Auch der WHO liegen keine Kenntnisse zur Existenz von besonderen Chemtrails vor. Das Verteidigungsministerium und das europäische Hauptquartier der US Air Force teilten mit, keine entsprechenden Projekte zu betreiben.[2] Die Air Force beantwortete zudem Theorien, dass sie das Wetter manipuliere, mit einem Informationspapier zu Kondensstreifen. Wettermanipulationen würden durch die Air Force nicht vorgenommen, und man plane auch nicht, damit zu beginnen.[4]

Das Greenpeace Magazin bewertete die Spekulationen über Chemtrails in einem eigenen Artikel als Verschwörungstheorie und schloss sich den Ergebnissen des Umweltbundesamtes an.[14]

Erwähnt werden Chemtrails in den Vereinigten Staaten 2001 in einer Gesetzesvorlage, dem Space Preservation Act, die dem Kongress durch den Politiker Dennis Kucinich erstmals vorgelegt wurde. Die Vorlage wurde abgelehnt, und Kucinich, der an der Ausarbeitung der Vorlage nicht direkt beteiligt war, äußerte später, dass er sich über die Erwähnung der Chemtrails nicht im Klaren war und er an diesem Thema nicht interessiert sei.[15]

Im März 2007 stellten österreichische Nationalratsabgeordneten der FPÖ eine parlamentarische Anfrage an den damaligen Landwirtschaftsminister Josef Pröll (ÖVP).[16] Darauf stellte das Landwirtschaftsministerium fest, dass ihm das Thema Chemtrails seit längerem bekannt sei und es derartige Vorgänge als überaus problematisch einstufen würde; es gebe aber keinerlei Hinweise auf die Ausbringung derartiger Stoffe über Österreich.[17]

Hagelflieger

Nicht mit den angeblichen Chemtrails verwechselt werden darf das sogenannte Hagelfliegen zur Wetterbeeinflussung. Dabei wird von Kleinflugzeugen mit Spezialgeneratoren ein Gemisch aus Silberjodid und Aceton im Aufwindbereich von Gewitterwolken ausgebracht. Das führt zur Bildung winziger Eiskeime, damit sich keine großen Hagelschloßen bilden, sondern kleine Eiskugeln, die oftmals sogar wieder schmelzen, bevor sie am Boden ankommen. Das ausgebrachte Silberjodid ist nach der Verdünnung in der Luft in der Umwelt nicht mehr nachweisbar.[18]

Literatur

Verschwörungsliteratur

  • Leonard G. Horowitz: Death in the Air: Globalism, Terrorism & Toxic Warfare. Healthy World Dist, 2001, ISBN 0-923550-30-5. (englisch)
  • William Thomas: Chemtrails Confirmed. Bridger House Publishers, 2004, ISBN 1-893157-10-5. (englisch)
  • Gerd Hohberger: Gefahr? Reichardt, Augsburg 2004, ISBN 3-939359-21-1.
  • Christian Haderer: Chemtrails. Verschwörung am Himmel? Sammler, Graz 2005, ISBN 3-85365-213-1.
  • Frank Hills: Chemische Kondensstreifen („Chemtrails“) über Deutschland. Schmid, Durach 2005, ISBN 3-938235-17-9.
  • Jerry E. Smith: Weather Warfare: The Military's Plan to Draft Mother Nature. Adventure Unlimited, 2006, ISBN 1-931882-60-6. (englisch)

Literatur zur Verschwörungstheorie

  • Holm Hümmler: Chemtrails – Zwischen Meteorologie und Verschwörungstheorie. In: Skeptiker. Nr. 2, 2006, S. 48–55.
  • Nigel James: Contrails. In: Peter Knight: Conspiracy Theories in American History. Santa Barbara/Denver/Oxford 2003, S. 197-199.
Commons: Chemtrail – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d Odenwald, Michael: 'Wetterkapriolen' Focus 17. Juni 2011.
  2. a b c d e Umweltbundesamt: 'Chemtrails – Gefährliche Experimente mit der Atmosphäre oder bloße Fiktion?', Stand: März 2011.
  3. a b c d Michael Kneissler: 'Verschwörung am Himmel?', P.M. Magazin 01/2012.
  4. a b US Air Force: Contrails Facts, AFD-051013-001, 13. Oktober 2005.
  5. a b Nigel James: 'Contrails', In: Peter Knight: Conspiracy Theories in American History, Santa Barbara/Denver/Oxford 2003, 197-199.
  6. Schlatter, Thomas: 'Weather Queries: Chemtrail Controversy', weatherwise.org 9. März 2001.
  7. United States Environmental Protection Agency: Aircraft Contrail Factsheet, September 2000.
  8. Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen: Pressemitteilung Nr. 06/2010 (Verkehrsentwicklung 2009), 10. Februar 2010.
  9. Umwelt- und Prognose-Institut e.V.: Zunehmender Flugverkehr beeinträchtigt klare und kontrastreiche Sicht in der Atmosphäre, Stand: 30. März 2011.
  10. a b c d Kristina Peter: Chemtrails oder Kondensstreifen? In: Magazin 2000 Plus. 6, 2007, S. 24 ff.
  11. David B. Chang, I-fu Shih: United States Patent US5003186 veröffentlicht 26. März 1991.
  12. NPD deckt auf: Wettermanipulation in Westmecklenburg?, abgerufen 19. Februar 2012.
  13. NPD-Aschermittwoch mit Apfel, abgerufen 19. Februar 2012.
  14. Marcel Keiffenheim: 'Ein Himmel voller Verschwörer' in Greenpeace Magazin 5, 2004.
  15. Naymik, Mark: 'Many Kucinich backers are out there – way out', in Cleveland Plain Dealer 12. März 2003. Wörtlich Vorlage:"-en
  16. FPÖ: Parlamentarische Anfrage Nr. 551/J betreffend Freisetzung von Chemikalien in der Atmosphäre zur Beeinflussung des Klimas, 22. März 2007.
  17. Landwirtschaftsministerium Österreich: Beantwortung der parlament. Anfrage Nr. 551/J, 22. Mai 2007.
  18. Bayerische Hagelflieger impfen Gewitterwolken. vero-online.info, 5. Juli 2006, abgerufen am 19. November 2011.