Melinda Nadj Abonji
Melinda Nadj Abonji (ungarisch Nagy Abonyi Melinda, * 22. Juni 1968 in Bečej, SFR Jugoslawien, heute Serbien) ist eine ungarisch-schweizerische Schriftstellerin, Musikerin und Kunstdarbieterin. 2010 gewann sie den Deutschen Buchpreis und den Schweizer Buchpreis.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die in der Stadt Bečej in der Provinz Vojvodina geborene Melinda Nadj Abonji kam mit fünf Jahren aus dem damaligen Jugoslawien in die Schweiz. Ihre Familie hatte zur ungarischen Minderheit in Jugoslawien bzw. Serbien gehört. 1973 mit ihren Eltern in der deutschsprachigen Schweiz angekommen, lernte sie Deutsch als Sprache ihrer neuen Umgebung viel schneller als ihre Eltern, für die sie oft dolmetschen musste.[1] Nadj Abonji beendete ihr Studium an der Universität Zürich 1997 mit dem Lizenziatsgrad. Sie hat inzwischen das Schweizer Bürgerrecht erhalten und lebt seit vielen Jahren in Zürich.
Als Verfasserin literarischer Texte nahm sie 2004 am Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt teil. Sie tritt auch als Solo-Performerin auf, und gemeinsam mit dem Rapper Jurczok 1001 als Musikerin mit Gesang und Geige.[2]
Nadj Abonji ist Mitglied des Verbandes Autorinnen und Autoren der Schweiz. Sie gestaltete schon zahlreiche Auftritte als Textperformerin (Solothurner Literaturtage, Internationales Literaturfestival Berlin, Internationales Literaturfestival Leukerbad, Theater La Fourmi Luzern u. a.). Sie verfasste zahlreiche Beiträge für Literaturzeitschriften (u. a. drehpunkt bei Lenos; manuskripte und entwürfe) und Anthologien.
2010 wurde ihr Roman Tauben fliegen auf veröffentlicht, der auch autobiographische Elemente enthält. In diesem Buch berichtet sie von der Familie Kocsis, Angehörige der ungarischen Minderheit im Norden Serbiens, die nach Zürich übersiedelt. Der Roman wurde mit dem Deutschen Buchpreis 2010 ausgezeichnet. Erstmals ging diese Auszeichnung an eine Buchautorin aus der Schweiz.[2] Für denselben Titel erhielt Nadj Abonji auch den Schweizer Buchpreis 2010.[3]
2017 erschien ihr Roman Schildkrötensoldat,[4] für den sie 2018 den Schillerpreis der Zürcher Kantonalbank erhielt.
Auszeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Kulturelle Auszeichnung des Kantons Zürich 1998.
- Werkbeitrag des Bundesamtes für Kultur 1998.
- Werkjahr der Marianne und Curt Dienemann-Stiftung 1998.
- Stipendium am Literarischen Colloquium Berlin 2000.
- Hermann-Ganz-Preis 2001.
- Werkbeitrag der Cassinelli-Vogel-Stiftung 2001.
- Anerkennungsgabe der Stadt Zürich 2004.
- Werkbeitrag der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia 2006.
- Grenzgänger-Stipendium der Robert Bosch Stiftung.[5]
- Deutscher Buchpreis 2010.[6]
- Schweizer Buchpreis 2010.[7]
- Literatur-Werkjahr der Stadt Zürich 2010.[8]
- Schillerpreis der Zürcher Kantonalbank für ihren Roman Schildkrötensoldat 2018
- Erich-Fried-Preis 2022[9]
Werke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gedruckte Texte (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Der Mann ohne Hals und Canal Grande. In: Renate Nagel, Regula Walser (Hrsg.): Sprung auf die Plattform. Nagel & Kimche, Zürich 1998, ISBN 3-312-00243-5.
- Mensch über Mensch. Texte zu Bildern von Per Traasdahl. Kunstnetzwerk, München 2001, ISBN 3-00-007673-5.
- Im Schaufenster im Frühling. Roman. Ammann, Zürich 2004, ISBN 3-250-60073-3.[10]
- Tauben fliegen auf. Roman. Jung und Jung, Salzburg 2010, ISBN 978-3-902497-78-9.[11]
- Schildkrötensoldat. Roman. Suhrkamp Verlag, Berlin 2017, ISBN 978-3-518-42759-0.
Tonträger
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Voice Beatbox Violin (CD und Kurzprosa, zusammen mit Jurczok 1001). Masterplanet 2006.
- Jenci. Auf der Kompilation Sounds from Home / La Suisse international. faze records 2006.
- Verhören. (gemeinsam mit Balts Nill). Intakt Records 2014.
Theater
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Mond? Mond! Eine chorische Erzählung. Uraufgeführt im Theater 611, Luzern, August 2006.
- Tauben fliegen auf. Uraufgeführt im Luzerner Theater, 10. März 2017.
Rundfunk
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Aus einem Hund wird kein Speck. Radio DRS 2, gesendet am 2. Oktober 2006.
Online-Publikationen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Knopfloch. Ein Einteiler. masterplanet.ch, online seit 20. April 2007
- Und einmal. masterplanet.ch, online seit 20. April 2007
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Melinda Nadj Abonji im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Publikationen von und über Melinda Nadj Abonji im Katalog Helveticat der Schweizerischen Nationalbibliothek
- Literatur von und über Melinda Nadj Abonji im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Kurzbiographie und Angaben zum Werk von Melinda Nadj Abonji bei Literaturport
- Eintrag über Melinda Nadj Abonji im Lexikon des Vereins Autorinnen und Autoren der Schweiz
- Kurzbiografie und Rezensionen zu Werken von Melinda Nadj Abonji bei Perlentaucher
- Webauftritt von Melinda Nadj Abonji und Jurczok 1001
- Nadj Abonji beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb 2004
- Die Künstlerin in Beiträgen von Radio DRS2.
- Gespräch mit der Künstlerin bei der Neuen Zürcher Zeitung vom 23. Dezember 2010.
- Melinda Nadj Abonji. Biografie und Bibliografie auf Viceversa Literatur
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Thomas Andre: Melinda Nadj Abonji: Ankommen in der Sprache. Im Hamburger Abendblatt vom 5. Oktober 2010.
- ↑ a b Überraschung in Frankfurt – Melinda Nadj Abonji erhält Deutschen Buchpreis. Süddeutsche Zeitung vom 5. Oktober 2010.
- ↑ «Herausragendes literarisches Werk» – Schweizer Buchpreis an Melinda Nadj Abonji, Würdigung in der Neuen Zürcher Zeitung, 14. November 2010.
- ↑ Autorin Melinda Nadj Abonji: Der Blick zurück ist notwendig ( vom 12. September 2017 im Internet Archive), Interview in der Luzerner Zeitung, 9. März 2017.
- ↑ Grenzgänger-Programm der Robert Bosch Stiftung ( des vom 21. September 2010 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Pressemeldung ( des vom 19. August 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels vom 4. Oktober 2010, abgerufen am 14. Januar 2011.
- ↑ Schweizer Buchpreis für Nadj Abonji. (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2024. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Radio-Interview mit Felix Schneider, anlässlich der Preisverleihung, abgerufen am 14. November 2010.
- ↑ Kulturelle Auszeichnungen 2010. ( des vom 12. Oktober 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Auf der Website der Stadt Zürich, abgerufen am 2. Dezember 2010.
- ↑ Melinda Nadj Abonji erhält den Erich Fried Preis 2022. In: buecher.at. 14. September 2022, abgerufen am 14. September 2022.
- ↑ Leseprobe aus Im Schaufenster im Frühling. ( vom 31. Oktober 2010 im Internet Archive) Bei lyrikwelt.de, abgerufen am 14. Januar 2011.
- ↑ Andrea Diener: Ein Krieg ist ein Krieg, ein Arbeitslager ist ein Arbeitslager. Buchbesprechung auf FAZ.NET vom 10. September 2010, abgerufen am 14. Januar 2011.
Personendaten | |
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NAME | Nadj Abonji, Melinda |
KURZBESCHREIBUNG | Schweizer Schriftstellerin, Musikerin und Performerin |
GEBURTSDATUM | 22. Juni 1968 |
GEBURTSORT | Bečej |