Neuenschmidten

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Neuenschmidten
Gemeinde Brachttal
Koordinaten: 50° 19′ N, 9° 18′ OKoordinaten: 50° 18′ 53″ N, 9° 17′ 31″ O
Höhe: 182 m ü. NHN
Fläche: 2,27 km²[1]
Einwohner: 744 (Mai 2011)[2]
Bevölkerungsdichte: 328 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Juli 1970
Postleitzahl: 63636
Vorwahl: 06054

Neuenschmidten ist neben Schlierbach, Udenhain, Hellstein, Spielberg und Streiberg einer der sechs Ortsteile der Gemeinde Brachttal im hessischen Main-Kinzig-Kreis und liegt südlich des Vogelsberges. Zu Neuenschmidten gehört auch der kleine, nordwestlich liegende Weiler Schächtelburg.

Geographie

Neuenschmidten grenzt südlich unmittelbar an den Ortsteil Schlierbach, westlich und östlich an Spielberg bzw. Hellstein und nördlich an die Nachbargemeinde Kefenrod,

Geschichte

Mittelalter und Neuzeit

Bereits 1390 gab es am Ort eine Waldschmiede, die im Besitz des vermutlich mit den Herren von Büdingen verwandten Herrn von Lissberg lag[1] Das dort verarbeitete Erz kam aus der Schürfstelle „Schächtelburg“.[3]

Die älteste bekannte Erwähnung von Neuenschmidten erfolgte im Jahr 1276 unter dem Namen „Hinder Schmitten“ in einem Verzeichnis der Grafschaft Isenburg-Büdingen.[1]

Vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert hatte der Ort Waldrecht (Holz- und Huterechte) im Büdinger Wald. Sie gehörte zum Herrschaftsbereich der Grafen von Isenburg. Nördlich des Ortes wurde 1707–1714 ein Hammerbetrieb gegründet, von dem heute noch das Schloss Eisenhammer zeugt. Dieser trug zunächst den Namen Neue Schmiede, daher auch der Ortsname Neuenschmidten[4][5]. Heute befindet sich dort ein kleines Wasserkraftwerk.

Gebietsreform

Am 1. Juli 1970 entstand im Zuge der Gebietsreform in Hessen, durch den freiwilligen Zusammenschluss der selbstständigen Gemeinden Schlierbach, Hellstein und Neuenschmidten, die neue Gemeinde Brachttal.[6] Der Verwaltungssitz befindet sich in Schlierbach. Für Neuenschmidten, wie für alle eingegliederten ehemals eigenständigen Gemeinden von Brachttal, wurde ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet[7].

Einwohnerentwicklung

  • 1529: 10 Häuser[1]
Neuenschmidten: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2011
Jahr  Einwohner
1834
  
285
1840
  
291
1846
  
345
1852
  
321
1858
  
313
1864
  
290
1871
  
279
1875
  
298
1885
  
321
1895
  
374
1905
  
384
1910
  
406
1925
  
473
1939
  
476
1946
  
649
1950
  
662
1956
  
622
1961
  
575
1967
  
606
1970
  
602
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2011
  
744
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: [1]; Zensus 2011[2]

Religionszugehörigkeit

 Quelle: Historisches Ortslexikon[1]

• 1885: 312 evangelische (= 97,20 %), 9 katholische (= 2,80 %) Einwohner
• 1961: 478 evangelische (= 83,13 %), 82 katholische (= 14,26 %) Einwohner

Politik

Ortsbeirat

Für Neuenschmidten besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Neuenschmidten) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[7] Der Ortsbeirat besteht aus fünf Mitgliedern. Seit den Kommunalwahlen 2016 gehören ihm zwei Mitglieder der Freien Wähler, zwei Mitglieder der SPD und ein Mitglieder der CDU an. Der derzeitige Ortsvorsteher ist Bernd Henkel[8].

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Naturdenkmal Tausendjährige Eiche

Kulturdenkmäler

Siehe auch: Liste der Kulturdenkmäler in Brachttal-Neuenschmidten

  • Schloss Eisenhammer, ehemaliges Jagdschloss der Grafen von Isenburg, Verwaltungsgebäude und Weiteres

Naturdenkmäler

Sport und Freizeit

Öffentliche Kneippanlage

Der Rundweg „Wasser von Brachttal“ führt durch Neuenschmidten. Das Schloss Eisenhammer und die Tausendjährige Eiche sind beides Attraktionen des Rundweges, genauso wie eine ebenfalls in Neuenschmidten befindliche, öffentliche Kneippanlage (Standort: 50° 19′ 14,1″ N, 9° 16′ 53,2″ O).

Durch Neuenschmidten führt eine der „Spessartfährten“: Brachttaler Steingut-Panorama. Es ist einer von neun Rundwanderwegen seiner Art und streift, bis auf Udenhain alle Ortsteile Brachttals. Der Wanderweg ist rund 12 km lang, wird als leicht eingestuft und berührt viele Sehenswürdigkeiten der Kommune[10]. In Neuenschmidten sind mehrere Sportvereine beheimatet, darunter der JSV Neuenschmidten[11], mehrfacher deutscher Meister im Einradfahren. Trainiert wird in der Mehrzweckhalle.

Der Judo Club Neuenschmidten[12] trainiert wie der JSV Neuenschmidten ebenfalls in der Mehrzweckhalle. Zudem existiert ein Schützenverein, der in der Sportstätte zum Hasennest trainiert, sowie der TTV Brachttal, ein Tischtennis-Verein, der seine Spiele in der Grundschule Brachttal austrägt.

Infrastruktur und Wirtschaft

Verkehrsanbindung

Straße

Durch den Ort führt die von Lohr kommende und über Birstein nach Mücke führende Bundesstraße 276 sowie die Landesstraße 3443, die eine Verbindung zu den Ortsteilen Hellstein und Udenhain herstellt. Der nächste Autobahnanschluss ist Bad Orb-Wächtersbach (AS 45) an der A 66 (Frankfurt–Fulda).

Bahn

Der nächste Bahnhof befindet sich in Wächtersbach an der Bahnstrecke Fulda–Frankfurt. Hier verkehrt die Regionalbahn, im Bereich WächtersbachFrankfurt im Stundentakt. Der Bahnhof ist behindertengerecht ausgebaut.

Bildung

Ende der 1950er Jahre kamen die damals noch unabhängige Gemeinden Neuenschmidten mit den Nachbargemeinden Hellstein und Schlierbach überein, eine größere „Zentralschule“ zu bauen. Die in den Orten vorhandenen „einklassigen Schulen waren in einem schlechten Zustand“.[13] Die neue Schule lag genau an der Grenze zwischen Neuenschmidten und Schlierbach und wurde am 12. Januar 1961 eingeweiht. Schon bald (1966) erfolgte, wegen des raschen Wachstums der Schülerzahl eine erste Erweiterung; weitere folgten 1990 und 2003.

Die Schule in Schlierbach entwickelte sich nach und nach von einer Schule mit Primar- und Sekundarstufe zu einer reinen Grundschule. Die weiterführende Schule für Neuenschmidten, wie für die anderen Brachttaler Ortsteile ist die im Stadtzentrum Wächtersbachs befindliche kooperative Gesamtschule, die Friedrich-August-Genth-Schule. Sie sind mit Buslinien an dieses Schulzentrum angebunden.

Mehrzweckhalle und Weiteres

Neuenschmidten verfügt über eine Reihe gemeinschaftlicher Einrichtungen. Dazu zählen eine Mehrzweckhalle, die Gemeinschaftsräume der Freiwilligen Feuerwehren, die „Alte Schule“, das „Backhaus“, „Alte Post“ Neuenschmidten und „Alter Konsum“ Neuenschmidten[14]. In der Mehrzweckhalle befindet sich auch eine Gaststätte.

Neben der kommunalen Nutzung können die Einrichtungen auch für private Veranstaltungen aller Art, Familienfeiern, Präsentationen, Seminare und Ähnliches gebucht werden[15].

Freiwillige Feuerwehr

Die Freiwillige Feuerwehr Neuenschmidten hat im Ort einen eigenen Stützpunkt. Gegründet wurde sie im Jahr 1883, im Jahr 2007 kam eine Jugendfeuerwehr und eine Bambinigruppe hinzu. Die Einsatzabteilung besteht aktuell (2020) aus 23 aktiven Kameraden bzw. Kameradinnen, die Jugendfeuerwehr zählt 13 Personen, die Kindergruppe besteht aus 5 Kindern[16]. Die Einsatz- und Gefahrenschwerpunkte liegen, neben den traditionellen Aufgaben bei:

  • der durch den Ort führenden Bundesstraße B 276,
  • der örtlichen Tankstelle,
  • Schloss Eisenhammer.

Unternehmen

Mühlen

  • Schächtelburger Mühle

Neben dem Schürfen von Erz in Schächtelburg und dessen Verarbeitung, gab es in Neuenschmidten auch immer schon das Müllerhandwerk. An einem von der Bracht abzweigenden Betriebsgraben lag die Schächtelburger Mühle. Erstmals wird sie 1390 als Waldschmiede „Schechirburg“ erwähnt. Mit zwei oberschlächtigen Wasserrädern ausgestattet, diente sie sowohl als Getreide-, als auch als Ölmühle. Sie arbeitet seit dem Mittelalter bis in die Neuzeit und überlebte den Dreißigjährigen Krieg unbeschadet.

Nach einem Zusammenbruch der Wasserräder infolge von Eislast 1920 wurden 2 Francis-Schachtturbinen eingebaut. 1963 erfolgte die Stilllegung der Mühle[17][18].

  • Herrenmühle

Die etwas weiter Flussabwärts gelegene Herrenmühle, auch Neumühle genannt, war ebenfalls zweigängig, mit je einem Mahl- und einem Schlaggang[19]. In der Mitte des 17. Jahrhunderts war der Mühlarzt und Mühlenbesitzer von Schlierbach, Claus Eurich, auch gleichzeitig Pächter dieser Herrenmühle. „Die Mühle war zu dieser Zeit bereits Bannmühle für die Orte Neuenschmidten, Spielberg und Streitberg“[20]. Gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges, im September 1646 wurde sie von kaiserlichen und bayerischen Soldaten, ebenso wie die Wächtersbacher Mühlen, niedergebrannt. Mit Unterstützung des Grafen Ludwig Arnold von Isenburg, baute Claus Eurich die Mühle innerhalb von 2 Jahren wieder auf[21].

  • Dorfmühle

Die Dorfmühle ist die unterste der drei Mühlen in Neuenschmidten. „Wahrscheinlich hat sie bereits vor 1600 bestanden“[22]. Ludwig Naumann, der Besitzer der Mühlen zu Beginn des 17. Jahrhunderts war gleichzeitig Pächter der Neumühle, zu der die Bewohner von Neuenschmidten die Bannpflicht hatten. In der der Statistiküber Mühlen für die Jahre 1910 – 1933 wird sie als Mahl- und Ölmühle mit zwei oberschlächtigen Wasserrädern geführt, die eine Betriebszeit von 300 Tagen pro Jahr aufwies.

Wind- und Wasserkraft

In Neuenschmidten hat die Firma Renertec-GmbH, ihren Stammsitz. Sie ist in der Sparte regenerative Energiegewinnung tätig, vor allem in den Bereichen Wind- und Wasserkraft[23].

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Neuenschmidten, Main-Kinzig-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2019). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. a b Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,9 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt;
  3. Gudrun Kauck, Schloss Eisenhammer
  4. Jürgen Ackermann, „Die Errichtung des "Eisenhammers" bei Neuenschmidten in den Jahren 1707-1714“, Heimat- und Geschichtsverein Wächtersbach „Sammlungen zur Geschichte von Wächtersbach“, 1990
  5. applicate: Schloss Birstein Landkarten und Luftaufnahmen «GeoMapedia». Abgerufen am 13. März 2017.
  6. Zusammenschluß der GemeindenHellstein, Neuenschmidten und Schlierbach im Landkreis Gelnhausen zu der neuen Gemeinde „Brachttal“ vom 11. Juni 1970. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1970 Nr. 26, S. 1300, Punkt 1227 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 7,6 MB]).
  7. a b Hauptsatzung. (PDF; 20 kB) § 5. In: Webauftritt. Gemeinde Brachttal, abgerufen im Oktober 2020.
  8. „Bürgerlisten für die sechs Ortsbeiräte der Brachttaler Ortsteile“, Vorsprung, Nachrichten aus der Region Main-Kinzig, Mo. 14. Dezember 2020"
  9. Eintrag im Verzeichnis Monumentaler Eichen. Abgerufen am 10. Januar 2017.
  10. Spessartfährte "Brachttaler Steingut-Panorama"
  11. Jugend- und Sportverein Neuenschmidten 1921 e.V.
  12. Judo-Club Neuenschmidten e.V.
  13. Grundschule Brachttal
  14. Mehrzweckhalle Neuenschmidten
  15. Brachttal Dorfgemeinschaftshäuser
  16. Freiwillige Feuerwehr Neuenschmidten
  17. Willi Klein, „Zur Geschichte des Mühlenwesens im Main-Kinzig-Kreis“, Im Selbstverlag des Hanauer Geschichtsvereins 1844 e.V. und der Wetterauischen Gesellschaft für die gesamte Naturkunde zu Hanau, gegr. 1808 e.V., Hanau 2003, S. 173
  18. Schächtelburg, Main-Kinzig-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 9. Februar 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  19. „Bis 1968 drehte sich das Rad – Die Obermühle an der Straße nach Wittgenborn“, Gelnhäuser Tageblatt, 22. August 2015
  20. Willi Klein, „Zur Geschichte des Mühlenwesens im Main-Kinzig-Kreis“, Im Selbstverlag des Hanauer Geschichtsvereins 1844 e.V. und der Wetterauischen Gesellschaft für die gesamte Naturkunde zu Hanau, gegr. 1808 e.V., Hanau 2003, S. 240-243
  21. Jürgen Ackermann, „Es klappert die Mühle … - Zur Geschichte der Mühlen in Wächtersbach“, Sammlung Geschichte Wächtersbach, 41 L., Januar 2003, Nr. 268, ISSN 0931-2641, S. 6
  22. Willi Klein, „Zur Geschichte des Mühlenwesens im Main-Kinzig-Kreis“, Im Selbstverlag des Hanauer Geschichtsvereins 1844 e.V. und der Wetterauischen Gesellschaft für die gesamte Naturkunde zu Hanau, gegr. 1808 e.V., Hanau 2003, S. 243-244
  23. Renertec GmbH

Literatur

  • Jürgen Ackermann, „Die Errichtung des "Eisenhammers" bei Neuenschmidten in den Jahren 1707-1714“, Heimat- und Geschichtsverein Wächtersbach (Hrsg.): „Sammlungen zur Geschichte von Wächtersbach“, Bde. I–V, Wächtersbach 1984–2012

' Willi Klein, „Zur Geschichte des Mühlenwesens im Main-Kinzig-Kreis“, Im Selbstverlag des Hanauer Geschichtsvereins 1844 e.V. und der Wetterauischen Gesellschaft für die gesamte Naturkunde zu Hanau, gegr. 1808 e.V., Hanau 2003

  1.  Info: Bitte auf Vorlage:HessBib umstellen, um auch nach 2015 erfasste Literatur zu selektieren!