Spreewaldkahn
Spreewaldkahn ist die Bezeichnung für einen flachgehendes, mit einem „Rudel“ zu bewegendes Boot, das in den Fließen und Kanälen des Spreewalds häufig anzutreffen ist und dort lange Zeit als hauptsächliches Verkehrsmittel diente.
Maße
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Spreewaldkahn ist als flaches Gleitboot mit einer maximalen Länge von 9,50 Metern und einer maximalen Breite von 1,90 Metern konzipiert. Der Bug ist breiter als das Heck. Daraus ergibt sich die Möglichkeit, vergleichbar mit einem Landungsboot, vom Fließ aus „auf die Wiese“ zu fahren. Während die ursprünglichen Spreewaldkähne aus Holz gefertigt sind, werden in neuerer Zeit vermehrt Stahlblech und Aluminium als Materialien eingesetzt.
Die Lebensdauer eines Holzkahnes beträgt durch das Verbot verschiedener Holzschutzmittel nur noch ca. 15 Jahre, Kähne aus Stahlblech oder Aluminium halten dagegen mindestens 50 Jahre, bei geringeren Anschaffungskosten.
Inzwischen sind auch zwei behindertengerechte Spreewaldkähne in Dienst gestellt worden.[1]
Rechtliches zu Bau und Ausrüstung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Bau und die Ausrüstung von Spreewaldkähnen ist in einer „Richtlinie für den Bau und die Ausrüstung von Spreewaldkähnen, Bekanntmachung des Ministeriums für Stadtentwicklung, Wohnen und Verkehr des Landes Brandenburg vom 2. Februar 2004 (ABl. 2004, S. 114)“ verbindlich geregelt.[2]
Als Personenkahn gilt ein „Spreewaldkahn, der der gewerbsmäßigen Beförderung von Personen gegen Entgelt dient; eine Beförderung von mehr als acht Personen mit einem Spreewaldkahn gilt unabhängig vom Entgelt als gewerbliche Beförderung.“ (§2.2. der o. g. Richtlinie)
Befahrensregelungen im Spreewald
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Spreewald ist ein Biosphärenreservat und deshalb gilt ein generelles Befahrensverbot. Einzelne Fließe sind jedoch vom Befahrensverbot für Spreewaldkähne mit Antriebsmaschine freigestellt. Weitere festgelegte Fließe dürfen mit einer erteilten Ausnahmegenehmigung von motorbetriebenen Spreewaldkähnen befahren werden. Auch Nachtfahrten sind nur eingeschränkt möglich. Der Einsatz von Personenkähnen mit und ohne Antriebsmaschine ist in der Nachtzeit nicht gestattet, allerdings ermöglicht ein Erlass der Naturschutzbehörde für Spreewaldkähne mit Personentransport in ausgewählten Fließe die Fahrt ohne Antriebsmaschine bis 0:00 Uhr. Auch ist die Nutzung von Spreewaldkähnen ohne Antriebsmaschine in der Nachtzeit durch Anwohner zu nicht gewerblichen Zwecken möglich.[3]
Bedeutung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mit dem Anlegen des Straßennetzes verlor der Kahn im Spreewald seine Bedeutung als Haupttransportmittel. Heutzutage besteht seine hauptsächliche Nutzung darin, Touristen den Spreewald vom Wasser aus bekannt zu machen. Für schwer erreichbare Felder wird der Kahn für das Transportieren von Ernte und Erntefahrzeugen heute noch benutzt.
Im März 2023 wurden der „Bau und die Nutzung des Spreewaldkahns“ auf Grundlage der eingereichten Bewerbung des Spreewaldvereins in das Bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Deutschland aufgenommen.[4]
Postzustellung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Spreewald wird im Zustellbezirk Lübbenau-Lehde nach alter Tradition auch die Post – zumindest in der eisfreien Zeit – mit einem Spreewaldkahn zugestellt.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Brandenburg muß auch behindertengerechten Tourismus anbieten. ( vom 16. Juni 2007 im Webarchiv archive.today)
- ↑ Richtlinie für den Bau und die Ausrüstung von Spreewaldkähnen. Brandenburgisches Vorschriftensystem, abgerufen am 17. März 2022.
- ↑ Befahrensregelung für das Biosphärenreservat Spreewald. ( vom 14. Januar 2016 im Internet Archive)
- ↑ Bau und Nutzung des Spreewaldkahns. In: Bundesverzeichnis immaterielles Kulturerbe. Deutsche UNESCO-Kommission, Bonn 2023, ISBN 978-3-947675-32-6, S. 25. Abgerufen am 17. März 2023.