Ühlingen-Birkendorf

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Wappen Deutschlandkarte
Ühlingen-Birkendorf
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Ühlingen-Birkendorf hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 47° 43′ N, 8° 19′ OKoordinaten: 47° 43′ N, 8° 19′ O
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Freiburg
Landkreis: Waldshut
Höhe: 644 m ü. NHN
Fläche: 77,08 km2
Einwohner: 5456 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 71 Einwohner je km2
Postleitzahl: 79777
Vorwahlen: 07743, 07747
Kfz-Kennzeichen: WT, SÄK
Gemeindeschlüssel: 08 3 37 128
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Kirchplatz 1
79777 Ühlingen-Birkendorf
Website: www.uehlingen-birkendorf.de
Bürgermeister: Tobias Gantert
Lage der Gemeinde Ühlingen-Birkendorf im Landkreis Waldshut
KarteAareLandkreis Breisgau-HochschwarzwaldLandkreis LörrachLandkreis KonstanzLandkreis TuttlingenSchwarzwald-Baar-KreisAlbbruckBad SäckingenBernau im SchwarzwaldBonndorf im SchwarzwaldDachsberg (Südschwarzwald)DettighofenDogernEggingenGörwihlGrafenhausenHäusernHerrischriedHöchenschwandHohentengen am HochrheinIbach (Schwarzwald)JestettenKlettgau (Gemeinde)KüssabergLauchringenLaufenburg (Baden)LottstettenMurg (Hochrhein)Rickenbach (Hotzenwald)St. BlasienStühlingenTodtmoosÜhlingen-BirkendorfWaldshut-TiengenWehr (Baden)Weilheim (Baden)Wutach (Gemeinde)WutöschingenSchweizRhein
Karte
Ühlingen-Birkendorf auf einer Luftaufnahme vom 31. Januar 2015. Vorne Berau, dahinter von links nach rechts Hürrlingen, Riedern am Wald und Ühlingen.

Ühlingen-Birkendorf ist eine Gemeinde im Landkreis Waldshut in Baden-Württemberg.

Die damalige Gemeinde Birkendorf war im Jahre 1973 Bundessieger im Wettbewerb Unser Dorf soll schöner werden.

Geographie

Geographische Lage

Ühlingen-Birkendorf liegt am Südhang des Schwarzwalds zwischen 450 und 1000 Meter Höhe, etwa 15 km von der Kreisstadt Waldshut-Tiengen entfernt. Das Gemeindegebiet erstreckt sich über die vier Täler der Schwarza im Westen über die Mettma und die Schlücht bis hin zur Steina im Osten (Ausdehnung Nord-Südrichtung 10 km, West-Ostrichtung 15 km) und ist somit eine typische Flächengemeinde.

Nachbargemeinden

Die Gemeinde grenzt im Norden an Bonndorf im Schwarzwald, im Osten an die Stadt Stühlingen und Eggingen, im Süden an Wutöschingen und Waldshut-Tiengen und im Westen an Weilheim, Höchenschwand und Grafenhausen.

Gemeindegliederung

Die Gemeinde Ühlingen-Birkendorf besteht aus den acht Ortsteilen Berau, Birkendorf, Brenden, Hürrlingen, Obermettingen, Riedern am Wald, Ühlingen und Untermettingen mit insgesamt 43 Dörfern, Weilern, Zinken, Höfen und Häusern.

Die Ortsteile sind räumlich identisch mit den früheren Gemeinden gleichen Namens, ihre offizielle Benennung erfolgt in der Form „Ühlingen-Birkendorf, Ortsteil …“. Die Ortsteile bilden zugleich sowohl Wohnbezirke als auch Ortschaften im Sinne der baden-württembergischen Gemeindeordnung mit jeweils eigenem Ortschaftsrat und Ortsvorsteher als dessen Vorsitzender.[2]

Im Gebiet des Ortsteils Berau liegen die Wüstungen Bürgeln und Heidentor. In Birkendorf mit Vogelsang aufgegangen ist die Ortschaft Vogelsang, des Weiteren liegt die Wüstung Rombach im Ortsteil Birkendorf. Im Ortsteil Untermettingen liegt die nicht lokalisierte jedoch vermutete Wüstung Rudolfsberg, des Weiteren liegt im Ortsteil die vielleicht mit Endermettingen identische Ortschaft Hofwies.[3]

Geschichte

Birkendorf

Die Herren von Birkendorf erbauten vermutlich im 12. Jahrhundert die Burg Birkendorf. 1530 gelangte Birkendorf zusammen mit Grafenhausen im Tausch gegen Beggingen und Schleitheim von der Stadt Schaffhausen an die Landgrafschaft Stühlingen.[4]

Berau

Der Ortsteil Berau liegt auf einem Südplateau oberhalb des Schlüchttals. Wie Birkendorf, so geht auch dieser Ortsteil vermutlich auf eine Burg aus dem 12. Jahrhundert zurück. Diese Burg Berauerhorn war vermutlich von den Herren von Berau errichtet worden.

Zu Zeiten des St. Blasianischen Abtes Rustans (1108–1125), so schreibt Abt Caspar I. in seiner Chronik, lebte auf dem Berauer Berg der Ritter Gottfried von Berau. Er übergab dem Kloster St. Blasien alle seine Besitzungen. Das geschah um 1110. Von 1240 bis 1247 war Arnold von Berau Abt in St. Blasien. Die Ritter von Berau führten im Wappen drei schwarze Bärenköpfe.

Das Frauenkloster von St. Blasien wurde daraufhin (1110) nach Berau verlegt und verblieb dort sieben Jahrhunderte. Die erste Klosterkirche St. Nikolaus wurde am 4. Juli 1117 vom Bischof von Trier eingeweiht. Das Kloster Berau (und die erweiterte Kirche) St. Nikolaus wurde 1147 durch Bischof Hermann von Konstanz eingeweiht. Die ersten Päpstlichen Bestätigungen erhielt das Kloster Berau 1120 durch Calixt II., 1140 von Innocenz II., 1157 von Hadrian IV., und 1178 von Alexander III. Im Jahr 1126 wurde es von König Lothar bestätigt. Unter den Äbten Berthold I. und Günther von St.Blasien erlebte das Kloster seine Blütezeit. 1157 gehören die Kirche zu Berau und Neukirch, und seit 1179 die Kirche von Schwerzen zu Berau. Adlige Damen nahmen den Schleier so unter anderen Witwe Ita von Kaltenbach, deren Gemahl, Werner von Kaltenbach die Propstei Bürgeln begründet hat, und Luitgard von Bogen. Ursprünglich gehörte das Vogtrecht den Herren von Eschenbach. Agnes von Eschenbach war mit Graf Mangold von Nellenburg verheiratet, er verkaufte das Vogtrecht um 135 Mark Silber 1448 an die Familie am Stad von Schaffhausen. 1478 erwarb St. Blasien alle Rechte. Berau gehörte nach der Aufteilung des Reiches von Karl der Große zum Alpgau, damit zur Landgrafschaft Stühlingen (Grafen von Lupfen). 1612 erwarb Abt Martin I. von St. Blasien die Herrschaft von Reichserbmarschall Maximilian von Pappenheim.

Nach der Zerstörung der Burg Gutenburg 1640 wurde Berau zur Obervogtei Gurtweil unterstellt (die Herrschaft war aber St. Blasien). Mehrmals brannte das Kloster ab, wurde aber durch Schenkungen des umliegenden Adels immer wieder erneuert, so waren die Krenkingen, die Im Thurn, die von Schellenberg, die von Grießen (Klettgau), die von Lupfen und von Reischach, Wohltäter des Klosters, das nicht mehr als 40 Nonnen beherbergen durfte (1370).

Riedern am Wald

Denkmal für die 1813–1814 im ehemaligen Kloster am Nervenfieber gestorbenen 700 österreichischen Soldaten der Schwarzenbergischen Armee

In einer Königsurkunde, die heute im Staatsarchiv Frauenfeld aufbewahrt wird, bestätigt König Konrad III. am 7. Januar 1152, dass von einem Edlen und Freien Mann namens Marcwardus eine Cella in Tiezelenheim, dem heutigen Detzeln gegründet worden sei. Die Brüder sollten nach der Regel des Heiligen Augustinus leben. Als Schutzvögte wurden die Herren von Krenkingen eingesetzt.[5] Die Klause befand sich vermutlich in der Nähe des heutigen Klausenhof. Ab 1166 wurde die Klause nicht mehr erwähnt, der ehemalige Standort blieb jedoch bis zur Aufhebung im Besitz des Klosters.

Damit ist die Gründung des nachmaligen Augustinerchorherren – Klosters St. Leodegar in Riedern am Wald bestätigt, dies erfolgte aber nicht in Riedern am Wald, sondern in „Tezzilnheim“ heute Detzeln, ein Ortsteil von Waldshut-Tiengen. Die Zelle mag zunächst nur eine kleine Klausur und die Kapelle umfasst haben. Das Kloster stand unter dem Schutz der Krenkinger, der erste Abt wird 14 Jahre nach der Gründung genannt: Abt Gerlo von Detzeln.

Im Jahr 1214 wird in einer Urkunde von Papst Innozenz III. erstmals das Kloster Riedern am Wald genannt. 1639 kam das Vogteirecht von den Lupfen auf die Pappenheim. Auf diese folgten die Fürsten von Fürstenberg.

Am 16. Juli 1740 gegen 13 Uhr brannte das Kloster ab. Danach erfolgte der Wiederaufbau mit Hilfe des Augustinerchorherrenstiftes Kloster Kreuzlingen, unter dem Abt Johann Baptist Dannegger welches fortan auch rechtlich das Sagen hatte. Am 30. Juni 1749 erfolgte die Einweihung der neuerbauten Gebäude durch den Weihbischof von Konstanz und Titularbischof von Domitiopolis, Graf Franz Carl Joseph Fugger.[6] Das Kloster St. Leodegar war durch das Stift in Kreuzlingen in Schweizer Hand und konnte daher 1803 nicht aufgehoben werden, doch entschloss man sich 1812 zum Verkauf an Privatleute. Es wurden das Klostergebäude und die Kirche in neuester Zeit wieder renoviert.

Gleichzeitig bestand auch ein kleines Frauenkloster genannt die untere Propstei, erbaut 1670, es wurde 1803 aufgehoben.

Ühlingen

Der Ortsteil Ühlingen feierte im Jahr 2016 sein 1200-jähriges Bestehen.

Eingemeindungen

Im Zuge der Gemeindegebietsreform in Baden-Württemberg wurden folgende bis dahin selbstständige Gemeinden nach Ühlingen eingemeindet:

  • 1. Juli 1971: Hürrlingen[7]
  • 1. Juli 1972: Obermettingen[7]
  • 1. Dezember 1972: Riedern am Wald[7]
  • 1. Januar 1974: Untermettingen[8]
  • 1. Januar 1975: Berau, Birkendorf und Brenden[8]

Am 1. Januar 1975 wurde Ühlingen in Ühlingen-Birkendorf umbenannt.[8]

Wappen der ehemaligen Gemeinden

Politik

Verwaltungsverband

Die Gemeinde ist Sitz des Gemeindeverwaltungsverbands „Oberes Schlüchttal“, dem Grafenhausen und Ühlingen-Birkendorf angehören.

Gemeinderat

Partnerschaft der Gemeinde Machecoul-Saint-Même/Frankreich mit der Gemeinde Ühlingen-Birkendorf, Tafel in Machecoul zum 40-jährigen Bestehen

In Ühlingen-Birkendorf wurde der Gemeinderat 2019 erstmals nach der 2016 beschlossenen Abschaffung der unechten Teilortswahl neu gewählt.[9] Der Gemeinderat in Ühlingen-Birkendorf umfasst derzeit 18 gewählte ehrenamtliche Gemeinderäte und den Bürgermeister als Vorsitzendem. Der Bürgermeister ist im Gemeinderat stimmberechtigt. Die Kommunalwahl am 26. Mai 2019 führte zu folgendem Endergebnis:[10]

Parteien und Wählergemeinschaften %
2019
Sitze
2019
%
2014
Sitze
2014
Kommunalwahl 2019
 %
70
60
50
40
30
20
10
0
62,2 %
37,8 %
Gewinne/Verluste
im Vergleich zu 2014
 %p
 12
 10
   8
   6
   4
   2
   0
  −2
  −4
  −6
  −8
−10
−12
+11,4 %p
−11,4 %p
FWG Freie Wählergemeinschaft 62,2 11 50,8 9
CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands 37,8 7 49,2 9
gesamt 100,0 18 100,0 18
Wahlbeteiligung 64,6 % 56,1 %

Gemeindepartnerschaften

Die Gemeinde Ühlingen-Birkendorf unterhält seit 1973 partnerschaftliche Beziehungen zu Machecoul-Saint-Même in der Region Pays de la Loire in Frankreich. 1992 ist sie außerdem eine Partnerschaft mit Asahi-son in der Präfektur Yamaguchi im Süden der japanischen Hauptinsel Honshū eingegangen; Asahi wurde jedoch am 6. März 2005 nach Hagi eingemeindet (jetzt Akiragi-chiku und Sasanami-chiku innerhalb Hagis). Auf einer von der Botschaft Japans veröffentlichten Liste japanisch-deutscher Gemeindepartnerschaften ist Ühlingen-Birkendorf zusammen mit Hagi aufgeführt;[11] auf der Partnergemeindenliste Ühlingen-Birkendorfs hingegen findet sich „Asahi“ statt „Hagi“.[12]

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Gemeinde

Mit der Gemeinde verbundene Personen

Literatur

  • Bürgermeisteramt Berau: Berau im südlichen Schwarzwald,1969
  • Katholische Kirchengemeinde St.Leodegar: Pfarrkirche St.Leodegar Riedern am Wald, Festschrift zur 250 Jahr Feier, mit Beiträgen von Wolfgang Irtenkauf, Helmut Maurer und Hans Jakob Wörner, 1993.
  • Josef Kaiser: Birkendorf, 90 Jahre Heimat, 60 Jahre Tourismus, 12 Jahre Rothauser Land. Der Weg des Schwarzwalddorfes Birkendorf vom 20. in das 21. Jahrhundert, Ühlingen-Birkendorf 2015. ISBN 978-3-00-050235-4.
Commons: Ühlingen-Birkendorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2023 (CSV-Datei) (Hilfe dazu).
  2. Hauptsatzung. Abgerufen am 28. Mai 2019.
  3. Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band VI: Regierungsbezirk Freiburg Kohlhammer, Stuttgart 1982, ISBN 3-17-007174-2. S. 999–1004
  4. grafenhausen.de: Geschichte. Abgerufen am 21. Juli 2012
  5. Thurgauer Urkundenbuch, Band 2. S. 107–108
  6. Katholische Kirchengemeinde: Pfarrkirche St. Leodegar Riedern am Wald, 1993
  7. a b c Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 505 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  8. a b c Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 523 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  9. Badische Zeitung: Abschied von Unechter Teilortswahl - Grafenhausen - Badische Zeitung. Abgerufen am 12. September 2019.
  10. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Ergebnisse der Gemeinderatswahlen 2019
  11. Liste japanisch-deutscher Gemeindepartnerschaften
  12. Partnergemeindenliste Ühlingen-Birkendorfs (Memento vom 1. September 2015 im Internet Archive)