Die alten Knacker
Die alten Knacker | |
Originaltitel | Les Vieux Fourneaux |
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Genre | Komödie, Drama |
Autor | Wilfrid Lupano |
Zeichner | Paul Cauuet |
Verlag | Dargaud |
Erstpublikation | Apr. 2014 – |
Ausgaben | 7 |
Die alten Knacker (frz. Les Vieux Fourneaux) ist eine bisher siebenteilige französische Comicserie von Wilfrid Lupano (Autor) und Paul Cauuet (Zeichner). Ein achter Teil ist für 2025 angekündigt.[1] Die Serie gewann den Publikumspreis des Comicfestivals von Angoulême 2015.
Der Stoff wurde 2018 erfolgreich verfilmt (Les Vieux Fourneaux), mit Pierre Richard als Pierrot, Roland Giraud als Antoine, Eddy Mitchell als Émile und Alice Pol als Sophie,[2] als Fortsetzung wurde 2022 Band 5 verfilmt.[3]
Handlung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Band 1: Die übrig bleiben (Ceux qui restent)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Pierrot, Mimile und Antoine, sind drei Franzosen, die die 70 bereits überschritten haben. Sie sind seit ihrer Kindheit befreundet. Die drei haben sich ihr Leben lang gegen die Obrigkeit aufgelehnt und haben immer noch eine revolutionäre Einstellung gegen alles, was sie als Establishment empfinden. Als Antoine erfährt, dass seine verstorbene Frau ihn mit dem Boss seiner Firma betrogen hat, beschließt er, ein Verbrechen aus Leidenschaft zu begehen: Er will in die Toskana fahren, um den Firmentycoon zu ermorden. Seine Enkelin Sophie und seine Freunde folgen ihm, um ihn aufzuhalten.
In der Toskana angekommen, findet Antoine seinen ehemaligen Boss als einen an Alzheimer erkrankten Tattergreis vor und bringt es nicht fertig, ihm Leid zuzufügen. Der geistig Umnachtete gibt der Enkelin den Code für ein illegales Offshore-Konto über 90 Millionen Euro.
Band 2: Bonny und Pierrot (Bonny and Pierrot)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sophie schickt Pierrot anonym einen Batzen Geld, den sie vom illegalen Konto des Firmentycoons abgezogen hat. Sie setzt unwissentlich den Namen einer Geliebten Pierrots unter den Brief, was dazu führt, dass dieser eine Suche nach der Frau beginnt, die ihn fast zur Verzweiflung bringt. Die Geschichte macht Ausflüge in die Vergangenheit, wobei der Protest gegen den Algerienkrieg und Papon thematisiert wird. Außerdem war Pierrot mit seiner Geliebten im Stile von Bonnie und Clyde an einem Banküberfall beteiligt. Sophie bereut ihre Aktion und sieht sich gezwungen, eine drastische Aktion zu starten: Sie begeht einen anarchistischen Spaßüberfall auf eine Aktionärsversammlung, wo sie zwei Mehlbomben zündet. Für die Bomben hat sie eine sogenannte „Schafskanone“ adaptiert, die drei Jungs nach Anleitung aus dem Internet gebaut hatten.
Band 3: Der, der geht (Celui qui part)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der dritte Band beschäftigt sich im Wesentlichen mit Mimile, der einen Teil seines Lebens im Pazifik verbracht hat, wo er auf Schatzsuche ging. Dort fand er schließlich auch einen Schatz, aber seine Geld- und Abenteuergier führte dazu, dass ein guter Freund schwer verstümmelt wurde. Sophie erfährt von einem Geheimnis aus der Jugend der drei Protagonisten, das diese lieber für sich behalten hätten: In ihrer Jugend ruinierten sie das Leben eines Mädchens durch Mobbing, bösartige Streiche und Rufmord. Die Mutter des Mädchens hatte während der deutschen Besatzung angeblich eine Liebschaft mit einem deutschen Soldaten gehabt und Pierrot, Mimile und Antoine, die sich später als Sprachrohr der Unterdrückten ansahen, begannen das Leben der Tochter zu zerstören.
Parallel dazu erfährt man, dass sich Pierrot mit zwei weiteren Mitgliedern seines anarchistischen Kollektivs gegen das Bienensterben engagiert hat, mit einer Aktion, die von Sophies Spaßüberfall auf die Aktionärsversammlung aus Band 2 inspiriert war. Sie wurden aber von der Polizei geschnappt und müssen in der Folge fürchten, den Stützpunkt ihres Kollektivs zu verlieren.
Band 4: Die Zauberin (La Magicienne)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im vierten Band rückt die Enkelin von Antoine, Sophie, in den Mittelpunkt der Geschichte. Neben ihrer Beschäftigung als Puppenspielerin in ihrem fahrenden Theater Der Wolf im Slip kümmert sie sich als alleinerziehende Mutter um ihre Tochter, wobei sie von Antoine unterstützt wird. Als der Pharmakonzern Garan-Servier seine Niederlassung in ihrem ländlichen Heimatort vergrößern will, wodurch in der strukturschwachen Region neue Arbeitsplätze geschaffen würden, werden auf dem geplanten Baugebiet Eier der seltenen Großen Sägeschrecke (im Französischen „gezackte Zauberin“ genannt) gefunden.[4] Sofort besetzen Umweltaktivisten das Land, um den Ausbau zu verhindern. Antoine, der sich um die Zukunft seiner Enkelin sorgt, wenn Garan-Servier aus der Region wegziehen sollte, versucht den Protest zu verhindern. Sein Freund Pierrot ist jedoch vollkommen anderer Meinung und reist mit einer Gruppe greiser Anarchisten aus Paris an, um den Widerstand zu unterstützen. Währenddessen kommt Sophie einem Geheimnis über ihren Vater auf die Spur und verliebt sich ungewollt in den Leiter des Aktivistenlagers, der auf einem benachbarten Gutshof biologische Landwirtschaft betreibt.
Band 5: Reif fürs Asyl (Bons pour l'asile)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Handlung spielt wieder in Paris. Pierrot nimmt wieder an einer anarchistischen Aktion teil und landet auf der Polizeiwache. Dort trifft er auf eine schwarze Französin, die er als Sozialarbeiter von der schiefen Bahn abgebracht hat. Dass sie jetzt als Polizistin arbeitet, schockiert ihn etwas. Antoine findet seinen Sohn und wird von Sophie dazu genötigt, Zeit mit ihm und seiner Enkelin zu verbringen. Beide kommen sich dabei etwas näher. Mimile möchte zu einem Rugby-Match Frankreich-Australien gehen, hat jedoch Schwierigkeiten, seine Freunde davon zu überzeugen, ihn zu begleiten. Diese drei Geschichten sind mit dem sozialen Management der Migrationsfrage verwoben. Beim Rugby-Match protestiert Mimile schließlich vor einem Millionenpublikum gegen die australischen Internierungslager für Flüchtlinge auf Nauru, in dem er seinen nackten Hintern zeigt. Dabei rezitiert er die fünfte Zeile der Nationalhymne von Nauru im Original. Für die anderen alten Knacker und Anarchisten wird er dadurch zum Helden.
Band 6: Der Guyana-Fetisch (L'Oreille bouchée)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mimile lädt Pierrot und Antoine zu einer Reise in den tiefsten Dschungel von Französisch-Guayana ein, ohne ihnen den Grund dafür zu erklären. Während sie an einem verrückten Theaterstück teilnehmen, in dem es um die Missetaten der Chrematistik geht, entdecken die drei Freunde die Schönheit der Natur, die durch den Bergbau und die Umweltverschmutzung weitgehend geschwächt und zerstört ist. Gleichzeitig lassen die alten Herren auch ihre Kindheitsträume wieder aufleben.
Band 7: Heiß wie das Klima (Chauds comme le climat)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Pierrot, Mimile und Antoine stellen sich auf ihre Art dem Klimawandel. Antoine, der bei einer Demonstration in Paris verletzt wurde, kehrt nach Hause zurück, um an der Beerdigung seines alten Feindes Armand Garan-Servier teilzunehmen. Kurz darauf vernichtet eine Brandstiftung mehrere Gebäude und den Wald, der an das Dorf grenzt. Während Antoine und Pierrot die Ermittlungen leiten und dabei von Überraschung zu Enttäuschung eilen, versuchen Sophie und Mimile, ihre Nachbarin, die jähzornige Bäuerin Berthe, die seit dem Brand kein Dach mehr über dem Kopf hat, unterzubringen. Gleichzeitig beginnt für den Sohn Garan-Servier eine Zeit der Unsicherheit über seine Rolle in der Firma und in der Gesellschaft.
Veröffentlichungsgeschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Autor Wilfrid Lupano plante ursprünglich, die Serie mit sechs Bänden abzuschließen, hatte sich aber nicht final darauf festgelegt.[5] In Frankreich sind bisher sieben Alben des Comics beim Verlag Dargaud erschienen.[6]
- Ceux qui restent, vom 11. Apr. 2014, ISBN 978-2-505-01993-0
- Bonny and Pierrot, vom 24. Okt. 2014, ISBN 978-2-505-06163-2
- Celui qui part, vom 13. Nov. 2015, ISBN 978-2-505-06352-0
- La Magicienne, vom 10. Nov. 2017, ISBN 978-2-505-06542-5
- Bons pour l'asile, vom 9. Nov. 2018, ISBN 978-2-505-07141-9
- L'Oreille bouchée, vom 6. Nov. 2020, ISBN 978-2-505-08336-8
- Chauds comme le climat, vom 4. Nov. 2022, ISBN 978-2-505-11365-2
In deutscher Übersetzung erscheint die Serie beim Splitter Verlag.
- Die übrig bleiben, vom August 2015, ISBN 978-3-95839-147-5
- Bonny and Pierrot, vom Dezember 2015, ISBN 978-3-95839-148-2
- Der, der geht, vom Februar 2016, ISBN 978-3-95839-149-9
- Die Zauberin, vom Oktober 2017, ISBN 978-3-95839-150-5
- Reif fürs Asyl, vom Januar 2019, ISBN 978-3-96219-216-7
- Der Guyana-Fetisch, vom November 2020, ISBN 978-3-96219-217-4
- Heiß wie das Klima, vom 23. Nov. 2022, ISBN 978-3-98721-082-2
Der Wolf im Slip
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Spin-off-Serie in Bilderbuchform, die inhaltlich das Marionettentheater von Lucette/Sophie wiedergibt. Text von Wilfrid Lupano, Zeichnung von Mayana Itoïz (mit Paul Cauuet für den ersten Band). Bis 2022 erschienen 8 Bände.[7]
Rezeption
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die alten Knacker gewannen den Publikumspreis des Comicfestivals von Angoulême 2015. Mit über 500.000 verkauften Exemplaren in Frankreich war die Serie auch ein Verkaufserfolg für Dargaud.[8] Andreas Platthaus lobte den Humor, die Präzision der Milieuschilderung, die Situationskomik und die Genauigkeit der Dekors.[9]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Informationen und Leseprobe beim Splitter Verlag
- Website von Dargaud zur Serie (französisch)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ https://www.splitter-verlag.de/alten-knacker-8.html
- ↑ https://www.imdb.com/title/tt7654890/ Eintrag in der IMDb
- ↑ https://www.imdb.com/title/tt19858178/ IMDb-Eintrag
- ↑ vgl. Anmerkung in Band 4, S. 9
- ↑ Ein Cocktail aus Comic und Graphic Novel - Kritik zu Band 4 und Interview mit Wilfrid Lupano in der Sendung Corso des Deutschlandfunks.
- ↑ Les vieux Fourneaux – französische Originalausgabe
- ↑ Der Wolf im Slip. Abgerufen am 16. Oktober 2024.
- ↑ Les Vieux fourneaux, véritable phénomène de librairie. Dargaud.com, 11. Januar 2016, abgerufen am 4. Juni 2016 (französisch).
- ↑ Knackig diese alten Knacker - Kritik in der FAZ.