Gottlobit

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Gottlobit
Gottlobit (orange) aus der „Grube Glückstern“, Gottlob, Thüringen
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1998-066[1]

IMA-Symbol

Got[2]

Chemische Formel
  • CaMg(VO4)(OH)[1]
  • CaMg[OH|(VO4,AsO4)][3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Phosphate, Arsenate, Vanadate
System-Nummer nach
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VII/B.26-015

8.BH.35
41.05.01.10
Kristallographische Daten
Kristallsystem orthorhombisch
Kristallklasse; Symbol orthorhombisch-disphenoidisch; 222[4]
Raumgruppe P212121 (Nr. 19)Vorlage:Raumgruppe/19[3]
Gitterparameter a = 7,50 Å; b = 9,01 Å; c = 5,94 Å[3]
Formeleinheiten Z = 4[3]
Häufige Kristallflächen {010}, {110}, {011}
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 4,5
Dichte (g/cm3) berechnet: 3,41 und 3,58[5]
Spaltbarkeit nicht erkennbar
Bruch; Tenazität muschelig, spröde
Farbe orange bis orangebraun[5]
Strichfarbe hell bräunlichweiß[5]
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Glanz Glasglanz bis Diamantglanz[5]
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,797[6]
nβ = 1,805 bis 1,815[6]
nγ = 1,828[6]
Doppelbrechung δ = 0,031[6]
Optischer Charakter zweiachsig negativ[5]
Achsenwinkel 2V = berechnet: 62 bis 80°[6]
Pleochroismus deutlich: X= orangebraun, Y= blass gelblichbraun, Z= orangebraun[5]

Gottlobit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“. Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung CaMg[OH|(VO4,AsO4)][3] oder auch CaMg(VO4,AsO4)(OH)[5] und entwickelt meist orange bis orangebraune, tafelige Kristalle oder Mineral-Aggregate mit eingewachsenen, isometrischen Körnern bis etwa 0,5 mm Größe.

Etymologie und Geschichte

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Entdeckt wurde Gottlobit im August 1996 von J. Graf auf der Halde der stillgelegten „Grube Glücksstern“ am Gottlob bei Friedrichroda in Thüringen.

Wissenschaftlich beschrieben und nach seiner Typlokalität benannt wurde Gottlobit 1998 durch Thomas Witzke, Manfred Steins, Thomas Doering und Uwe Kolitsch, die ihre Ergebnisse und den gewählten Namen im Dezember desselben Jahres bei der International Mineralogical Association (IMA) zur Prüfung des Mineralstatus einreichten. Der Antrag erhielt die Eingangs-Nummer IMA 1998-066 und im März 1999 wurde Gottlobit als eigenständiges Mineral anerkannt. Veröffentlicht wurden die Untersuchungsergebnisse und der anerkannte Name im Jahre 2000 in den Monatsheften des „Neuen Jahrbuchs für Mineralogie“.[5]

Das Typmaterial (Holotyp) des Minerals wird in der Geowissenschaftlichen Sammlungen der TU Bergakademie Freiberg unter der Sammlungs-Nr. 78907 am Standort c 7,7 aufbewahrt.[7][8]

Da der Gottlobit erst 1998 als eigenständiges Mineral anerkannt wurde, ist er in der seit 1977 veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz noch nicht verzeichnet. Einzig Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser klassischen Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. VII/B.26-15. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort der Abteilung „Wasserfreie Phosphate, mit fremden Anionen F,Cl,O,OH“, wo Gottlobit zusammen mit Adelit, Austinit, Duftit, Gabrielsonit, Hermannroseit, Cobaltaustinit (Kobaltaustinit), Konichalcit, Nickelaustinit und Tangeit die „Adelit-Gruppe“ bildet (Stand 2018).[9]

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) bis 2009 aktualisierte[10] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Gottlobit ebenfalls in die Abteilung der „Phosphate usw. mit zusätzlichen Anionen; ohne H2O“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen sowie dem Verhältnis der zusätzlichen Anionen zum Phosphat-, Vanadat- bzw. Arsenat-Komplex, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „mit mittelgroßen und meist großen Kationen; (OH usw.) : RO4 = 1 : 1“ zu finden ist, wo es zusammen mit Adelit, Arsendescloizit, Austinit, Cobaltaustinit, Duftit, Gabrielsonit, Konichalcit, Nickelaustinit, Tangeit die „Adelitgruppe“ mit der System-Nr. 8.BH.35 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Gottlobit in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Wasserfreien Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen“ ein. Hier ist er ebenfalls in der „Adelitgruppe“ mit der System-Nr. 41.05.01 innerhalb der Unterabteilung „Wasserfreie Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen mit (AB)2(XO4)Zq“ zu finden.

Kristallstruktur

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Kristallstruktur von Gottlobit
Blick in a-Richtung. Blau: Vanadat, grün: Ca, rot: Mg, hellblau: O

Gottlobit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe P212121 (Raumgruppen-Nr. 19)Vorlage:Raumgruppe/19 mit den Gitterparametern a = 7,50 Å; b = 9,01 Å und c = 5,94 Å sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]

Bildung und Fundorte

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Gottlobit bildet sich in hydrothermalen Baryt-Gängen im Konglomerat des Unteren Rotliegenden.

Gefunden wurde das Mineral bisher (Stand: 2019) ausschließlich an seiner Typlokalität Gottlob in Thüringen in Deutschland.[11]

  • Thomas Witzke, Manfred Steins, Thomas Doering, Uwe Kolitsch: Gottlobite, CaMg(VO4,AsO4)(OH), a new mineral from Friedrichroda, Thuringia, Germany. In: Neues Jahrbuch für Mineralogie, Monatshefte. Band 10, 2000, ISSN 0028-3649, S. 444–454.
  • John Leslie Jambor, Andrew C. Roberts: New Mineral Names. In: American Mineralogist. Band 86, 2000, S. 767–770 (rruff.info [PDF; 73 kB; abgerufen am 21. Oktober 2019]).
  • Joseph A. Mandarino: New Minerals. In: The Canadian Mineralogist. Band 39, 2001, S. 1473–1502 (rruff.info [PDF; 422 kB; abgerufen am 21. Oktober 2019] Gottlobit S. 1482).
Commons: Gottlobite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. a b Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2024. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2024, abgerufen am 13. August 2024 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 730 (englisch).
  4. David Barthelmy: Gottlobite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 21. Oktober 2019 (englisch).
  5. a b c d e f g h Thomas Witzke: Entdeckung von Gottlobit. In: strahlen.org/tw. 27. April 2018, abgerufen am 21. Oktober 2019.
  6. a b c d e Gottlobite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 21. Oktober 2019 (englisch).
  7. Gottlobit im Typmineralkatalog des Mineralogischen Museums der Universität Hamburg. In: typmineral.uni-hamburg.de. 7. Dezember 2017, abgerufen am 21. Oktober 2019.
  8. Catalogue of Type Mineral Specimens – G. (PDF 77 kB) In: docs.wixstatic.com. Commission on Museums (IMA), 12. Dezember 2018, abgerufen am 29. August 2019.
  9. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  10. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom Original am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
  11. Fundortliste für Gottlobit beim Mineralienatlas und bei Mindat, abgerufen am 21. Oktober 2019.