Großer Preis von Frankreich 1925

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Rennsieger Robert Benoist
Rennstart

Der XIX. Große Preis von Frankreich (XIX Grand Prix de l’Automobile Club de France)[1] fand am 26. Juli 1925 auf dem Autodrome de Linas-Montlhéry in Frankreich statt.

Das Rennen war Wertungslauf zur ersten Automobil-Weltmeisterschaft, es wurde nach den Bestimmungen der Internationalen Rennformel (Hubraumbegrenzung auf 2 Liter, Mindestgewicht 650 kg, Zweisitzer von mindestens 80 cm Karosseriebreite; Renndistanz mindestens 800 km) über 80 Runden à 12,50 km ausgetragen, was einer Gesamtdistanz von 1000,00 km entsprach.

Sieger wurden Robert Benoist und Albert Divo, die sich am Steuer eines Delage Type 2 LCV abgelöst hatten. Während des Rennens gab es einen tödlichen Unfall des Alfa-Romeo-Fahrers Antonio Ascari.

Mit dem Autodrom von Linas-Montlhéry wurde nun auch der französische Grand Prix zum ersten Mal auf einer speziell angelegten „künstlichen“ Rennstrecke ausgetragen. Mit 14 Teilnehmern aus vier Teams war das Feld deutlich stärker besetzt als beim vorangegangenen belgischen Grand Prix. Favorit war wiederum Alfa Romeo mit dem hervorragenden Alfa Romeo P2-Achtzylinder und dem erfolgreichen Fahrer-Trio Giuseppe Campari, Antonio Ascari und Gastone Brilli-Peri, aber die drei Delage-Type-2-LCV-Zwölfzylinder, die nun ebenfalls alle mit Kompressoren ausgerüstet waren, waren mit ihren Piloten Albert Divo, Robert Benoist und Grand-Prix-Veteran Louis Wagner ernstzunehmende Kontrahenten. Nachdem sie zuvor Belgien ausgelassen hatten, griffen nun auch Sunbeam und Bugatti in das Geschehen ein. Für Sunbeam starteten Henry Segrave, Giulio Masetti und Caberto Conelli auf gegenüber dem Vorjahr nahezu unveränderten aufgeladenen Sechszylinder-Modellen, während Bugatti mit der Mannschaft Jules Goux, Bartolomeo Costantini und den Brüdern Ferdinand und Pierre de Vizcaya aus Sorge um die Zuverlässigkeit weiterhin auf den Einsatz von Kompressoren verzichtete. Mit ihrem Leistungsnachteil von etwa 50 bis 90 PS waren die Bugatti damit schon im Training eine ganze Minute pro Runde langsamer gewesen als ihre Konkurrenten und reihten sich auch während des Rennens am Ende des Felds auf.

Nach der beim französischen Grand Prix üblichen Methode erfolgte der Start rollend. Alfa-Fahrer Ascari ging sofort in Führung und nach zwei Runden hatte auch sein Teamkollege Campari die anfangs dazwischen liegenden Divo (Delage), Masetti (Sunbeam) und Wagner (Delage) überholt. Während die beiden Alfas vorne um die Spitze kämpften, arbeitete sich im Verlauf des ersten Rennviertels Delage-Fahrer Benoist kontinuierlich durchs Feld nach vorne und konnte im Verlauf der dann fälligen Tankstopps sogar kurzzeitig den zweiten Platz übernehmen, bis auch er stoppen musste und das Steuer an den bereits ausgeschiedenen Divo übergab. Mittlerweile hatte es zu regnen begonnen und der in Führung liegende Ascari verschätzte sich in einer Kurve und traf auf der Innenseite einen Zaun, worauf sich sein Wagen überschlug. Ascari wurde herausgeschleudert und vom eigenen Auto überrollt und erlag noch auf dem Weg ins Krankenhaus seinen Verletzungen. Aus Respekt nahm Alfa Romeo seine verbleibenden Wagen danach umgehend aus dem Rennen, so dass die Führung nun kampflos an Divo überging. In der zweiten Rennhälfte tat sich daraufhin nicht mehr allzu viel. Nur Paul Torchy, der den Delage von Wagner übernommen hatte, konnte noch von Rang 4 an Costantini, dem besten Bugatti-Fahrer, und Masetti vorbeiziehen, während vorne Divo beim letzten Tankstopp das Steuer an Benoist wieder zurückgab, so dass dieser schließlich nach einer Gesamtzeit von beinahe neun Stunden mit deutlichem Vorsprung vor seinem Teamkollegen als Erster über die Ziellinie fahren konnte. Mit über elf Minuten Rückstand belegte Masetti dahinter den dritten Platz vor allen fünf gestarteten Bugattis, die damit wenigstens die Zuverlässigkeit des beim Type 35 unterstreichen konnten.

Team Nr. Fahrer Info Chassis Motor Reifen
Vereinigtes Konigreich Sunbeam-Talbot-Darracq Motors 01 Vereinigtes Konigreich Henry Segrave Sunbeam GP Sunbeam 2.0L I6 Kompressor
07 Italien 1861 Giulio Masetti
11 Italien 1861 Caberto Conelli
Dritte Französische Republik Edmond Bourlier RES
Italien 1861 Francesco „Franz“ Conelli RES
Vereinigtes Konigreich John Godfrey Parry-Thomas 02 Vereinigtes Konigreich John Godfrey Parry-Thomas a DNS Thomas Special Thomas 1.8L I4
Italien 1861 SA Ital. Ing. Nicola Romeo 03 Italien 1861 Giuseppe Campari Alfa Romeo P2 Alfa Romeo 2.0L I8 Kompressor P
08 Italien 1861 Antonio Ascari
12 Italien 1861 Gastone Brilli-Peri
Italien 1861 Carlo Sozzi RES
Italien 1861 Giovanni Minozzi RES
Italien 1861 Angelo Bruno RES
Dritte Französische Republik SA Mathis 04 Dritte Französische Republik François de Brémond DNA Mathis Mathis 1.5L I4
Dritte Französische Republik Usines Bugatti 05 Spanien 1875 Pierre de Vizcaya Bugatti T35 Bugatti 2.0L I8 M
09 Dritte Französische Republik Jules Goux
13 Dritte Französische Republik Meo Costantini
15 Spanien 1875 Ferdinand de Vizcaya
17 Italien 1861 Giulio Foresti
Dritte Französische Republik Ettore Bugatti RES
Dritte Französische Republik Ernest Friderich RES
Italien 1861 Aymo Maggi RES
Spanien 1875 Jean de Vizcaya RES
Dritte Französische Republik Automobiles Delage 06 Dritte Französische Republik Albert Divo Delage 2 LCV Delage 2.0L V12 Kompressor
10 Dritte Französische Republik Robert Benoist b
14 Dritte Französische Republik Louis Wagner c
16 Dritte Französische Republik Paul Torchy DNS
Dritte Französische Republik Robert Sénéchal RES
a 
In einigen Publikationen wird auch Ernest Eldridge als Fahrer angegeben.
b 
Während des Rennens von Divo vorübergehend am Steuer abgelöst.
c 
Während des Rennens von Torchy am Steuer abgelöst.

Startaufstellung

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Die Startpositionen wurden in der Reihenfolge der Startnummern vergeben.

Spanien 1875 P. de Vizcaya Italien 1861 Campari Vereinigtes Konigreich Segrave
Italien 1861 Ascari Italien 1861 Masetti Dritte Französische Republik Divo
Italien 1861 C. Conelli Dritte Französische Republik Benoist Dritte Französische Republik Goux
Dritte Französische Republik Wagner Italien 1861 Costantini Italien 1861 Brilli-Peri
Italien 1861 Foresti Spanien 1875 F. de Vizcaya
Pos. Fahrer Konstrukteur Runden Stopps Zeit Start Schnellste Runde Ausfallgrund
01 Dritte Französische Republik Robert Benoist
Dritte Französische Republik Albert Divo
Dritte Französische Republik Delage 80 8:54:41,2 h 8
02 Dritte Französische Republik Louis Wagner
Dritte Französische Republik Paul Torchy
Dritte Französische Republik Delage 80 + 7:46,2 min 14
03 Italien 1861 Giulio Masetti Vereinigtes Konigreich Sunbeam 80 + 11:34,0 min 5
04 Italien 1861 Meo Costantini Dritte Französische Republik Bugatti 80 + 13:57,2 min 11
05 Dritte Französische Republik Jules Goux Dritte Französische Republik Bugatti 80 + 20:30,0 min 7
06 Spanien 1875 Ferdinand de Vizcaya Dritte Französische Republik Bugatti 80 + 26:07,2 min 13
07 Spanien 1875 Pierre de Vizcaya Dritte Französische Republik Bugatti 80 + 46:20,4 min 3
08 Italien 1861 Giulio Foresti Dritte Französische Republik Bugatti 80 + 54:56,8 min 14
Italien 1861 Giuseppe Campari Italien 1861 Alfa Romeo 40 DNF 2 zurückgezogen
Vereinigtes Konigreich Henry Segrave Vereinigtes Konigreich Sunbeam 31 DNF 1 Motorschaden
Italien 1861 Gastone Brilli-Peri Italien 1861 Alfa Romeo 31 DNF 10 zurückgezogen
Italien 1861 Caberto Conelli Vereinigtes Konigreich Sunbeam 22 DNF 9 Bremsdefekt
Italien 1861 Antonio Ascari Italien 1861 Alfa Romeo 22 DNF 6 tödlicher Unfall
Dritte Französische Republik Albert Divo Dritte Französische Republik Delage 7 DNF 5 5:48,0 min Kompressorschaden
Commons: Großer Preis von Frankreich 1925 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • XIX Grand Prix de l'A.C.F. www.teamdan.com, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 7. Februar 2019; abgerufen am 1. Juli 2022 (englisch).
  • Leif Snellman, Hans Etzrodt: GRAND PRIX DE L'AUTOMOBILE CLUB DE FRANCE. www.kolumbus.fi, 29. August 2019, abgerufen am 30. April 2020 (englisch).
  1. Das erste als Grand Prix de l’ACF organisierte Rennen fand 1906 statt. In den 1920er Jahren wurden jedoch rückwirkend auch den „großen“ Stadt-zu-Stadt-Rennen der Anfangsjahre zwischen 1895 und 1903 dieser Titel verliehen, obwohl das Gründungsdatum des ACF sogar erst nach dem Rennen Paris-Bordeaux-Paris 1895 liegt. Durch diese Zählweise wurde die Veranstaltung von 1906 nachträglich zum offiziell neunten Grand Prix de l’A.C.F ernannt. Diese Nummerierung wurde auch nach der 1968er Umbenennung des Grand Prix de l'ACF zum Grand Prix de France durchgängig weiter fortgeführt.