Olympischer Eid
Der olympische Eid ist das bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele von aktiven Sportlern des gastgebenden Landes sowie je einem Kampfrichter und einem Trainer abgegebene Versprechen, den Fair-Play/Fairness-Gedanken zu beachten. Der Eid wurde erstmals bei den Olympischen Sommerspielen in Antwerpen 1920 vom belgischen Fechter Victor Boin geschworen.
Der olympische Eid ist neben dem Fackellauf mit der Entzündung des olympischen Feuers das zweite antikisierende Element des Eröffnungsrituals der Olympischen Spiele der Neuzeit. Die Rituale basieren auf dem antiken Vorbild dieser Zeremonie.[1]
Bei den Olympischen Sommerspielen 2020 wurde erstmals der olympische Eid von jeweils 3 Frauen und 3 Männern gesprochen.[2]
Eine eigene Eidesformel hat der Special Olympics Eid, der bei Großereignissen von Special Olympics, der weltweit größten Sportbewegung für Menschen mit geistiger Behinderung und Mehrfachbehinderung, verwendet wird.
Versionen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bis 1964 lautete die Fassung des Schwurs:
- „Wir schwören, dass wir an den Olympischen Spielen als ehrenwerte Kämpfer teilnehmen, die Regeln der Spiele achten und uns bemühen werden, ritterliche Gesinnung zu zeigen, zur Ehre unseres Vaterlandes und zum Ruhme des Sports.“
Die darauffolgende Modifizierung nahm dem Text den Charakter eines Schwurs und wurde eher zu einem Versprechen:
- „Im Namen aller Teilnehmer verspreche ich, dass wir uns bei den Olympischen Spielen als loyale Wettkämpfer erweisen, ihre Regeln achten und teilnehmen im ritterlichen Geist zum Ruhme des Sports und zur Ehre unserer Mannschaften.“
Ab den Olympischen Sommerspielen in München 1972 wurden auch mit einem ähnlichen Gelöbnis die Kampfrichter „vereidigt“. Seit den Olympischen Sommerspielen in Sydney 2000 enthält der olympische Eid auch eine Antidopingklausel, die im Dezember 1999 von der IOC-Vollversammlung verabschiedet wurde.
Bis zu den Olympischen Sommerspielen 2016 lautete der Eid:
- „Im Namen aller Athleten verspreche ich, dass wir an den Olympischen Spielen teilnehmen und dabei die gültigen Regeln respektieren und befolgen und uns dabei einem Sport ohne Doping und ohne Drogen verpflichten, im wahren Geist der Sportlichkeit, für den Ruhm des Sports und die Ehre unserer Mannschaft.“
Am 17. September 2017 gab das IOC bekannt, dass bei zukünftigen Eröffnungsfeiern ein Eid von jeweils einem Athleten, Kampfrichter und Trainer gemeinsam vorgetragen wird.[3] Dieser lautet:
- „Im Namen aller Athleten/Kampfrichter/Trainer verspreche ich, dass wir an den Olympischen Spielen teilnehmen und dabei die gültigen Regeln respektieren und diese im Sinne des Fair-Play einhalten. Wir alle verpflichten uns zum Sport ohne Doping und Betrug. Wir tun dies zum Ruhm des Sports, für die Ehre unserer Mannschaften und für die Achtung der grundsätzlichen Prinzipien der Olympischen Bewegung.“
Am 14. Juli 2021 wurde durch das IOC ein neuer olympischer Eid bekannt gegeben. Dieser wurde bei den Spielen von Tokio 2020 (23. Juli bis zum 8. August 2021) erstmals verwendet. Der Eid wird seither von einem Athleten und einer Athletin gesprochen. Für Trainer und Kampfrichter sind unterschiedliche Varianten verwendet worden, wobei jedoch auf Geschlechterparität geachtet wird.[4] Der neue Eid im Wortlaut:
- „Im Namen der Athletinnen und Athleten", "Im Namen aller Kampfrichterinnen und Kampfrichter" oder "Im Namen aller Trainerinnen und Trainer und Offiziellen. Wir geloben, an diesen Olympischen Spielen teilzunehmen und die Regeln zu respektieren und einzuhalten, im Geiste des Fairplay, der Inklusion und der Gleichberechtigung. Gemeinsam stehen wir solidarisch und verpflichten uns zu einem Sport ohne Doping, ohne Betrug, ohne jegliche Form von Diskriminierung. Wir tun dies für die Ehre unserer Teams, in Respekt vor den Grundprinzipien des olympischen Geistes und um die Welt durch Sport zu einem besseren Ort zu machen.“
Sprecher/Sprecherin
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kampfrichtereid
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der sogenannte Kampfrichtereid wird allerdings auch bei anderen Sportereignissen, wie Weltmeisterschaften, verwendet. Die Formel dazu lautet:
- „Bei meiner Ehre erkläre ich, dass ich mich als Kampfrichter nur vom Geiste der sportlichen Fairness und der Würde des Sports leiten lassen werde. Ich verpflichte mich, die gezeigten Leistungen ohne Rücksicht auf die Person oder die Nation gewissenhaft zu beurteilen.“
Special Olympics Eid
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Special Olympics Eid lautet: „Ich will gewinnen! Doch wenn ich nicht gewinnen kann, so will ich mutig mein Bestes geben!“[6] Er wird bei Großereignissen von Special Olympics, der weltweit größten Sportbewegung für Menschen mit geistiger Behinderung und Mehrfachbehinderung, gesprochen.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Der Olympische Eid in der griechischen Antike. In: Sport als Bildungschance und Lebensform; von Hans-Jürgen Schaller und Dieter Pache, 1994.
- ↑ Major change to Olympic oath to be introduced as part of gender equality drive. 2. August 2021, abgerufen am 2. August 2021.
- ↑ Athletes to take the lead as oaths at future Olympic Games openings are unified - Olympic News. In: olympic.org. Abgerufen am 9. Februar 2018.
- ↑ NDR: Für Solidarität: Neuer Olympischer Eid bei Spielen in Tokio. Abgerufen am 15. Juli 2021.
- ↑ a b c Innsbruck 2012 - Official Report des IOC's (PDF, englisch). (PDF) In: olympic.org. IOC, S. 73, abgerufen am 2. Januar 2016 (englisch).
- ↑ Fragen und Antworten zu Special Olympics. In: Special Olympics Deutschland. Abgerufen am 5. Juni 2022 (deutsch).