Rosheim

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Rosheim
Rosheim (Frankreich)
Rosheim (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Grand Est
Département (Nr.) Bas-Rhin (67)
Arrondissement Molsheim
Kanton Molsheim
Gemeindeverband Portes de Rosheim
Koordinaten 48° 30′ N, 7° 28′ OKoordinaten: 48° 30′ N, 7° 28′ O
Höhe 164–842 m
Fläche 29,55 km²
Einwohner 5.360 (1. Januar 2021)
Bevölkerungsdichte 181 Einw./km²
Postleitzahl 67560
INSEE-Code
Website http://www.rosheim.com/
Peter- und Paulskirche, 12. Jh., 1860 restauriert[1]
Kirche in einer Aufnahme von Henri Le Secq (1851)

Rosheim ist eine französische Stadt im Département Bas-Rhin in der Europäischen Gebietskörperschaft Elsass und in der Region Grand Est mit 5.360 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021).

Geographische Lage

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rosheim liegt im Unterelsass am Rand der Vogesen am Rosenmeerbach auf einer Höhe von 192 m ü. NN, etwa 25 km südwestlich von Straßburg.

In alten Urkunden wurde der Ort erwähnt als Rodasheim (778), Rodesheim (1236), Rodisheim, villa Rotsem (13. Jh.) und als oppidum Rodesheim (1303).[1][2]

Das Kloster Fulda war hier früh begütert, 959 folgte dann das Kloster Lure (bei Belfort), dem Kaiser Otto I. hier Güter schenkte.[3] Auch das Kloster Jung-Sankt-Peter in Straßburg erhielt 1052 hier Besitz durch eine Urkunde Kaiser Heinrichs III.[4] Die Ortschaft des Heiligen Römischen Reichs erhielt 1262 Stadtrecht, verbunden mit dem Recht, eine Stadtmauer zu bauen. 1303 wurde Rosheim Reichsstadt. 1354 gehörte sie zu den Städten, die den Zehnstädtebund bildeten. Die Kaiserliche Stadt wurde 1680 vom Königreich Frankreich annektiert.[5]

Durch den Frankfurter Frieden vom 10. Mai 1871 kam das Gebiet an das deutsche Reichsland Elsaß-Lothringen, und das Dorf wurde dem Kreis Molsheim im Bezirk Unterelsaß zugeordnet. Nach dem Ersten Weltkrieg musste die Region aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags 1919 an Frankreich abgetreten werden. Im Zweiten Weltkrieg war die Region von der deutschen Wehrmacht besetzt, und die Stadt stand bis 1944 unter deutscher Verwaltung.

Bevölkerungszahlen bis zum Ende des Ersten Weltkriegs
Jahr Einwohner Anmerkungen
1780 ca. 300 Feuerstellen (Haushaltungen), zusätzlich einige jüdische Familien[6]
1821 3646 fast alle Katholiken, ca. 250 Juden[7]
1846 3971 [8]
1872 3724 am 1. Dezember, in 622 Häusern[9]
1880 3602 am 1. Dezember, einschließlich Militär, auf einer Fläche von 3022 ha, in 652 Häusern, davon 3241 Katholiken, 47 Protestanten und 310 Juden[10]
1885 3481 [11]
1890 3264 in 624 Häusern mit 860 Haushaltungen, davon 2916 Katholiken, 56 Protestanten und 292 Juden[11][8]
1905 3169 meist katholische Einwohner[12][8]
1910 3062 [13][14][8]
Anzahl Einwohner seit Mitte des 20. Jahrhunderts
Jahr 1962 1968 1975 1982 1990 1999 2007 2017
Einwohner 3004 3291 3499 3766 4016 4548 4721 5149

Romanisches Wohnhaus

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Romanisches Wohnhaus

Dieser fälschlich auch Heidenhaus genannte romanische Wohnturm gilt als eines der ältesten erhaltenen zivilen Bauwerke des Elsass. Es befindet sich zwischen den Nummern 21 und 23 rue du Général-de-Gaulle. Mitte des 12. Jahrhunderts (1152) wurde es ganz in Stein erbaut, errichtet wie ein kleiner viereckiger Bergfried, der nur über eine abnehmbare Treppe vom Erdgeschoss aus zugänglich war, ursprünglich von einem Hof umgeben und aller Wahrscheinlichkeit nach von einer Palisade. Es sollte sicherlich eine Rolle in Rosheims Verteidigungssystem spielen, bevor das Dorf im 14. Jahrhundert den Status einer Stadt erhielt und seinen neuen Stadtwall baute. Es kontrollierte tatsächlich den westlichen Rand der Oberstadt (Gemeinde Saint-Étienne). Es verfügt über Außenlatrinen. Das Gebäude wurde 2003/04 einer grundlegenden Restaurierung unterzogen und dient heute als Museum im Rahmen der Romanischen Straße im Elsass.

Sehenswürdigkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Rosheim stehen zahlreiche Gebäude als Monuments historiques unter Denkmalschutz:

Siehe auch:

Partnergemeinden

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rosheim unterhält eine Partnerschaft mit der Gemeinde Kappelrodeck in Baden-Württemberg (Deutschland). Die Partnerschaftsurkunde zwischen beiden Gemeinden wurde am 9. Oktober 1994 in Kappelrodeck und am 12. März 1995 in Rosheim unterzeichnet.

Bahnhof Rosheim

Rosheim liegt an der Bahnstrecke Sélestat–Saverne und wird von TER-Zügen von und nach Strasbourg und Sélestat bedient. Das Empfangsgebäude ist ein Typenbau und stammt von 1879, als die Reichseisenbahnen in Elsaß-Lothringen (EL) die Strecke betrieben.[15]

Persönlichkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Heinrich Eggestein (ca. 1415–1488), Pionier des Buchdrucks, in Rosheim geboren
  • Josel von Rosheim (1476–1554), einer der bedeutendsten Vertreter des mitteleuropäischen Judentums in seiner Zeit, vermutlich in Rosheim gestorben
  • Leopold Roos (1768–1838), Talmudlehrer, über 30 Jahre lang Rabbiner in Grünstadt
  • Colomban-Marie Dreyer OFM (1866–1944), Ordensgeistlicher, römisch-katholischer Erzbischof und Diplomat des Heiligen Stuhles
  • Jean-Marie Lehn (* 1939), Nobelpreis für Chemie 1987, in Rosheim geboren
  • Claude Vasconi (1940–2009), Architekt, in Rosheim geboren
  • Maxime Alexandre (1899–1976), surrealistischer Schriftsteller, in Rosheim begraben
Commons: Rosheim – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b Franz Xaver Kraus: Kunst und Alterthum in Elsass-Lothringen. Beschreibende Statistik. Band I: Unter-Elsass. Friedrich Bull, Straßburg 1876, S. 256–263 (books.google.de).
  2. Straßb. Urk. 14, Schannat Hist. Fuld.
  3. Reg. Imp. Ii., 266
  4. Regg. H. III., 290
  5. Maximilian du Prel: Die Deutsche Verwaltung in Elsass-Lothringen 1870-1879. Denkschrift mit Benutzung amtlicher Quellen. Karl J. Trübner, Straßburg 1879, S. 8, Ziffer 7 (books.google.de).
  6. Sigmund Billings: Geschichte und Beschreibung des Elsasses und seiner Bewohner von den ältesten bis in die neuesten Zeiten, Basel 1782, S. 338 (books.google.de).
  7. Johann Friedrich Aufschlager: Das Elsass. Neue historisch-topographische Beschreibung der beiden Rhein-Departemente, Zweiter Theil, Johann Heinrich Heitz, Straßburg 1825, S. 310–311 (S.).
  8. a b c d Michael Rademacher: Landkreis Molsheim, Elsaß-Lothringen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  9. C. Stockert, Das Reichsland Elsaß-Lothringen. Geographischer Leitfaden für die Höheren Lehranstalten, Friedrich Bull, Straßburg 1873, S. 40 (books.google.de) und S. 78, Ziffer 35 (books.google.de).
  10. Statistisches Büreau des Kaiserlichen Ministeriums für Elsaß-Lothringen: Ortschafts-Verzeichniß von Elsaß-Lothringen. Aufgestellt auf Grund der Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1880. C. F. Schmidts Universitäts-Buchhandlung Friedrich Bull, Straßburg 1884, S. 20, Ziffer 238 (google.de).
  11. a b Statistisches Büreau des Kaiserlichen Ministeriums für Elsaß-Lothringen: Die Bewegung der Bevölkerung in Elsaß-Lothringen, Druck von M. DuMont-Schauberg, Straßburg 1893, S. 20–21, Ziffer 9 (books.google.de).
  12. Rosheim. In: Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage. Band 17: Rio–Schönebeck. Bibliographisches Institut, Leipzig / Wien 1909, S. 155 (Digitalisat. zeno.org).
  13. Rosheim, Kreis Molsheim, Elsass-Lothringen. In: Meyers Gazetteer. Mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Rosheim (meyersgaz.org).
  14. Landkreis Molsheim – gemeindeverzeichnis.de (U. Schubert, 2021)
  15. Niels Wilcken: Architektur im Grenzraum. Das öffentliche Bauwesen in Elsaß-Lothringen 1871–1918 = Veröffentlichungen des Instituts für Landeskunde im Saarland 38. Institut für Landeskunde im Saarland. Schiffweiler 2000. ISBN 3-923877-38-2, S. 116.