Territorium
Territorium ist ein Lehnwort und bezeichnet in der lateinischen Sprache – abgeleitet von lateinisch terra – die Erde, den Erdboden, eine Landfläche oder ein Gebiet.[1] Der Begriff wird mit unterschiedlicher Bedeutung in der Politischen Geographie, u. a. im Zusammenhang mit der geopolitischen Untergliederung einiger Staaten oder zur Bezeichnung bestimmter ehemaliger Kolonialgebiete, in der Biologie synonym zum Begriff Revier und metaphorisch auch als Eigentumskennzeichnung verwendet.
Anwendungsbereiche
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der Politischen Geographie ist ein Territorium, der von einer Person, Gruppe oder Organisation (z. B. Staat) erfolgreich angeeignete und durch Machtausübung kontrollierte Raum. Als Konsequenz von Territorialität sind diese Räume immer begrenzt.[2] In diesem Sinne werden die Begriffe Hoheitsgebiet oder Staatsgebiet synonym verwendet.
Darüber hinaus wird der Begriff im Zusammenhang mit geopolitischen Untergliederung einiger Staaten verwendet – z. B. USA, Kanada, Australien. In diesem Kontext sind Territorien Gebiete, die direkt der Staatsgewalt unterstellt sind und die keinen Status als Gliedstaat mit eigener beschränkter Souveränität besitzen – z. B. Washington, D.C. Oftmals haben solche Territorien völkerrechtliche Bedeutung als autonome Gebiete indigener Bevölkerungsgruppen – z. B. Nunavut.
Der Begriff wird auch zur Bezeichnung ehemaliger Kolonialgebiete mit einem gewissen Grad an Autonomie, aber eingeschränkter politischer und wirtschaftlicher Macht verwendet, die von einem externen Staat regiert werden – z. B. Grönland.
In der Biologie wird der Begriff Territorium synonym zum Begriff Revier verwendet und bezeichnet den Lebensraum eines Tieres oder einer Tiergruppe, der gegen Eindringlinge und Konkurrenten verteidigt wird.
Metaphorisch wird der Begriff auch als Eigentumskennzeichnung verwendet – z. B. als gedankliches Territorium. Er bezeichnet, in diesem Fall etwas, über das selbst verfügt werden kann.[2]
Bedeutungsentwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Frühmittelalter kommen vor allem folgende Bedeutungen vor:[3]
- Gebiet einer Civitas
- Diözese
- Gau
- Gerichtsbezirk
- weltlicher Herrschaftsbereich eines Bischofs
- kultiviertes Land
- Gutshof
Im hohen Mittelalter wird die Herrschaft über ein Territorium zum entscheidenden Kriterium der Staatlichkeit; im Prozess der Territorialisierung entwickelt sich daraus der Territorialstaat.
Seit dem 16. Jahrhundert aus dem Lateinischen entlehnt, wurde das Wort seitdem auf immer mehr Bereiche der Erdoberfläche angewandt, die durch Grenzen eingefasst sind und auf die ein Herrschaftsanspruch oder Gebietsanspruch erhoben wird.
Im 19. Jahrhundert wird bereits die besondere Bedeutung als Staatsgebiet hervorgehoben. Daneben soll der Begriff Grund und Boden und das Gebiet eines Gutes bezeichnen.[4]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Allgemein
- Geistliches Territorium
- Herrschaft (Territorium)
- Liste der Territorialstreitigkeiten
- Region
- Territorialprälatur
- Territorialprinzip
- Territorialsprache
Besondere Territorien (Auswahl)
- Australische Territorien
- Französische Überseeterritorien
- Kanadische Territorien und Nordwest-Territorien Kanadas
- Territorien der Vereinigten Staaten
- Historische Territorien auf dem Boden der Vereinigten Staaten
- Freies Territorium Triest (1947–1954)
- Territorium Bremen (11.–17. Jahrhundert) bzw. Reichsterritorium Bremen-Verden (1648–1866)
- Territorium Papua und Neuguinea (1949–1975)
- New Territories in Hongkong
- Unionsterritorium in Indien
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- TERRITORIUM. In: Johann Heinrich Zedler: Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste. Band 42, Leipzig 1744, Sp. 1139 f.
- David Kaller: Territorien und Grenzen. Zu Begriff und Ästhetik territorialer Ordnungen in zeitgenössischen Werken. transcript Verlag, Bielefeld 2020.
- Stuart Elden: The Birth of Territory. Chicago 2013.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- territory. In: Merriam-Webster’s Collegiate Dictionary (englisch); abgerufen am 11. Februar 2017
- Territorium. In: Lexikon der Geographie auf Spektrum.de, Heidelberg 2001; abgerufen am 11. Februar 2017
- Territorium. In: Kompaktlexikon der Biologie auf Spektrum.de, Heidelberg 2001; abgerufen am 11. Februar 2017
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Karl Ernst Georges: territorium. In: Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch. 8., verbesserte und vermehrte Auflage. Band 2. Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1918, Sp. 3081 (Digitalisat. zeno.org).
- ↑ a b Territorium. In: Lexikon der Geographie, Spektrum.de, Heidelberg 2001; abgerufen am 11. Februar 2017.
- ↑ J. F. Niermeyer: Mediæ latinitatis lexicon minus. Brill, Leiden 1954, S. 1024.
- ↑ Territorĭum. In: Heinrich August Pierer, Julius Löbe (Hrsg.): Universal-Lexikon der Gegenwart und Vergangenheit. 4. Auflage. Band 17: Stückgießerei–Türkische Regenkugel. Altenburg 1863, S. 392 (Digitalisat. zeno.org).