Wikipedia:Kurier/Ausgabe 6 2010

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Mission: Der Kurier ist das Boulevardblatt der Wikipedia-Gemeinschaft. Nicht neutral, nicht enzyklopädisch, aber hoffentlich unterhaltsam und informativ berichtet er, was die Wikipedia gerade bewegt.

Skillshare: Rückblicke und Aussichten

Stellvertretend für das Orga-Team nahm Abena den Dank der Skillshare-Teilnehmer an.
Rund 180 Teilnehmer hatten bei der Skillshare-Konferenz – von manchen liebevoll Chillshare genannt – vom 4. bis zum 6. Juni 2010 in Lüneburg insgesamt 41 Workshops, Aula-Veranstaltungen und Außentermine besucht. In die Workshops rund um das Thema „Freie Inhalte“ investierten rund 30 (teils Spontan-)Referenten vor Ort rund 90 Stunden ehrenamtliche Vortragszeit. Den Löwenanteil spendeten das 21-köpfige Vorbereitungs- und Unterstützerteam sowie 17 Vor-Ort-Betreuer und zwei Videofilmer mit geschätzten 2000 Lebensstunden (wahrscheinlich auch mehr …). Außerdem begleiteten 15 Stadtführerinnen und Stadtführer fünf Fotorallyes durch Lüneburg; darüberhinaus Mitarbeiter der Wirtschaftsförderung einige Fotografen bei einem Außentermin in der Region Lüneburg. Drei Landfrauen versorgten die Teilnehmer durchgehend mit Getränken, Großmengen selbstgebackenen Kuchens und leckerem Mittagessen. Auch Lüneburgs Stadtarchiv, Handwerkskammer und Wirtschaftsförderung sowie mehrere Sponsoren unterstützten die Konferenz. Am Samstag fand darüber hinaus ein Treffen der norddeutschen Mapper von OpenStreetMap statt.

Jede Menge Gelegenheiten zum Kennerlernen und Menscheln unter den Teilnehmern zogen jede Menge Eintragungen auf Wikipedia:Persönliche Bekanntschaften nach sich. Im Juni schnellte die Datenbank mit mehr als 2150 „Echtheitsbestätigungen“ für teilnehmende Wikipedianer auf Rekordniveau.

Skillshare hieß nicht nur Wissen und Meinungen austauschen, sondern auch: neue Bekanntschaften schließen, miteinander reden und lachen, neue Ideen ersinnen und alte auffrischen, manches Kriegsbeil begraben und neuen Respekt voreinander gewinnen. Unschätzbare Werte für die gemeinsame Arbeit an der Wikipedia und ihren Schwesterprojekten.

Wilhelm-Raabe-Schule, Foto: smial, Lizenz: artlibre
Weitere Ergebnisse sind sofort sicht- und zählbar: Über 1450 neue Freie Bilder aus Lüneburg wurden in die Wikipedia bzw. auf Commons eingestellt, darunter 311 Digitalisate historischen Materials aus dem Lüneburger Stadtarchiv. Für gut 50 Fotos von der gastgebenden Wilhelm-Raabe-Schule, die während der Konferenztage erstellt wurden, bedankte sich eine IP bei den Skillshare-Fotografen, „die die WRS wohl zur schätzungsweise ‚bestbebilderten Schule Deutschlands‘ machen.“
Teilnehmer der Podiumsdiskussion: Lars Klingbeil (MdB, SPD), Martin Warnke (Leuphana Universität Lüneburg), Kai Gniffke (ARD), Nadine Stark (Skillshare e.V.), Ting Chen (Wikimedia Board of Trustees), Konstantin von Notz (MdB, Grüne), Sebastian Blumenthal (MdB, FDP)

Ein besonderes Highlight war die zweistündige Podiumsdiskussion am Sonntag zur Zukunft Freier Inhalte, für die drei Bundestagsabgeordnete sowie Kai Gniffke (Chefredakteur ARD Aktuelles), Dr. Warnke (Leuphana Universität) und Ting Chen (Board of Trustees, Wikimedia Fondation) den Weg nach Lüneburg gefunden hatten.

Siegerbild des WLG-Fotowettbewerbs, Ladekran im Lüneburger Hafen von Rob Irgendwer, Lizenz: CC-by-sa 3.0

Auch der Sieger des von der Lüneburger Wirtschaftsförderung ausgeschriebenen Fotowettbewerbs steht nun fest. 11 Wikipedianer hatten sich mit 144 Fotos an der Preisausschreibung beteiligt. Gewonnen hat Rob Irgendwer mit einem stimmungsvollen Bild aus dem Lüneburger Hafen – herzlichen Glückwunsch!

Im Rahmen von drei Schreibwettbewerben wurden insgesamt Preisgelder in Höhe von 2500 € vergeben.

Gewinner des Schreibwettbewerbs der Handwerkskammer
Nadine Stark nahm den Preis der Wirtschaftsförderung stellvertretend für den Preisträger entgegen

Ein paar letzte Zahlen sind noch zu berichten. Die Veranstaltungswebsite skillshare.eu verzeichnete im vergangenen halben Jahr rund 8000 Besucher und 56.000 Seitenaufrufe, 4.100-mal von anderen Webseiten eingehend. Die meisten Besucher kamen über Wikipedia (70 %), Twitter (5 %), OpenStreetMap (5 %) und Heise.de (3 %). Nach einem letzten Newsletter werden jetzt die zur Anmeldung eingetragenen Mailadressen gelöscht. Der Orga-Verein Skillshare e. V. wird noch einen Kassensturz machen und diesen unter [1] veröffentlichen.

Damit ist Skillshare 2010 abgeschlossen.

Das war’s?! Aus und vorbei? Oder geht das Community-Event für Freies Wissen in die Fortsetzung? Viele traten an uns heran mit der Bitte, die Veranstaltung im nächsten Jahr auch an einem anderen Ort (z. B. Süddeutschland: Heidelberg?) stattfinden zu lassen. Deshalb läuft ab heute eine zweiwöchige Umfrage, ob ihr ein „Skillshare 2011“ haben möchtet. (Abena, Motiko98, 25.06.)


Wo liest man welche Wikipedia?

Zahlenmeister der Wikmedia Foundation: Erik Zachte, 2008 in Utrecht

Dank der Wikimedia-Statistiken ließ sich bisher viel über die Entwicklung der einzelnen Sprachversionen der Wikipedia sagen. Anfang des Jahres hat Wikimedia-Chefstatistiker Erik Zachte Daten darüber veröffentlicht, welche Sprachversion eigentlich wo gelesen wird.

Die englischsprachige Wikipedia beispielsweise wird zu 52,9 % in den Vereinigten Staaten von Amerika angeklickt, gefolgt von den 10,4 % aus Großbritannien. Bereits auf Platz 6 steht Deutschland, das damit noch vor (teilweise) englischsprachigen Ländern wie Singapur, Irland und Neuseeland liegt. Die deutschsprachige Wikipedia hat ihre Leserschaft zu 79,6 % in Deutschland, zu 7,3 % in Österreich und zu 5,5 % in der Schweiz. Danach folgen die USA, Großbritannien und Luxemburg.

Umgekehrt kann man sehen, in welchem Land welche Wikipedia populär ist. Naturgemäß liegt in Deutschland die deutschsprachige Wikipedia weit vorn, mit 83 %. Immerhin 11,6 % der Klicks aus Deutschland jedoch gehen zur englischsprachigen. In Frankreich, Polen, Italien und Österreich sind diese Zahlen ähnlich. Allerdings ist es keineswegs selbstverständlich, dass die Wikipedia in der jeweiligen Nationalsprache einen solchen Vorsprung gegenüber der englischsprachigen hat.

„Eigene“ Sprache nicht immer der Champion

Wikipedianer-Treffen 2008 im belgischen (flämischen) Gent. Die belgischen Zahlen spiegeln die Zerrissenheit des Landes wieder.

In den Niederlanden, einem Land mit einer national und international vergleichsweise gefestigten Sprache, klickt man nur zu 47,7 % die niederländischsprachige Wikipedia an, dicht gefolgt von den 40,7 % für die englischsprachige. Danach kommen die polnischsprachige und die deutschsprachige; die einheimische friesischsprachige Wikipedia und Dialekt-Wikipedias verstecken sich unter den 5,4 % für die „Sonstigen“.

Gemischtsprachige Länder wie die Schweiz und Belgien lassen die Bedeutung des Englischen für die nationalstaatliche Kommunikation dort vermuten. In der Eidgenossenschaft sind die Anteile: Deutsch 55,6 %, Englisch 20 %, Französisch 14,3 % und Italienisch 3,8 %. Das tief gespaltene Belgien verzeichnet: Niederländisch 34,6 %, Englisch 29,5 %, Französisch 28,5 %, Deutsch 1,9 %. Dabei machen die niederländischsprachigen Flamen mehr als 60 % der Einwohner aus.

Die Zahlen zeigen auch sehr deutlich, welche Wikipedia-Sprachversion einen schweren Stand hat. Auf den Philippinen kommt die englischsprachige Wikipedia auf 90,5 %, die einheimische auf Tagalog nur auf 3 %. In Island sind es 79 gegenüber 9,1 % für die einheimische Sprache; in Griechenland 69 gegenüber 22,4 %; in Bangladesh 90,5 gegenüber 1,8 %.

Arabischer Flickenteppich

Das Arabische als Staatssprache (grün)

Zu einem Vergleich lädt besonders eine transnationale Sprache wie Arabisch ein. Im bedeutendsten Land für diese Sprache, Ägypten, hält die arabischsprachige Wikipedia einen „Marktanteil“ von 33,9 %, gegenüber 57,7 für die englischsprachige. In Saudi-Arabien und Jordanien ist es ähnlich. In Marokko und Tunesien (und etwas weniger deutlich in Algerien) liegen die arabischsprachige und englischsprachige weit abgeschlagen hinter der französischsprachigen Wikipedia. Der Wüstenstaat Qatar klickt zu 82,8 % die englischsprachige Wikipedia an, zu 9,5 % die auf Arabisch. An erster Stelle steht Arabisch nur in Syrien.

Die Zahlen sind auch von Faktoren abhängig wie dem unterschiedlichen Reichtum bei unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen und aus dem Ausland stammenden Internetnutzern. Dennoch dürfte Zachtes Material äußerst interessant sein für Wikipedianer, die sich die Frage stellen, wer eigentlich wo „ihre“ Wikipedia-Sprachversion liest. (Z., 25.06.2010) Siehe auch: Handbuch der Vielsprachigen Wikipedia.

Skillshare-Splitter

Alice Chodura: Mein Biologie-Lehrer hat nur eine Schreibmaschine. 2007 hat er mir gesagt, ich solle mich nicht mit so weltfremden Projekten wie der Wikipedia beschäftigen.

Die Veranstaltung Skillshare in Lüneburg ist schon wieder zwei Wochen her, aber in meinem Notizblock sind noch einige Gedanken festgehalten, die hiermit nicht verloren gehen sollen.

Alice Chodura vom Schulprojekt bewies, welchen Erfahrungsschatz sie seit 2007 erworben hat. Bei ihren Vorträgen und Kursen in der Schule begegnet sie immer wieder den alten Vorurteilen mancher Lehrer: In die Wikipedia kann man allen Müll reinschreiben. Wichtig: In einer Präsentation soll man immer sagen, warum Wikipedianer mitmachen. Das können sich viele Menschen nicht vorstellen. Außerdem glauben Schüler, dass gesichtete Versionen „gesicherte Versionen“ seien, dass es geprüft und okay sei. Olaf Kosinsky fügte hinzu: Lehrer, die über 45 Jahre alt sind, haben das „Internet“ nicht „gelernt“, haben nicht weitergelernt. Woher soll die Kenntnis kommen? Daher ist das Verständnis von Schülern höher als das von Lehrern.

Konflikte in der Online-Kommunikation in Wikipedia mit Alex Krohn. Hier das Klassenzimmer in der Wilhelm-Raabe-Schule, in einer Pause. Manche Wikipedianer möchten nicht fotografiert werden.

Alex Krohn ist Mediator von der Initiative Brückenschlag. In zwei Workshops von etwa je zehn Teilnehmern brachte er mit Gruppengesprächen, Diskussionen, Vorträgen und Rollenspielen das Konzept der Mediation (Vermittlung) näher: Nicht um die Lösung eines Konflikts geht es, sondern um die Begleitung und Förderung einer Lösung durch die Streitenden. Den Leuten im zweiten Workshop sagte er: Was denkt ihr, wenn ihr das Wort Konflikt hört? Gerade waren welche hier, die hatten Freude daran. Zum Schluss erklärte er zusammenfassend, welcher Rahmen für eine Konfliktlösung nötig ist. Die Teilnehmer fragten sich außerdem, wie man in der Wikipedia das Gehörte umsetzen könnte.

Scannende Wikimedianer im Stadtarchiv Lüneburg. Der hilfsbereite Archivleiter begeistert sich für die Wikipedia nur begrenzt, durchaus gut begründet: Die Angabe von Autoren sei ihm bei einem Text sehr wichtig, und manche Wikipedia-Artikel seien derart ausgeufert, dass man allein schon von der Länge her nicht mehr von einem enzklopädischen Artikel sprechen könne.

In der Podiumsdiskussion sagte Ting Chen vom weltweiten Wikimedia-Vorstand: Wir erzeugen Werte. Wir können nicht abschätzen, wie wertvoll unsere Projekte sind. Man bedenke allein die Arbeitsstunden. Freunde fragen ihn, warum er nicht nach China zurückgeht: Ich möchte nicht in einem Land leben, in dem ich keinen freien Internetzugang habe. (Heftiger Applaus.)

Privatdozent Martin Warnke von der Uni Lüneburg: Die Wikipedia ist eine der teuersten Marken im Internet. Sie ist nicht kommerziell, ich hoffe, dass das so bleibt. Bildung darf unter keinen Umständen kommerzialisiert werden. […] Die Universität ist um das Leitmedium Buch entstanden. Das Internet ist das neue Leitmedium. Meine Kollegen haben aber Angst vor Wikipedia, Copy and Paste.

Ich selbst, Ziko van Dijk, habe das Thema Belegen aus der Sicht von Geschichtswissenschaftlern und des Urheberrechts behandelt. Der Unterschied zwischen Quellen und Sekundärliteratur ist für Historiker grundlegend; wenn man ihn verstanden hat, erübrigen sich viele darauf aufbauende Fragen. Danach bin ich darauf eingegangen, wie die Anforderungen an ein angemessenes Belegen in der Wikipedia aussehen. (Z., 21.06.2010)

P. S.: Die Verschriftlichung des Vortrages über die Skins „Vector“ und „Monobook“, Exkurse zur Programmierung und der Datenbankschnittstelle (API), sowie Gedanken zur besseren Kommunikation der Programmierer mit den Nicht-Programmierern befindet sich an dieser Stelle.

Qualität der Wikipedia

Logo der Ghana Football Association
Logo der Ghana Football Association

Nachdem ich neulich wieder eine Diskussion mit meiner Englisch-Lehrerin zum Thema „Qualität der Wikipedia“ hatte, habe ich mich am gestrigen Abend in den verschiedensten Sprachversionen auf die Suche nach der Qualität begeben. Und tatsächlich: Meine Lehrerin hatte Recht – Qualität (vor allem von Daten) ist selten vorhanden. Ich will dies an einem einfachen Beispiel klarmachen: Rekordspieler der ghanaischen Fußballnationalmannschaft ist Richard Kingson mit 80 Länderspielen (Quelle), Rekordtorschütze ist Abédi Pelé mit 33 Toren (Quelle: ISBN 978-3-7607-5340-9, Seite 117). Doch außer der deutsch- sowie der englischsprachigen Wikipedia scheint dies aktuell (Stand: 20. Juni 2010, 19.00 Uhr) keine weitere Sprachversion zu interessieren. Neben der richtigen Version sind 5 weitere Versionen im Umlauf.

  • Rekordspieler: Abédi Pelé (67 Spiele); Rekordtorschütze Abédi Pelé (33 Tore) → 10 Versionen (cs, fi, hr, ja, ko, lt, mk, ru, sl, sv)
  • Rekordspieler: Abédi Pelé (73 Spiele); Rekordtorschütze Abédi Pelé (33 Tore) → 15 Versionen (ca, hu, id, it, jv, lv, no, pl, pt, ro, simple, sk, sr, tr, uk)
  • Rekordspieler: Richard Kingson (78 Spiele); Rekordtorschütze Abédi Pelé (33 Tore) → 2 Versionen (vi, zh)
  • Rekordspieler: Richard Kingson (89 Spiele); Rekordtorschütze Abédi Pelé (33 Tore) → 2 Versionen (da, es)

Doch aus dieser Sicht trifft es die französischsprachige Wikipedia am schlimmsten: Seit dem 2. Februar 2008 findet sich dort, dass Kwame Ayew mit 36 Toren Rekordtorschütze der Mannschaft ist. Dieser hat jedoch in nur 25 Spielen lediglich 9 Tore geschossen (Quelle). Und auch hier ist die Spielangabe zu Kingson fehlerhaft (89). Nun, da werde ich jetzt wohl noch mal ein Gespräch mit der besagten Lehrerin führen (müssen), da ich mir jetzt definitiv nicht mehr sicher bin, ob Wikipedia auch nur ansatzweise als Quelle taugt. (Professor Einstein, 21.06.2010)

Zedler-Medaille 2010

Zedler 2010
Zedler 2010

Seit 2007 wird von Wikimedia Deutschland zusammen mit der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur und dem Spektrum Verlag die Zedler-Medaille für herausragende neue Lexikonbeiträge verliehen. 2009 fand die Verleihung erstmals in den Räumen des Senckenberg-Naturkundemuseums in Frankfurt statt. Die Zusammenarbeit hat sich in den letzten Jahren als gut erwiesen und soll weiter ausgebaut und intensiviert werden.

Mit dem Ziel, den Wettbewerb stärker zu etablieren und mehr Menschen zum Mitmachen zu motivieren, erweitern wir ihn 2010: Die Preisverleihung soll im Rahmen der Wikipedia Academy im November stattfinden, die als Schwerpunkt das Motto des Wissenschaftsjahres 2010, „Zukunft der Energie“, hat. Bei all dem soll aber auch die Community eine größere Rolle spielen als bisher. Gemeinsam mit euch möchten wir die Zedler-Medaille erfolgreicher machen. Wir brauchen eure Ideen, Anregungen oder die Vermittlung interessanter Kontakte und bitten euch um eure Mithilfe.

Trommelt für die Ausschreibung auf allen Kanälen – Blogs, Microblogs, Social Networks.

Unterstützt uns an euren Universitäten, indem ihr die Ausschreibung verbreitet, Kontakte zu Multiplikatoren vermittelt oder Workshops zum Erstellen enzyklopädischer Artikel anregt bzw. haltet.

Wenn ihr aktive Mentoren seid: Helft, indem ihr Wikipedia-unerfahrene, aber fachlich versierte Autoren beim Schreiben ihrer Artikel begleitet. Wir suchen fünf „Zedler-Mentoren“, die für solche Anfragen ansprechbar sind und eine Art Lektorat bilden, das eingereichte Artikel vor der Weitergabe an die Jury auf enzyklopädische Standards hin prüft.

Helft, mehr Frauen zum Mitmachen zu begeistern. Stellt für den Bilderwettbewerb Kontakte zu Fotografen her. Macht eine Mustervorlage (.doc oder .rtf) mit den wichtigsten formalen und strukturellen Anforderungen eines Wikipedia-Artikels für wenig erfahrene Autoren. Unterstützt uns bei der Veranstaltung selbst oder helft uns nach Abschluss des Wettbewerbs, die Gewinnerartikel in die Wikipedia einzustellen.

Habt ihr weitere Ideen? Her damit! Lasst uns aus der Zedler-Medaille 2010 gemeinsam einen großen Erfolg machen und richtet eure Anfragen, Hinweise und Hilfsangebote bitte an zedler@wikimedia.de. Denis Barthel (WMDE), 16.06.

Drittes Treffen der Redaktion Medizin in Halle (Saale)

Der Marktplatz von Halle, der Stadt der „Fünf Türme“

Vom 11. bis 13. Juni 2010 fand – diesmal in der „Stadt der fünf Türme“ – das nunmehr dritte Treffen der Redaktion Medizin statt, an dem zehn Wikipedianer teilnahmen. Hauptgegenstand war vor allem die Vermeidung von Wikistress, dem in letzter Zeit leider einige Redaktionsmitarbeiter zum Opfer fielen. Um den Verschleiß durch händische Aktualisierung von Metaseiten zu reduzieren und wieder mehr Zeit für die Artikelarbeit und -pflege zu gewinnen, wurden jetzt einige Redaktionsunterseiten automatisiert. Die QS Medizin soll ebenfalls wieder auf ihr eigentliches Anliegen – der Notreparatur – zurückgefahren werden, und eingeschlafene Projekte wurden archiviert. Das Sichten der Medizinartikel kostet zwar ebenfalls viel Zeit, wird aber von der Redaktion dennoch als wichtiges Kontrollinstrument verstanden. Zudem soll nach und nach ein Verhaltenskodex erarbeitet werden, der helfen soll, sich nicht in Endlos-Diskussionen zu verlieren und persönliche Konflikte zu vermeiden.

Zu den auf dem Treffen beschlossenen Neuerungen in der Redaktionsarbeit gehören das redaktionsinterne Review des Monats zur schrittweisen Verbesserung zentraler Medizinartikel sowie das Projekt Kinderleicht, die in eine Testphase gehen. Uwe G. ¿⇔? RM 09:23, 14. Jun. 2010 (CEST)[Beantworten]

Berlin liegt in Serbien

Serbien ist ein Land in der Balkanregion, das ist leicht nachzuschlagen. Viel schwerer ist es jedoch zu begreifen, was Serbien eigentlich ist, außerhalb eines Bildes geprägt von Medien und Erzählungen. Serbien war für mich – ich will ganz ehrlich sein – in meiner Jugend ein Begriff, der mit äußerst negativen Aspekten besetzt war: Krieg, ethnische Säuberungen und nationalistischer Wahn. Fernsehbilder von Bombentrichtern zwischen Hochhäusern und Massengräbern tauchen vor meinem inneren Auge auf, die berüchtigten Heckenschützen, und Blauhelme, die tatenlos zusehen mussten, wie wehrlose Zivilisten von marodierenden Horden verschleppt, gefoltert und getötet wurden. 15 Jahre sind gestern, als ich in der Küche meines damaligen kroatischen Freundes saß und die Mutter trösten mußte, deren beinah gesamte Familie in einer Nacht an die Mauer ihres eigenen Hauses gestellt und mit der Maschinenpistole niedergeschossen wurde. Der Onkel, der überlebte, pfiff danach immer eine merkwürdige Melodie. Als ich ihn fragte, was das für ein Lied sei, erzählte er, dass die Einschusslöcher wie Noten ausgesehen hätten und das, was er pfiff, die Tonfolge sei. Er war der Kantor der Gemeinde gewesen.

Das war 1995, ich war damals 19jährige Schülerin. Der Krieg ist inzwischen Vergangenheit. Jetzt ist 2010, ich werde in wenigen Tagen 34 und packe meine Koffer, denn ich werde mich bald in eine neue Gegenwart Serbiens begeben – als Geschäftsführerin der Wikimedia dieses Landes. Als ich meinen Freunden davon erzählte, herrschte zunächst Schweigen. Dann nach einer kurzen Pause: „Glückwunsch, aber – bist Du Dir wirklich sicher …? Du weißt doch, diese Nationalisten …“ Ein anderer nahm es locker und empfahl mir, mich gleich mal gesellschaftlich anzupassen mit Wodkafahne („in Serbien auch um 10 Uhr morgens vollkommen ok“), Minirock und 38er im Gürtel. Mir kamen in diesem Zusammenhang die Worte meiner Stiefmutter in den Sinn. Jane ist gebürtige US-Amerikanerin und erzählte mir einmal, wie ihre Landsleute reagierten, als sie diese darüber informierte, dass sie nach Deutschland gehen würde, um dort an einer Oper zu singen. Es war 1960, ein anderer Krieg war gerade 15 Jahre vorbei. „Paß auf vor Adolf Hitler!“ sagte einer, „Der schleicht da herum und lauert auf die Amerikaner!“; ein anderer bat sie erfreut, ihm eine originale Hakenkreuzfahne mitzubringen – aber bitte in blau, die in rot habe er schon.

Ich werde nach Belgrad ziehen. Am Dienstag habe ich einen Termin in der serbischen Botschaft, mein Lehrbuch in kyrillisch liegt vor mir, denn ich muss natürlich die Sprache lernen. Aber meine Gedanken schweifen ab und mein Blick wandert aus dem Fenster zum Berliner Fernsehturm, der am dunklen Morgenhimmel blinkt. Ob Deutschland oder Serbien: Es ist immer schwierig, wenn eine Nation das Trauma einer Diktatur überwinden muss, denn nichts ist resistenter als die Klischees im Kopf. Es ist nun einmal leider so, ob wir es wollen oder nicht: Sie enthalten immer das berüchtigte Körnchen Wahrheit und wir stehen da und glotzen drauf, beherrscht von der Angst, daß das Körnchen wieder zum Felsen wird, der es einmal war und uns womöglich überrollt. Es liegt aber einzig und allein nur an uns, ob wir nur das Körnchen sehen wollen oder die Sanddüne dahinter und zu verstehen, dass das der Felsen war, der längst zerfallen ist; ob wir verharren und starren, bis die Sonne aufgeht und uns versengt, oder uns aufmachen, um es über die Düne zu schaffen – auch wenn der Sand uns in die Augen rieselt und uns schmerzhaft die Lider verklebt, so dass wir teils nur tastend vorwärts kommen.

Ich mache mich auf den Weg: Denn ich habe begriffen: Berlin liegt nicht in Deutschland, sondern in Serbien, und ich will daheim sein, bevor die Sonne aufgeht. Die Nacht ist schön. Ich frage mich, warum manche Leute Angst vor ihr haben … Juliana, 12. Juni 2010

„Computer-aided Design“? oder wikipedianische Auflösung verzweifelt gesucht

„Nun da sich der Vorhang der Nacht von der Bühne hebt, kann das Spiel beginnen, das uns vom Drama einer Kultur berichtet.
ARD, ZDF, C&A
BRD, DDR und USA
BSE, HIV und DRK
GbR, GmbH ihr könnt mich mal
THX, VHS und FSK
RAF, LSD und FKK
DVU, AKW und KKK
RHP, usw, LMAA
PLZ, UPS und DPD
BMX, BPM und XTC
EMI, CBS und BMG
ADAC, DLRG ojemine
EKZ, RTL und DFB
ABS, TÜV und BMW
KMH, ICE und Eschede
PVC, FCKW is’ nich’ OK […]“ (4:99)

Vor einigen Tagen geriet der Artikel Computer Aided Design überraschend in den Fokus der wikipedianischen Rechtschreibexperten. Nach einer Fachdiskussion („Das Lemma hat in den letzten Tagen folgende Verschiebungen hinter sich: Computer Aided Design nach Computer-aided design nach CAD nach Computer-aided design nach Computer-aided Design. Jetzt soll es nach Computer-aided-Design.“) einigte sich der Expertenzirkel auf CAD. Tatsächlich ist die Abkürzung CAD die häufigste Benennung. Es spricht also nichts dagegen, diese als Lemma zu verwenden. Man sollte dem Leser aber möglichst mitteilen, dass es sich um eine Abkürzung handelt und wie eine derartige Abkürzung in deutschsprachigen Texten denn (erläuternd) ausgeschrieben – man sagt dazu auch aufgelöst – wird.

Am häufigsten geschieht diese Auflösung als Computer Aided Design, seltener als Computer-aided Design. Die Schreibung Computer Aided Design findet sich in Veröffentlichungen der deutschen Kultusministerkonferenz (Rahmenordnung für die Diplomprüfung im Studiengang Architektur, S. 37). Zahlreiche Hochschulen im deutschsprachigen Raum lehren Computer Aided Design. Auch Autodesk, „das weltgrößte Software-Unternehmen für digitales 2D- und 3D-Design“ (Wikipedia), verwendet in deutschen Texten diese Auflösung. Ebenso deutsche Behörden und Ministerien, wie beispielweise das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie. Viele Fachautoren kennen das Computer Aided Design. Der Verein Deutscher Ingenieure verwendet Computer Aided Design als Auflösung in VDI-Richtlinien (VDI 6027 Blatt 2).

Aber Vorsicht! Computer Aided Design ist eine sog. Falschschreibung von Ahnungslosen. Dies hat die wikipedianische Rechtschreibweisheit (fast) einmütig festgestellt.

Da dies möglicherweise kein Einzelfall bleibt, veranstaltet der Kurier einen Wettbewerb: gesucht ist diejenige Auflösung, die den allerneuesten Rechtschreibregeln, bzw. deren wikipedianischer Auslegung, entspricht. Nach der Wikipedianischen Lemmaformel bleiben, abzüglich der obigen „Falschschreibung“ Computer Aided Design, noch 50-1=49 Möglichkeiten übrig. Nicht gefragt sind weitere, lehnübersetzte Synonyme wie Computer/Rechner/unter/ge/stützte[r/s] Konstruktion/Konstruieren/Entwurf/Entwerfen/Zeichnen. Vorschläge bitte auf Diskussion:CAD anbringen. Dabei machen sich Hinweise auf das sog. amtliche Regelwerk gut. Ganz wichtig: immer mit § und Absatz zitieren. Auch Anfragen an die Verlage Duden und Wahrig werden gern gesehen, die haben zwar keinen fachlichen Bezug zu CAD, aber das macht nichts. Bitte keinesfalls Hinweise auf deutschsprachige Fachliteratur, denn die ist randvoll mit „Falschschreibung“. Der Gewinner darf seine wikipedianische Auflösung im Wikipedia-Artikel verankern. Ein Zusammenhang zur (fach)sprachlichen Realität außerhalb der Wikipedia ist nicht notwendig. Der Kurier wünscht allen Lesern eine interessante (FIFA-)WM

In der Kurier-Reihe wikipedianische Rechtschreibung und fachsprachliche Realität erschienen bisher:

(… Hafenbar 20:08, 11. Jun. 2010 (CEST))[Beantworten]

„Macht das besser als Sockenpuppe“

Ratschläge, Nachdenkliches, Aufwühlendes: Die Teilnehmer der Skillshare dürften mit zahlreichen Ideen und Eindrücken nach Hause gefahren sein. In Lüneburg stießen Wikipedia-Arbeit und Realität zumindest geistig hart aufeinander – ganz besonders bei Urheberrechtsfragen.

Graf, Trautmann, Roletschek (von links), am Samstag abend in der Aula der Wilhelm-Raabe-Schule. Roletschek: „Unser Urheberrecht ist ein Kind der Aufklärung. Aber viele verstehen immer noch nicht, dass der Besitzer eines Kunstwerkes nicht unbedingt der Rechteinhaber am Kunstwerk ist.“

Der Historiker Klaus Graf, Rechtsanwalt Arne Trautmann und Foto-Meister Ralf Roletschek dürften der Wikipedia-Kommune allesamt bekannt sein. Sie tischten eine Reihe von banalen bis bizarren Fällen auf: Was darf man veröffentlichen? Wodurch wird unser Urheberrecht eingeschränkt, und ist es wirklich so verschieden vom amerikanischen fair use?

Ein schwarzes Quadrat auf weißem Grund, vom russischen Künstler Malewitsch. Abgesehen davon, dass der Mann schon lange genug tot ist – hätte das genug Schöpfungshöhe, um geschützt zu werden? Trautmann zufolge schützt das Recht Schöpfungen, Ausdrucksformen, aber keine abstrakten Ideen. Trotzdem: Bei einem Roman, der nach bestimmten Ideen geschrieben wurde, wenn eine komplexe Gedankenführung dahinter steht, könnten selbst Ideen schützbar sein.

Anwaltliche Vorsicht

Trautmann: „Nicht Qualität ist die Frage, sondern Individualität. Das Bild, das der Schimpanse Congo gemalt hat, ist nicht geschützt, da nicht von einem Mensch geschaffen.“ Keine Regel ohne aber: „Es sei denn, man hätte den Affen entsprechend dressiert oder gesteuert.“

In der juristischen Realität aber kommen oft viele Faktoren in die Abwägung, so Trautmann („ein bunter Strauß von Kriterien“). Ist der Schöpfer ein bekannter Künstler, wird Schutzwürdigkeit eher anerkannt als bei anderen. Auch könne man aus den sogenannten Caroline-Urteilen keine einfachen Regeln ableiten, inwieweit das Privatleben von Prominenten Paparazzi-freie Zone sein muss. Aufgegangene Kresse, die auf einen Scanner gelegt wurde? Die Beantwortung der Schutz-Frage war typisch für den gut besuchten Beitrag. Graf: „Ich sage nein“. Roletschek: „Ich sage ja“. Der Rechtsanwalt: „Kommt darauf an“.

Das Dreigestirn verblüfft mit zahlreichen Details. Relative Person der Zeitgeschichte? Gibt es so nicht, aber Ereignisse der Zeitgeschichte. Inhalte hochladen in China? Bloß nicht, die Regierung meint, sie habe dann automatisch die Rechte. Journalisten reisen daher zum Hochladen ins nahegelegene Ausland. Fotografieren in Gebäude hinein? Natürlich, wenn der Besitzer das nicht will, muss er es beispielsweise mit Vorhängen verhindern. Allerdings: eine Leiter (zum überlegenen Blick über einen Zaun) mitbringen ist nicht okay, eine fest montierte Bank besteigen – das darf man wiederum.

Ein Bild von einem Berliner Politiker mit Damen und Torte. Was ist daran geschützt? Kein Wikipedianer kommt darauf: Eine der Damen trägt ein Designer-Kleid. „Aufgepasst mit Kleidungsstücken“, warnt Klaus Graf. Um sich weniger leicht angreifbar zu machen, gibt einer der Gurus als Tipp, lädt man eventuell kontroverse Bilder am besten als Sockenpuppe hoch. Z., 9. Juni 2010

Neue Benutzeroberfläche für Wikipedia

Logo der Usability-Initiative
Logo der Usability-Initiative

Nach etwas über einem Jahr Arbeit ist es soweit: Die Verbesserungen der Usability-Initiative werden als Standard freigeschaltet. Bisher gab es mit dem Link „Beta ausprobieren“ ein Opt-in, ab dem 10. Juni (geplant ist 7:30 Uhr CEST) sind die Änderungen für alle Benutzer aktiv. Zu den wichtigsten Änderungen gehört der neue Skin „Vector“. Er löst den bisherigen Skin „Monobook“ ab und unterscheidet sich unter anderem in der Position des Suchfeldes und durch ausklappbare Menüs. Im Zuge der Skin-Umstellung wird auch das Logo erneuert; es wird jetzt mit einem 3D-Modell erstellt. Auch für Autoren gibt es Neues: Im Bearbeitungsmodus stehen einige Tools zur Verfügung, die insbesondere neuen Autoren beim Einsatz von WikiSyntax helfen sollen.

Es gibt eine FAQ sowie Seiten für Feedback und Bugs. Angemeldete Benutzer können in den Einstellungen ein anderes Skin wählen und über den Link „Zurück zur alten Oberfläche“ alle Änderungen der Usability-Initiatve deaktivieren. Quellen: [2][3] (CoE, 8.6.)

„Für uns wichtig: Relevanz. Danach kommt lange nichts.“

Kompetent und nett: Kai Gniffke ist seit 2006 Chef von ARD-aktuell.

Journalismus und Wikipedia sind unterschiedliche Konzepte. Aber überwiegen letztlich nicht die Gemeinsamkeiten? Die Teilnehmer der Skillshare ließen sich gern von Kai Gniffke überzeugen. Der Chef von Tagesschau und Tagesthemen berichtete in Lüneburg von seinem Blick auf die Nachrichten und auch auf die Wikipedia. Sieht Gniffke eigentlich, ob ein Artikel „lesenswert“ ist?

Eine Redakteurin der Tagesschau bekommt die Meldung herein, dass Horst Eckel einen runden Geburtstag hat. Sie ist Jahrgang 1974 und kennt den Namen nicht. Als sie in der Wikipedia nachschaut, stellt sie fest, dass es sich um einen Fußball-Weltmeister von 1954 handelt. Der ist natürlich relevant. So verwenden die Tageschau- und Tagesthemen-Leute die Wikipedia, erklärt Gniffke.

Die anwesenden Wikipedianer müssen schmunzeln, wenn Kai Gniffke in der Wilhelm-Raabe-Schule immer wieder von der Relevanz-Frage spricht (über die in der Wikipedia hart gestritten wird). Nach der Relevanz komme lange nichts, dann sei die Nähe ein Kriterium, ob ein Nachrichtenthema aufgegriffen wird. Was in Deutschland passiert, sei für deutsche Zuschauer wichtiger als etwas woanders. Dann komme wieder lange nichts, und dann die Bildhaftigkeit eines Ereignisses. Schließlich achte man auf den Gesprächswert: Fehlt dem Zuschauer etwas, wenn am nächsten Tag darüber am Mittagstisch geredet wird?

„Wir sind selbstbewusst, aber nicht größenwahnsinnig“

Ein Thema unterdrücken kann die Tagesschau nicht, weil es Konkurrenz gibt. Den Fall Kachelmann haben wir nicht gebracht, erzählt Gniffke. Kriminalfälle gehören nicht zum Themenbereich, und anfangs wurden nur Ermittlungen durchgeführt. Doch dann kam der Vorwurf, die Tagesschau bringe das nicht, weil Kachelmann zur ARD gehört. Das sei heikel, denn: „Menschen vertrauen uns. Das ist unser Kapital. Bei der Wikipedia ist es ähnlich.“

Gniffke in der Wilhelm-Raabe-Schule: „Nachrichten müssen auch appetitlich gebracht werden. In der Tagesschau haben wir noch am wenigsten Zuspitzung. Aber bei SPIEGEL ONLINE? Ohne ,Skandal‘ oder ,Eklat‘ geht da gar nichts mehr. Mein journalistisches Herz schlägt da nicht höher.“

Neben dem Unterschied von Fakt und Information interessieren die Enzyklopädie-Macher die Verifizierung von Meldungen. Gniffke weist darauf hin, dass die Tagesschau-Redaktion aus Generalisten bestehe und keine Fachredaktionen kenne – da bräuchte man doppelt so viele Menschen. Man will etwas aus mindestens zwei voneinander unabhängigen Informationsquellen erfahren. Soziale Netzwerke und Twitter? Haben an Bedeutung gewonnen, für die Inspiration. Auf die Frage nach Wikinews geht er nicht ein.

„Für meine Generation bin ich schon sehr positiv über die Wikipedia.“ Seine Kinder aber bekämen in der Schule von den Lehrern eingebimst (er hebt den Zeigefinger): „Wikipedia? Ui-ui-ui! Darfst du nicht!“ Er sorge sich um die Medienkompetenz solcher Multiplikatoren.

Da erlaubt der Wikipedia:Kurier sich, Gniffke beim eigenen Stichwort zu packen. Wenn er Wikipedia-Artikel lese, achte er dann auf Wikipedia-interne Auszeichnungen wie Lesenswert und Exzellent oder auf Bewertungbausteine wie Belege fehlen und Unvollständig? „Muss ich gestehen: Nein.“ Er schaue nach klassischen Kriterien wie Argumentationsaufbau und stilistische Qualität? „Ja. Das bedauere ich.“

Gniffke bedauert es außerdem, dass ARD-aktuell den Wikipedianern nicht mit freigegebenen Inhalten helfen könne, denn die kommen teilweise von externen Partnern wie Nachrichtenagenturen, und das Auseinander-Klamüsern wäre personalaufwändig. Wenn Unterstützung aber möglich ist – das solle an ihm nicht scheitern.

Ob die rote Liste an Fremdwörtern, die in der Tagesschau-Redaktion ausliegt, veröffentlicht werden könnte, will ein Wikipedianer wissen. „Hm. Überlegenswert.“ Z., 7. Juni 2010

Lüneburg: Leistungsschau der Fachkräfte

„Die haben Angst vor euch.“ Gut vorbereitete Fremdenführerinnen in der alten Hansestadt Lüneburg.
Podiumsdiskussion in der Aula der Wilhelm-Raabe-Schule. Rechts Nadine Stark.
Organisatoren der Skillshare.

Der Repräsentant von der Handwerkskammer erinnerte daran: Handwerker heißt im Englischen skilled worker. Umso besser waren die Teilnehmer der Skillshare im Technologiezentrum der Handwerkskammer in Lüneburg (Niedersachsen) aufgehoben. Dort und in der Wilhelm-Raabe-Schule kamen vom 4. bis zum 6. Juni 2010 etwa 170 Wikipedianer, Artverwandte und Fans zusammen.

Von der Fotorallye im historischen Stadtkern bis zum Konflikte-Workshop: Dank externer Dozenten und Unterstützer (wie die beköstigenden Landfrauen) blieben die Bildschirm-Menschen nicht unter sich. Dennoch hatten die Beiträge fast immer den Blick in Richtung Wikipedia. Das nicht verschwisterte, aber doch verschwägerte Landkartenprojekt OpenStreetMap bekam ein durchgängiges eigenes Programm, außerdem gab es offene Räume für spontan vorgeschlagene Runden.

Fachkräfte auf ihre Weise sind auch Politiker. Gleich drei Medienausschuss-Mitglieder des Bundestages waren am Sonntag angereist, um sich und ihre Arbeit vorzustellen und Anregungen mitzunehmen. Redner der Podiumsdiskussion waren außerdem ein Wikipedia-begeisterter Hochschullehrer, ferner Ting Chen von der Wikimedia Foundation und Kai Gniffke, Chefredakteur der Tagesschau und als Schirmherr Türöffner bei der Vorbereitung des Wochenendes.

Ihre Leistungsfreude und -kraft bewiesen nicht zuletzt Nadine Stark und Olaf Kosinsky, die Hauptorganisatoren. Ob die insgesamt erfolgreiche Veranstaltung die erste und letzte Skillshare bleibt, wie vermutet wurde, kann offen bleiben. Trotz der (Wiki-Welt-internen) Schwierigkeiten im Hintergrund ist es möglich, dass begeisterte Teilnehmer die Stafette übernehmen und Unterstützung dabei erhalten. Z., 7. Juni 2010

US-Fans hacken Wikipedia-Eintrag von WM-Schiri

Wütende US-Fans haben nach dem „Tor-Klau“ bei der WM in Südafrika die Wikipedia-Seite von Schiedsrichter Koman Coulibaly (Mali) gehackt. Diese Agenturmeldung des sid übernahmen alle namhaften deutschen Onliner (Live-Spiegelung ohne redaktionelle Kontrolle?), noch zu finden bspw. bei Zeit, Focus, Handelsblatt, N24, … Vielleicht sollte die Wikimedia Foundation ihr Geld statt in Layout-Spielereien lieber ins Schließen von Sicherheitslücken stecken, wo doch allein die deutsche deutschsprachige Ausgabe tausende Male am Tag mit wenig hilfreichen Edits beglückt vandaliert gehackt wird (was in der Regel in Sekundenschnelle behoben ist)? Mal im Ernst, was sagt uns das über die Internetkompetenz traditioneller Medien? Benutzer:Zinnmann bringt es auf den Punkt: „Manchmal macht es mir Angst, welch Deutungshoheit der Wikipedia einerseits zugeschrieben wird und wie wenig die Arbeitsweise andererseits verstanden wird.“ =:-[ “ Darum, liebe Leser, schreibt hackt fleißig Leserbriefe, auf dass die Web-0,1-Generation nicht dumm sterben möge. Oder wissen die ganz genau, was sie tun, opfern aber alles für eine gute Schlagzeile? (IP, 28.6.)

  • Update: Das Handelsblatt hat das "hacken" inzwischen in "manipulieren" geändert. ...Sili 28.06
  • Update:Focus denkt noch über die Leser nach. Ich konnte dort als Gast einen Kommentar absenden, aber im Gegensatz zur Wikipedia... Ich seh ihn nicht :-) Hab ich jetzt den Focus gehackt und ist das strafbar? (Decke über den Kopf zieh...) Gruss --Nightflyer 22:53, 28. Jun. 2010 (CEST)[Beantworten]

Versteigerung Free-Travel-Shirt

Abena vor Beginn der Versteigerung

Die Versteigerung der Free Travel-Shirts konnte vor einigen Tagen erfolgreich beendet werden. Beide Shirts wurden zugunsten der Wikimedia Foundation bei Ebay versteigert. Die Idee des freien, reisenden T-Shirts entstand auf dem Hannover-Stammtisch am 3. März 2009. Das Ziel dieser Aktion war es, das Bewusstsein für die Wikipedia als globales Projekt für freies Wissen zu schärfen und alle Wikipedianer der Welt näher zusammenzubringen. Ein Shirt erbrachte 223,22 €; das zweite stolze 224,72 $. Motiko98 25.6.

Sittenwächter für Wikipedia

Die Foundation hat mit Robert Harris, einem ehemaligen Manager der Canadian Broadcasting Corporation, einen Sittenwächter engagiert. Er soll eine Grundlage für eine Entscheidung der Foundation schaffen. So zumindest heise.de. Ob er wohl genug Sprachen spricht und die verschiedenen Kulturkreise kennt, um deren Ansichten zu erfassen? Wir dürfen gespannt sein. Sili 24. Jun. 2010

Nebulöse Surrogate expektieren potenten Support

Die „Task-Force“ der unverständlichen Artikel, also Guandalug und Nolispanmo, startet in die Sommeroffensive. Pünktlich zum vorzeitigen Finale der deutschen Elf und der Schlechtwetterfront im allgemeinen haben wir uns entschlossen, den jahrelangen Rückstand publik zu machen und suchen tatkräftige Helfer. Als Belohnung winken weniger verwirrrte Leser! Aktuell warten drei mal zehn und ein Artikel auf Großmutterversteher. Noli/Guan 19.6.
Update: am 23.6. waren es nur noch 19 – danke und weiter so!

Projekt Kinderleicht

Die Wikipedia:Redaktion Medizin hat begonnen, in einer Art Unter-Artikelnamensraum in einfacher Sprache und großer Schrift Kinderleicht-Artikel anzulegen. Weitere Informationen sind auf der Projektseite verfügbar. Sgth

Wikipedia immer auf Ballhöhe

Im Innern denke ich immer an den Sieg.

Zwar werden Tore im Artikel Fußball-Weltmeisterschaft 2010 nicht in Echtzeit vermeldet, dennoch gibt es zu allen wesentlichen Entwicklungen Artikel. Die als störend empfundene Krachmachertröte wird in unserer Enzyklopädie ebenso beschrieben, wie die einzelnen Mannschaften und Stadien; fast alle Spieler und Schiedsrichter haben einen Artikel. Wenig bekannt dürfte allerdings sein, dass in der Wikipedia auch Miroslav Kloses von Katrin Müller-Hohenstein gemutmaßter „innerer Reichsparteitag“ bereits beleuchtet wurde. Warum nur muss ich an Carmen Thomas denken? MaB, 14.06.

Update: Einen Artikel zum Thema gibt es seit einigen Tagen auch. MaB, 18.6.

„Ahoi“ – ein Wikipedia-Lemma als Themenabend

Ahoy? Ahoi? Ahoj für Slowaken und Tschechen

Erstmals findet eine Veranstaltung allein zu einem Wikipedia-Artikel statt. Unter dem Thema Ahoi – ein Wort geht um die Welt“ befragt Schriftsteller Falko Hennig am Dienstag in Berlin den Hauptautor Benutzer:Aalfons. Themen sind die Gründe für diesen Exzellenter Artikel-Artikel, die Vermeidung von OR trotz langjähriger Recherchen und die neuesten Trends der maritimen Interjektionsforschung. Aus der Titelliste gelangen zahlreiche Ton- und Filmbeispiele zur Vorführung. Wikipedianer zahlen 3 statt 5 Euro Eintritt, an der Kasse „Wiki“ sagen. Hier die Details. Aa (i.e.S.), 13.6.

Umfrage zur neuen Oberfläche gestartet

Das neue Wikipedia-Logo ist nicht jedermanns Sache
Das neue Wikipedia-Logo ist nicht jedermanns Sache

An der neuen Oberfläche, die in der deutschsprachigen Wikipedia seit dem 10. Juni aktiviert ist, scheiden sich die Geister. Die einen finden das neue Design gelungen, andere finden es zu blass oder langweilig. Vor allem aber werden das neue Logo und die veränderte Position des Suchfelds kritisert. Nachdem die Feedbackseite regelrecht überlaufen wurde, läuft seit dem 10.6., 22:53 h, eine Umfrage über die neue Oberfläche. Derweil hat Benutzer:Revolus eine Möglichkeit gefunden, das alte Logo wieder einzubinden, siehe hier. carport, 12.06.

Was heißt eigentlich Wilhelm auf Französisch?

Ségolène Royal ist inzwischen das Lachen vergangen.

Wie zahlreiche Medien berichten, wurde die ehemalige französische Präsidentschaftskandidatin Ségolène Royal Opfer eines fingierten Lexikonartikels in der französischsprachigen Wikipedia. Royal hatte zum nationalen Gedenktag zur Abschaffung der Sklaverei auf Facebook einen Beitrag veröffentlicht, in dem sie an den Forscher Léon-Robert de l’Astran erinnerte. Inzwischen stellte sich heraus, dass l’Astran kein Weggefährte La Fayettes war, sondern der Fantasie des Rotary-Clubs von La Rochelle entsprungen war. Wie gut die Fälschung war, zeigt sich unter anderem daran, dass der Artikel drei Jahre lang unbehelligt in der Wikipedia stand und erst nach Recherchen des Historikers Jean-Louis Mahé enttarnt werden konnte. Der Artikel wurde inzwischen gelöscht, Ségolène Royal muss sich aber dem Spott der internationalen Presse (siehe die Beispiele aus Österreich, Großbritannien oder Italien) stellen. Ob nicht nur Royals Ruf, sondern auch der der Wikipedia beschädigt wurde, bleibt abzuwarten … Ab, 11.6.

Wikipedia im WM-Fieber? (II)

Während die portalinternen Vorbereitungen, den Themenbereich in WM-Form zu bringen, ziemlich schleppend verlaufen, bieten sich für alle Interessierten Möglichkeiten, ihren Sach- und Fachverstand unter Beweis zu stellen. Unter kicktipp.de/wikipedia findet sich wie bereits zur Euro 2008 ein Tippspiel; wem 64 Partien deutlich zu viel sind, der mag sich vielleicht beim Weltmeistertipp versuchen. Uri, 10.6.

Projekt Heimatpflege geht an den Start

Heimat anno 1650
Heimat anno 1650

Und noch eine Meldung in Sachen Projekte und Portale: Nach reiflicher Vorbereitung und Diskussion befindet sich auch das WikiProjekt Heimatpflege seit kurzen im Projektnamensraum. Ziel dieser Einrichtung ist, neue Autoren zu gewinnen, die sich auf dem Feld der Lokalgeschichte, Denkmalpflege und Heimatkunde betätigen. Das Projekt Heimatpflege soll hierzu vor allem Personen ansprechen, die sich bereits ehrenamtlich in Vereinen und Gesellschaften betätigen und ihnen den Einstieg in die Wikipedia ermöglichen. Dabei können beide Seiten profitieren: Die Wikipedia kann zahlreiche blinde Flecken im Artikel- und Bilderbestand füllen; die Neuautoren können durch die Arbeit in der Online-Enzyklopädie die Geschichte und Kultur ihrer Heimat einem breiten Publikum zugänglich machen.

Mit dieser Initiative soll auch ein Signal für die aktive Werbung von Autoren gesetzt werden: Auf potentielle Mitarbeiter soll gezielt zugegangen, Vereine und Institutionen sollen angesprochen werden. Interessierte Benutzer dürfen sich natürlich jetzt schon auf der entsprechenden Projektseite eintragen. TAM, 4.6.

Bilderspende von Bonnier

Wie durch das Wikimedia Blog berichtet, hat das schwedische Medienunternehmen Bonnier 27 Bilder eigener schwedischer Autoren in hoher Auflösung und unter CC-BY-SA 3.0-Lizenz an Commons gespendet. Diese Bilderspende ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit mit Wikimedia Sverige und Bonnier selbst scheint nach eigener Aussage so zufrieden mit dem bisherigen Verlauf der Aktion, dass auch in Zukunft noch weitere Bilder folgen werden. Bei den schwedischen Kollegen ist man bereits fleißig dabei, die entsprechenden Artikel mit den neuen, durchwegs guten Bildern auszustatten, in der deutschsprachigen Wikipedia fehlt es den meisten dieser Autoren wohl einfach noch am entsprechenden Artikel, den man bebildern könnte. Vielleicht sind die neuen Bilder ja ein guter Anlass, den entsprechenden Autoren auch hier einen Artikel zu gönnen? Der Kurier bleibt hier trotz WM-Fieber am Ball. Leithi 3.6.

500.000 Artikelspenden von Computer-Bild?

Die älteren von uns werden sich noch an die Wikifehlia-Kampagne der BILD-Zeitung erinnern. Nun scheint es so, dass zumindest der BILD-Ableger Computer Bild seine Ansicht radikal geändert hat: In dem aktuellen Sonderheft „Computer BILD Wissen“ ist eine Wikipedia-DVD beigelegt. Und damit nicht genug: Diese DVD enthält ausweislich des Titelblatts nicht nur die gute Million Artikel der deutschsprachigen Online-Version, sondern sage und schreibe derer 1.500.000. Da diese hier noch nicht angekommen sind, müssten sie eigentlich demnächst erstellt werden. Admins: Überprüft bitte eventuelle IP-Sperrungen des Axel-Springer-Verlages, denn diesem Zuwachs wollen wir doch nicht im Wege stehen. Gnu 1.6.

Die vielen zusätzlichen Artikel verbrauchten wohl so viel Platz, dass für eine Urheber- und Lizenznennung – leider, leider – kein Platz mehr blieb. Detektivisch Versierte finden auf der DVD als .html den Lizenzvertrag der CC by-sa 3.0 sowie eine Datei Lizenz.txt mit dem lapidaren Hinweis: „Um der Lizenz Genüge zu tun, liegt eine komprimierte XML-Datei dewiki-20100326-pages-logging.xml.gz im Ordner „source“ der DVD. Diese enthält die Änderungsgeschichte der Artikel und damit die Namen der beteiligten Autoren.“ Interessierte Autoren koordinieren sich hier. MN 2.6./7.6.