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Die Unbekannte

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Heinrich Heine
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Titel: Die Unbekannte
Untertitel:
aus: Neue Gedichte.
Seite 196-198
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1844
Verlag: Hoffmann und Campe
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Erscheinungsort:
Übersetzer:
Originaltitel:
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Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
Nummer XVI. aus dem Zyklus Romanzen.
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[196]

 XVI.
 Die Unbekannte.

Meiner goldgelockten Schönen
Weiß ich täglich zu begegnen,
In dem Tuileriengarten,
Unter den Kastanienbäumen.

5
Täglich geht sie dort spazieren

Mit zwei häßlich alten Damen –
Sind es Tanten? Sind’s Dragoner,
Die vermummt in Weiberröcken?

Niemand konnt mir Auskunft geben,

10
Wer sie sei? Bei allen Freunden

Frug ich nach, und stets vergebens!
Ich erkrankte fast vor Sehnsucht.

[197]
Eingeschüchtert von dem Schnurrbart

Ihrer zwei Begleiterinnen,

15
Und von meinem eignen Herzen

Noch viel strenger eingeschüchtert,

Wagt’ ich nie ein seufzend Wörtchen
Im Vorübergeh’n zu flüstern,
Und ich wagte kaum mit Blicken

20
Meine Flamme zu bekunden.


Heute erst hab’ ich erfahren
Ihren Namen. Laura heißt sie,
Wie die schöne Provenzalin,
Die der große Dichter liebte.

25
Laura heißt sie! Nun da bin ich

Just so weit wie einst Petrarcha,
Der das schöne Weib gefeiert
In Canzonen und Sonetten.

[198]
Laura heißt sie! Wie Petrarcha
30
Kann ich jetzt platonisch schwelgen

In dem Wohllaut dieses Namens –
Weiter hat er’s nie gebracht.