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ADB:Reichenbach, Heinrich Gustav

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Artikel „Reichenbach, Heinrich Gustav“ von Gustav Dilling in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 53 (1907), S. 272–276, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Reichenbach,_Heinrich_Gustav&oldid=- (Version vom 12. November 2024, 00:08 Uhr UTC)
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Band 53 (1907), S. 272–276 (Quelle).
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Reichenbach: Heinrich Gustav R., Dr. phil., Professor der Botanik, länger als ein Vierteljahrhundert Director des Botanischen Gartens in Hamburg, entstammte einer altsächsischen Familie. War er doch ein Nachkomme jenes Stadtschreibers und späteren Bürgermeisters Reichenbach von Wittenberg, der für Luther Katharina v. Bora in sein Haus aufgenommen hatte. Sein Großvater war der als griechischer Lexikograph bekannte Conrector der Thomasschule in Leipzig; sein Vater, der Geheime Hofrath Heinrich Gottlieb Ludewig Reichenbach (s. A. D. B. XXVII, 667), bekleidete die Stelle eines Professors der Naturgeschichte an der Medicinisch-chirurgischen Akademie in Dresden und war zugleich Director des Botanischen Gartens und des Kgl. Naturhistorischen Museums daselbst.

Unser Reichenbach – H. G. Rchbch. fil. oder bloß Rchb. f., wie er zeichnete – ward am 3. Januar 1824 im Dresdener Altstädter Rathhause geboren, in dem sein Vater eine Amtswohnung innehatte, besuchte die Kreuzschule seiner Vaterstadt von Ostern 1835 bis dahin 1843 und war schon als Gymnasiast ein so genauer Kenner der sächsischen Flora, daß er als solcher in der von seinem Vater herausgegebenen „Flora saxonica“ die Redaction der Standorte übernehmen konnte. Nach der rühmlichst bestandenen Reifeprüfung verbrachte er ca. 3/4 Jahre behufs botanischer Studien auf Reisen, namentlich längere Zeit im Waadtlande, und trat damals schon De Candolle, Boissier, Reuter, Morris, Risso, Landy, Muret, Shuttleworth und anderen Gelehrten näher; studirte dann Medicin, anfänglich in Dresden und später vorwiegend bis Februar 1847 in Leipzig, wo Kunze sich seiner mit warmer Fürsorge annahm. Schon als Student bearbeitete er 1844 die Solanaceen und Orchideen für die „Histoire naturelle des Canaries par Webb et Berthelot“ und die „Orchideae Leiboldianae“ in der „Linnaea“, 1845 die Orchideen der Goering’schen Sammlung japanischer Pflanzen in der Bot. Zeitung; 1846 und 1847 folgten „Orchidographische Beiträge“ in der „Linnaea“.

Im J. 1848 erhielt er vom kgl. sächs. Ministerium den Auftrag, in Vertretung des in die Nationalversammlung gewählten Prof. E. A. Roßmäßler Botanik und Zoologie an der Akademie für Forst- und Landwirthschaft zu Tharand zu lehren. Fünf Semester hat er dort erfolgreich Vorlesungen über allgemeine Botanik, besondere Botanik für Forst- und Landwirthe, Pflanzenphysiologie, Zoologie und Insektenkunde gehalten, auch naturhistorische Excursionen geleitet. Dabei blieb er seinem eigensten Arbeitsgebiete treu; von Tharand aus veröffentlichte er 1849 in der Bot. Zeitung: „Ueber zwei merkwürdige Orchideen“ und „Ueber zwei der Orchis militaris nahestehende Arten“; in der „Linnaea“: „Beiträge zur Kenntniß der Orchideen der Aequinoctialflora Amerikas“ und „Orchidographische Beiträge“; und in Walpers’ Annalen „Orchideae“; 1850 in der Bot. Zeitung „Ueber Linnaea borealis“ und „Ueber Orchis longibracteata Biv.“. Im J. 1851 war R. in angestrengtester Weise mit den Vorbereitungen auf seinen Eintritt in die akademische Laufbahn beschäftigt, veröffentlichte aber daneben nicht nur einige kleinere Arbeiten, sondern vollendete auch seine seit zehn Jahren vorbereitete „Orchidographia europaea“ (4°, 194 S. mit 170 von ihm gezeichneten und colorirten Tafeln), zugleich Bd. XIII und XIV der bis dahin von seinem [273] Vater herausgegebenen „Icones Florae Germanicae et Helveticae simul terrarum adjacentium ergo Mediae Europae“. Am 10. Juli 1852 habilitirte er sich zu Leipzig nach vorausgegangener Promotion mit der anatomisch-physiologischen Dissertation: „De pollinis Orchidearum genesi ac structura et de Orchideis in artem ac systema redigendis“, die inbezug auf die Lehre vom Wachspollen, vom Primordialschlauche, der Bildung der Exine und die nur von Robert Brown vorher an dem fossilen Triplosporium beobachteten Pollentriaden interessante und neue Thatsachen enthält. Außerdem veröffentlichte er noch in demselben Jahre die Fortsetzung der „Orchideae“ in Walpers’ Annalen, „Gartenorchideen“ und „Neue Orchideen der Expedition des Herrn v. Warscewicz“ in der Bot. Zeitung, sowie „Orchideae Regnellianae“ und „Orchidographische Beiträge“ in der „Linnaea“.

Als Privatdocent las R. über allgemeine Botanik, Gewebelehre, natürliches System, medicinische Botanik, leitete auch botanische Uebungen; daneben publicirte er 1853: „Zur Kenntniß der Chloraeaceae“, Bot. Zeitung; „Aperçu des espèces des genres Sobralia, Bletilla, Preptanthe“ in van Houtte, Flore des Serres; 1854 in Seemann’s Bonplandia: „Orchideae Warscewiczianae recentiores“, „Notulae Orchidaceae“, „Orchideae Schlimianae“; in Otto und Dietrich, Allg. Gartenzeitung: „Drei neue Orchideen“, „Gongora aromatica“, „Zwei neue Epidendra“; in van Houtte, Flore des Serres: „Répertoire de Botanique“; endlich „Orchideae“ in „Botany of H. M. S. Herald“, London, L. Reeve; daneben aber in jedem dieser Jahre und im Anfange 1855 je einen Band der Iconen, 1853 die „Cynarocephalae Europ. med.“, 1854 die „Corymbiferae Europ. med.“ und 1855 die „Gentianaceae – Bicornes Europ. med.“ (zusammen 38 Bogen Text und 460 von ihm gezeichnete Tafeln). Außerdem war er 1854 in die Redaction der „Pescatorea, Iconographia des Orchidees“, Brüssel, eingetreten und hatte die Herausgabe der „Xenia Orchidacea“ begonnen, eines Werkes, das von seiner unvergleichlichen Einzelkenntniß auf dem Gebiete der Orchideenkunde Zeugniß ablegt und auf der Verwerthung des ihm damals schon aus allen Gegenden der Erde zuströmenden Materiales beruht. In Anerkennung seiner ausgezeichneten Leistungen ward er am 14. März 1855 zum Prof. extraord., am 30. October desselben Jahres zum Custos des Leipziger Universitätsherbars ernannt.

Während seiner Leipziger Professorenzeit entfaltete er bei rastlosem Fleiße eine überaus fruchtbare litterarische Thätigkeit. Es erschienen von ihm in Seemann’s Bonplandia: „Wageners Orchideen aus Ocaña“, „Ueber Odontoglossum citrosmum Lindl.“; „Symbola orchidacea“, die unbeschriebenen Arten des Herbars Edm. Boissier, „Cranichis Schaffneri“, „Stenorrhynchus Madrensis“, „Orchideae Jamesonianae“, „Orchideae Hongkonenses“, „Pachystomatis generis sciagraphia“, „Orchideae Ruizianae et Pavonianae“, „Stipulae Orchidaceae“, „Nigritella“, „Orchideae Zollingerianae“, „Generis Anselliae monographia“; in Regel’s Gartenflora: „Ansellia africana Lindl.“, „Houlletia Landsbergii, H. picta“, „Catasetum viridiflorum Hook.“; in Otto und Dietrich, Allg. Gartenzeitung: „Aërides“, „Ueber Gartenorchideen“; in Karl Koch’s Berl. Allg. Gartenzeitung: „Gartenorchideen“, „Epidendrum paytense“, „Cattleya Lindleyana“; in der Hamb. Blumenzeitung: „Oncidium Cramerianum“, „Polystachya Ottoniana“, „Pleurothallis vilipensa“, „Pleurothallis marginalis“; in der Bot. Zeitung: „Gartenorchideen“; in Skositz’ Oesterr. Bot. Wochenblatt: „Drei neue Labiaten-Gattungen“; in den Abhandlungen der Amsterd. Akademie: „Orchideae Splitgerberianae“ und „Orchid. Landsbergianae“; daneben von 1858–1862 drei Bände der Iconen: XVIII. [274] „Labiatae – Convulaceae“, XIX. „Cichoriaceae – Cucurbitaceae“, XX. „Solanaceae – Lentibularieae“ (zusammen mit 630 von ihm gezeichneten Tafeln). Ferner wurde 1858 der erste, mit 100 Tafeln geschmückte Band der „Xenia Orchidacea“ abgeschlossen, eine stattliche Zahl von Heften der „Pescatorea“ veröffentlicht und die letzte Hand an die Vollendung des Farnwerkes seines verstorbenen Lehrers Kunze gelegt. Neben seiner Leipziger Docententhätigkeit wirkte er auch als Lehrer der Botanik und Zoologie an der landwirthschaftlichen Lehranstalt zu Lützschena. Auch fallen in diese Zeit einige seiner wissenschaftlichen Reisen, nach England, Belgien, Holland, deutschen Gegenden u. s. w. Sein persönlicher und brieflicher Verkehr mit hervorragenden Naturforschern entfaltete sich mehr und mehr und umfaßte Männer wie Grisebach, Bartling und v. Warnstedt in Göttingen, Göppert in Breslau, Günther, C. F. Naumann, Theod. Weber in Leipzig, Anderson in Stockholm, E. Fries in Upsala, Sir William Jackson Hooker und Joseph Dalton Hooker in Kew, Lindley in London, Morris in Turin, Parlatore in Florenz, Edmond Boissier und Alphonse de Candolle in Genf, Asa Gray in Boston, de Briese in Leyden u. m. A. – Während dieser Zeit nöthigte ihn der Umstand, daß das Leipziger Ordinariat der Botanik Mettenius inne hatte, der nur zwei Monate älter als R. war, dazu, sich nach einer angemessenen Stellung außerhalb Leipzigs umzusehen. Dabei erlebte er durch ein Zusammentreffen ungünstiger Umstände Mißerfolge. So kam er nicht als definitiver Ersatz für Roßmäßler nach Tharand, weil sein Vater in ungeschickter Weise seinen Einfluß bei Hofe zu benutzen versuchte, seinem Sohne das gesetzlich vorgeschriebene 5. Docenten-Probejahr zu ersparen, was das Tharander Docenten-Collegium veranlaßte, seinem Unwillen darüber einen sehr entschiedenen Ausdruck zu geben. An Nägeli’s Stelle in Freiburg wurde er, wiewohl in erster Linie vorgeschlagen, nicht gewählt, weil man schließlich die Berufung eines Physiologen für nothwendiger erachtete, als die eines Systematikers. Seine Anstellung in Lüttich vereitelte der Cardinal von Mecheln, und seine Ernennung zum Director des Botanischen Gartens in Kopenhagen scheiterte schließlich an Nationalitätsfragen. So bemächtigte sich Reichenbach’s in steigendem Maße das Gefühl der Zurücksetzung und der Verbitterung. Der am 12. Februar 1860 erfolgte Tod J. G. Chr. Lehmann’s, des Directors des Botanischen Gartens und Professors der Naturgeschichte am Akademischen Gymnasium zu Hamburg, veranlaßte R., sich um die erledigte Stelle zu bewerben. Auf das wärmste namentlich als Systematiker ersten Ranges von vielen seiner Freunde und Gönner empfohlen, ging er, freilich erst nach einer qualvollen Zwischenzeit von mehr als drei Jahren, als Sieger aus dem Kampfe mit zahlreichen Mitbewerbern hervor: am 7. Juli 1863 übertrug ihm die Hamburger Oberschulbehörde das lange verwaiste Amt, das er im Herbste desselben Jahres antrat. In dieser Stellung hat er bis zu seinem Tode eine vielseitige rastlose Thätigkeit entwickelt, den Garten umgestaltet, mancherlei Uebelstände in seiner Verwaltung beseitigt, seine Gewächshäuser bereichert, namentlich auch durch die ihm zugehenden kostbaren Sendungen lebender Orchideen, den Gartenbestand in steigendem Maße für die Zwecke des Unterrichts nutzbar gemacht, den Tauschverkehr mit den Schwesterinstituten gepflegt, seine Kenntniß namentlich exotischer Pflanzen und ihrer Cultur der Gartenwelt übermittelt. Wenn er auch das Siechthum des schon lange nur ein Scheindasein fristenden Akademischen Gymnasiums, einer nicht mehr zeitgemäßen Zwischenanstalt zwischen Gelehrtenschule und Universität, nicht aufzuhalten vermochte, so hat er doch regelmäßig Vorlesungen, namentlich über Anatomie und Physiologie der Pflanzen, Phanerogamen- und Kryptogamenkunde mit Demonstrationen abgehalten [275] und dadurch zahlreiche Schüler zu tüchtigen Botanikern herangebildet. Seine Hauptthätigkeit erstreckte sich aber nach wie vor auf das Reich der Orchideen, über das er seit Lindley’s Tode (1865) als unbestrittener König herrschte. Die von ihm in einer großen Zahl botanischer und gärtnerischer Zeitschriften veröffentlichten Arbeiten [Notizen, Beschreibungen neuer Arten und Gattungen, Monographien, Bearbeitungen des Sammelergebnisses von Reisenden in fremden Ländern, Betheiligung an der Herausgabe von Orchideen-Ikonographien („Reichenbachia“ u. a.), die wöchentlichen Beiträge zu „Gardeners’ Chronicle“ von 1865–1889, in denen er die Mehrzahl der Neuheiten aus den reichen Orchideensammlungen seiner vielen englischen Freunde beschrieb] sind so zahlreich, daß sie hier nicht aufgezählt werden können. Nur der wichtigsten sei hier gedacht: „Beiträge zur Orchideenkunde Centralamerikas“, 1869; „Beiträge zur Orchideenkunde“, N. A. Ak. Leop. Car. 1870; „Otia botanica Hamburgensia“, 1871–1881; „Beiträge zur systematischen Pflanzenkunde“ 1871; „Orchidographische Beiträge“, Linnaea 1877; „Ueber das System der Orchideen“, Bull. Congrès internat. St. Pétersb. 1885; mit W. Saunders zusammen: „Refugium botanicum“, 1881–1885. Interessante Aufschlüsse über seine Art, die Lebensarbeit Anderer zu würdigen, geben die zahlreichen von ihm verfaßten Nekrologe (z. B. von De Briese, Sir William Hooker, Ernst Ferdinand Nolte, Gustave Adolphe Lüddemann, Ch. J. E. Morren u. A.). Die Fülle der täglich sich an ihn herandrängenden Arbeiten schädigte offenbar den Fortgang seiner großen Publikationen: von den Iconen erschien nur noch Bd. XXI: „Umbelliferae“ (1867) mit 210 Tafeln, ganz und Bd. XXII: „Leguminosae“ fast vollständig (220 Tafeln stammen noch von R.). Von den Xenien kam der II. Band 1874 zum Abschluß, während er von dem III. Bande nur noch 3 Decaden herausgab. Die Gesammtzahl der von R. gezeichneten und veröffentlichten Tafeln – in den Iconen und Xenien allein 2180 – ist eine ganz außerordentliche. – Neben seiner Verwaltungs-, Docenten- und litterarischen Thätigkeit nahm ihn die tägliche Sorge für sein gewaltiges Herbar in Anspruch, das nächst dem von Edm. Boissier wohl das größte war, das sich jemals in Privatbesitz befunden hat, und, vier Eisenbahnwaggons füllend, nach Reichenbach’s letztwilligen Bestimmungen dem kaiserlichen Hofburgmuseum in Wien zugefallen ist. Auch seine zahlreichen Reisen standen im Dienste botanischer und gärtnerischer Interessen. Als Sammler zogen ihn namentlich die Westalpen, Piemont und Ligurien an. Kew, „das Mekka der botanischen Gläubigen“, war eine oft von ihm aufgesuchte Arbeitsstätte. Daneben nahm er häufig als Delegirter oder erbetener Preisrichter an Congressen und Ausstellungen theil, und bildete oft den gefeierten Mittelpunkt solcher Versammlungen. Ehrenerweisungen, Orden, Ernennungen zum Mitgliede und Ehrenmitgliede angesehener Gesellschaften, für ihn besonders hergestellte Ehrenmedaillen wurden ihm in größerer Zahl zu Theil und erfreuten ihn sehr.

R. besaß eine durchaus eigenartige, ausgeprägte Individualität, die nach manchen Richtungen ebenso wunderlich anmuthete, wie seine für Viele schwer zu entziffernde Handschrift. Allen, die mit ihm verkehrt haben, wird er unvergeßlich sein mit seiner massiven, im vorgerückten Alter etwas schwerfälligen Gestalt, mit seinem stapfenden Gange, den er in der Unterhaltung öfters unterbrach, um sich einer kleinen Bosheit zu entledigen, die aber doch zumeist in ein liebenswürdiges Gewand gekleidet war, mit dem durchdringenden Blick der blauen Augen über der scharfgeschnittenen Adlernase und seiner überaus modulationsfähigen Stimme. R., der unverheirathet geblieben war, dem Aeußerlichkeiten, wie Kleider u. ähnl., nur als nothwendige Uebel erschienen, [276] galt fast Allen, die ihn nicht genauer kannten, als ein weltfremder Sonderling. Denen aber, die ihm näher standen, und denen er seine Sympathien zuwandte, zeigte er sich nicht nur als ein geistvoller, anregender Gesellschafter, als ein feingebildeter Mann von ungewöhnlicher Weite seines Gesichtskreises und infolge seiner hervorragenden Beherrschung fremder Sprachen auch von internationaler Freiheit des Verkehrs, sondern auch als ein Mensch von tiefem Gemüthe und als zuverlässiger, theilnehmender und treuer Freund. – Seit der Mitte der 80er Jahre kränkelte er; bald ließ der Verfall seiner früher so robusten Erscheinung auch äußerlich die Schwere der Leiden erkennen, von denen ihn am 6. Mai 1889 zu Hamburg ein sanfter Tod erlöste. Seine nach Dresden übergeführte Leiche ruht an der Seite seiner Eltern.

Krankheit und Tod überkamen ihn zu einer Zeit, da er sich mit dem Gedanken trug, sein Amt aufzugeben. Leipzig sollte seines Alters Ruhesitz sein. Dort wollte er die Arbeit seines Lebens krönen durch die Herausgabe eines zusammenfassenden Hauptwerkes über seine Lieblinge, die Orchideen. Dieses Werk ist er uns schuldig geblieben, und wir werden vielleicht noch lange auf Den zu warten haben, der, in ähnlicher Weise wie R. dazu ausgerüstet, es zu schreiben unternehmen könnte.

Biographisches über Reichenbach f.: „The late Professor Reichenbach“, Gardeners’ Chronicle, May 18, 1889 with portrait.E. Regel, Prof. Dr. Heinrich Gustav Reichenbach †. Mit Porträt. Gartenflora 1889, S. 315–320. – Heinrich Gustav Reichenbach. Eine Skizze seines Lebens von Gustav Dilling. Jahrbuch der Wissenschaftlichen Anstalten zu Hamburg, VII, 1890, 20 S., mit Porträt.