Volkmann, Richard von (seit 1885)

Lebensdaten
1830 – 1889
Geburtsort
Leipzig
Sterbeort
Jena
Beruf/Funktion
Chirurg ; Dichter ; Schriftsteller ; Lyriker ; Erzähler ; Hochschullehrer
Konfession
evangelisch?
Normdaten
GND: 11909892X | OGND | VIAF: 100176545
Namensvarianten

  • Volkmann-Leander, Richard von
  • Leander, Richard (Pseudonym)
  • Volkmann, Richard
  • Volkmann, Richard von (seit 1885)
  • volkmann, richard von
  • Volkmann-Leander, Richard von
  • Leander, Richard (Pseudonym)
  • leander, richard
  • Volkmann, Richard
  • Leander
  • Leander, Richard Volkmann-
  • Leander, Richard von Volkmann-
  • Reandâ
  • Reandā, Rihyaruto
  • Volkmann Leander
  • Volkmann Leander, Richard
  • Volkmann-Leander
  • Volkmann-Leander, R.
  • Volkmann-Leander, R. v.
  • Volkmann-Leander, Rich.
  • Volkmann-Leander, Rich. v.
  • Volkmann-Leander, Richard
  • v. Leander

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Zitierweise

Volkmann, Richard von (seit 1885), Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11909892X.html [12.11.2024].

CC0

  • Volkmann, Richard von (preußischer Adel 1885) (Pseudonym Richard Leander)

    Chirurg, Dichter, * 17.8.1830 Leipzig, 28.11.1889 Jena, Halle/ Saale, Stadtgottesacker. (evangelisch)

  • Genealogie

    V Alfred V. (s. 1);
    M Adele Härtel;
    Halle 1858 Anna (1833–1914), T d. Diederich (Dietrich) v. Schlechtendal (1794–1866), o. Prof. d. Botanik in Halle, Dir. d. Botan. Gartens ebd., korr. Mitgl. d. Ak. d. Wiss. in Berlin 1834 (s. ADB 31; Lex. Bryologen), u. d. Ida Klug (1804–84);
    6 S u. a. Alfred Diedrich (1859–1912), Jur., Reg.rat, Hans Richard (v. V.-Leander) (1860–1927, Hildegard Meyer, T d. Lothar v. Meyer, 1830–95, Chemiker, s. NDB 17, u. d. Johanna Volkmann, * 1842, s. Gen. 1), Landschaftsmaler, Graphiker, Illustrator in Halle, Prof., preuß. Rittmeister d. Res. (s. ThB; Mitteldt. Jb. 17, 2010; D. Litt, Das künstler. Schaffen d. Landschaftsmalers H. R. v. V., 1996; B. Küster, H. v. V., 1998), Walther (1861–1910, Marie Margarete Olshausen, 1866–1965, T d. Robert v. Olshausen, 1835–1915, preuß. Adel 1910, o. Prof. f. Gynäkol. 1864 in Halle u. 1887 in Berlin, s. Pagel; DBJ I, Tl.; Biogr. Lex. Schleswig-Holstein VII, 1985; NDB 19, Fam.art.), preuß. Oberstlt., Kommandeur d. Ulanen-Rgt. Nr. 10, Erich (1868–1950), Oberstlt., Landjägerrat, Siegfried (1871–1947, Irmgard Freiin v. Eckhardtstein, 1875–1948, T d. Wilhelm Frhr. v. Eckhardtstein, 1844–1903, preuß. Oberstlt.), Dr. iur., preuß. Reg.rat, Dir. u. Vorstandsmitgl. d. Reichs-Landbundes u. d. Dt. Schutzbundes f. Grenz- u. Auslandsdt.tum, Hptm. d. Res. (s. Rhdb.; Wi. 1935), Bernhard (v. V.-Leander) (1875–1937), preuß. Major, Landrat, 5 T (1 früh †) Magdalene (1864–1932, Rudolf Volkmann, * 1862, aus Stollberg, Sachsen, Dr. med., prakt. Arzt, Chirurg, Dir. d. Kr.krankenhauses in Dessau, Prof., Sanitätsrat, s. Dt. Chirurgenkal., ²1926), Elsbeth Margarete (1866–1915), Mathilde (1867–1935), Anna-Maria (1873–1942, Charly Melms, 1933, auf Wöpkendorf, Brunstorf, Kanneberg u. Liepen, Meckl., preuß. Oberlt.).

  • Biographie

    Nach Absolvierung der Fürstenschule zu Grimma 1844–50 nahm V. das Medizinstudium in Halle/ Saale auf, das er in Gießen und Berlin fortsetzte. 1854 wurde er in Berlin mit der Dissertation „De pulmonum gangraena“ (dt. „Über den Lungenbrand“) zum Dr. med. promoviert und bestand in Halle das med. Staatsexamen. Seit 1855 an der Chirurg. Universitätsklinik in Halle unter Ernst Blasius (1802–75) als Assistenzarzt tätig, habilitierte V. sich 1857 für Chirurgie. Während einer längeren Erkrankung seines Chefs übernahm V. die Leitung der Klinik, quittierte aber aufgrund von Spannungen mit Blasius nach dessen Rückkehr den Dienst und ließ sich in Halle in eigener, später sehr erfolgreicher chirurgischer Praxis nieder. Als Extraordinarius kehrte er 1863 an die Univ. Halle zurück (1867 o. Prof. f. Chirurgie u. Dir. d. Chirurg. Univ.klinik, 1878 / 79 Rektor). Am Dt. Krieg|1866 beteiligte sich V. als Primarius der Lazarette in Trautenau (Böhmen). Im Dt.-Franz. Krieg 1870 / 71 hatte er die Position eines konsultierenden Generalarztes inne.

    V. war einer der bedeutendsten Chirurgen des 19. Jh. In seinen „Beiträge(n) zur Chirurgie, anschliessend an einen Bericht über die Thätigkeit der chirurgischen Universitäts-Klinik zu Halle im Jahre 1873“ berichtete er erstmals über den durch Teer hervorgerufenen Krebs. V. behandelte und operierte erfolgreich Hundebandwurmzysten und Hydrozelen, erforschte die Hodentorsion und entwickelte erfolgreich neue Methoden zur operativen Entfernung von Mastdarmkrebs-Tumoren. Er erkannte als erster „Die ischämischen Muskellähmungen und Kontrakturen“ (in: Zbl. f. Chirurgie 8, 1881, S. 801–03) nach dem Abnehmen von zu fest sitzenden Gipsverbänden, die seither V.-Kontrakturen heißen. Er schuf neue Methoden zur Resektion von Gelenken, zur operativen Behandlung komplizierter Frakturen sowie zur Orthopädie und Chirurgie der Extremitäten und der Wirbelsäule. Desweiteren etablierte er in Deutschland die antiseptische Wundbehandlung durch Karbol (Phenol) gemäß dem Listerschen Verfahren, was die Überlebensrate bei Operationen sprunghaft ansteigen ließ sowie risikoreiche und komplizierte operative Eingriffe, wie z. B. bei der Bauchchirurgie, erst ermöglichte. Auch das V.-Dreieck, eine dreieckförmige Knochenabsplitterung an der hinteren Schienbeinkante bei Knöchelbrüchen, und die V.-Schiene, eine dachrinnenförmige Lagerungsschiene für das Bein, wurden nach ihm benannt.

    Trotz mehrerer Rufe, u. a. nach Erlangen (1867), Berlin (1882), Breslau, Heidelberg und Würzburg, verließ V. seine Heimatuniversität nicht. 1870 war er Gründer und dann langjähriger Herausgeber der „Sammlung klinischer Vorträge“ sowie 1872 Mitbegründer und 1886 / 87 Vorsitzender der Dt. Gesellschaft für Chirurgie. Bedeutende Schüler V.s waren u. a. der Neurochirurg Fedor Krause (1857–1937) sowie die Chirurgen Maximilian Oberst (1849–1925), Alfred Genzmer (1851– 1912) und Paul Kraske (1851–1930).

    Unter dem Pseudonym „Richard Leander“ schuf V. ein charakteristisches dichterisches Werk mit zahlreichen Märchen (z. B. „Träumereien an französischen Kaminen“, 1871, ⁴1874, Nachdr. 2006), Gedichten und Troubadour-Liedern.

  • Auszeichnungen

    |preuß. Geh. Med.rat (1877);
    Mitgl. d. Leopoldina (1880);
    Ehrenbürger v. Halle/ Saale (1882);
    Roter Adler Orden 3. Kl.;
    – Denkmal, Magdeburger Str., Halle/ Saale (1894);
    V.straße, Halle/ Saale (1906).

  • Werke

    |Observationes anatomicae et chirurgicae quatuor, 1857 (Habil.-Schr.);
    Bemm. über einige v. Krebs z. trennende Geschwülste, 1858;
    Die Krankheiten d. Bewegungsorgane, in: Hdb. d. allg. u. speciellen Chirurgie, hg. v. F. J. Pitha u. Th. Billroth, II, 2. Abt. 1882, S. 234–920;
    Ueber d. Mastdarmkrebs u. die Exstirpatio recti, in: Slg. klin. Vortrr. 131, 1878, S. 1113–28;
    Nachlaß: Archive d. Univ. Halle u. d. HU Berlin;
    Geh. StA Preuß. Kulturbes., Berlin.

  • Literatur

    |ADB 40;
    K. L. Schober, Gedanken z. 100. Todestag R. v. V. im Nov. 1989, in: Der Chirurg 61, 1990, S. 338–40;
    U. Söll, Leben u. Wirken d. Hallenser Chirurgen R. v. V., Diss. Halle 1996;
    S. Trieder, R. v. V.-Leander, Chirurg u. Literat, 2006 (P);
    C. Willy u. a., R. v. V., Surgeon and Renaissance Man, in: Clinical Orthopaedics and Related Research 466, 2008, S. 500–06;
    BLÄ;
    Killy;
    Kreuter, Neurologen;
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L);
    Lex. Naturwiss.;
    Enz. Med. gesch.

  • Autor/in

    Werner E. Gerabek
  • Zitierweise

    Gerabek, Werner E., "Volkmann, Richard von" in: Neue Deutsche Biographie (), S. [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11909892X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Volkmann, Richard von

  • Biographie

    Volkmann: Richard v. V., geboren am 17. August 1830 zu Leipzig als Sohn des Anatomen und Physiologen Alfred Wilhelm V. (s. o.), ging sieben Jahre später mit seinem nach Dorpat berufenen Vater dorthin und kehrte mit demselben 1843 in das Vaterland zurück. Er besuchte darauf sechs Jahre lang die Fürstenschule in Grimma, widmete sich von 1850—54 dem Studium der Medicin auf den Universitäten Halle, Gießen und Berlin und hatte sich an letzterem Orte der besonderen Förderung von Seite Traube's und Langenbeck's zu erfreuen. Nachdem er am 26. August 1854 mit der Dissertation „De gangraena pulmonum“ in Berlin zum Doctor promovirt worden war und im folgenden Winter in Halle das Staatsexamen zurückgelegt hatte, trat er im Sommer darauf als Assistenzarzt in die chirurgische Klinik von Blasius, wo er im nächstfolgenden Sommer den wegen eines schweren Augenleidens beurlaubten Director vier Monate lang in der Leitung der Klinik zu vertreten und alle Operationen selbständig auszuführen hatte. Im Juni 1857 habilitirte er sich mit der Arbeit „Observationes anatomicae et chirurgicae quatuor“ in Halle als Privatdocent der Chirurgie und schied als Assistent aus der chirurgischen Klinik aus, indem das Verhältniß des jungen, aufstrebenden, seine Zuhörer mehr als sein Lehrer fesselnden Docenten zu diesem ein unfreundliches geworden war. Da ihm jede Beziehung zur chirurgischen Klinik versagt war, mußte er zu der Thätigkeit eines praktischen Arztes greifen, war bald der gesuchteste Arzt in Halle und blieb in dieser anstrengenden und zeitraubenden Wirksamkeit bis zu seiner im März 1867 erfolgten Ernennung zum ordentlichen Professor und Director der chirurgischen Klinik, nachdem er im Februar 1863 zum Prof. extraordin. ernannt worden war. Inzwischen war er bei aller ermüdenden praktischen Thätigkeit, sowol in Vorträgen und Cursen, darunter solchen über pathologische Anatomie, als in wissenschaftlichen, mit eigenhändigen vortrefflichen Zeichnungen ausgestatteten Arbeiten überaus fleißig gewesen. Es sind von denselben zu nennen: „Bemerkungen über einige vom Krebs zu trennende Geschwülste“ (Halle 1858); „Ueber Neubildung Haversischer Canäle im harten Knochengewebe (vasculöse Ostitis)“ und die vorzügliche Monographie „Die Krankheiten der Knochen und Gelenke“ (in Pitha-Billroth's Handbuch der Chirurgie, 1865). Im J. 1866 leitete er vom Juli bis October als Chefarzt, ohne militärische Charge, unter schwierigen Verhältnissen die großen Lazarethe auf dem böhmischen Kriegsschauplatze in Trautenau.

    Mit seiner Ernennung zum Leiter der Halleschen chirurgischen Klinik begann jene glänzende chirurgische Thätigkeit, welche ihn bald in die erste Reihe seiner Fachgenossen stellte. Jede neue Errungenschaft fand daselbst Eingang; zahlreich sind die von ihm für die chirurgische Behandlung gemachten Erfindungen und Verbesserungen. Alsbald hatte er die offene Wundbehandlung eingeführt, die ihm schon im Feldzuge 1866 gute Resultate geliefert hatte, während früher zeitweise die Mortalität in der Halleschen Klinik eine furchtbare gewesen war. Er blieb dieser Behandlungsweise bis zur Aera der Antiseptik treu. Im April 1870 begann er, in Verbindung mit hervorragenden Fachgenossen die Herausgabe einer Sammlung klinischer Vorträge aus allen Zweigen der praktischen Medicin, eine Publication, die seinen Namen bald in aller Welt bekannt machte. Während des deutsch-französischen Krieges war er in der Eigenschaft eines consultirenden Generalarztes anfänglich als Chefarzt der Lazarethe in Mannheim, dann bei Sedan, von Ende September an aber vor Paris und nachdem er bereits nach Hause zurückgekehrt gewesen war, von Anfang Februar bis Mitte März bei der Südarmee in Dijon thätig. Während der einförmigen Belagerung von Paris entstand sein bedeutendstes, unter dem Pseudonym „Richard Leander“ berühmt gewordenes dichterisches Werk „Träumereien an französischen Kaminen“, die er für Frau und Kinder in der Heimath niedergeschrieben und in Feldpostbriefen in die Heimath gesandt hatte, nachdem die reiche dichterische Thütigkeit aus seiner Studenten- und Verlobungszeit durch eine anstrengende fachwissenschaftliche Beschäftigung eine lange Unterbrechung erfahren hatte.

    Aus dem Felde zurückgekehrt, fand V. seine Klinik in einer überaus traurigen hygienischen, während der Jahre 1871, 72 fast ganz andauernden Verfassung. Da entschloß er sich im November 1872 zu einer Probe mit der von Joseph Lister erfundenen und empfohlenen antiseptischen Behandlung, die trotz der damaligen Umständlichkeit der Methode, in seinen Händen bald so günstige Resultate lieferte, daß er ein begeisterter Anhänger und Apostel derselben wurde und in seinen 1875 erschienenen „Beiträgen zur Chirurgie“ von der antiseptischen Methode rühmen konnte, sie habe die Chirurgie zum Range der jüngsten Experimentalwissenschaft emporgehoben, und daß er auf dem Internationalen medicinischen Congreß in London 1881 von ihr sagen konnte, daß die durch sie herbeigeführten Wandlungen ohne gleichen in der Geschichte der Medicin seien. Es ist daher das unbestrittene Verdienst Volkmann's, durch Wort und Schrift thatkräftig für die Antiseptik gewirkt und unermüdlich an der Vereinfachung, Verbesserung und Verbreitung derselben gearbeitet zu haben, so daß sie in Deutschland so schnell und so allgemein, wie in keinem andern Culturlande, festen Fuß faßte und zum Gemeingut Aller wurde. Inzwischen war auf seinen und Gustav Simon's Antrieb, in Gemeinschaft mit B. v. Langenbeck die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie gegründet worden, deren erste Sitzung am 10. April 1872 mit seinem Vortrage „Zur vergleichenden Mortalitäts-Statistik analoger Kriegs- und Friedensverletzungen“ eröffnet wurde. Bis zu seinem Tode war V. auf den Congressen der Gesellschaft eines der thätigsten und anregendsten Mitglieder, und als Langenbeck nach 14jähriger Leitung derselben im J. 1886 sein Amt niederlegte, wurde V. an seiner Stelle zum Vorsitzenden erwählt und verblieb in dieser Stellung zwei Jahre lang. — 1877 wurde er zum Geh. Medicinalrath ernannt, 1878—79 bekleidete er das Rectorat der Universität Halle; 1879 ging endlich sein Lieblingswunsch in Erfüllung, in eine andere, nach seinen Angaben erbaute Klinik einziehen zu können, die sich bald als eine Musteranstalt erwies. — Von seinen wissenschaftlichen, meistens auf den Chirurgencongressen zur allgemeinen Kenntniß gebrachten Arbeiten führen wir noch an seine Bestrebungen, die verbesserte Technik der Exstirpation der krebsig entarteten Brustdrüse zugleich mit ihren Lymphdrüsen einzuführen, seine Mittheilungen über Paraffin- und Rußkrebs, Psoriasis linguae oder buccalis, seine Totalexstirpation der Gelenke ohne Knochenresection, seine Behandlung der Leberechinococcen und seine „Chirurgischen Erfahrungen über die Tuberculose“ (1885). — An Ehrungen, die ihm zu Theil geworden waren, finden wir die Verleihung des Ehrenbürgerrechtes der Stadt Halle und die 1885 erfolgte Erhebung in den erblichen Adelstand.

    Die letzten Lebensjahre Volkmann's waren vielfach durch Krankheit getrübt; ein schleichend verlaufendes Rückenmarksleiden verursachte Schmerzen von großer Heftigkeit, die ihn öfter an der Ausübung seiner Berufspflichten hinderten und ihn zur Erholung zwangen, die er, wie früher in der Schweiz, so in der späteren Zeit meistens in Italien und dessen Kunstsammlungen suchte,|deren Anschauung und Bewunderung ihm große Befriedigung gewährte. Durch einen 17maligen Aufenthalt in Rom war er mit den dortigen Kunstschätzen vollständig vertraut. Ueberhaupt besaß er auf manchen anderen Gebieten, als seiner Fachwissenschaft eingehende Kenntnisse, wie sich dies z. B. in den auf einem sehr fleißigen Studium der provençalischen Dichtungen des frühen Mittelalters beruhenden Troubadourliedern, der letzten, wenige Monate vor seinem Tode erschienenen poetischen Gabe des Dichters, äußerte. — Nachdem es ihm, im Mai 1889 gestärkt aus Italien zurückkehrend, noch einmal möglich gewesen war, im Sommerhalbjahre mit seltenen Unterbrechungen seine Klinik zu halten, auch eine Monographie „Ueber den Krebs“ wesentlich zu fördern, hielt er sich zur Erholung in Jena auf, kam am 17. November nach Halle zurück, um an Berathungen über die Vorbereitungen des im folgenden Jahre in Berlin abzuhaltenden internationalen medicinischen Congresses theilzunehmen, zog sich aber auf der Rückkehr nach Jena eine Lungenentzündung zu, der er am 28. November erlag.

    V. war seinem Aeußeren nach eine vornehme Persönlichkeit und konnte, wenn er wollte, von bezaubernder Liebenswürdigkeit sein; er war aber auch von bewunderungswürdiger Energie, ja selbst Zähigkeit, und wenn es ihm nöthig schien, konnte er sogar rücksichtslos sein. Allen seinen Kranken erweckte sein liebevolles Wesen Zuversicht und Hoffnung auf Heilung, wie Tausende, die solche von seiner Hand empfingen, bezeugen können. Als Lehrer war er unübertrefflich. Ein Meister der Form und der Rede, von hinreißender Lebhaftigkeit im Vortrage, vermochte er seinen Schülern die schwierigsten Verhältnisse klar zu legen und durch Zeichnungen zu erläutern, den scheinbar unbedeutendsten Gegenstand anziehend zu machen, einem gegebenen Stoffe immer neue Seiten abzugewinnen. Auf wissenschaftlichen Versammlungen griff er mit Schlagfertigkeit in die Discussion ein und war vermöge seiner hohen geistigen Begabung und seines schnellen Fassungsvermögens eines der hervorragendsten Mitglieder solcher. Seine dankbaren Mitbürger, Freunde und Schüler errichteten ihm vor der chirurgischen Klinik, der Stätte seiner vieljährigen Wirksamkeit, ein Denkmal, das am 1. August 1894 eingeweiht wurde.

  • Literatur

    Fedor Krause in Berliner klinische Wochenschrift, 1889, S. 1089, 1119 (mit einem vollständigen Verzeichniß seiner wissenschaftlichen u. belletristischen Arbeiten und Schriften). — E. v. Bergmann in Verhandlungen der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie, 19. Congreß. 1890, I, S. 3.

  • Autor/in

    E. Gurlt.
  • Zitierweise

    Gurlt, Ernst, "Volkmann, Richard von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 40 (1896), S. 238-240 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11909892X.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA