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Biolebensmittel Besser essen

Ob Ökokarotten oder Naturnüsse: Lebensmittel in Bio-Qualität stehen hoch im Kurs. Sie sollen gesünder sein und besser schmecken. Doch stimmt das auch?

Bio hat längst sein muffiges Müsli-Image verloren: Fast jeder Supermarkt hat inzwischen seine Bio-Abteilung, in den Großstädten eröffnen immer mehr schicke Shops, die ausschließlich Ökonahrung anbieten. Doch sind Biomöhren tatsächlich besser als die ordinären Karotten im Plastikbeutel? Und schmeckt das Schnitzel vom Öko-Schwein wirklich besser?

Die Antworten liefert ein Blick auf die Produktions-Methoden der Biobauern. Konventionell arbeitende Landwirte bestellen ihre Äcker meist einseitig: Sie säen und ernten nur eine bestimmte Pflanze. Dadurch laugt die Erde aus, natürliche Nährstoffe gehen verloren. Deshalb tränken die Bauern ihre Felder mit Kunstdünger. Um die Saat zu schützen, spritzen sie Unkraut- und Insektenvernichtungsmittel. Die Rückstände dieser Gifte essen wir dann mit.

Biobauern dagegen halten nichts von Pestiziden und Kunstdüngern auf dem Acker. Sie düngen mit Tiermist und bauen immer wieder unterschiedliche Pflanzen an. Weil dem Boden nicht einseitig Nährstoffe entzogen werden, erholt er sich und bleibt auf natürliche Weise fruchtbar. Diese Anbauweise wirkt sich auf die Qualität von Obst und Gemüse aus.

Biobauern sind gut zum Vieh

Auch bei der Fleischproduktion gehen Biobauern andere Wege: Statt Hühner, Schweine und Rinder in riesigen Ställen und in drangvoller Enge zu halten, ermöglichen sie ihren Tieren Auslauf in der freien Natur. Jungtiere dürfen in der Nähe ihrer Mutter bleiben. Die Bauern mästen ihre Tiere nicht, sondern füttern sie hauptsächlich mit biologisch angebautem Futter, mit Gras und Heu. Sie verzichten auf chemische oder synthetische Futterzusätze und Hormonspritzen.

Auf Bio-Höfen dürfen nur so viele Tiere leben, wie das Land ernähren kann und wie der Boden an Gülle verkraftet. Kaufen Sie ein Bio-Würstchen, können Sie nahezu sicher sein, dass das Schwein oder Huhn, das darin verwurstet ist, unter guten Bedingungen gelebt hat.

Etiketten-Schwindel ist erlaubt

Dabei müssen Sie allerdings genau auf den Aufdruck achten: Nur die Bezeichnungen "biologisch" oder "bio", "ökologisch" oder "öko" geben Sicherheit. Diese Bezeichnungen sind gesetzlich geschützt und gewährleisten, dass ein Produkt zu 95 Prozent nach den Richtlinien der EG-Öko-Verordnung erzeugt wurde. In dieser Verordnung ist aufgelistet, welche Zutaten, Zusatzstoffe und Hilfsstoffe Bioprodukte enthalten dürfen.

Verlassen können Sie sich aber auch auf die Bezeichnung "kontrolliert biologisch" - auch wenn das doppelt gemoppelt ist: Bio-Produkte werden immer kontrolliert. Einige Bio-Verbände, wie etwa Demeter, haben sich sogar besonders strenge Standards gesetzt und werben dafür mit ihrem Bio-Siegel. Daneben gibt es eine Reihe von Bezeichnungen, die zwar nach Bio klingen, es aber nicht sind: Etwa: "kontrollierter Anbau", "alternativ", "integriert", "natürliche Herstellung" oder "kontrollierter Vertragsanbau". Diese Formulierungen wollen Sie nur in die Irre führen.

Drei Kilo Schokolade sind immer ungesund - auch wenn es Bio ist

Irreführend ist auch die Devise: Nur Bio-Ernährung ist eine gesunde Ernährung. Das stimmt dann nicht, wenn Sie sich nicht ausgewogen ernähren. Denn auch drei Kilo Bioschokolade am Tag sind ungesund. Stattdessen gilt: Zunächst sollten Sie darauf achten, sich ausgewogen zu ernähren, erst dann sollten Sie entscheiden, ob Sie Lebensmittel mit Rückständen von Chemikalien wollen oder nicht.

Laut des staatlichen Bundesinstituts für Risikobewertung sind Pestizid-Rückstände für uns zwar ungefährlich, weil sie meistens nur in geringen Mengen vorkommen. Häufig werden aber Grenzwerte überschritten. Und immer mal wieder werden - aus gutem Grund - bestimmte Pflanzenschutzmittel verboten. Und wie sich Pestizide langfristig auf unsere Gesundheit auswirken, ist immer noch nicht hinreichend erforscht.

In Bio-Gurke oder -Milch ist oft mehr Gesundes drin

Nicht eindeutig nachgewiesen ist, ob Bio-Lebensmittel tatsächlich mehr Vitamine oder andere Nährstoffe enthalten als vergleichbare herkömmliche Produkte. Studien haben dies bisher nur im Einzelfall belegt. Das Problem besteht in der Vergleichbarkeit. Denn die Inhaltsstoffe etwa eines Apfels sind von Sorte zu Sorte verschieden. "Außerdem kommt es darauf an, wie der Boden beschaffen ist, wie reif der Apfel war, als man ihn gepflückt hat, wie lange er transportiert und gelagert wurde", sagt Ursel Wahrburg, Ernährungswissenschaftlerin an der Fachhochschule Münster: Die Anbauart sei weniger wichtig.

Und doch bekommen Sie bei Bio oft mehr für Ihr Geld: Weil Biobauern ihren Pflanzen fast immer mehr Zeit zum Reifen lassen. Bio-Gemüse und Bio-Obst enthalten dadurch weniger Wasser, schmecken intensiver und haben im Allgemeinen ein bisschen mehr an sekundären Pflanzenstoffen, Ballaststoffen und Vitaminen. Auch Bio-Milch ist gesünder, weil sie in der Regel mehr Omega-3-Fettsäuren enthält.

Warum Bio-Lebensmittel teurer sind

Gesünder heißt aber auch - teurer. Der höhere Preis für Bioprodukte hat folgende Ursachen:

  • Öko-Bauern haben mehr Arbeit: Sie führen die Tiere auf die Weide und misten den Stall aus.
  • Ergänzungsfutter, Saatgut, natürliche Pflanzenschutzmittel und Zuchttiere in Bioqualität kosten mehr.
  • Bio-Tiere bekommen altersgemäßes Futter - jedem Entwicklungsstadium angepasst.
  • Die Tiere leben länger. Und sie ergeben weniger Fleisch, erzeugen weniger Milch oder Eier.
  • Bioprodukte sind meist keine Massenware und werden in kleineren Mengen verarbeitet. Sie müssen strenger von anderen Lebensmitteln getrennt werden.
  • Hilfsstoffe wie künstliche oder naturidentische Aromen sind verboten: Darum müssen die Hersteller einem Bio-Fruchtjoghurt zum Beispiel mehr Früchte beimischen.
  • Bio-Bauern müssen für die regelmäßigen strengen Kontrollen Gebühren bezahlen.

Bio tut der Umwelt gut

Die besten Bio-Lebensmittel können Sie frisch vom Hof kaufen, auf dem Wochenmarkt oder im Bioladen. Dort finden Sie überwiegend Produkte von Anbauverbänden wie Demeter oder Bioland. Diese halten sich an noch strengere Richtlinien als die der EG-Öko-Verordnung. Gut geführte Supermärkte bieten Bio-Produkte an, die mit dem EG-ÖKO-Siegel gekennzeichnet sind.

Bio tut Ihnen gut - und der Umwelt. Biobauern verwenden keinen Kunstdünger, der Nitrat enthält, und belasten daher das Grundwasser nicht mit dem Stoff. Weil sie Kunstdünger und chemische Pflanzenschutzmittel nur sehr begrenzt einsetzen, haben ihre Produkte eine positivere Ökobilanz. Denn Dünger und Pestizide werden mit viel Energieaufwand hergestellt.

Abzuraten ist, energiepolitisch betrachtet, von Bio-Exoten aus dem Ausland: Sie werden meist mit dem Flugzeug nach Deutschland transportiert. Essen Sie daher am besten heimisches Gemüse und Obst der Saison.

Antje Helms

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Bio-Gemüse

Guter Geschmack, wenig Gift

Biobauern lassen ihren Pflanzen Zeit. Je länger Wurzeln im Boden bleiben, Blätter am Baum oder Früchte am Strauch, desto mehr Nähr- und Farbstoffe entwickeln sie. Als so genannte sekundäre Pflanzenstoffe kommen sie uns dann zugute. Außerdem schmecken solche Pflanzen intensiver: Sie enthalten weniger Wasser.
Bauern, die herkömmlich arbeiten, ernten Tomaten, Erdbeeren und viele andere Sorten meist bevor sie reif sind. Auf der langen Reise in den Laden sollen sie nachreifen. Ihr Nährwert fällt dann geringer aus. Das gilt aber nicht für herkömmlich angebautes Gemüse aus der Region, das gerade Saison hat. Das wird auch nicht vorzeitig geerntet. Deswegen kann Gemüse der Saison ähnlich viele Nährstoffe haben wie Bioware, die lang transportiert wurde.

Die Qualität von Obst und Gemüse hängt also davon ab,

  • welche Sorte der Bauer wählt;
  • ob die Pflanze in der Sonne oder im Schatten wächst;
  • ob der Landwirt die Pflanze reif erntet;
  • ob das Gemüse lange im Lager liegt.

Biosalat enthält 150 mal weniger Pestizide

Bestimmte Gemüsesorten aus herkömmlichen Anbau enthalten im Schnitt das Hundertfünzigfache an chemischen Rückständen im Vergleich zu Biogemüse. Denn beim Discounter gelten nur Aussehen und Preis: Tomaten, Salat und Paprika müssen makellos aussehen, aber billig sein. Weil diese Pflanzen aber von Insekten jeglicher Art gern zerfressen werden, bespritzen die Bauern sie mit verschiedenen Pestiziden.

Paprika aus Spanien und der Türkei sind häufig mehr belastet als Produkte aus den Niederlanden. Spanische Tomaten enthalten oft das Pilzvernichtungsmittel Procymidon, das im Verdacht steht, schlecht für unser Hormonsystem zu sein. Europäische Trauben wiederum enthalten mehr Chemie als ihre Mitstreiter aus Südamerika.

Ökogemüse speichert weniger krebserregende Substanzen

Bauern, die herkömmlich wirtschaften, besprühen ihre Felder und Treibhausböden mit Kunstdünger. Diesen Stickstoffdünger nehmen die Pflanzen auf, Nitrate sammeln sich in ihren Zellen. Essen wir das Gemüse, wandelt unser Körper das Nitrat in Nitrit um. Dieser Stoff wiederum kann krebserregende Nitrosamine bilden. Biobauern benutzen keinen Kunstdünger.

Doch manchmal helfen auch Öko-Landwirte etwas nach, allerdings nur mit den für sie zugelassenen Mitteln. Dennoch weisen rund zwei Prozent der deutschen Bio-Produkte Rückstände auf. Diese stammen aber möglicherweise aus Altlasten, die der Boden in früheren Jahren aufgenommen hat und später an die Pflanzen abgibt.

Manchmal wird auch beim Transport, bei der Lagerung oder Verarbeitung nicht sauber zwischen Bio- und anderem Gemüse getrennt - wenn zum Beispiel der Hersteller mit derselben Anlage herkömmlich sowie biologisch angebaute Produkte verarbeitet.

Am besten ist: Sie kaufen Gemüse, das in der Region wächst und das gerade Saison hat. Und wenn Sie im Frühjahr Lust auf Brechbohnen haben, nehmen Sie Bio-Tiefkühlware: Sie ist garantiert frisch und hochwertig.

Antje Helms

Bio-Obst

Obst ohne Chemie-Dusche

Affen wissen, was gut ist: Sie schälen normale Bananen, Bio-Bananen hingegen fressen sie mit Schale, Stumpf und Stiel. Das zeigt ein Experiment des Kopenhagener Zoos. Die Tiere haben einen guten Riecher: Herkömmlich angebaute Früchte bekommen häufig mehrere Giftduschen, um Schädlinge fernzuhalten.

Bio-Obst ist meist frei von Rückständen oder nur sehr wenig mit Pestiziden belastet. Bei herkömmlich angebauten Obst sieht das anders aus, besonders bei Früchten aus dem Ausland: Häufig werden sogar Mengen gemessen, die die zulässige Grenze überschreiten. Beeren und Birnen aus Deutschland sind weniger giftig. Sofern sie nicht im Treibhaus oder unter Folien wuchsen. Eine Ausnahme bilden deutsche Äpfel: Auch solche aus konventionellem Anbau sind wenig gespritzt.

Apfelduell: Jonagold gegen Golden Delicious

Geht es um Vitamine und andere Nährstoffe, zählt nicht die Anbauweise, sondern nur die Sorte: Saure Äpfel wie Jonagold, Boskop, Braeburn haben mehr Vitamin C als süße wie Cox Orange oder Golden Delicios.

Der Anteil an gesunden Pflanzenstoffen wie Polyphenolen und Antioxidantien ist bei den Sorten Elstar und Golden Delicious in herkömmlicher Anbauweise genau so groß wie in ökologischer. Bio-Kiwis dagegen übertrumpfen ihre normal angebauten Verwandten mit ihrem Gehalt an Polyphenole und Vitamin C.

Tendenziell hat Öko-Obst etwas mehr Vitamin C und mehr sekundäre Pflanzenstoffe. Denn die Pflanzen saugen weniger Kunstdünger und Pflanzenschutzmittel auf und haben mehr Zeit zum Reifen.

Bio-Exoten: frühreife Früchtchen

Auf exotische Früchte wie Papaya, Mango und Kiwi will heute kaum noch jemand verzichten. Und schon gar nicht auf Bananen! Doch herkömmlich angebaute Früchte aus dem Ausland werden häufig noch mehr gespritzt als heimische. Zwar gelangen bei Früchten mit dicker Schale nur wenige Pestizide ins Innere. Trotzdem sind Bananen, Apfelsinen, Kiwis und Avocados in Bioqualität begehrt.

Der Nachteil bei den Öko-Exoten: Sie werden zwar nach ökologischen Kriterien angebaut, aber häufig zu früh geerntet, damit sie auf ihrem langen Weg zu uns nicht verfaulen. Je länger die Anreise dauert, desto weniger Nährstoffe haben sie.

Schlecht für die Umwelt: Früchte auf großer Fahrt

Ein zweiter großer Nachteil: Weil die Früchte per Schiff oder per Flugzeug transportiert werden, lagern sie oft Wochen in Kühlcontainern. Die Transportmittel und die Container verbrauchen eine Menge Energie. Das ist schlecht für die Ökobilanz: Eine Schale Erdbeeren aus Neuseeland, die nach Deutschland geflogen wird, erzeugt genauso viel Kohlendioxid wie elf Autofahrten zur Schule.

Kaufen Sie daher besser Obst aus der Region. Und: Wählen Sie Biofrüchte, wenn Sie die Feldarbeit mit Pestiziden nicht unterstützen wollen.

Antje Helms

Bio-Milch

Der Traum vom fetten Gras

Nur Bio-Kühe haben es so gut wie die Milka-Kuh. Rinder aus herkömmlichen Betrieben können von fettem Gras nur träumen. In überfüllten Ställen wird ihnen Kraftfutter hingeworfen, eine Weide bekommen die meisten nicht zu sehen.

Dabei ist es das Gras, das die Milch wertvoll macht: Die Milch von Biokühen enthält daher bis zu 60 Prozent mehr gesunde Omega3-Fettsäuren. Diese können vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen, wie viele Studien gezeigt haben.

Ob dieser Qualitätsunterschied der Milch tatsächlich unsere Gesundheit verbessert, ist noch nicht eindeutig nachgewiesen. Untersuchungen legen jedoch nahe, dass die Säuren auch das Immunsystem stärken. Bekommen herkömmlich gehaltene Kühe viel frisches Gras oder Klee, enthält ihre Milch ebenso viele gute Omega3-Fettsäuren. Sie könnten also auch diese Milch kaufen. Leider lässt sich an der Verpackung nicht erkennen, welches Futter die Tiere bekommen. Daher liegen Sie mit Bio-Milch immer auf der sicheren Seite.

Normale Kuhmilch enthält Medikamente

Ob Öko oder nicht - Milch wird während des gesamten Produktionsablaufs ständig kontrolliert. Giftige Rückstände und Überbleibsel von Arzneimitteln kommen in herkömmlich hergestellter Milch nur unterhalb der festgelegten Grenzwerte vor. Doch die Chemie-Reste sind da: Denn die Euter der Kühe entzünden sich schnell. Deshalb mischen die Bauern vorbeugend tagtäglich Antibiotika ins Futter. Diese Medikamente sollen die Entzündungen verhindern.

In Bio-Milch werden nur sehr selten Antibiotika nachgewiesen. Denn Biobäuerinnen versuchen es erstmal mit homöopathischen Mitteln und Pflanzenarzneien. Schlagen diese Substanzen nicht an, geben auch Biolandwirte ihren Tieren Antibiotika. Allerdings nur wenige Tage lang, bis die Entzündung verheilt ist. In diesem Zeitraum - und auch noch eine Weile danach - dürfen Biobauern ihre Milch nicht verkaufen. So sollen Arzneirückstände so gering wie möglich gehalten werden.

Biobauern experimentieren nicht mit der Natur

Bauern, die auf herkömmliche Art und Weise Kühe halten, geben ihren Tieren Hormone. So wollen die Landwirte den Zeitpunkt des Eisprungs kontrollieren - das ist wichtig, wenn der Bauer die Kuh künstlich besamen lassen will und einen festen Kalbtermin wünscht.

Biolandwirtinnen können einen solchen Eingriff nicht mit ihrem Naturverständnis vereinbaren und verzichten deshalb auf Hormone. Im übrigen sind aus demselben Grund auch gentechnisch veränderte Futtermittel in Biobetrieben verboten.

Milch ist nicht gegen jedes Gift gefeit

Andere Rückstände in der Milch können Biobauern hingegen nicht verhindern. Dazu gehören Dioxine, DDT oder Hexachlor-Benzol. Denn diese Gifte gelangen über Luft, Boden und Trinkwasser zu den Tieren und sammeln sich in ihrem Fettgewebe sowie in der Milch. Die Pegel dieser Substanzen sind bei Biomilch genauso hoch wie bei normaler Milch. Die festgelegten Höchstmengen werden dabei meist nicht überschritten.

Antje Helms

Bio-Eier

Hennenknast oder Hühnerglück

Eier sind gesund, sie enthalten Mineralstoffe, Vitamine, Eisen und viel Proteine. Im Schnitt gönnt sich jeder Deutsche etwa 200 Eier im Jahr.

Die meisten kaufen immer noch Käfig-Eier. Wie das Huhn leben musste, von dem das Ei stammt, sehen Sie an dem Stempel auf dem Ei: Eine Null bedeutet: ökologische Haltung, die Tiere dürfen artgerecht leben, herumlaufen, im Boden scharren, sie haben genügend Platz für sich und bekommen natürliches Futter. Eine Eins heißt: Freilandhaltung, eine Zwei steht für Bodenhaltung - das heißt nur, die Hühner müssen nicht ständig auf einer Stange oder auf Gitterstäben hocken. Eine drei heißt: Diese Hennen fristen ihr Leben in kleinen Käfigen ohne Tageslicht.

Allerdings sind Käfighennen gesünder als ihre herkömmlich gefütterten Schwestern draußen. Denn die Hühner mit Auslauf sind mehr Infektionsrisiken ausgesetzt und werden deshalb von den Bauern vorbeugend und dauerhaft mit Medikamenten gefüttert. Das tun Biobauern nicht.

Farbstoffe sind nicht das Gelbe vom Ei

Öko-Eier sind in etwa genauso gut wie Eier aus herkömmlicher Produktion. Ihr Nährwert unterscheidet sich nicht. Nur den Hennen geht es bei der Biobäuerin besser. Zudem picken die Tiere anderes Futter: Es enthält keine Medikamente und kein Gen-Soja.

Biobetriebe dürfen auch keine Farbstoffe an ihre Hühner verfüttern. Deshalb sind die Dotter von Bio-Eiern heller. Allerdings ist es Ökobauern erlaubt, bis zu 15 Prozent ihres Futters aus konventioneller Herstellung zu beziehen. Dieses herkömmliche Futter enthält den Farbstoff Canthaxanthin. Deshalb ist es möglich, dass auch Bio-Eier Canthaxanthin enthalten. Diese Substanz lagert sich beim Menschen im Augenhintergrund ab und kann Sehstörungen auslösen.

Nicht aus Bio-Eiern verbannen lassen sich Dioxine. Das Gift entsteht bei Verbrennungsprozessen der Industrie und durch den Autoverkehr. Es lagert im Boden und in den Pflanzen. So gelangt es in Milch, Fisch, Fleisch und Eier, egal ob Bio oder nicht. Dasselbe gilt für weitere Umweltgifte wie DDT - ein Insektengift - oder für giftige Chlorverbindungen.

Antje Helms

Bio-Fleisch

Es schrumpft nicht

Werfen Sie ein Bio-Schnitzel in die Pfanne, bleibt es so groß, wie es war. Ein normales Schnitzel hingegen schrumpft - dabei können Sie zusehen. Das liegt an der größeren Menge Flüssigkeit, die herkömmlich produziertes Fleisch enthält.

Der Grund: Bio-Tiere wiegen mehr, wenn sie geschlachtet werden. Zudem ist der Anteil an festem Muskelfleisch höher, denn die Tiere dürfen länger leben. Auch der Fettanteil ist deshalb höher. Öko-Hähnchen zum Beispiel leben im Schnitt 70 bis 90 Tage lang. Das ist mehr als die doppelte Lebenszeit ihrer Brüder aus herkömmlicher Haltung.

Bio-Fleisch enthält mehr Lebenskraft

Konventionelle Mastbetriebe wünschen Tiere, die viel mageres Muskelfleisch an sich tragen. Doch mageres Fleisch von solchen Tieren hat auch mageren Inhalt: Der Eisengehalt ist gering, die Konzentration von wichtigen Mineralstoffen wie Zink und Selen ebenfalls. Bio-Fleisch dagegen schmeckt nicht nur besser, sondern hat auch mehr gesundheitsfördernde Omega-3-Fettsäuren, wie Studien belegen.

Ein weiterer Pluspunkt für Biofleisch: Es enthält weniger oder gar keine Rückstände von Medikamenten. Bauern, die herkömmlich mästen, mengen ihren Rindern tagtäglich Antibiotika ins Futter. Diese Arzneien sollen verhindern, dass sich die Euter der Tiere entzünden. Bio-Bauern geben ihren Kühen die Mittel nur dann, wenn sie wirklich krank sind. Danach wartet die Öko-Bäuerin lange ab, bis sie das Tier zum Schlachthof bringt - doppelt so lange wie die herkömmlich arbeitenden Kollegen.

Medikamente als Mastmittel sind nicht mehr erlaubt

Antibiotika helfen nicht nur, Entzündungen zu bekämpfen. Sie lassen auch Muskeln schneller wachsen. Das macht die Medikamente bei Landwirten sehr beliebt: Je schneller das Tier sein Schlachtgewicht erreicht, desto mehr Gewinn macht der Bauer. Heute sind Antibiotika in der EU auch in der konventionellen Rindermast als Wachstumsbeschleuniger verboten. Doch nicht alle Bauern halten sich daran: Etwa jede 500ste Fleischprobe weist Rückstände von Tierarzneimitteln oberhalb des Grenzwertes auf.

Besonders viel Antibiotika finden Sie in Fertiggerichten mit Hähnchenstücken. Denn das Fleisch, da können Sie fast sicher sein, kommt aus Brasilien. Dort wird deutlich weniger streng kontrolliert. Vorsicht ist auch geboten bei Chicken-Nuggets oder Pfannengerichten mit Huhn: Die Herkunft des Fleisches lässt sich nicht nachvollziehen.

Gebratene Bio-Pökelwurst kann keinen Krebs auslösen

Herkömmliche Metzgereien konservieren ihre Würste oft mit Nitritpökelsalz. Gesund ist das nicht unbedingt. Denn wird Nitrit zusammen mit Eiweiß erhitzt, können sich krebserregende Nitrosamine bilden. Deswegen sollten Sie gepökelte Würste nicht braten oder kochen.

Haben Sie aber Lust auf Kassler mit Grünkohl oder auf eine Salami-Pizza, sollten Sie Biofleisch verwenden, am besten solches von strengen Verbänden wie Demeter oder Bioland. Diese verbieten ihren Metzgern, Wurst mit Nitritpökelsalz zu vermengen. Stattdessen konservieren Biometzger mit Kochsalz, Kräutern und Gewürzen.

Das Biosiegel der EU garantiert aber keine Wurst ohne Nitritpökelsalz. Denn die EU-Öko-Verordnung lässt diesen Stoff zu. Schauen Sie genau auf das Etikett oder fragen Sie Ihren Metzger. Und freuen Sie sich, wenn die Wurst eher grau aussieht: Dann ist das Salz, das die Wurst rot macht, wahrscheinlich nicht enthalten.

Antje Helms

Bio-Fisch

Dümpelt der Fisch, ist er zu fett

Zartrosa sieht ein Bio-Lachs aus. Und er schmeckt gut. Das liegt an seiner bewegten Lebensweise: Die Fische leben in schottischen Bergseen, später ziehen sie in den Nordostatlantik. Dabei müssen sie gegen die Gezeiten schwimmen, das kostet Kraft. Daher ist ihr Fleisch fester und hat rund drei bis fünf Prozent weniger Fett als das ihrer Brüder, die in Farmen leben müssen. Herkömmlich gezüchtete Lachse dümpeln nämlich dicht an dicht in ihren Netzgehegen, die in ruhigem Fjord- oder Teichwasser hängen. Zudem schlucken solche Lachse reichlich Medikamente.

Arzneien, Hormone oder wachstumsfördernde Mittel sind in der Bio-Zucht verboten. Die Züchter reinigen die Netze nur mechanisch und nicht chemisch. Pestizide sind tabu. Einheitliche Richtlinien für die Bio-Fischzucht werden jedoch erst nächstes Jahr in der EG-Ökoverordnung festgelegt.

Achten Sie beim Einkaufen von Fisch darauf, ob er aus nachhaltiger Fischerei stammt. Das bedeutet, dass die Fischer keine Bestände zerstören und das Meer nicht überfischen dürfen. Nachhaltige Fischerei erkennen Sie am MSC-Siegel. MSC steht für Marine Stewardship Council.

Antje Helms

Bio-Getreide & Bio-Soja

Brot ohne Aroma-Schnickschnack

Biobäcker backen ihr Brot aus reinem Natursauerteig oder mit Bio-Hefe. Sie verwenden keine künstlichen Triebmittel. Auch andere künstliche Zusätze lassen sie links liegen: zum Beispiel Emulgatoren oder Enzyme, mit denen andere Bäcker ihr Brot aromatisch machen.

Das gilt zumindest für Bio-Brot, das von den Anbauverbänden Bioland, Demeter, Naturland oder Biokreis kommt. Pappt hingegen das Biosiegel der EU auf dem Laib, kann das anders sein. Die EU-Ökoverordnung erlaubt auch, synthetisches Vitamin C zu verwenden.

Bio-Brot aus Weizen und Bio-Müsli haben meist einen höheren Anteil an essentiellen Aminosäuren. Weil Bio-Weizen nicht mit zusätzlichem Stickstoff gedüngt wird, haben Speisen aus diesem Getreide aber meist insgesamt weniger Eiweiß.

Schimmelpilze mögen Bio-Brot genauso gern

Brot kann schimmeln, auch wenn es nach strengen Ökorichtlinien gebacken wurde. Steckt der Pilz einmal im Laib, scheidet er giftige Stoffwechselprodukte aus. Deshalb sollten Sie verschimmeltes Brot nicht mehr essen. Im übrigen findet der Pilz Bio-Brot genauso lecker wie herkömmlich fabriziertes.

Weniger Schimmel findet sich in Bio-Teigwaren aus ökologisch angebautem Hartweizengrieß. Das liegt an der Vorliebe der Pilze, kurze Getreidehalme zu besiedeln. Solche Weizensorten werden im konventionellen Anbau bevorzugt. Ist es im Sommer warm und feucht, wirbeln die Pilzsporen von den kurzen Halmen leichter durch die Luft oder gelangen schneller in Regentropfen zur Weizenähre. Bio-Weizen hat hingegen längere Halme.

Bio-Soja ist nicht genmanipuliert

Soja enthält viel Eiweiß mitsamt essentieller Aminosäuren, viel gesunde ungesättigte Fettsäuren, Vitamine und Mineralstoffe. Herkömmliche Sojapflanzen sind meist genmanipuliert. In Bio-Lebensmitteln ist dieses Genfood nicht erlaubt. Dennoch finden sich hin und wieder Spuren von Gensoja in Ökowaren. Denn beim Transport oder bei der Lagerung wird Bioware nicht immer streng von konventionell hergestellten Produkten getrennt.

Antje Helms

Bio für Kinder

Babybrei ist meist aus Bioware

Bekommt Ihr Baby noch Muttermilch, brauchen Sie sich keine Gedanken zum Thema Bio zu machen. Denn eine bessere Nahrung gibt es für Säuglinge nicht. Allerdings kann auch Muttermilch mit Schwermetallen und anderen Stoffen belastet sein, die Sie über die Nahrung aufnehmen. Aber nur in minimalen Mengen. Für Ihr Kind überwiegen auf jeden Fall die Vorteile, wenn Sie es stillen.

Möchten Sie Ihrem Kind langsam etwas Festeres geben, stellt sich die Frage: selbst gekochte Bio-Ware? Oder lieber Fertigbrei aus dem Glas? Die Antwort: Brei aus dem Gläschen hat fast immer Bioqualität. Denn nach der EU-Diätverordnung muss Babynahrung praktisch frei von Pestiziden sein, und sie darf nur sehr gering mit Nitrat belastet sein. Deshalb nutzen die meisten Babybrei-Produzenten Biowaren.

Tischen Sie Ihrem Kind nichts Schöngefärbtes auf

Möchte Ihr Kind dasselbe essen wie Sie, sollten Sie auf gute Qualität achten. Denn Kinder können auf Zusatz- und Farbstoffe, auf künstliche Aromen sowie Geschmacksverstärker empfindlicher reagieren. Bio-Produkte enthalten deutlich weniger Zusatzstoffe. Ökoware enthält auch weniger Zucker als herkömmliche Produkte, etwa bei Kakaogetränkepulvern oder Kindermüslis. Bio-Nuss-Nougat-Cremes haben häufig mehr Nüsse.

Kaufen Sie Obst und Gemüse aus der Region und nach der Saison. Solche Pflanzen enthalten weniger Pestizide und Nitrate. Wählen Sie Bio-Produkte, wenn Sie sicher gehen möchten, Ihrem Kind möglichst wenige Rückstände aufzutischen. Bei Kleinkindern ist das zu empfehlen.

Antje Helms

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