Frankreich Erschossener 17-Jähriger: Spendenaktion für Polizisten bringt Millionen-Summe ein

An einem gelben Auto in Frankreich stehen zwei Motorrad-Polizisten mit gezückten Waffen
Bei dieser Polizeikontrolle hat Florian M. – einer der Polizisten – den 17-jährigen Nahel M. im Auto erschossen. Seitdem kommt Frankreich nicht zur Ruhe
© Uncredited/@Ohana_FNG/AP / DPA
In Frankreich hat ein Rechtsradikaler eine Spendenaktion für den Polizisten ins Leben gerufen, der einen Jugendlichen in Nanterre erschossen hat. Zehntausende haben bereits gespendet. Doch nicht nur wegen des Initiators wächst die Kritik. 

50.000 Euro waren das Ziel. Doch bis Dienstag, 11 Uhr, sind mehr als 1.395.000 Euro zusammengekommen – alles für die Unterstützung des Polizisten, der in Nanterre bei Paris den 17-jährigen Nahel M. erschossen hat. Der Spendenaufruf auf Gofundme.com ist denkbar knapp gehalten: "Unterstützung für die Familie des Polizisten aus Nanterre, Florian M., der seinen Job gemacht hat und nun einen hohen Preis zahlen muss. Unterstützen Sie ihn MASSIV und unterstützen Sie unsere Ordnungskräfte!" Der Polizist Florian M. sitzt derzeit wegen Verdachts auf vorsätzliche Tötung in Untersuchungshaft. Trotzdem haben schon mehr als 71.000 Menschen für ihn gespendet.

Der Aufruf stammt vom TV-Kommentator Jean Messiha, der für seine rechtsradikalen Ansichten bekannt ist – obwohl er in Ägypten geboren ist und erst mit acht Jahren nach Frankreich gekommen ist. Bis 2020 war Messiha im "Rassemblement National", der rechtsextremen Partei von Marine Le Pen, engagiert. Nun zeigt Messiha sich auf Twitter erfreut, dass sein Aufruf mehr Spenden eingebracht habe als eine Spendenaktion zugunsten der Familie des getöteten 17-Jährigen. Am Montagnachmittag jubilierte er auf Twitter: "1 Million Euro. Ihre Welt bricht zusammen. Unsere ersteht wieder auf. Danke und bravo!"

Kritik an Spendenaktion zugunsten des Polizisten

Der Spendenaufruf löst in Frankreich aber auch Kritik aus. Diese Aktion diene nicht der Beruhigung der Lage, sagte der französische Justizminister Eric Dupond-Moretti dem Sender France Inter am Montag. "Die Botschaft lautet also: Tötet Araber, und Ihr werdet Millionär", schrieb der linkspopulistische Abgeordnete David Guiraud auf Twitter. Seine Kritik geht aber auch in eine zweite Richtung: "Und die Regierung schaut diesem Horror zu, ohne etwas zu sagen, obwohl sie den Spendentopf der Gelbweste, die einen Polizisten geschlagen hatte, innerhalb von zwei Tagen schließen ließ. Widerlich."

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Die Plattform Gofundme erklärte am Montag, dass die Spendenaktion nicht gegen ihre Regeln verstoße. "Das Geld geht direkt an die Familie", erklärte ein Unternehmenssprecher der Zeitung "Le Figaro".

Nahel M. bei Polizeikontrolle in Frankreich erschossen

Der Polizist hatte am 27. Juni im Pariser Vorort Nanterre den 17-jährigen Nahel M. angehalten, der ohne Führerschein am Steuer eines Mercedes unterwegs war. Auf einem Video ist zu sehen, wie er aus der Nähe auf ihn schoss, als sich das Auto in Bewegung setzte.

mit AFP