Kampf um Gleichstellung Tschechien: Frauen dürfen künftig das Suffix "ova" aus dem Nachnamen streichen

Helena Valkova ist Tschechiens ehemalige Justizministerin und Regierungsbeauftragte für Menschenrechte. Sie ist eine der Initiatorinnen der Gesetzesänderung 
Helena Valkova ist Tschechiens ehemalige Justizministerin und Regierungsbeauftragte für Menschenrechte. Sie ist eine der Initiatorinnen der Gesetzesänderung 
© Ondrej Deml/ / Picture Alliance
Nachnamen tschechischer Frauen trugen bisher das Suffix "ova". Nun können sie künftig selbst wählen, ob sie die weibliche oder die männliche Form ihres Nachnamens tragen wollen.

Frauen können in Tschechien künftig wählen, ob sie die weibliche oder männliche Form ihres Nachnamens im Ausweis oder anderen Dokumenten tragen wollen. Normalerweise trugen weibliche Namen das Suffix "ova", um kenntlich zu machen, dass es sich um eine Person weiblichen Geschlechts handelt. Dies ist in slawischen Sprachen üblich und geht sogar so weit, dass selbst ausländische Namen die weibliche Endung bekommen. Angela Merkel heißt in Tschechien beispielsweise Angela Merkelova.  

Deutliche Mehrheit im Parlament

Tschechiens Präsident Milos Zeman unterzeichnete am gestrigen Donnerstag ein entsprechendes Gesetz, das zuvor in beiden Parlamentskammern eine deutliche Mehrheit erhalten hatte – obwohl laut "The Times" viele befürchten, dass durch die Änderung ein grammatikalisches und sogar ein soziales Chaos droht.

Die neue Gesetzgebung ist seit Jahren Gegenstand heftiger Debatten gewesen. Umfragen zufolge sollen die meisten Tschechen mit dem Status quo aber zufrieden sein. Im Jahr 2019 sprachen sich nur 33 Prozent der Befragten für eine neue Gesetzgebung aus. Es soll im Januar 2022 in Kraft treten.

Ein Streit entfacht

In der Debatte entfachte in der Vergangenheit ein Streit zweier Lager. Aktivisten sagen, sie fänden die Namensendung archaisch und erniedrigend. Ihrer Meinung nach läge der historische Ursprung des Suffixes "ova" in einer Art Possessivform des Nachnamens eines Vaters oder Ehemanns. Heiratet eine Frau oder wird eine Tochter geboren, dann bekommen diese automatisch den Namen des Mannes und müssen das Suffix anhängen.

Dies drücke viel mehr eine Zugehörigkeit zum Mann aus, als dass es grammatikalische Gründe hätte. Die frühere Justizministerin Helena Valkova spricht von einem "Zeichen der Ungleichheit". Die 70-Jährige war eine der Initiatorinnen der Gesetzesänderung.

Gegner der Änderung behaupten wiederum, dass "ova" lediglich Weiblichkeit ausdrücke und das neue Gesetz ein Angriff auf die Kultur sei. Michael Canov, Senator der konservativen Stan-Partei, fände laut "The Times" die Änderung "geschlechtsspezifisch unausgewogen", weil sie Männern wiederum nicht erlaube, "ova" zu ihrem Namen hinzuzufügen. Helena Valkova weist jedoch darauf hin, dass Frauen erst seit 1945 gesetzlich verpflichtet sind, "ova" an ihren Nachnamen anzufügen.

Linguisten sind dagegen

Einige Linguisten lehnen es ab, auf das weibliche Suffix zu verzichten. Sie behaupten, die Änderung, würde Verwirrung in Texte und Sprache bringen. Aufgrund der Funktionsweise der tschechischen Sprache gäbe es oft keine andere Möglichkeit, das Geschlecht eines Subjekts zu bestimmen, behaupten sie.

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Karel Oliva, Direktor des Instituts für tschechische Sprache, äußert gegenüber der "Times" die Hoffnung, dass die Frauen dem Drang widerstehen würden, "die tschechische Sprache zu zerstören", indem sie sich für die Abschaffung des Suffixes entscheiden.

Quelle:  The Times

yak