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US-Wahl 2024 Sie werden das Rennen ums Weiße Haus entscheiden

Nikki Haley und Fans
Die Anhänger von Ex-Kandidatin Nikki Haley könnten die US-Wahl mitentscheiden
© Megan Smith/USA Today/Sipa USA / Action Press
Das US-Präsidentschaftsrennen ist so eng, dass "Nichtwähler" zum Zünglein an der Waage werden: Amerikaner, die weder Joe Biden noch Donald Trump wollen. Nikki Haley, Bobby Kennedy Jr. und ihre Anhänger könnten die entscheidenen Stimmen liefern. 

Der "Super Tuesday" war für Nikki Haley nur so mäßig super. Am Großwahltag mit Abstimmungen in 15 US-Bundesstaaten gewann sie eine einzige, die in Vermont. Am Ausgang des parteiinternen Rennens änderte ihr Achtungserfolg aber nichts, denn Ihr Kontrahent Donald Trump steht de facto schon lange als Sieger fest. Der Präsidentschaftskandidat der Republikaner ist derselbe wie schon 2016 und 2020.

US-Wahl 2024 wie US-Wahl 2020

Auch wenn die offizielle Kür erst im Sommer ansteht, wird das Duell am 5. November 2024 wieder zwischen Joe Biden gegen Donald Trump entschieden – ein Rennen zwischen zwei gleich großen und -alten Elefanten, bei denen derjenige verliert, der kurz Unaufmerksamkeit ist. Nach Stand der Dinge wird das Amtsinhaber Joe Biden sein. So gut wie alle Umfragen sehen seinen Herausforderer Donald Trump vorn – wenn auch so knapp, dass der Vorsprung innerhalb der üblichen Fehlermarge liegt. 

Es ist also noch zu früh, um schon einen Gewinner auszurufen, aber mit dem Ausstieg von Nikki Haley aus dem Kandidatenrennen ist zumindest klar, welche Gruppen die US-Wahl entscheiden werden: die Haleys, die Kennedys und die Unabhängigen.

Wie stimmen Nikki Haleys Anhänger ab?

Die Republikaner hat Ex-US-Präsident Trump weiterhin fest im Griff, und obwohl Nikki Haley nie eine Chance hatte, könnte sie bei der Wahl das Zünglein an der Waage werden. Besser gesagt ihre Anhänger. Denn je nach Umfrage und Bundesstaat verweigern 30 Prozent dem Rechtspopulisten an ihrer Spitze die Stimme. In eher konservativen Gegenden wie Virginia und North Carolina möchte rund ein Drittel sogar weder Trump noch Haley wählen.

Üblicherweise empfehlen die unterlegenden Kandidatinnen und Kandidaten ihren Anhängern die Wahl des Vorwahlsiegers, allein schon um der Geschlossenheit willen. Nicht so Nikki Haley. Donald Trump müsse sich deren Unterstützung "erst verdienen" sagte sie bei der Bekanntgabe ihres Rückzugs. Mit anderen Worten: Wenn die Haley-Fraktion innerhalb der Republikaner im Herbst stur bleibt, gehen Trump im schlechtesten Fall die entscheidenden Stimmen flöten.

So drastisch wird es vermutlich nicht kommen, aber selbst ein geringerer Anteil von etwa 20 Prozent Anti-Trumpisten könnten den Wahlausgang in eigentlich tiefrepublikanischen Bundesstaaten wie Utah oder Montana plötzlich eng werden lassen. Ganz zu schweigen von Gegenden, in denen die Konservativen ohnehin nur hauchdünn vor den Demokraten liegen, wie Florida oder North Carolina.

Heikel könnte für den Kandidaten Trump nicht nur die Menge seiner Gegner werden, sondern auch, wer genau Haley ihm vorgezogen hat: moderate bis liberale Konservative sowie verhältnismäßig viele Frauen. Sie halten das frühere Staatsoberhaupt auch wegen seiner diversen juristischen Schwierigkeiten nicht (mehr) für das Amt geeignet. "Man braucht die Partei geschlossen hinter sich, und kann es sich nicht leisten, mehr als zehn Prozent an die andere Seite zu verlieren", sagte die Meinungsforscherin Kristen Soltis Anderson jetzt dem TV-Sender CNN.

Bobby Kennedy Jr. – der dritte Mann

Die gleiche Rechnung gilt auch für die demokratische Partei. Und hier nagt ein 70-Jähriger mit berühmten Namen am Stimmenpolster der Regierungspartei: RFK, Robert F. Kennedy Jr., auch Bobby genannt, Neffe des legendären US-Präsidenten John F. Kennedy. Traditionell spielen die Dritt-, Viert- oder Fünftkandidaten im Zweiparteiensystem der USA keine Rolle, was auch für ihn gilt. Dennoch liegt er in Umfragen derzeit zwischen 11 bis 13 Prozent, was ungewöhnlich viel ist.

Sogar seine Beliebtheitswerte können mit denen Bidens und Trumps mithalten. Dass der 70-Jährige in den Umfragen so gut abschneidet, liegt natürlich an einem Namen, der die Amerikaner immer noch elektrisiert, aber mehr noch, weil sie weder den Spitzenkandidaten der Demokraten noch den der Republikaner besonders schätzen. Doch der dritte Mann wird am Ende kaum der lachende Dritte sein.

Der unabhängige Kandidat Robert F. Kennedy Jr. (l.) mit einem jungen Unterstützer
Der unabhängige Kandidat Robert F. Kennedy Jr. (l.) mit einem jungen Unterstützer
© Yomiuri Shimbun / Picture Alliance / AP

Denn politisch wabert Bobby Jr. irgendwo zwischen Querdenkertum, diversen Fundamentalismen bei gleichzeitig extrem freier Marktwirtschaft herum. Fröhlich verbreitet er Covid-19- und Impfverschwörungstheorien, die Liberitäre Partei umgarnt ihn dennoch oder vielleicht auch genau deswegen. 

Kennedy war mal bei den Demokraten

Ursprünglich wollte Kennedy für die Demokraten ins Rennen gehen, doch dort war US-Präsident Joe Biden als Kandidat gesetzt, weswegen sich RFK entschieden hat, als Unabhängiger anzutreten. In seinem Auftreten und Erfolgschancen erinnert er an die Figur des Conan Roy aus der Polit-Serie "Succession". Auch der, ein älterer Herr mit wirren Ideen aus einer einflussreichen Familie, tingelt mit einem Außenseiterprogramm durch die Lande – vergeblich.

Noch nie in der Geschichte der USA wurde der dritte Kandidat zum Präsidenten gewählt, das wird sich auch mit Robert F. Kennedy Jr. nicht ändern. Doch wenn er auch nur einen kleinen Teil der Stimmen bekommen wird, die die Umfragen ihm jetzt zuschanzen, könnten die paar Prozentpunkte einem der beiden Großkandidaten sehr weh tun. Ganz in seinem Sinne: "Meine Absicht ist, es beiden zu verderben", sagte Kennedy jüngst.

Entscheidend wird im November auch der Einfluss der so genannten Independents werden – wenn auch unklar ist, wie. Politisch sind diese Unentschiedenen mittlerweile die mit Abstand größte Wählergruppe in den USA. Je 27 Prozent der Amerikaner schlagen sich entweder dem Lager der Demokraten oder dem der Republikaner zu, so wenig wie noch nie. 43 Prozent aber sehen sich weder auf der einen noch auf der anderen Seite, auch wenn unter ihnen die Konservativen leicht in der Mehrheit sind. 

Donald Trump und Joe Biden gleichauf

"Der Anstieg der Unabhängigen geht eher auf Kosten der Demokraten, was aber zu erwarten war, denn die Demokraten waren bis jetzt die größte politische Gruppe", heißt es beim Meinungsforschungsinstitut Gallup, das die Zahlen ermittelt hat. Konkret befragt, welchen der beiden Kandidaten sie bevorzugen würden, kommen die Umfragen auf ein Patt von je rund 45 Prozent. 

Wirklich wahlentscheidend dürften im November die rund sieben Prozent der Independents sein, die angeben, weder Richtung Republikaner noch Demokraten zu tendieren. Die wahren Unabhängigen, sie sind ungefähr 4,6 Millionen. 2016, beim engsten Präsidentschaftsrennen der jüngeren Zeit, betrug der Stimmenunterschied zwischen Hillary Clinton und Donald Trump gerade einmal die Hälfte, genauer: 2,8 Millionen. 

Quellen: "The Hill", Quinnipiac Polls, Pew Research Center, RealClearPolitics, Gallup, FiveThirtyEight, Axios, "Politico"

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