Gesetz gegen Wohnungsknappheit "New York schießt sich selbst ins Bein": Massive Kritik nach neuen Einschränkungen für Airbnb und Co.

Die Skyline von Manhatten, New York City
Die Skyline von Manhatten, New York City
© ingimage / Imago Images
Ein Zimmer oder gleich eine ganze Wohnung für den Urlaub zu mieten, ist beliebt, da es eine Alternative zu teuren Hotels ist. Für Vermieter ist das zudem ein lukrativer Nebenverdienst. Doch in New York will man Anbieter wie Airbnb stark einschränken.

Wer gerade eine Reise nach New York bucht, wird überrascht sein, wie wenig Unterkünfte derzeit auf Plattformen wie Airbnb oder VRBO angeboten werden. Diese Woche trat in der US-Metropole ein strenges Gesetz in Kraft, das Vermietungen für weniger als 30 Tage verbietet. Die Stadt will damit die Wohnungsnot lindern. Kritiker fürchten um die Einnahmen aus dem Tourismus.

"New York macht einen großen Fehler und schießt sich selbst ins Bein, indem es jüngere Leute aus der Stadt fernhält", sagt Joe McCambley, der schon oft über Airbnb gebucht hat. Das neue Gesetz erlaubt die Vermietung von Zimmern nur, wenn der Vermieter selbst in der Wohnung wohnt und während des gesamten Aufenthalts anwesend ist. Es dürfen nicht mehr als zwei Gäste gleichzeitig kommen und die Zimmertüren nicht verschlossen werden. Von den bislang 36.000 Ferienwohnungen dürfte ein großer Teil dadurch wegfallen.

Anbieter müssen sich außerdem bei der Stadtverwaltung anmelden und alle zwei Jahre 145 Dollar (135 Euro) zahlen. Von den bislang mehr als 3800 gestellten Anträgen wurden weniger als 300 genehmigt. Gastgebern, die gegen die neuen Regeln verstoßen, drohen Geldstrafen zwischen 1000 und 7500 Dollar.

Airbnb wehrt sich gegen neue Regelung

Vermieter und Vermittlungsplattformen laufen Sturm gegen das Gesetz. Doch viele New Yorker hoffen, dass es sein Ziel erreicht, aus Ferienappartements wieder dauerhafte Mietwohnungen zu machen. "Ich denke, es ist wahrscheinlich notwendig", sagt die 44 Jahre alte Marianne LeNabat. "Wohnen ist absolut unerschwinglich in New York. Und da ist es natürlich ein Problem, wenn so viele Wohnungen dem Markt entzogen werden." Die durchschnittliche Miete liegt bei rund 5000 Dollar im Monat.

Die Plattform Airbnb mit Sitz in San Francisco wehrt sich vehement gegen die Neuregelung. "Die Stadt sendet eine klare Botschaft an Millionen potenzieller Besucher, die nun weniger Unterkunftsmöglichkeiten haben: Ihr seid nicht willkommen", sagt Theo Yedinsky von Airbnb.

Auch Immobilienbesitzer kritisieren das Gesetz. Eigentümer könnten ihre Kredite nicht mehr bedienen, wenn die Einnahmen durch die Kurzzeitvermietung wegfallen, erklärt der Verband RHOAR, ein Zusammenschluss von Eigentümern mit maximal zwei Wohnungen.

New York City stark auf Tourismus angewiesen

Genau das befürchtet Tricia T., die anonym bleiben möchte. Bisher vermietete sie das Erdgeschoss ihres Einfamilienhauses in Brooklyn an Touristen – für durchschnittlich 3000 Dollar pro Monat. Die 63-Jährige ist seit Kurzem in Rente. Nun werde sie vielleicht wieder arbeiten gehen müssen, sagt sie am Telefon.

T. hofft, dass es RHOAR gelingt, eine Ausnahmeregelung für Besitzer von nur wenigen Ferienappartements zu erreichen. Alle bei RHOAR "haben ihr Haus in dem Glauben gekauft, dass sie das Recht haben, damit zu tun, was sie wollen", sagt die Rentnerin.

2019, im Jahr vor Beginn der Corona-Pandemie, besuchten offiziellen Angaben zufolge 66,6 Millionen Touristen New York, an denen die Stadt 47,4 Milliarden Dollar verdiente, und die 283.000 Arbeitsplätze sicherten. Das neue Gesetz könnte die Hotelpreise in die Höhe treiben, was Urlauber mit kleinerem Budget wahrscheinlich von einer Reise nach New York abhalten wird.

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Neuen Vorschriften "wirtschaftlich nicht gerechtfertigt“

"Es gibt so viele junge Leute, die es sich nicht leisten können, in New York in einem Hotel zu übernachten", sagt Airbnb-Fan McCambley. "Sie können keine 400 Dollar pro Nacht zahlen." McCambleys Sohn Luke vermietete während der Pandemie seine eigene Wohnung, um sein Einkommen aufzubessern.

Die neuen Vorschriften seien "wirtschaftlich nicht gerechtfertigt", urteilt Michael Salinger, Professor an der Universität Boston, in einer wissenschaftlichen Bewertung im Auftrag von Airbnb. Auch werde die Wohnungsknappheit damit langfristig nicht behoben.

Salinger hält die Verordnung für einen "schweren Schlag" für die Tourismuswirtschaft der Stadt und für tausende New Yorker und Kleinunternehmer in den Vororten, die auf das Home-Sharing angewiesen sind. New York ist nicht die erste Metropole, die das Geschäft mit den Urlaubsunterkünften einschränkt. In San Francisco sind Kurzzeitvermietungen auf maximal 90 Tage pro Jahr beschränkt – genauso wie in Berlin. 

rw / Ana FERNÁNDEZ