Baumweite

Begriff aus der Graphentheorie

Die Baumweite ist ein Begriff aus der Graphentheorie. Sie sagt aus, wie "baum-ähnlich" ein Graph ist. Da viele Algorithmen auf Bäumen effizient laufen, die dies auf allgemeinen Graphen nicht tun, ist es interessant, die Baumweite und eine zugehörige minimale Baumzerlegung eines Graphen zu kennen. Ein verwandter Begriff ist die Pfadweite.

Der Begriff wurde 1972 von Umberto Bertelè und Francesco Brioschi[1] eingeführt, unabhängig von Rudolf Halin 1976[2] und erneut unabhängig von Neil Robertson und Paul Seymour 1984[3].

Formale Definition

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Eine Baumzerlegung eines Graphen   ist ein Paar  , wobei   ein Baum und   eine Familie von Untermengen der Knotenmenge   des Graphen ist, sodass gelten:

  •  .
  • Für alle Kanten   gibt es ein   mit  .
  • Für alle   gilt: wenn   auf dem Pfad von   zu   in   ist, dann  .

Die Baumweite der Baumzerlegung   von   ist definiert als   und die Baumweite eines Graphen   ist definiert als die kleinste Baumweite aller möglichen Baumzerlegungen von  .

Die Subtraktion von 1 in dieser Definition bewirkt, dass Bäume (und Wälder) die Baumweite 1 haben. Ohne diese Subtraktion hätten nur Graphen ohne Kanten die Baumweite 1.

Erläuterung

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Wir verteilen die Knoten von G auf Taschen (Englisch: buckets oder bags), die in einem Baum angeordnet sind, wobei folgende Regeln gelten:

  • Jeder Knoten aus   ist in mindestens einer Tasche.
  • Die beiden Endknoten jeder Kante sind zusammen in mindestens einer Tasche.
  • Für jeden Knoten   bilden die Taschen, die   enthalten, einen zusammenhängenden Teilbaum.

Eigenschaften

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Komplexität

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Das Entscheidungsproblem, ob für einen gegebenen Graphen G und eine gegebene Variable k die Baumweite von G höchstens k ist, ist NP-vollständig.[4] Graphen mit einer von einer Konstanten k beschränkten Baumweite lassen sich jedoch in linearer Zeit erkennen.[5] Die Laufzeit dieses Algorithmus hängt linear von Anzahl der Knoten von G und exponentiell von k ab.

Schranken

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Es gelten folgende Schranken für Baumweiten:

  • Jeder Baum mit mindestens 2 Knoten hat eine Baumweite von genau 1.
  • Jeder Kreisgraph mit mindestens 3 Knoten hat eine Baumweite von genau 2.
  • Ein Graph ohne Kanten (darunter also auch ein Baum mit 1 Knoten) hat eine Baumweite von genau 0.
  • Serien-Parallel-Graphen haben eine Baumweite von höchstens 2.
  • Halingraphen haben eine Baumweite von höchstens 3.
  • Die Baumweite planarer Graphen ist nicht durch eine Konstante nach oben beschränkt. Dies wird deutlich am Beispiel der  -Gittergraphen. Diese besitzen eine Baumweite von  . Die Baumweite von planaren Graphen mit   Knoten ist aber durch   beschränkt.[6]
  • Die Baumweite eines Graphen ist höchstens um 1 kleiner als seine größte Clique.

Literatur

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  • Reinhard Diestel: Graphentheorie. 5. Auflage. Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg 2010, ISBN 978-3-96134-004-0, 10. Minoren, S. 287–330.
  • Frank Gurski, Irene Rothe, Jörg Rothe, Egon Wanke: Exakte Algorithmen für schwere Graphenprobleme. Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg 2010, ISBN 978-3-642-04499-1.
  • Hans L. Bodlaender: Fixed-Parameter Tractability of Treewidth and Pathwidth. In: Bodlaender H.L., Downey R., Fomin F.V., Marx D. (Hrsg.): The Multivariate Algorithmic Revolution and Beyond. LNCS 7370. Springer, Berlin, Heidelberg 2012, ISBN 978-3-642-30890-1, S. 196–227, doi:10.1007/978-3-642-30891-8_12.

Einzelnachweise

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  1. Bertelè, Brioschi, Nonserial Dynamic Programming, Academic Press 1972, dort Dimension genannt
  2. Halin, S-functions for graphs, J. Geom., 8, 1976, 171–186
  3. Robertson, Seymour: Graph minors III: Planar tree-width, Journal of Combinatorial Theory, Series B, Band 36, 1984, S. 49–64
  4. S. Arnborg; D. Corneil; A. Proskurowski: Complexity of finding embeddings in a k-tree. SIAM Journal on Matrix Analysis and Applications, 8 (2) 1987, S. 277–284
  5. Hans L. Bodlaender: A linear time algorithm for finding tree-decompositions of small treewidth. SIAM Journal on Computing, 25 (6) 1996, S. 1305–1317
  6. Fedor V. Fomin, Dimitrios M. Thilikos: New upper bounds on the decomposability of planar graphs. In: Journal of Graph Theory. Band 51, Nr. 1, 2006, S. 53–81, doi:10.1002/jgt.20121.