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Martin Hugo Schaffner
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Martin Hugo Schaffner (* 23. Februar 1923 in Gränichen, Aargau; † 5. Oktober 1965) war ein Schweizer Unternehmer. Schaffner betätigte sich in der Schweiz im Heben von Flugzeugen und Schiffen und erlangte landesweite Bekanntheit als «Bomber-Schaffner», nachdem er im Jahr 1952 innerhalb von zwei Monaten einen Bomber aus dem Zugersee gehoben hatte.[1][2][3]
Kindheit und Jugend
BearbeitenSchaffner war das jüngste von vier Kindern. Sein Vater, der Werkmeister in einer Schuhfabrik war, erkrankte schwer, als Schaffner und seine drei Geschwister noch in die Schule gingen. Daher musste Schaffners Mutter die Familie versorgen. Bereits während seiner Schulzeit baute Schaffner ein Motorrad aus Bauteilen verschiedener Marken.[4]
Schaffner musste bereits früh zum Lebensunterhalt der Familie beitragen und nahm 1938 eine Stelle als Hilfsarbeiter in einer Motorrad-Reparaturwerkstätte an.[1][5]
Werdegang
BearbeitenIn den ersten Jahren des Zweiten Weltkriegs erkannte Schaffner die volkswirtschaftliche Notwendigkeit zum Sammeln und Verwerten von Altstoffen und gründete 1941 im Alter von 18 Jahren sein erstes Unternehmen. Um das zu ermöglichen, beantragte seine Mutter die Mündigkeitserklärung für ihn. Anfangs nutzte er einen Leiterwagen, dem er einen Hund vorspannte, später ein Fahrrad und schliesslich ein Motorrad mit einem Seitenwagen.[1][6]
Nach Kriegsende widmete sich Schaffner der Reparatur und dem Verkauf von Fahrzeugen. 1948 erwarb Schaffner in Suhr, Aargau, ein Grundstück, auf dem er eine Auto-Service-Station mit Tankstelle baute. In den folgenden Jahren expandierte er sein Geschäft und eröffnete fünf weitere Tankstellen. Schaffner war bekannt dafür, dass er das Benzin für einen günstigeren Preis als die Konkurrenz verkaufte, womit er unter den Anbietern einen Konkurrenzkampf entfachte.[7][8][9] Daraufhin stellten die Lieferanten die Lieferungen an ihn ein.[10] Schaffner gründete seine eigene Transportunternehmung mit mehreren Lastenzügen und belieferte nicht nur seine eigenen Tankstellen.[11]
Schaffner mit der Bergungsmannschaft und dem geborgenen Flugzeug in Steckborn
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Inspiriert von einer amerikanischen Zeitschrift mit einem Sportflugzeug auf der Titelseite entschied sich Schaffner, seine Tankstelle in Suhr mit einem Bomber der US Air Force zu schmücken.[3] Da es in der Schweiz keine Bomber zu kaufen gab, begab er sich 1950 mit seinem Bruder Peter zur US Air Force Base am Flughafen Frankfurt Main. Die Amerikaner wollten Schaffner kein Kriegsmaterial verkaufen, erteilten ihm jedoch die Bewilligung, Flugzeuge, die während des Zweiten Weltkriegs in der Schweiz abstürzten, zu bergen. Er folgte diesem Rat, gründete ein Tauch- und Bergungsunternehmen und unternahm die Bergung eines im Zugersee notgelandeten Boeing-B-17-Bombers aus dem Jahr 1944.[11][12][13] Nach zwei Jahren Vorbereitung wurde der 22,5 Meter lange Bomber am 25. August 1952 von einer Gruppe von bis zu 30 Personen aus einer Tiefe von 45 Metern geborgen. Diese Bergung machte Schaffner landesweit als «Bomber-Schaffner» bekannt. Der Bomber wurde in verschiedenen Schweizer Städten ausgestellt und diente im Anschluss als Blickfang für Schaffners Tankstelle in Suhr.[8][14][15]
In den folgenden Jahren barg Schaffner weitere Flugzeuge und Schiffe aus Seen und Gewässern: Darunter ein weiterer Boeing-B-17-Bomber aus dem Greifensee, der 1953 geborgen wurde und daraufhin in Maur ausgestellt und besichtigt werden konnte sowie eine britische Avro Lancaster aus dem Untersee, die 1954 geborgen wurde und die in Steckborn zur Besichtigung ausgestellt wurde.[16][17] Aus dem Bodensee wurden zwei Versuchsflugzeuge P-16, eine Vampire der Schweizer Luftwaffe, eine Swissair DC-3, zwei Schiffe sowie weitere Flugzeuge vor Friedrichshafen geborgen.[8][18]
Privates
BearbeitenSchaffner war schwergewichtig und unterzog sich daher im Oktober 1965 einer Operation zur Gewichtsreduktion, an deren Folgen er jedoch am 5. Oktober 1965 verstarb.[8]
Literatur
Bearbeiten- Dani Egger: Martin „Bomber“ Schaffner. In: 1939–1945 – fremde Flugzeuge in der Schweiz: Landungen und Abstürze. Warbird, Widnau (Schweiz) 2018, S. 272, ISBN 978-3-033-06824-7.
- Jean-Pierre Wilhelm, Roy Thomas: Fishing for fortresses: the Bomber Schaffner story. 1995.[19]
- Martin Schaffner: USA Bomber nach 8 Jahren dem Seegrund entrissen. 1952.[20][21]
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b c Das Leben des «Bomber-Schaffners». In: Luzerner Zeitung. 10. Oktober 2011, abgerufen am 6. September 2024.
- ↑ Oskar Rickenbacher: Jahrestag: Der Tag, an dem der Zugersee einen US-Bomber preisgab. In: Grenchner Tagblatt. 25. August 2017, abgerufen am 6. September 2024.
- ↑ a b Katja Schlegel: Wracks auf dem Grund des Bodensees: Der geplatzte Traum des «Bomber-Schaffner». In: Aargauer Zeitung. 1. Februar 2024, abgerufen am 6. September 2024.
- ↑ Der ungewöhnliche «Bomber-Schaffner». In: Basler Nachrichten. 11. August 1954.
- ↑ Sonderausstellung Bomber-Schaffner. In: Museum Suhr. Abgerufen am 12. September 2024.
- ↑ Oskar Rickenbacher: Fliegende Festung aus dem Zugersee. In: Schweizer Soldat. Verlagsgenossenschaft «Schweizer Soldat», Frauenfeld November 2022, S. 47 f. (schweizer-soldat.ch [PDF]).
- ↑ Oskar Rickenbacher: Fliegende Festung aus dem Zugersee. In: Schweizer Soldat. Verlagsgenossenschaft «Schweizer Soldat», Frauenfeld November 2022, S. 48 (schweizer-soldat.ch [PDF]).
- ↑ a b c d Oskar Rickenbacher: Wie Bomber-Schaffner die «Flying Fortress» barg. In: Zentralplus. 25. August 2022, abgerufen am 6. September 2024.
- ↑ Sonderausstellung Bomber-Schaffner. In: Museum Suhr. Abgerufen am 6. September 2024.
- ↑ Bomber Schaffner: Der Rastlose. In: Schweizerische Allgemeine Volks-Zeitung. 16. Oktober 1965.
- ↑ a b Bomber Schaffner: Gefährliche Spiele. In: Schweizerische Allgemeine Volks-Zeitung. 23. Oktober 1965.
- ↑ Katja Schlegel: «Bomber-Schaffner»: Vor 65 Jahren wurde ein Suhrer zum Helden. In: Aargauer Zeitung. 23. August 2017, abgerufen am 6. September 2024.
- ↑ Kathrin Reimann: Legendärer Onkel mit verrückten Ideen. In: Thurgauer Zeitung. 14. Oktober 2011, abgerufen am 6. September 2024.
- ↑ Uwe Guntern: Als der «Einsame Iltis» auf dem Zugersee notlandete. In: Zuger Woche. 6. März 2025, abgerufen am 6. September 2024.
- ↑ Max Kern: «Bomber-Schaffner» und das einsame Stinktier. In: Die Weltwoche. 30. August 2022, abgerufen am 6. September 2024.
- ↑ SCoGM: Der Bomber im Greifensee B-17 „Little Chub“. In: SCoGM: Segelclub oberer Greifensee Maur. Abgerufen am 6. September 2024.
- ↑ Thomas Wunderlin: Thurgau: Die sechs abgschossenen Flugzeuge der Alliierten im Thurgau. In: St. Galler Tagblatt. 10. April 2018, abgerufen am 6. September 2024.
- ↑ Entrümpler der Seen. In: St. Galler Tagblatt. 10. Oktober 2011, abgerufen am 6. September 2024.
- ↑ Katalogeintrag bei der Schweizerischen Nationalbibliothek Bern Helveticat. In: snl.ch. Abgerufen am 25. September 2024 (englisch).
- ↑ Martin Schaffner: USA Bomber nach 8 Jahren dem Seegrund entrissen. Katalogeintrag bei der Deutschen Nationalbibliothek. (d-nb.info [abgerufen am 25. September 2024]).
- ↑ Martin Schaffner: USA-Bomber nach 8 Jahren dem Seegrund entrissen. Katalogeintrag bei Google Books. 1952 (google.de [abgerufen am 25. September 2024]).
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