Bosch Solar Energy
Die Bosch Solar Energy AG (vormals ErSol Solar Energy Aktiengesellschaft) war ein Unternehmen, das überwiegend siliziumbasierte Photovoltaik-Produkte, insbesondere Solarzellen und kristalline Solarmodule herstellte und seinen Sitz in Erfurt und danach in Arnstadt hatte.[3]
Bosch Solar Energy AG
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Rechtsform | Aktiengesellschaft |
Gründung | 12. März 1997 |
Auflösung | 31. Mai 2016 |
Auflösungsgrund | Ausstieg von Bosch aus der verlustreichen Produktion von Solartechnik |
Sitz | Arnstadt, Deutschland |
Leitung |
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Mitarbeiterzahl | etwa 3.300 (Februar 2013)[1] |
Umsatz | 439 Mio. EUR (2012)[2] |
Branche | Photovoltaik |
Website | www.bosch-solarenergy.de |
Geschichte
BearbeitenDas Unternehmen wurde am 12. März 1997 als ErSol Solarstrom GmbH & Co. KG gegründet. Die erste Fertigungsanlage war eine Produktionslinie für multikristalline Silizium-Solarzellen im Format 100 mm × 100 mm.
2001 wurde das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft mit Claus Beneking als Vorstandsvorsitzendem umgewandelt und firmierte seitdem als ersol Solar Energy AG. Im Rahmen einer in 2004 durchgeführten Kapitalerhöhung und diversen Aktienkäufen von Altaktionären trat der „Ventizz Capital Fund II, LLP“ als Mehrheitsaktionär ein. Ventizz besetzte danach vier der sechs Mandate im Aufsichtsrat und stellte mit Helmut Vorndran den Aufsichtsratsvorsitzenden. Außerdem wurde dem Unternehmen erstmals ausreichend Kapital für eine gezielte Expansion zur Verfügung gestellt, was sich neben den Eigenkapitalzuführungen auch im ersten Konsortialkreditvertrag unter Führung der Deutschen Bank konkretisierte. In der Konsequenz expandierte ErSol dann mit dem strategisch wichtigen Erwerb des Ingot- und Waferproduzenten ASi Industries GmbH in Arnstadt. Der Unternehmensumsatz wuchs im Jahre 2005 dann auf 64 Millionen Euro und der operative Gewinn auf 9,5 Millionen Euro. Aufgrund dieser Unternehmensentwicklung gelang ErSol im September 2005 der Sprung an die Frankfurter Wertpapierbörse. Die Aktienemission war 50-fach überzeichnet und am 30. September 2005 startete der Handel mit ErSol-Aktien mit einem über 50%igen Kursgewinn für die Zeichner der Emission.
Im Februar 2006 erwarb ersol den kalifornischen Silizium-Recycler Silicon Recycling Services Inc. (SRS). Im Juli 2006 erfolgte der Spatenstich für eine Silizium-Dünnschichtfabrik (ersol Thin Film GmbH). Ein zweites Solarzellenwerk in Arnstadt wurde im November 2007 eingeweiht. Zur Finanzierung der Expansion unterzeichnete ersol bereits im Oktober 2006 einen weiteren Konsortialkreditvertrag unter Führung der Deutschen Bank über 157 Millionen Euro.
Auf der 22. Europäischen Photovoltaik-Konferenz und -Ausstellung (PVSEC) in Mailand präsentierte ersol im Jahr 2007, dem Jahr des 10-jährigen Unternehmensjubiläums, zusammen mit den Projektpartnern Crystal Growing Systems GmbH (CGS), dem SolarZentrum Erfurt, der Roth & Rau AG und Day4 Energy Inc. ein Solarpanel basierend auf 16 monokristallinen SuperSize-Solarzellen. Zum 31. Dezember 2007 beschäftigte die Unternehmensgruppe mehr als 800 Mitarbeiter.
Ventizz war im Laufe der Jahre aufgrund seiner festen Fondsgröße nicht mehr in der Lage, die weitere Expansion der ErSol mit Investitionsvolumina im Milliarden-Bereich zu finanzieren. Daher wurde in 2007 die Investmentbank Morgan Stanley beauftragt, strategische Optionen für den damaligen Mehrheitsaktionär zu prüfen. Als Ergebnis dieses Prozesses unterzeichnete Ventizz am 1. Juni 2008 einen Verkaufsvertrag, mit dem es sein gesamtes Aktienpaket über 50,45 Prozent an der „ersol Solar Energy AG“ an die Robert Bosch GmbH veräußerte, welche mit diesem Schritt einen neuen Unternehmensbereich für erneuerbare Energien aufbauen wollte. Am darauffolgenden 2. Juni 2008 unterbreitete Bosch den Minderheitsaktionären das gesetzlich vorgeschriebene Pflicht-Übernahmeangebot für alle anderen ausstehenden Aktien. Am 12. August 2008 wurde die Übernahme nach Zustimmung aller kartellrechtlich relevanten Behörden vollzogen.
Mit Beschluss der Hauptversammlung vom 23. Juli 2009 wurden sämtliche Anteile der Minderheitsaktionäre im Zuge eines Squeeze-outs an die Robert Bosch GmbH übertragen. Am 1. September 2009 folgte die Umbenennung der „ersol Solar Energy AG“ in die „Bosch Solar Energy AG“.
Nach knapp zweijähriger Bauzeit eröffnete das Unternehmen im Sommer 2011 sein neues Kompetenzzentrum in Arnstadt mit neuer Modulfertigung, Unternehmenszentrale, Forschungszentrum und Ausbildungszentrum. Seit Januar 2012 war Arnstadt auch der offizielle Firmensitz der Bosch Solar Energy AG. Im Frühjahr 2012, nach achtmonatiger Umbauzeit, entstand zudem am ehemaligen Bosch-Standort für Diesel-Einspritzpumpen in Vénissieux, in der Nähe von Lyon, eine Fertigung für kristalline Solarmodule. Im Dezember 2012 schloss Bosch Solar Energy den Dünnschicht-Standort in Erfurt. Damit verabschiedete sich die Solar Energy von der µm-Si Dünnschicht-Technologie und fokussierte sich stärker auf die kristalline Modultechnologie und die CIS-Dünnschicht.
Am 22. März 2013 verkündete Bosch, aus der Solartechnik auszusteigen und alle Standorte in diesem Bereich zu schließen. Die Fertigung von Ingots, Wafern, Zellen und Modulen wurde bis Anfang 2014 eingestellt und die einzelnen Bereiche verkauft. Von dem Schritt war vor allem Thüringen betroffen: An ihrem Hauptsitz in Arnstadt beschäftigte die Bosch Solar Energy AG rund 1.800 Mitarbeiter. Insgesamt arbeiteten in der Solarsparte von Bosch rund 3.000 Beschäftigte, vor allem in Deutschland und Frankreich.[5][6]
Ende 2013 wurde bekannt, dass die Fertigungsstätten von Bosch Solar in Arnstadt vom Bonner Solarkonzern Solarworld AG übernommen werden. Solarworld erhielt von Bosch für die Übernahme der Mitarbeiter und den Erhalt der Fertigungsstätte eine Mitgift von 130 Mio. Euro.[7]
Am 31. Mai 2016 wurde die Bosch Solar Energy AG aus dem Handelsregister gelöscht[8]. Es erfolgte eine formwechselnde Umwandlung der Gesellschaft in die „Bosch Solar Services GmbH“ mit dem Sitz in Arnstadt, ein Serviceunternehmen für Dienstleistungen rund um Solarprodukte, das jedoch selbst keine Fertigungsstätten mehr betreibt.
Aktie
BearbeitenAm 30. September 2005 erfolgte mit der Aufnahme des Aktienhandels die Börsennotierung der ersol Solar Energy AG. Die Aktie notierte im Prime Standard der Frankfurter Wertpapierbörse, war seit 19. Dezember 2005 im TecDAX und ab 4. Juni 2007 im ÖkoDAX vertreten. Die Aktie wurde am 22. September 2008 aus dem TecDAX und dem ÖkoDAX genommen. Mit Wirkung zum 8. September 2009 wurde die Notierung der Aktien an der Frankfurter Wertpapierbörse eingestellt.
Struktur und Produkte
BearbeitenBosch Solar Energy war ein integrierter Hersteller von Photovoltaikprodukten:
- Am Firmensitz in Arnstadt stellte das Unternehmen monokristalline Ingots, Wafer, Solarzellen und kristalline Solarmodule her. Dabei wurden monokristalline Ingots über einen Ziehprozess – die sogenannte CZ-Methode – produziert. Anschließend wurden daraus dünne „Scheiben“ – die Wafer – gesägt. Deren Dicke war ab 160 µm frei wählbar. ersol Wafers (bis 2009) war eine der ersten Produktionsstätten außerhalb der USA mit eigener Aufbereitung der Schneideflüssigkeit („Slurry“).
- Der Kerngeschäftsbereich war die Produktion von Solarzellen im Format 156 mm × 156 mm sowie die Produktion kristalliner Solarmodule. Bei einer Zelldicke von etwa 200 µm erreichte der Wirkungsgrad der monokristallinen Solarzellen bis zu 18,4[9] Prozent. Die Produktion erfolgte durch die Muttergesellschaft Bosch Solar Energy AG in Arnstadt.
- Basierend auf den monokristallinen Solarzellen produzierte das Unternehmen kristalline Solarmodule mit 48 oder 60 Zellen. Die Modulfertigung war in den Gesamtkomplex am Standort Arnstadt integriert.
- Als wesentliches neues Geschäftsfeld wurde der Vertrieb von Solargroßprojekten ab 2009 aufgebaut. Das Unternehmen übernahm hierbei die Errichtung von Solarparks von der Planung bis hin zur schlüsselfertigen Übergabe.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Bosch-Chef deutet möglichen Personalabbau an
- ↑ reuters.com: Solarzellenhersteller Ersol rechnet 2009 mit Margenverfall ( vom 12. Januar 2016 im Internet Archive)
- ↑ Arnstadt ist neue Solar-Zentrale von Bosch ( vom 26. Mai 2013 im Internet Archive)
- ↑ sonnewindwaerme.de: Bosch startet in Arnstadt neues Kompetenzzentrum für Photovoltaik.
- ↑ Verlustgeschäft: Bosch steigt aus Solargeschäft aus, FAZ.NET, 22. März 2013
- ↑ handelsblatt.com: Bosch-Aufsichtsratschef Fehrenbach: Abschied von Bosch-Solarsparte ist schmerzhaft
- ↑ Thüringer Allgemeine: Ausstieg aus Solargeschäft kostet Bosch 130 Millionen Euro, 17. Januar 2014.
- ↑ online-handelsregister.de: [1], abgerufen am 23. Dezember 2022
- ↑ bosch-solarenergy.de: Hohe Leistung – stabile Erträge. Bosch Solar Cell M 3BB ( vom 29. März 2013 im Internet Archive; PDF; 249 kB)