Feldsteinkirche
Feldsteinkirchen sind aus Geschieben – im Bereich der Fundamente und Grundmauern auch aus Findlingen oder Raseneisenstein – erbaute Kirchen, meist Dorfkirchen. Die auf den Feldern abgesammelten und an die Feldränder transportierten Findlinge werden in Nordostdeutschland traditionell auch Feldsteine genannt. Eines der repräsentativsten Beispiele für einen Monumentalbau ist die Klosterkirche Zinna.
Aufgrund ihrer oft sehr dicken Mauern werden Feldsteinkirchen oft fälschlicherweise als Wehrkirchen bezeichnet, obwohl hierfür die wehrtechnischen Voraussetzungen fehlen.
Verbreitung
BearbeitenFeldsteinkirchen gibt es nur in Gebieten, in denen die Eiszeiten derartige kristalline Geschiebe hinterlassen haben und die ohne natürliche Vorkommen von Hausteinen, also arm an Naturstein aus Steinbrüchen, sind. In Deutschland sind das Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg (einschließlich Berlin); in Europa: das Baltikum, Dänemark, Finnland, Polen und Skandinavien. Die Findlinge sind meist aus Granit, Gneis oder Quarziten und werden sowohl behauen (gequadert) als auch unbehauen (in Hälften gespalten) verwendet.
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Dorfkirche Berlin-Giesensdorf. unterschiedlich sorgfältig gequadert (um 1250/1300)
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Dorfkirche Zixdorf im Fläming (wenig sorgfältig gequadert)
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Feldsteinkirche von Tyrvää bei Vammala (ungequadert), 1510
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Feldsteinkirche von Raisio in Finnland (um 1600 – gequadert)
Geschichte
BearbeitenDie Feldsteinkirchen wurden meist während der Spätromanik und der Frühgotik erbaut. Oft sind sie von einfacher Architektur und vielfach Dorfkirchen. Die frühesten stammen aus dem 11. Jahrhundert. Der Höhepunkt des Feldsteinkirchenbaus ist gegen Ende des 12. Jahrhunderts anzusetzen; hier dominiert die sorgfältige Quadertechnik. Zum Ausklang um das Ende des 16. Jahrhunderts nehmen die Anteile von ungequaderten Steinen und Backsteinen im Mauerwerk zu (sogenanntes Mischmauerwerk). Die entsprechenden Zeitpunkte verschieben sich in Norddeutschland mit dem Vorrücken der deutschen Ostsiedlung (Christianisierung); Höhepunkt in Brandenburg ist das 13. Jahrhundert. Im Zuge des Historismus wurden sie (sehr selten) noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts erbaut (Neuromanik).
Siehe auch
BearbeitenLiteratur
Bearbeiten- Heinrich Ehl: Norddeutsche Feldsteinkirchen (= Hansische Welt 6, ZDB-ID 530742-9). Westermann, Braunschweig u. a. 1926.
- Hans Riediger, Bernd Köhler: Feldsteinkirchen, Burgen und Herrensitze im Gebiet des Limes Saxoniae. Perten-Druck, Reinbek 1968.
- Viola Pfeifer: Feldsteinkirchen im Fläming. Ein kunsthistorischer Führer. Druckhaus Berlin-Mitte, Berlin 1997, ISBN 3-930541-18-1.
- Hillert Ibbeken: Die mittelalterlichen Feld- und Bruchsteinkirchen im Fläming. Berlin-Verlag Spitz, Berlin 1999, ISBN 3-8305-0039-4.
- Ralf Gesatzky (Hrsg.): Erhaltung und Instandsetzung von Feldsteinkirchen in Mecklenburg. Thomas Helms Verlag, Schwerin 2001, ISBN 3-931185-68-0.
- Ernst Badstübner: Feldsteinkirchen des Mittelalters in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Hinstorff, Rostock 2002, ISBN 3-356-00942-7.