Heinrich VII. (England)

König von England und Lord von Irland, von 1485 bis 1509

Heinrich VII. Tudor (engl. Henry Tudor [ˈtuːdə], [ˈtʲuːdə], walisisch Harri Tewdwr oder Tudur, * 28. Januar 1457 auf Pembroke Castle, Wales; † 21. April 1509 im Richmond Palace) war König von England und Herr von Irland vom 22. August 1485 bis zu seinem Tod und der Begründer der Tudor-Dynastie.

Heinrich VII. von England (Gemälde eines unbekannten Malers)
Unterschrift Heinrichs VII. von England
Unterschrift Heinrichs VII. von England

Er war der letzte König Englands, der den Thron auf dem Schlachtfeld errang, nachdem er in der Schlacht von Bosworth Richard III. besiegt hatte. Seine Ehe mit Elisabeth von York beendete den sogenannten Rosenkrieg, der jahrzehntelang zwischen den rivalisierenden Häusern Lancaster und York ausgetragen worden war. Seine Regierungszeit war zu Anfang von Rebellionen und mehreren Thronprätendenten geplagt, die er jedoch erfolgreich unterdrückte. Sein zweiter Sohn Heinrich VIII. folgte ihm auf den Thron.

Leben bis zur Thronbesteigung

Bearbeiten

Heinrich Tudor war der posthum geborene Sohn von Edmund Tudor, 1. Earl of Richmond, einem Halbbruder des Königs Heinrichs VI. Seine Großmutter väterlicherseits war Catherine de Valois, die Witwe von Heinrich V. Nach dem Tod des Königs hatte sie heimlich Owen Tudor geheiratet, den Stammvater des Hauses Tudor. Heinrich Tudors Mutter war Margaret Beaufort, eine Nachfahrin von König Edward III. und Urenkelin von John of Gaunt, 1. Duke of Lancaster, die bei seiner Geburt noch keine 14 Jahre alt war. Von seinem Vater erbte Heinrich Tudor den Titel Earl of Richmond, von seiner Mutter einen umstrittenen Anspruch auf den englischen Thron für das Haus Lancaster. Wegen der Rosenkriege mit dem Haus York floh die Familie 1471 nach der Schlacht von Tewkesbury und der zweiten Thronbesteigung von Eduard IV. in die Bretagne, wo sie unter dem Schutz von Herzog Franz II. (Bretagne) standen. Als möglicher Anwärter auf den englischen Thron war er den Anhängern der Yorks ein Dorn im Auge.

 
König Heinrich VII. (Gemälde eines unbekannten Malers)

Nachdem sein Cousin 2. Grades, der Duke of Buckingham, von Richard III., dem Bruder und Nachfolger von Eduard IV., im November 1483 als Verräter hingerichtet worden war, wurde Heinrich VII. zum Oberhaupt des Hauses Lancaster und Anwärter auf den englischen Thron. Mit der Hilfe der Woodvilles, den Verwandten der Königinwitwe Elizabeth Woodville, landete er mit einer Armee in Wales und marschierte, unterstützt von seinem Onkel, Jasper Tudor, der über große militärische Erfahrung verfügte, in England ein. Wales war traditionell eine Hochburg des Hauses Lancaster, und Heinrich verdankte die Unterstützung seinen Vorfahren, die väterlicherseits von Lord Rhys, einem beliebten walisischen Herrscher, abstammten. Er sammelte eine Armee von ungefähr 5000 Soldaten und zog nordwärts.

Dort schlugen seine Truppen das Heer des Hauses York unter Richard III. in der Schlacht von Bosworth 1485 entscheidend. Dieser Sieg beendete die jahrzehntelangen Rosenkriege zwischen den Häusern York und Lancaster. Heinrichs Ansprüche auf den Thron waren vage und beruhten auf einer illegitimen Abstammung. Jedoch erwies sich dies nicht als Hindernis für die Thronbesteigung, denn ohne ein Gesetz, das die Nachfolge auf dem Thron regelte, konnte das Parlament jedem Beliebigen die Krone anbieten. Wie heute vergab de facto schon damals, als noch kein Nachfolgegesetz existierte, der Thronrat die Krone. Heinrich hatte sie durch das Recht der Eroberung gewonnen.

Regentschaft

Bearbeiten
 
Meynnart Wewyck: Heinrich VII. von England mit der roten Lancaster-Rose

Heinrich sah es als wichtigste Aufgabe an, seine Macht als Monarch zu stärken und seine oberste Gewalt zu sichern. Nur wenige Adlige, die einen Anspruch auf die Krone erheben konnten, waren nach den Rosenkriegen noch am Leben. Mögliche Prätendenten wie Perkin Warbeck, die durch unzufriedene Adlige unterstützt wurden, waren ihm ein Dorn im Auge. Heinrich sicherte seine Macht durch erhebliche Geldzuwendungen an die Adligen, hauptsächlich jedoch spaltete er den Adel und sorgte so für dessen Entmachtung.

Gekrönt wurde der Herrscher am 30. Oktober 1485 in London.[1] Die Frage des Königstitels ließ Heinrich im November 1485 durch das Parlament klären, welches befand, dass dieser der richtige König von England sei, weil er sich auf dem Thron befinde. Gleichzeitig wurde die Rechtfertigung Richards III. als legitimer König, die Erklärung Titulus Regius von 1484, für ungültig erklärt, was den Weg für Heinrichs spätere dynastische Verbindung mit dem Hause York ebnete. Außerdem wurden Richard III. und 28 seiner Hauptanhänger zu Hochverrätern erklärt, da man den Beginn von Heinrichs Herrschaft auf den Vorabend von Bosworth zurückdatierte und so das königliche Heer in eine Rebellenbande verwandelte. Den Erben Richards III., John de la Pole, 1. Earl of Lincoln, nahm er davon aus. Zwei Jahre später musste er seine Nachsicht bereuen, als Lincoln rebellierte und versuchte, Lambert Simnel an Heinrichs Stelle auf den Thron zu setzen. Lincoln wurde in der Schlacht von Stoke getötet, Simnel wurde jedoch geschont und wurde Page am königlichen Hof.

Heinrich versprach, Elizabeth of York, Tochter und Erbin König Edwards IV., zu heiraten; dies führte zu einer Vereinigung beider verfeindeter Häuser.

 
Wappen Heinrichs VII. aus dem Hause Tudor

Heinrich ging als Monarch weise mit seinen Finanzen um und stellte durch ein feinstimmiges Steuersystem die Zahlungsfähigkeit des Staates wieder her. Dabei unterstützte ihn sein Kanzler, Erzbischof John Morton, der vor allem die Adligen zu Steuerabgaben nötigte. Neben die königliche Regierung stellte er den Kronrat, der die Adligen in Schach halten sollte.

Heinrichs Politik zielte sowohl auf Friedensbewahrung als auch auf Wohlstand ab. Beides gelang ihm. Er war ein unbegabter Heerführer und versuchte daher nicht, die auf dem Kontinent während der Regentschaft seiner Vorgänger an Frankreich verlorenen Gebiete zurückzuerobern. Stattdessen schloss er einen Friedensvertrag mit Frankreich, der den Staatssäckel Englands wieder füllte. Um die wirtschaftliche Position Englands zu verbessern, subventionierte er den Schiffbau, sodass eine schlagkräftige Marine und eine große Handelsflotte geschaffen wurden. Als er starb, zählte sein persönliches Vermögen über anderthalb Millionen Pfund; seinem Sohn gelang es in kurzer Zeit, sämtliches Kapital zu vernichten.

Um mit Frankreich gleichauf zu liegen, schloss Heinrich einen Pakt mit Spanien, indem er seinen Sohn Arthur Tudor mit Katharina von Aragon verheiratete; mit Schottland verbündete er sich durch die Heirat seiner Tochter Margaret mit König Jakob IV.; schließlich schloss er eine Allianz mit dem Heiligen Römischen Reich unter Maximilian I.

Zwei kurz aufeinander folgende Schicksalsschläge erschwerten Heinrichs dynastische Planungen und seine Bündnispolitik. 1502 wurde sein Erbe, der soeben verheiratete Arthur, in Schloss Ludlow Opfer einer Epidemie, wenige Monate später starb Heinrichs Frau 1503 im Kindbett. Er fürchtete um die Vereinbarungen, die anlässlich der Ehe zwischen seinem ältesten Sohn und Katharina von Aragon getroffen worden waren. Nach dem römischen Kirchenrecht war es nicht zulässig, die Witwe seines Bruders zu heiraten. Heinrich konnte von Papst Julius II. einen Dispens für seinen jüngeren Sohn erreichen, damit dieser Katharina heiraten konnte, nachdem sie ausgesagt hatte, dass die Ehe mit Arthur nicht vollzogen worden sei; er verfügte jedoch, dass die Heirat nicht vor seinem Tod geschlossen werden dürfe.

Seine älteste Tochter Margaret war zunächst mit Jakob IV. verheiratet, deren Sohn Jakob V. wurde, dessen Tochter wiederum war Maria Stuart. Durch diese Heirat hoffte Heinrich, die Auld Alliance zwischen Schottland und Frankreich zu brechen, jedoch ohne Erfolg. Margarets zweiter Ehemann war Archibald Douglas; ihr Enkel Henry Stuart, Lord Darnley heiratete später Maria Stuart, deren Sohn Jakob VI. wurde. Dieser erbte den Thron Englands später unter dem Namen Jakob I. nach dem Tode Elisabeth I.

Heinrich VII. starb 1509 nach längerem Siechtum im Richmond Palace. Er liegt in der Westminster Abteikirche in einer prunkvollen Gruft mit seiner Gemahlin Elisabeth begraben. Nach seinem Tod folgte ihm sein zweiter Sohn, Heinrich VIII. auf den Thron.

Nachkommen

Bearbeiten
Die Herrscher
des Hauses Tudor 1485–1603
1485–1509 Heinrich VII.
1509–1547 Heinrich VIII.
1547–1553 Eduard VI.
1553–1553 Lady Jane Grey
1553–1558 Maria I.
1558–1603 Elisabeth I.

Mit Elisabeth von York hatte Heinrich sieben Kinder, von denen nur vier das Kindesalter überlebten. Der Thronfolger Arthur starb im Jugendalter:

Im Gegensatz zu den meisten anderen Monarchen seiner Zeit scheint Heinrich keine Mätressen unterhalten zu haben. Es sind keine unehelichen Kinder bekannt.

Vorfahren

Bearbeiten
Ahnentafel Heinrich Tudors
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
16. Tudor ap Gronw
 
 
 
 
 
 
 
8. Maredydd ap Tudur
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
17. Margred ferch Thomas
 
 
 
 
 
 
 
4. Owen Tudor
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
18. Dafydd Fychan ap Dafydd Llwyd
 
 
 
 
 
 
 
9. Margaret ferch Dafydd
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
19. Nest ferch Ieuan ap Gruffudd
 
 
 
 
 
 
 
2. Edmund Tudor
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
20. Karl V. (Frankreich)
 
 
 
 
 
 
 
10. Karl VI.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
21. Jeanne de Bourbon (1338–1378)
 
 
 
 
 
 
 
5. Katharina von Valois
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
22. Stephan III. (Bayern)
 
 
 
 
 
 
 
11. Isabeau
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
23. Taddea Visconti
 
 
 
 
 
 
 
1. Heinrich VII., König von England
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
24. John of Gaunt, 1. Duke of Lancaster
 
 
 
 
 
 
 
12. John Beaufort, 1. Earl of Somerset
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
25. Catherine Swynford
 
 
 
 
 
 
 
6. John Beaufort, 1. Duke of Somerset
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
26. Thomas Holland, 2. Earl of Kent
 
 
 
 
 
 
 
13. Margaret Holland, Countess of Somerset
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
27. Alice FitzAlan, Countess of Kent
 
 
 
 
 
 
 
3. Margaret Beaufort
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
28. Sir Roger Beauchamp
 
 
 
 
 
 
 
14. John, Baron Beauchamp of Bletso
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
29. Mary
 
 
 
 
 
 
 
7. Margaret Beauchamp
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
30. John Stourton
 
 
 
 
 
 
 
15. Edith Stourton
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
31. Jane Bassett
 
 
 
 
 
 

Literatur

Bearbeiten

Deutschsprachige Literatur

  • Dieter Berg: Die Tudors. England und der Kontinent im 16. Jahrhundert. Kohlhammer, Stuttgart 2016, ISBN 978-3-17-025670-5, S. 27ff.
  • Richard Rex, Markus Rüttermann (Übers.): Die Tudors. Englands Aufbruch in die Neuzeit 1485–1603. Magnus, Essen 2006, ISBN 3-88400-436-0.
  • Hagen Seehase, Axel Oprotkowitz: Die Rosenkriege. Karfunkel Verlag, Wald-Michelbach 2002, ISBN 3-935616-08-2.
  • Peter Wende: Englische Könige und Königinnen. Von Heinrich VII. bis Elisabeth II. C. H. Beck, München 1998, ISBN 3-406-43391-X.

Englischsprachige Biografien

Bearbeiten
Commons: Heinrich VII. – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Peter Wende (Hrsg.): Englische Könige und Königinnen der Neuzeit. S. 15. ISBN 978-3-406-57375-0, abgefragt am 27. Oktober 2011
VorgängerAmtNachfolger
Richard III.König von England
Lord von Irland

1485–1509
Heinrich VIII.
Edmund TudorEarl of Richmond
1457–1485
Titel mit der Krone verschmolzen