Olympische Sommerspiele 2024/Radsport – Straßenrennen (Frauen)

Straßenradrennen der Frauen bei den Olympischen Sommerspielen 2024

Das Straßenrennen der Frauen bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris fand am 4. August 2024 statt.

Olympische Ringe
Sportart Radsport
Disziplin Straßenrennen (158 km)
Geschlecht Frauen
Teilnehmer 92 Athletinnen aus 57 Ländern
Wettkampfort Jardins du Trocadéro (Start/Ziel)
Paris, Hauts-de-Seine, Yvelines (unterwegs)
Wettkampfphase 4. August 2024
Siegerzeit 3:59:23 h
Medaillengewinnerinnen
Vereinigte Staaten Kristen Faulkner (USA)
Niederlande Marianne Vos (NED)
Belgien Lotte Kopecky (BEL)
2020 2028
Radsportwettbewerbe bei den
Olympischen Spielen 2024
Qualifikation
Straßenradsport
Straßenrennen Frauen Männer
Einzelzeitfahren Frauen Männer
Bahnradsport
Teamsprint Frauen Männer
Sprint Frauen Männer
Keirin Frauen Männer
Mannschaftsverfolgung Frauen Männer
Madison Frauen Männer
Omnium Frauen Männer
Mountainbike
Cross-Country Frauen Männer
BMX-Rennen
Einzel Frauen Männer
BMX-Freestyle
Park Frauen Männer

Streckenverlauf

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Der Streckenverlauf über 158 km wurde Anfang Juli 2023 bekanntgegeben.[1] Das Rennen wurde an den Jardins du Trocadéro gestartet, die während der Olympischen Spiele mit einem temporären Stadion überbaut worden waren. Nach einer Schleife durch den Südosten von Paris verließen die Fahrerinnen die Stadtgrenze an der Porte de Châtillon und begaben sich in Richtung Versailles. Nach der Passage des Aquädukts von Buc folgte eine rund 50 km lange Schleife rund um das Vallée de Chevreuse, auf der unter anderem die ehemaligen Klöster Port-Royal und Vaux-de-Cernay passiert wurden, bevor es zurück nach Paris ging.

Der Parcours beinhaltete 1.700 Höhenmeter an Steigungen. Außerhalb von Paris standen sechs benannte sowie mehrere kleinere, unbenannte Côtes auf dem Programm. Die 50 Kilometern spielten sich auf der Rive Droite von Paris ab. Zweimal wurde ein Rundkurs durchlaufen mit den Steigungen auf den Montmartre, des Boulevard Sérurier und der Rue du Faubourg-du-Temple. Nach dem dritten Anstieg auf den Montmartre ging es zurück zur Seine und zum Ausgangsort des Rennens.

Titelträgerinnen

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Olympiasiegerin Osterreich  Anna Kiesenhofer Tokio 2020
Weltmeisterin Belgien  Lotte Kopecky Glasgow 2023

Ereignisse im Vorfeld

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Die Qualifikation für den Wettkampf richtete sich hauptsächlich nach der Nationen-Weltrangliste am Ende der Straßensaison 2023, einige Plätze wurden auch über die Straßenradsport-Weltmeisterschaften 2023 sowie die kontinentalen Meisterschaften jenes Jahres vergeben. Die Fahrerinnen für die durch Russland und Weißrussland qualifizierten Quotenplätze wurden durch eine Kommission des IOC ausgewählt und traten als „individuelle neutrale Athletinnen“ an.[2] Über die regulären Startplätze hinaus wurde Eyeru Tesfoam Gebru eingeladen, das olympische Flüchtlingsteam zu vertreten, und die Schwestern Fariba und Yulduz Hashimi durften Afghanistan repräsentieren.

Die dänische Fahrerin Solbjørk Minke Anderson wurde bei der Erkundung der Strecke eine Woche vor dem Rennen durch ein Auto angefahren und so verletzt, dass sie durch Rebecca Koerner ersetzt werden musste.[3]

Das Feld war im Vergleich zu Tokio von 67 auf 90 Fahrerinnen vergrößert worden, die maximale Mannschaftsgröße blieb jedoch bei vier. Die Niederlande galten als stärkste Mannschaft, die mit der Sprinterin Lorena Wiebes, der Bergfahrerin Demi Vollering sowie der Klassiker-Spezialistin Marianne Vos mehrere Optionen hatte. Daneben galten Weltmeisterin Lotte Kopecky und die Italienerin Elisa Longo Borghini als wichtigste Sieganwärterinnen.[4][5] Die überraschende Olympiasiegerin von Tokio, Anna Kiesenhofer, stand wieder am Start, galt jedoch nicht als Kandidatin für einen vorderen Platz, zumal die niederländische Mannschaft mit Ellen van Dijk eine Zeitfahrer-Spezialistin aufgestellt hatte mit klarer Maßgabe, Ausreißergruppen in Schach zu halten.[6]

Wie bereits im Einzelzeitfahren ließ Großbritannien einen zuvor vom Verband bestätigten Startplatz verfallen, anstatt ihn zurückzugeben und einer kleineren Nation zukommen zu lassen. Die Startliste umfasste daher 92 von 93 möglichen Plätzen.

Rennverlauf

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Das Rennen begann um 14 Uhr und fand bei guten äußeren Bedingungen statt. Nach dem reellen Start begab sich zunächst Awa Bamogo auf einen kurzlebigen Ausreißversuch, später lösten sich nach und nach Nora Jenčušová, Yulduz Hashimi, Rotem Gafinovitz, Hanna Zerach, Fariba Hashimi und Nguyễn Thị Thật vom Feld. Sie fanden nach einer Weile zusammen und erhielten rund sechs Minuten Vorsprung. Auch Olga Sabelinskaja begab sich auf einen Fluchtversuch, blieb allein jedoch auf verlorenem Posten. Auf der Côte du Pavé des Gardes, etwa zehn Kilometer vor der Rückkehr nach Paris, setzten sich Hanna Zerach und Fariba Hashimi etwas von den anderen Mitgliedern der Kopfgruppe ab.

 
Fahrerinnen bei der Überquerung des Montmartre.
 
Vas und Vos an der Spitze des Rennens.

War es im Feld bis dahin ruhig geblieben, versuchten in der Banlieue und auf den Straßen von Paris mehrere Fahrerinnen zu antizipieren. Diese Bemühungen blieben ohne große Wirkung, zogen jedoch das Feld auseinander. Kurz vor der ersten Überquerung des Montmartre stürzte Chloé Dygert, als sie in einer Kurve versuchte, Plätze gutzumachen, und riss mehrere Fahrerinnen mit.[7] Nur eine kleine Gruppe kam ungeschoren durch, überholte Zerach sowie Hashimi und spaltete sich nochmals bei der Überquerung des Montmartre. Es lagen nunmehr elf Fahrerinnen in Front, darunter Dygerts Teamkollegin Kristen Faulkner, dazu Marianne Vos, Kata Blanka Vas, Liane Lippert, Mavi García, Elisa Longo Borghini, Noemi Rüegg, Marta Lach sowie die drei Britinnen Elizabeth Deignan, Anna Henderson und Pfeiffer Georgi. Eine Reihe von Favoritinnen war aufgehalten worden, und nur Lotte Kopecky schaffte nach einer langen Anstrengung noch den Anschluss. In einer zweiten Gruppe, die 40 Sekunden zurücklag, machte Demi Vollering Tempo zugunsten von Lorena Wiebes, auch Fahrerinnen wie Grace Brown, Katarzyna Niewiadoma oder Cecilie Uttrup Ludwig waren dort vertreten, sollten aber mit dem Ausgang des Rennens nichts mehr zu tun haben. Mit einem Schlag war die mannschaftliche Stärke Belgiens und der Niederlande negiert worden, auch sämtliche französischen Fahrerinnen waren auf diese Weise ausgeschaltet.

In der Spitzengruppe machte zunächst Deignan die Führungsarbeit, bevor sie bei der zweiten Überquerung des Montmartre zusammen mit Henderson zurückfiel, während Georgi fruchtlos attackierte. Unter den Führenden herrschte jedoch keine Einigkeit mehr, so dass Deignan nochmals aufholte und sogleich ihrerseits attackierte. Vas und Vos gingen mit, und Deignan, die ihre Kräfte überspannt hatte, fiel bald wieder zurück. Das neue Spitzenduo arbeitete gut zusammen und gewann eine halbe Minute Vorsprung. Auf dem letzten Anstieg zum Montmartre ließen Faulkner und Kopecky die übrigen Verfolger hinter sich und kamen auf weniger als zehn Sekunden an die Führenden heran. Es entspann sich eine Art Paarzeitfahren, in dem der Abstand zwischen Vas und Vos einerseits und Faulkner und Kopecky andererseits lange stabil blieb, bis sich die Lücke bei der Überquerung der Seine, vier Kilometer vor dem Ziel, doch noch schloss. Faulkner lancierte unmittelbar eine Attacke, und nur Vas bemühte sich, an ihrem Hinterrad zu bleiben. Als sie keine Hilfe von Vos oder Kopecky bekam, war das Rennen entschieden: Faulkner fuhr mit wachsendem Vorsprung einem unerwarteten Sieg entgegen, während die drei anderen Fahrerinnen sich darauf einstellten, um die verbliebenen Medaillen zu sprinten. Den Spurt gewann Vos knapp vor Kopecky und Vas, die damit leer ausging.[8][9][10][11]

Ergebnis

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4. August 2024, Start: 14:00 Uhr

 
Die spätere Siegerin Kristen Faulkner während des Rennens
Rang Name Nation Zeit
1 Kristen Faulkner Vereinigte Staaten  Vereinigte Staaten 3:59:23 h
2 Marianne Vos Niederlande  Niederlande + 0:58 min
3 Lotte Kopecky Belgien  Belgien + 0:58 min
4 Kata Blanka Vas Ungarn  Ungarn + 0:58 min
5 Pfeiffer Georgi Großbritannien  Großbritannien + 1:21 min
6 Mavi García Spanien  Spanien + 1:23 min
7 Noemi Rüegg Schweiz  Schweiz + 2:04 min
8 Katarzyna Niewiadoma Polen  Polen + 2:44 min
9 Elisa Longo Borghini Italien  Italien + 3:05 min
10 Marta Lach Polen  Polen + 3:27 min
11 Lorena Wiebes Niederlande  Niederlande + 3:31 min
12 Elizabeth Deignan Großbritannien  Großbritannien + 3:34 min
13 Anna Henderson Großbritannien  Großbritannien + 3:34 min
14 Caroline Andersson Schweden  Schweden + 3:34 min
15 Chloé Dygert Vereinigte Staaten  Vereinigte Staaten + 3:40 min
16 Liane Lippert Deutschland  Deutschland + 4:04 min
17 Christine Majerus Luxemburg  Luxemburg + 5:00 min
18 Elise Chabbey Schweiz  Schweiz + 5:00 min
19 Alison Jackson Kanada  Kanada + 5:00 min
20 Rasa Leleivytė Litauen  Litauen + 5:00 min
21 Ingvild Gåskjenn Norwegen  Norwegen + 5:00 min
22 Lauretta Hanson Australien  Australien + 5:00 min
23 Grace Brown Australien  Australien + 5:00 min
24 Justine Ghekiere Belgien  Belgien + 5:00 min
25 Elena Cecchini Italien  Italien + 5:00 min
26 Eri Yonamine Japan  Japan + 5:00 min
27 Victoire Berteau Frankreich  Frankreich + 5:00 min
28 Christina Schweinberger Osterreich  Österreich + 5:00 min
29 Cecilie Uttrup Ludwig Danemark  Dänemark + 5:00 min
30 Marte Berg Edseth Norwegen  Norwegen + 5:00 min
31 Niamh Fisher-Black Neuseeland  Neuseeland + 5:00 min
32 Antonia Niedermaier Deutschland  Deutschland + 5:00 min
33 Ashleigh Moolman Sudafrika  Südafrika + 5:00 min
34 Demi Vollering Niederlande  Niederlande + 5:00 min
35 Megan Armitage Irland  Irland + 7:35 min
36 Julia Kopecký Tschechien  Tschechien + 7:37 min
37 Anniina Ahtosalo Finnland  Finnland + 7:41 min
38 Audrey Cordon-Ragot Frankreich  Frankreich + 7:41 min
39 Ruby Roseman-Gannon Australien  Australien + 7:49 min
40 Franziska Koch Deutschland  Deutschland + 7:53 min
41 Daniela Campos Portugal  Portugal + 7:53 min
42 Eugenia Bujak Slowenien  Slowenien + 7:53 min
43 Margot Vanpachtenbeke Belgien  Belgien + 7:53 min
44 Olivia Baril Kanada  Kanada + 7:53 min
45 Agnieszka Skalniak-Sójka Polen  Polen + 7:53 min
46 Juliette Labous Frankreich  Frankreich + 7:53 min
47 Tamara Dronowa Individuelle Neutrale Athleten  Indiv. neutr. Athleten + 7:53 min
48 Arlenis Sierra Kuba  Kuba + 7:53 min
49 Emma Norsgaard Bjerg Danemark  Dänemark + 7:53 min
50 Paula Patiño Kolumbien  Kolumbien + 7:53 min
51 Yanina Kuskova Usbekistan  Usbekistan + 7:53 min
52 Anna Kiesenhofer Osterreich  Österreich + 7:53 min
53 Julie Van de Velde Belgien  Belgien + 7:58 min
54 Elisa Balsamo Italien  Italien + 8:16 min
55 Silvia Persico Italien  Italien + 8:16 min
56 Kim Cadzow Neuseeland  Neuseeland + 8:51 min
57 Elena Hartmann Schweiz  Schweiz + 8:51 min
58 Ellen van Dijk Niederlande  Niederlande + 8:51 min
59 Urška Pintar Slowenien  Slowenien + 8:51 min
60 Catalina Soto Chile  Chile + 10:26 min
61 Hanna Zerach Individuelle Neutrale Athleten  Indiv. neutr. Athleten + 10:55 min
62 Antri Christoforou Zypern Republik  Zypern + 10:57 min
63 Mireia Benito Spanien  Spanien + 10:57 min
64 Lee Sze-wing Hongkong  Hongkong + 11:24 min
65 Linda Zanetti Schweiz  Schweiz + 11:24 min
66 Jelena Erić Serbien  Serbien + 11:24 min
67 Julija Birjukowa Ukraine  Ukraine + 11:24 min
68 Vera Looser Namibia  Namibia + 11:24 min
69 Anastasia Carbonari Lettland  Lettland + 11:24 min
70 Olga Sabelinskaja Usbekistan  Usbekistan + 11:24 min
71 Nora Jenčušová Slowakei  Slowakei + 11:24 min
72 Aljona Iwantschenko Individuelle Neutrale Athleten  Indiv. neutr. Athleten + 11:24 min
73 Nguyễn Thị Thật Vietnam  Vietnam + 11:24 min
74 Ana Vitória Magalhães Brasilien  Brasilien + 11:24 min
75 Fariba Hashimi Afghanistan  Afghanistan + 11:24 min
76 Rebecca Koerner Danemark  Dänemark + 12:59 min
77 Rotem Gafinovitz Israel  Israel + 14:19 min
78 Phetdarin Somrat Thailand  Thailand + 14:19 min
Nicht in der Wertung
Eyeru Tesfoam Gebru Refugee Olympic Team  Refugee Olympic Team DNF
Diane Ingabire Ruanda  Ruanda DNF
Yulduz Hashimi Afghanistan  Afghanistan DNF
Awa Bamogo Burkina Faso  Burkina Faso DNF
Ese Ukpeseraye Nigeria  Nigeria DNF
Nur Aisyah Mohamad Zubir Malaysia  Malaysia DNF
Milagro Mena Costa Rica  Costa Rica DNF
Safiya Al Sayegh Vereinigte Arabische Emirate  Ver. Arab. Emirate DNF
Marcela Prieto Mexiko  Mexiko DNF
Nesrine Houili Algerien  Algerien DNF
Song Min-ji Südkorea  Südkorea DNF
Tang Xin China Volksrepublik  China DNF
Kimberley Le Court de Billot Mauritius  Mauritius DNF
Tiffany Keep Sudafrika  Südafrika DNF
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Einzelnachweise

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  1. Paris 2024 révèle les parcours des épreuves olympiques de cyclisme sur route. Paris 2024, 4. Juli 2023; (französisch).
  2. Les athlètes individuels neutres aux Jeux Olympiques de Paris 2024. Olympics.com, 15. Juni 2024; (französisch).
  3. Parijs 2024: Deense wielrenster loopt breuk op bij aanrijding door auto op olympisch parcours. Wielerflits, 27. Juli 2024; (niederländisch).
  4. Women’s Olympic Road Race Preview. The Inner Ring, 4. August 2024; (englisch).
  5. Parijs 2024: Voorbeschouwing wegwedstrijd vrouwen – Strijd der Lage Landen? Wielerflits, 4. August 2024; (niederländisch).
  6. Oranje will keine “neue Kiesenhofer”. Radsport-News, 3. August 2024;.
  7. Chloe Dygert road race crash 'worth it' given US teammate Faulkner clinches Olympic gold. CyclingNews, 5. August 2024; (englisch).
  8. Faulkner düpiert die Favoritinnen und holt sich Olympia-Gold. Radsport-News, 4. August 2024;.
  9. Parijs 2024: IJzersterke Kristen Faulkner kaapt olympisch goud weg voor Marianne Vos en Lotte Kopecky. Wielerflits, 4. August 2024; (niederländisch).
  10. Cyclisme aux JO 2024 : la surprise Faulkner, le duel Vos-Kopecky. France Info, 4. August 2024; (französisch).
  11. As it happened: Faulkner solos to gold as Vos and Kopecky complete podium ahead of Vas in photo finish. CyclingNews, 4. August 2024; (englisch).