Pfitsch
Pfitsch (italienisch Val di Vizze) ist eine der nördlichsten Gemeinden von Südtirol in Italien mit 3065 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2022). Die Gemeinde erhielt ihren Namen vom Pfitscher Tal, in dem sie liegt. Ihr Hauptort ist Wiesen am Eingang des Tals.
Pfitsch | |
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(ital.: Val di Vizze) | |
Wappen | Karte |
Staat: | Italien |
Region: | Trentino-Südtirol |
Provinz: | Bozen – Südtirol |
Bezirksgemeinschaft: | Wipptal |
Einwohner: (VZ 2011/31.12.2022) |
2.619/3.065 |
Sprachgruppen: (laut Volkszählung 2011) |
90,98 % deutsch 8,94 % italienisch 0,08 % ladinisch |
Koordinaten | 46° 54′ N, 11° 28′ O |
Meereshöhe: | 943–3509 m s.l.m. (Zentrum: 948 m s.l.m.) |
Fläche: | 142,00 km² |
Dauersiedlungsraum: | 11,7 km² |
Fraktionen: | Kematen, St. Jakob, Wiesen |
Nachbargemeinden: | Brenner, Finkenberg (A), Freienfeld, Gries am Brenner (A), Mühlbach, Mühlwald, Sterzing, Vintl, Vals (Tirol) |
Partnerschaft mit: | Altdorf bei Nürnberg (DE), Landkreis Cuxhaven (DE) |
Postleitzahl: | 39049 |
Vorwahl: | 0472 |
ISTAT-Nummer: | 021107 |
Steuernummer: | 81005910211 |
Bürgermeister (2020): | Stefan Gufler (SVP) |
Geografie
BearbeitenDie Gemeinde Pfitsch befindet sich im Norden Südtirols und nimmt dort das gesamte Pfitscher Tal sowie die umliegenden Berge ein. Das Pfitscher Tal – vom Pfitscher Bach durchflossen – zweigt bei Sterzing vom Wipptal in nordöstliche Richtung ab und führt über 20 km in die Zillertaler Alpen hinein. Die Gemeindefläche beträgt 142,00 km².
Die Gemeinde ist in die drei Fraktionen Wiesen, Kematen und St. Jakob gegliedert, die wiederum eine ganze Reihe kleinerer Weiler umfassen, etwa Flains, Moos, Burgum, Schmuders, Tulfer, Kematen, St. Jakob, Stein, Maibad, Ried, Rain, Grube, Kinzen, Wald, Wiesen und Bahnhof.
Die Fraktion Wiesen (940–970 m) befindet sich am Talausgang vor dem Sterzinger Becken. In dieser Gegend stößt das Pfitscher Gemeindegebiet bis an den Eisack und somit unmittelbar an das Sterzinger Stadtzentrum, wodurch etwa der Sterzinger Bahnhof eigentlich in Pfitsch liegt. Im Süden bildet hier der Pfitscher Bach in seinem letzten Teilstück vor der Einmündung in den Eisack die Grenze zur Nachbargemeinde Freienfeld. Kematen befindet sich grob in der Mitte des Pfitscher Tales, während St. Jakob die höchstgelegene Fraktion ist.
Das erste Teilstück der Berge, die das Pfitscher Tal im Nordwesten und Norden begrenzen, ist der Tuxer Kamm. Zu den bedeutendsten Gipfeln hier zählen die Weißspitze (2714 m), das Hühnerspiel (2790 m), die Rollspitze (2776 m), die Kalkwandstange (2386 m), die Flatschspitze (2570 m) und der Wolfendorn (2776 m). Das Schlüsseljoch (2212 m) und das Brennermäuerl (2395 m) bilden einen Übergänge nach Brennerbad bzw. zum Brennerpass in der Gemeinde Brenner. Ab dem Wolfendorn rechnet der Gebirgszug nördlich über dem Pfitscher Tal, der nun auch die italienisch-österreichische Staatsgrenze zum Bundesland Tirol trägt, zum Alpenhauptkamm. Nach dem Kraxentrager (2999 m) erhebt sich mit der Hohen Wand (3289 m) der erste Gipfel des Zillertaler Hauptkamms, der von hier ostwärts streicht und zunächst zum Einschnitt des Pfitscher Jochs (2246 m), der das Pfitscher Tal mit dem Zamser Grund in Nordtirol verbindet, abfällt. Im äußersten Osten des Gemeindegebiets befinden sich mit der Hochfernerspitze (3463 m), dem Hochfeiler (3509 m) und dem Hohen Weißzint (3371 m) die höchsten Gipfel von Pfitsch. Am Hohen Weißzint lösen sich die Pfunderer Berge, die einen nach Südwesten streichenden Kamm ausbilden, der das Pfitscher Tal südseitig begrenzt und zu dem von dort mehrere kurze Seitentäler vordringen. Der erste kurze Abschnitt dieses Gebirgszugs zwischen Hohem und Niederem Weißzint (3263 m) bildet die Gemeindegrenze zu Mühlwald im Mühlwalder Tal. In der Folge trennt der Kamm auf der Höhe von Rotem Beil (2949 m) und Grabspitze (3062 m) Pfitsch vom zur Gemeinde Vintl gehörenden Pfunderer Tal, sowie auf der Höhe der Wilden Kreuzspitze (3135 m) vom zur Gemeinde Mühlbach gehörenden Valler Tal. Südwestlich der Wilden Kreuzspitze verliert der Gebirgszug immer mehr an Höhe und läuft – zuletzt die Gemeindegrenze zu Freienfeld tragend – zum Wipptal hin aus.
In Pfitsch gibt es keine bedeutenden Stillgewässer, jedoch eine Reihe kleinerer Bergseen an den nördlichen Talflanken, darunter die Hatzlacke (1850 m), den Grafsee (1999 m) und die Pfitscher-Joch-Seen (über 2200 m).
Geschichte
BearbeitenDie Besiedlung des Gemeindegebietes geht bis in die Römerzeit zurück, denn bereits um 600 n. Chr. dürften die heutigen Siedlungen Flains, Tulfer und Kematen bestanden haben. Eindeutige archäologische Funde machen sich jedoch vergleichsweise rar.
Die erste urkundliche Erwähnung des Gemeindegebiets geht aus einer Schenkungsurkunde des Jahres 827 n. Chr. hervor, als Besitzungen in Flains („Ualones“) und Tulfer („Tuluares“) an das Kloster Innichen übertragen wurden.[1]
Um 1070 kam es zu einem Felssturz, durch welchen der See, welcher das hintere Tal bis dahin ausfüllte, entleert wurde. Dadurch wurde auch der hintere Teil des Tales bewohnbar.
Rund hundert Jahre später, im Jahr 1186, wird in einem päpstlichen Schutzprivileg für das Regularkanonikerstift Au bei Bozen dessen Besitz „in Phize“ genannt.[2] Ein Wohnturm in Pfitsch gehörte, wie auch das Schloss Moos (in Wiesen, ab 1325 erwähnt), der Familie Trautson.
1931 entstand die Gemeinde in ihrem heutigen Umfang durch die Zusammenlegung der bis dato selbstständigen Gemeinden Wiesen und Pfitsch.
Politik
BearbeitenFaschistische Amtsbürgermeister (podestà) der ehemaligen Gemeinde Pfitsch:
- Giuseppe Vandoni: 1926–1929
- Lodovico Merelli: 1929–1930
- Manlio Trabalza: 1930–1931
Faschistische Amtsbürgermeister (podestà) der ehemaligen Gemeinde Wiesen:
- Johann Weissteiner: 1923–1928
- Leopoldo Traversi: 1928–1928
- Leonardo Magi: 1929–1929
- Achille de Cadillac: 1930–1931
Faschistische Amtsbürgermeister (podestà) und kommissarischer NS-Bürgermeister der 1931 aus Wiesen und Pfitsch zusammengelegten Gemeinde Pfitsch:
- Achille de Cadillac: 1931–1938
- Francesco del Chicca: 1938–1940
- Enrico Schievano: 1940–1943
- Alois Kortleitner: 1943–1944
Bürgermeister seit 1945:[3]
- Johann Bacher: 1945–1977
- Johann Pupp: 1977–2000
- Johann Frei: 2000–2015
- Stefan Gufler: seit 2015
Bevölkerung
BearbeitenDie Gemeinde weist 3065 Einwohner (Stand 31. Dezember 2022) auf; sie gehören laut Volkszählung von 2011 zu 90,98 % der deutschen, zu 8,94 % der italienischen und zu 0,08 % der ladinischen Sprachgruppe an.
Bildung
BearbeitenAuf dem Gemeindegebiet von Pfitsch befinden sich drei Grundschulen in Wiesen, Kematen und St. Jakob, die alle dem deutschen Schulsprengel Sterzing III angeschlossen sind.[4]
Verkehr
BearbeitenFür den Kraftverkehr ist Pfitsch in erster Linie durch die Landesstraße 508 erschlossen (einstmals Teil der SS 508). Im Schienenverkehr bietet der im Gemeindegebiet gelegene Bahnhof Sterzing-Pfitsch Zugang zur Brennerbahn.
Wappen
BearbeitenBlasonierung: Schild geteilt von Schwarz und Grün: Oben eine natürliche aufrechte Bergkristalldrüse mit drei gespreizten Kristallen. Unten ein aufrechtes, silbernes Hufeisen.[5] Der Bergkristall steht für den ehemals betriebenen Bergbau, den Kristallreichtum und das dunkle Schiefergestein. Das Hufeisen ist dem Wappen eines ehemaligen örtlichen Gerichtsherrn entnommen. Der grüne Grund symbolisiert den Ortsteil Wiesen.
Persönlichkeiten
Bearbeiten- Hanns Georg Fux (1661–1706), Bildhauer in Straubing
Sehenswürdigkeiten
BearbeitenLiteratur
Bearbeiten- Gemeinde Pfitsch (Hrsg.): Gemeindebuch Wiesen-Pfitsch. Pfitsch 1998 (online)
Weblinks
Bearbeiten- Gemeinde Pfitsch
- Landschaftsplan der Gemeinde Pfitsch. Amt für Landschaftsökologie, Autonome Provinz Bozen – Südtirol (PDF-Datei)
- Eintrag im Tirol Atlas des Instituts für Geographie an der Universität Innsbruck
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Martin Bitschnau, Hannes Obermair: Tiroler Urkundenbuch, II. Abteilung: Die Urkunden zur Geschichte des Inn-, Eisack- und Pustertals. Band 1: Bis zum Jahr 1140. Universitätsverlag Wagner, Innsbruck 2009, ISBN 978-3-7030-0469-8, S. 61–64, Nr. 86.
- ↑ Franz Huter: Tiroler Urkundenbuch, I. Abteilung: Die Urkunden zur Geschichte des deutschen Etschlandes und des Vintschgaus. Band 1. Universitätsverlag Wagner, Innsbruck 1937, S. 226, Nr. 429.
- ↑ Die Bürgermeister der Gemeinden Südtirols seit 1952. (PDF; 15 MB) In: Festschrift 50 Jahre Südtiroler Gemeindenverband 1954–2004. Südtiroler Gemeindenverband, S. 139–159, abgerufen am 16. November 2015.
- ↑ Schulsprengel Sterzing III. Südtiroler Bürgernetz, abgerufen am 25. Oktober 2014.
- ↑ Wappen Gemeinde Pfitsch